Ranking : Die 1000 wichtigsten Manager in Österreichs Industrie

Die 1000 wichtigsten und erfolgreichsten Manager in Österreichs Industrie

Die wichtigsten Industriemanager Österreichs

- © Judith Heimhilcher

Wie wird man Top-Manager? – So funktioniert das Ranking

Wie findet man die 1000 einflussreichsten Industriemanager Österreichs? Wie schon in den Jahren zuvor beauf­tragte INDUSTRIEMAGAZIN die Netz­werkanalytiker von FASresearch mit der Rangreihung. Die grundlegende Syste­matik: Einfluss ist ein Produkt aus Umsatz, Vernetzung und Variabilität des Netzwerkes.

Analysiert werden hierfür die kumulierten Umsätze der Unternehmen, über die eine Person
als Vorstand oder Mitglied im Aufsichtsrat Verfügungsgewalt hat. Errechnet wird weiters die Vernetzung der Per­sonen aus ihren Positionen in Vor­ständen, Aufsichtsräten, Forschungsinstitutionen, Wirtschaftsverbänden oder Vereinen.

Variabilität ist der dritte Faktor. Hier geht es um Verbindungen in andere Branchen und andere Länder sowie zu unterschiedlichen Alters­gruppen (und dem anderen Geschlecht) im Netzwerk.

Grundlage des Rankings sind die Firmen­buchdaten von Österreichs 5000 umsatzstärksten Industriebetrieben, den verbundenen Privatstiftungen und die FASresearch­ Datenbank, die umfassende Informatio­nen zu verschiedensten Netzwerk­-Berei­chen enthält.

Übrigens: Mit einem Alters­durchschnitt von 55 Jahren geht eine signifikante Verjüngung der 1000 wichtigsten Manager um etwa ein Jahr gegenüber 2020 einher.

Mehr Details zur Methodik finden Sie am Ende des Artikels.

Das aktuelle Ranking der 1.000 wichtigsten Manager 2023 finden Sie hier: Österreichs 1.000 Top-Manager

Sie aktivieren Spitzenleistungen in ihren Unternehmen, um die großen Herausforderungen dieser Epoche zu stemmen. Der Viruspandemie, Klimakrise und Digitalisierung halten Top-Manager neue Formen der Kooperation abseits der ausgetretenen Netzwerkpfade entgegen. Welche Persönlichkeiten sind für den Wandel in der Industrie am besten gewappnet?

Die Analytiker von FASresearch nahmen für INDUSTRIEMAGAZIN das Netzwerk der Führungskräfte der 5000 größten Unternehmen Österreichs unter die Lupe. Spitzenmanager
wie Uniqa-­Chef Andreas Brandstetter, Infineon­-Öster­reich­-Chefin Sabine Herlitschka oder OMV-­Vorstandschef Alfred Stern haben auf die drängenden Fragen unserer Zeit die, wie es scheint, richti­gen Antworten parat.

Mit Mut zur Innovation öffnen sie ihre Netzwerke über Branchen­ und Altersgrenzen hinweg. Sie sind damit die großen Zukunftsgestalter des Landes.

Wie wird bewertet?

Für alle Kriterien werden die Firmenwerte (nach den obigen Schlüsseln) auf die Personen übertragen, aufsummiert und auf ein Maximum von 100 Prozent normalisiert. Das bedeutet zum Beispiel: Die Person mit dem höchsten Umsatzgewicht im Ranking (2021: Erwin Hameseder) stellt die 100%­Benchmark für alle anderen Personen im Ranking dar. Das Kriterium Variabilität ergibt sich aus dem Durchschnitt der Einzelvariabilitäten. Die Rangreihung innerhalb von Ex-aequo-Wertungen geschieht nach den weiteren Nachkommastellen, die im Heft nicht abgebildet werden.

Unten stehend finden Sie das umfassende, interaktive Ranking mit Sortierfunktion. Um das Ranking in voller Größe auf Ihrem Mobil-Device auszuspielen, klicken Sie hier.

#1 Andreas Brandstetter, Uniqa – Der Neudenker

Andreas Brandstetter, 52
Vorstandsvorsitzender Uniqa Insurance Group AG


Wenn Andreas Brandstetter ein übergeordnetes Handlungsfeld für die nächste Dekade identifiziert hat, ist es die Nachhaltigkeit. So kommt es, dass Brandstetter, übrigens Präsident der Freunde der Albertina, zuletzt wenig Zweifel daran ließ, den europäischen Green Deal nach Kräften unterstützen zu wollen.

„Gefordert ist mehr Nachhaltigkeit“, sagte Brandstetter, der das Amt des Präsidenten von Insurance Europa bekleidet, in einem Interview. Nachsatz: „In allen Lebens- und Arbeitsbereichen, und das so rasch wie möglich.“ Denn ohne Europas Versicherungen werde es nicht funktionieren, schließlich manage man Assets von über zehn Billionen Euro. Gelder, die vermehrt in grüne Investments fließen müssen. Zugleich wurde ein Strategieprogramm 3.0 aufgesetzt, das nicht nur dem Niedrigzinsumfeld Rechnung trägt, sondern auch gesamtgesellschaftlichen Megatrends wie etwa der Urbanisierung.

Andreas Brandstetter, Vorstandsvorsitzender Uniqa Insurance Group, ist laut dem Industriemagazin Ranking der wichtigste Manager in Österreichs Industrie.
Andreas Brandstetter: Nachhaltigkeit in allen Bereichen - © UNIQA/keinrath.com

#2 Erwin Hameseder, Raiffeisen – Der Verbindungs-Offizier

Erwin Hameseder, 65
Vorstandsobmann RAIFFEISEN-HOLDING Niederösterreich-Wien GmbH


Das wirtschaftliche Comeback ist sehenswert gelungen. Nach hohen Verlusten im Vorjahr schrieb die Raiffeisen­-Holding NÖ-­Wien zuletzt wieder schwarze Zahlen. Vorstandsobmann Erwin Hameseder kann plausibel erklären, wie man wieder auf die Erfolgsspur fand: „Gerade in Zeiten einer Pandemie sind wir unserer Schlüsselrolle treu geblieben“, sagt er. Auch die stabile Investitionstätigkeit in Österreich sei ein Faktor.

Lesen Sie auch das Interview mit Erwin Hameseder: "Müssen Stopptafel gegenüber Russland aufstellen"

Entsprechend schmeichelhaft fiel der Wertschöpfungsbericht 2020 des Unternehmens aus, den das Economica Institut für Wirtschaftsforschung verfasste: Der ökonomische Fußabdruck von Raiffeisen NÖ-Wien war und ist ein weiterhin beachtlicher, heißt es dort. Und weiter: „Ein stetig steigender Beitrag zur Wertschöpfung bestätigt die Schlüsselrolle.“

Tatsächlich schuf Raiffeisen NÖ-Wien im Pandemie-Jahr hierzulande zusätzliche 500 Arbeitsplätze. Und jeder 83. Euro, der in Niederösterreich oder Wien erwirtschaftet wird, lässt sich auf die Unternehmensgruppe zurückführen.

Sieht Schlüsselrolle bestätigt: Erwin Hameseder - © Eva Kelety

#3 Elisabeth Stadler, Vienna Insurance Group – Die Internationale

Elisabeth Stadler, 59
Vorstandsvorsitzende VIENNA INSURANCE GROUP AG Wiener Versicherung Gruppe


Elisabeth Stadler
kann auf eine hervorragende Entwicklung der größten internationalen Versicherungsgruppe in Zentral-­ und Osteuropa verweisen. Das Prämienvolumen etwa konnte zuletzt auf 5.773 Millionen Euro gesteigert werden. „Die Geschäftsentwicklung der VIG-Gruppe schließt an das Niveau vor der Corona-Pandemie an.“

Der Wachstumskurs, hört man im Unternehmen, spiegle letztlich die DNA des Unternehmens wider: und zwar Dezentralität dort, wo es sich bezahlt macht. „Als positiven Einfluss für unsere stabile Entwicklung sehe ich unser Geschäftsmodell, das allen regionalen Gruppengesellschaften die erforderliche unternehmerische Freiheit gibt“, erklärt Elisabeth Stadler den Aufwärtstrend. Dies ermögliche, von Region zu Region rasch und individuell zu agieren.

www.sebastianreich.com Elisabeth Stadler CEO VIG Vienna Insurance Group Vorstandsvorsitzende
Elisabeth Stadler: unternehmerische Freiheit als positiver Einfluss - © Vienna Insurance Group

Einfluss der Banker

16 Banker und Versicherer unter den Top ­40. Damit haben sich Spitzen­vertreter von Banken und Versicherungen recht sichtbar zurückgeholt, was nach Abgängen von Managern wie Andreas Treichl verloren ging. Relativ schnell also bildete sich Einfluss abseits der klassischen Finanz­wirtschaft in neuen Strukturen heraus.

Mit Raiffeisen­-Holding NÖ­ Wien­-Obmann Erwin Hameseder und Uniqa-Vorstandschef Andreas Brandstetter sind fürs Erste weiterhin zwei Topleute vorne. Als Kapital­vertreter in Unternehmen, „genauso gut aber auch über Ämter in Klubs und Vereinen“, sagt FAS­-Netzwerkanalytiker Harald Katzmair.

#5 Sabine Herlitschka, Infineon – Die Powerfrau

Sabine Herlitschka, 55
Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria AG


Sie packte eines der größten Investitionsprojekte der Mikroelektronik-Branche in Europa an. 2018 eröffnete der Halbleiter-Konzern Infineon die neue Chipfabrik für Leistungselektronik auf 300-Millimeter-Dünnwafern. Investitionsvolumen: 1,6 Milliarden Euro.

Man habe allen Widrigkeiten zum Trotz „auch geliefert“, so Sabine Herlitschka. Villach, die Wurzel der Leistungshalbleiterei, wird mit der neuen Fabrik zwei Milliarden jährlichen Umsatz generieren können. Angesichts der beschleunigten Elektrifizierung und Digitalisierung ist der Bedarf nach Leistungshalbleitern in den kommenden Jahren weiterhin hoch. Der Zeitpunkt, neue Kapazitäten in Europa zu schaffen, „könnte angesichts der weltweit wachsenden Nachfrage kein besserer sein“.

Tipp der Redaktion: Herlitschka: "Europa bisher vor allem Endkunde"

Sabine Herlitschka, CEO infineon Österreich
Hat den richtigen Zeitpunkt erkannt: Sabine Herlitschka - © Infineon

#8 Alfred Stern, OMV – Der Veränderer

Alfred Stern, 56
Vorstandsvorsitzender OMV Aktiengesellschaft

Der neue starke Mann will die künftige Strategie der OMV auf drei Säulen aufbauen: Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und einem Bekenntnis zu den Pariser Klimazielen.
Die Gruppe sei mit all ihren Beteiligungen ein Konzern mit großem Potenzial, sagt Alfred Stern. Auch bei der Energiewende. Die notwendigen Veränderungen müssten schnell und tiefgreifend sein.

„Ich bin davon überzeugt, dass in zehn Jahren kein Öl- und Gasunternehmen so aussehen wird, wie es heute aussieht“, meint er. Die Weichen sind dafür schon gestellt: Bereits die Hälfte der Gewinne der OMV stammt aus dem Bereich Chemicals & Materials. Die OMV hat sich mit dem Borealis-Zukauf ein glänzendes Wachstumsfeld im Chemie- und Kunststoffbereich eröffnet.

Managerinnen in der Industrie – wer sind die Top-Frauen in der Wirtschaft?

137 Wirtschaftsfrauen finden sich heuer unter den Top­ 1000. 2019 waren es noch lediglich 96 Frauen, 2020 waren es 119.

Am grundsätzlichen Fazit, dass der weibliche CEO oder Vorstand mit Top-Netzwerk bis dato immer noch eher die Ausnahme ist, ändert sich vorerst also wenig. Zwei Frauen – Infineon­Österreich­-Chefin Sabine Her­litschka und Vienna-­Insurance­-Group­-Vorstandsvorsit­zende Elisabeth Stadler – finden sich unter den Top­ 10, vier Frauen finden sich unter den Top­ 20.

Mehr Frauenpower gibt es hier: Das sind Österreichs 125 wichtigste Managerinnen

#9 Georg Knill, Knill-Gruppe und IV – Der Hochvariable

Georg Knill, 48
Geschäftsführender Gesellschafter Knill-Gruppe und IV-Präsident

Bei der Ausarbeitung der Industriellenvereinigung-­Strategie drückte er aufs Tempo. Einer der zentralen Eckpunkte der Zukunftsvision ist ein klares Bekenntnis der Industrie zur Dekarbonisierung. „Nur mit der Industrie gelingt die Energie- und Mobilitätswende“, sagt Knill.

Und stellt der Politik damit die Rute ins Fenster: „Meines Wissens ist noch kein einziges Windkraftprojekt genehmigt – und das Wasserkraftwerk in Graz durchlief ein 12-jähriges Genehmigungsverfahren und 3 Jahre Bauzeit“, mahnt Knill.

Auch bei der Digitalisierung müsse Österreich nachlegen. „Die glaubwürdigsten globalen Digitalisierungsindikatoren, die Verwaltung, Ausbildungskompetenz, Infrastruktur und Prozesse der Digitalisierung messen, weisen uns maximal im Mittelfeld Europas aus." Eine – wie Knill hofft – offene Diskussion auch bei Datenschutz und Datennutzung steht der Politik also bevor.

Georg Knill
Drückt aufs Tempo: Georg Knill - © Marija Kanizaj

#19 Franz­-Peter Mitterbauer, Miba – Der Grenzgänger

Franz­-Peter Mitterbauer, 46
Vorstandsvorsitzender Miba Aktiengesellschaft

Die Ergebnisse der bis 2020 laufenden Strategieperiode, die Peter Mitterbauer mit seinem Antritt 2013 begann, können sich sehen lassen: Beim Umsatz legte man um ein Drittel zu, der Personalstand in Österreich stieg um ein Fünftel. Weltweit arbeiten nun 7500 Mitarbeiter im Gesamtkonzern – die Zahl der Produktionsstandorte stieg von 21 auf 31.

Tipp der Redaktion: F. Peter Mitterbauer – Der Miba Trick

Wachstum sollen bringen: Kernmärkte wie das klassische automobile Zuliefergeschäft, aber auch jene, in denen es um Gewinnung, Übertragung, Speicherung und Nutzung von Energie geht. Bis 2027 – dem Jahr, in dem Miba sein 100-jähriges Bestandsjubiläum hat – soll der Umsatz entlang der Energie-Wertschöpfungskette auf 1,5 Milliarden Euro klettern. Organisch, aber auch durch Zukäufe, für die 100 Millionen Euro sind schonmal reserviert sind (mehr dazu hier).

Neben den Abnehmerbranchen Solar- und Wasserkraft ist auch die Windkraft für Wachstum gut. Der Trend, Wälzlager durch Gleitlager zu substituieren, dürfte die Geschäfte der Laakirchener zusätzlich begünstigen. Aktuell in Entwicklung: Hauptlager für Rotoren.

Mitterbauer Miba
F. Peter Mitterbauer will das 100-Jahr-Jubiläum von Miba mit 1,5 Milliarden Umsatz feiern. - © Christian Hemmelmair

Plötzlich im Top-Management? Die Senkrechtstarter erklärt.

Rangverschiebungen sind im Ranking der 1000 wich­tigsten Manager ein fester Bestandteil. Wie aber sind größere Sätze ins Spitzenfeld zu erklären, bei denen auf Anhieb mehrere hundert Plätze gutgemacht werden? Oder Positionsverluste jener erfahrenen Manager, die schon lange im Geschäft ist?

Auf einem Durchmarsch etwa ist Sonja Zimmermann, die sich 2019 noch nicht unter den Top­1000 der Rangreihung wiederfand. Heuer belegt sie Rang 65, im Vorjahr war sie auf 166 – die Ur­sache für die Top­-Platzierung ist rasch erklärt: Zim­mermann hat ihren Vater 2020 als Aufsichtsratschefin der Berndorf AG beerbt.

#20 Wolfgang Litzlbauer, Umdasch – Der Brückenbauer

Wolfgang Litzlbauer, 52
Vorstandsvorsitzender Umdasch Group AG

Die Strategiepfade der nächsten Dekade im Unternehmen Umdasch sind für Wolfgang Litzlbauer, langjähriger früherer Miba­-Manager, klar umrissen. Die drei Standbeine Schalung, Shopdesign und Ventures sollen weiter ausgebaut werden. Mit dem Fokus, „zukünftig den gesamten Produktlebenszyklus eines Bauprojekts zu betrachten – von der Planung bis zum Recycling“, schildert Wolfgang Litzlbauer.

Die Innovation wird dabei nicht zu kurz kommen, siehe Produktion in der mobilen Fertigteilfabrik und 3D-Betondruck. Litzlbauer schraubt am serienfähigen und praktikablen Produkt. Und international? In Nordamerika, wo man noch vergleichsweise unterrepräsentiert sei, wolle man kräftig zulegen. „Das ist für uns das viel zitierte Land der Möglichkeiten“, sagt der Manager.

Wolfgang Litzlbauer ist Vorstandsvorsitzender der Umdasch Group AG und einer der wichtigsten Industriemanager des Landes.
Wolfgang Litzlbauer will in Nordamerika wachsen. - © Umdasch Group

Sonja Zimmermann, Berndorf AG – Die Umsichtige

Sonja Zimmermann, 48
Aufsichtsratsvorsitzende Berndorf Aktiengesellschaft

Die Managerin, die neben ihrem Vorsitz in der Berndorf AG noch drei weitere Aufsichtsratsmandate hält, ist in nur zwei Jahren in die Top ­100 aufgerückt. So hält sie Mandate in der B&C Holding, der Bank für Tirol und Vorarlberg sowie dem Ölfeldausrüster SBO. „Das reicht dann auch“, lacht Zimmermann.

Für die Berndorf-Gruppe gelte als übergeordnetes Motto damals wie heute die finanzielle Stabilität. Entsprechende Erträge würden allen Vorständen und Geschäftsführern Freiheiten sichern, sehr unternehmerisch zu agieren. Diese sehr aktive Rolle in der Gruppe sei „Anreiz und Herausforderung“, sagt Zimmermann.

Wobei gute Ideen auch reifen dürfen – wie ein Beispiel bei Berndorf Band zeigt. Dort war bis 2008 eine eigene Engineering-Abteilung für die Maschinenentwicklung tätig. Bis Norbert Zimmermann kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Vorstand entschied, diese solle als eigenes Unternehmen laufen lernen.

Ideen dürfen reifen, findet Sonja Zimmermann. - © Thomas Topf

Vorstand vor Vorstandsvorsitz?

Wieso übertrumpfen Einzelvorstände ihre Chefs? Es mag im ersten Moment nicht einleuchten, wenn im Ranking „gefühlt“ einfluss­reichere Personen wie Vorstandschefs oder Eigentümer von ihren Führungskräften überholt werden.

So etwa liegt Alpla­-Ge­schäftsleiter Georg Früh 30 Ränge vor CEO Philipp Lehner, der zu Jah­ resbeginn seinem Vater Günther an die Spitze des Kunststoffverpa­ckungsherstellers nachgefolgt ist. Und das, obwohlVorstandsvorsitzende infolge einer höheren Gewichtung eigentlich „nach oben gepusht werden“, wie Netzwerkanaly­tiker Harald Katzmair sagt.

Selbstverständlich ist die Abbildung in allen Fällen korrekt. So lässt Früh seinen CEO auf­grund seiner Funktion als Stifter der Alpla-Privatstiftung und Komman­ditist einer Venture­-Kapital­Firma hinter sich.

#320 Gerald Hofer, Knapp AG – Der Agile

Gerald Hofer, 52
Vorstandsvorsitzender Knapp AG

Dank boomenden Onlinehandels und steigender Nachfrage nach Robotik und Software läuft es für den Lagerautomatisierer Knapp dieser Tage ziemlich glatt. Wobei Gerald Hofer Wert darauf legt, dass Knapp längst mehr ist als ein Automatisierungsunternehmen.

Der Wirkungskreis des Technologie-Unternehmens erstreckt sich von der Produktion und Qualitätssicherung über das Verteillager (O-Ton Hofer: „Wir wachsen mit Partnern wie Zalando oder Würth mit“) bis zum Point of sale. Das Micro-Fullfillment-Center will Hofer demnächst noch viel stärker in den großen Wachstumsmärkten USA und Australien ausrollen.

Interessiert an Agilität in der Industrie? Vertiefendes Wissen gibt es im INDUSTRIEMAGAZIN Kontext.

„Wir ziehen uns immer wieder zurück und betrachten die Entwicklungen aus einiger Flughöhe“, so Hofer. Entscheidend: So viel Wachstum zuzulassen, wie die Organisation verkraften kann. Von strategischen Zukäufen wie der 2010 vollzogenen Übernahme der Bielefelder Dürkopp Fördertechnik oder der 2019 übernommenen kroatischen Demateh zehrt man noch heute. Erstere wurde zu einem Big Player in der Knapp-Gruppe, letztere hat sich beim Mitarbeiterstand schon versechsfacht.

Knapp AG Gerald Hofer
Gerald Hofer: Wachstum, aber kontrolliertes. - © Knapp AG

#10 Herbert Eibensteiner, 58
Vorstandsvorsitzender Voestalpine AG


Der seit 2019 amtierende Voestalpine-Chef hat ein gut ausbalanciertes Netzwerk ohne echte Schwächen – und hervorragende Werte für Internationalität.

#16 Michael Strugl, 58
Vorstandsvorsitzender Verbund AG

Strugl, seit 2021 Vorstandsvorsitzender des größten österreichischen Elektrizitätsunternehmens, erzielt Top-Werte bei der Vernetzung.

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Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender der Voestalpine - © Voestalpine

#25 Gerda Holzinger-Burgstaller, 42
Vorstandsvorsitzende Erste Bank der Österreichischen Sparkassen AG


Die 42-jährige Spitzenmanagerin, seit 2021 Chefin der Erste Bank,
ist topvernetzt – bei Umsatz und Vernetzungsgrad hat sie Spitzenwerte.

#42 Christian Knill, 51
Gf. Gesellschafter Knill Gruppe

Der Maschinenbauunternehmer und Obmann der Metalltechnischen Industrie, der ein Aufsichtsratsmandat bei der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG innehat, verfügt über ein ausgewogenes Netzwerk.

#72 Stefan Engleder, 42
Geschäftsführer Engel Austria GmbH

Der Urenkel des Unternehmensgründers Ludwig Engel, seit 2016 CEO des in Schwertberg domizilierten Unternehmens für Spritzgießmaschinen, hat ein hochvariables internationales Netzwerk.

Gerda Holzinger-Burgstaller ist seit 2021 Vorstandsvorsitzende der Erste Bank der Österreichischen Sparkassen AG und eine der wichtigsten Managerinnen Österreichs.
Gerda Holzinger-Burgstaller - © YouTube/ Ali Mahlodji

#108 Andreas Klauser, 55
Vorstandsvorsitzender Palfinger AG

Der über die Maßen gut vernetzte Palfinger-CEO, welcher in der im Eigentum der Familie Trierenberg stehenden Trivest AG den Aufsichtsratsvorsitz innehat, verfügt über ein diverses Netzwerk.

#121 Kerstin Gelbmann, 47
Geschäftsführerin Austro Holding GmbH


Das Netzwerk jener Frau, die Erhard Grossniggs Firmenimperium managt und unter anderem Aufsichtsrätin beim Logistiker Gebrüder Weiss ist, ist hochvariabel.

Tipp der Redaktion: Kerstin Gelbmann: Warum die Austro Holding besser aus der Krise kommen wird als andere

Gelbmann Kerstin, Austro Holding
Hat ein hochvariables Netzwerk: Kerstin Gelbmann. - © Austro Holding

#137 Axel Kühner, 50
Vorstandsmitglied Greiner AG

Der Vorstand des Kunststoff- und Schaumstofflösungsanbieters aus Kremsmünster, unter anderem Aufsichtsrat der Teufelberger Holding und Lenzing Plastics, hat ein austariertes Netzwerk.

#139 Markus Comploj, 43
Geschäftsführer Getzner, Mutter & Cie. Beteiligungsgesellschaft m.b.H.

Der Vollblutunternehmer ist in der Branche gut vernetzt. Darüber hinaus ist er in der Landesgruppe Vorarlberg des Wirtschaftsbunds engagiert, klangliche Welten durchmisst er übrigens bei Sonnenberger Harmoniemusik Nüziders, dessen Vereinsobmann Comploj ist.

#189 Sebastian Heinzel, 44
Vorstandsmitglied Wilfried Heinzel Aktiengesellschaft


Schon 2004 war er Aufsichtsratsmitglied der Heinzel Holding, seit 2021 drückt der Jungspund als weiterer Geschäftsführer der Heinzel Group seinen Stempel auf – mit hervorragenden Vernetzungswerten.

Tipp der Redaktion: Sebastian Heinzel – wie der Erbe der Heinzel Group zum Papier fand

AXEL KUEHNER CEO Greiner AG
Axel Kühner, Vorstandsmitglied Greiner - © Greiner AG

#215 Alexander Everke, 58
Vorstandsmitglied ams AG

Die Übernahme von Osram erweiterte unweigerlich das Netzwerk des langjährigen ams-Managers, das überdies hochvariabel ist.

#220 Markus Gärtner, 44
Vorstandsmitglied Mondi AG

Der 44-Jährige mit Diplomen der ETH Zürich und Stanford University darf ein höchst variables Netzwerk sein Eigen nennen.

#236 Andreas Gerstenmayer, 56
Vorstandsvorsitzender AT&S Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft


Der frühere Siemens-Mann und langjährige AT&S-Manager hat Netzwerkwerte wie aus dem Bilderbuch: Vor allem bei Umsatz und Variabilität kann er punkten.

Andreas Gerstenmayer ATS AT&S
Andreas Gerstenmayer, Vorstandsvorsitzender AT&S - © AT&S

#246 Rudolf Mark, 66
Geschäftsführer Mark Metallwarenfabrik GmbH

Der Metall-Entrepreneur und Zulieferer hat ein patentes Netzwerk, das ihn unter die Top-250 bringt.

#255 Alfred Felder, 58
Vorstandsvorsitzender Zumtobel Group AG

Das Netzwerk des Zumtobel-Chefs, dessen Vertrag bis 2025 verlängert wurde, ist vor allem international stark entwickelt.

#322 Stanislaus Turnauer, 50
Aufsichtsratsvorsitzender Constantia Industries AG

Der Chefaufseher der Industriegruppe mit über 3000 Mitarbeitern und 700 Millionen Euro Umsatz verfügt über gute Variabilitätswerte in seinem Netzwerk.

Rudolf Mark Mark Metallwaren
Rudolf Mark, Geschäftsführer Mark Metallwarenfabrik - © Helene Waldner

#329 Eva Schinkinger, 53
Geschäftsführerin Gebauer & Griller Kabelwerke Gesellschaft m.b.H.

Die Chefin der auf elektrische Drähte, Kabel und Leitungssysteme für Automobilkunden spezialisierten Unternehmensgruppe weist überdurchschnittlich hohe Werte für Variabilität in ihrem Netzwerk auf.

#352 Walter Scherb, 31
Geschäftsführer S. Spitz GmbH

Mit dem Einzug in die Geschäftsführung des Getränkeproduzenten 2019 baute der Youngster sein Netzwerk aus – vor allem bei der Variabilität setzt es Spitzenwerte.

#385 Jörg Branschädel, 51
Geschäftsführer Knorr-Bremse Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Der Anfangfünfziger beim Bremssystemehersteller kommt auch auf
durchweg gute Werte bei Vernetzung, Umsatz und Variabilität.

Schinkinger GG Group
Eva Schinkinger, Geschäftsführerin G&G - © businessfoto.wien Lars_Ternes_+4366488865065

#393 Robertus Carolus Jozef van Gils, 42
Geschäftsführer Hammerer Aluminium Industries Holding GmbH

Der Chef des Braunauer Aluminium-Verarbeiters ist topvernetzt – sowohl national als auch international.

#436 Alexander Susanek, 46
Geschäftsführer BMW Motoren GmbH

Der studierte Maschinenbauer und Wirtschaftsingenieur, der im Vorjahr aus Regensburg ins Schwesterwerk Steyr wechselte und dort die Geschäftsführung übernahm, ist innerhalb der Automobilindustrie glänzend vernetzt.

#441 Helmut Weinwurm, 53
Vorstand Robert Bosch Aktiengesellschaft

Der gebürtige Niederösterreicher, seit Mai 2020 Alleinvorstand, hat nicht zuletzt auch dank früheren Führungspositionen in Kroatien und Tschechien ein international dichtes Netzwerk.

BMW Steyr-Chef Alexander Susanek
Alexander Susanek, Geschäftsführer BMW - © BMW Group

#484 Philipp Lehner, 36
Vorstand Alpla Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG

Der Gründerenkel, der zum Jahreswechsel den CEO-Posten von Vater Günther Lehner übernahm, verfügt über ein hochvariables Netzwerk.

Tipp der Redaktion: Alpla CEO Philipp Lehner: "Weltbeste Papierflasche in zehn Jahren"

#493 Simone Theresia Faath, 55
Vorstandsmitglied AT&S Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft

Die 2020 als Cheffinanzerin an Bord des Leiterplattenherstellers gekommene 55-Jährige weist in ihrem Netzwerk überdurchschnittlich hohe Variabilität auf.

#535 Michael Rotpart, 55
Geschäftsleiter Voestalpine Böhler Edelstahl GmbH & Co KG

Der Böhler-Chef, seit 2000 im Unternehmen, seit 2011 Teil des Managementboards, punktet in den Kategorien Umsatz und Variabilität.

Philipp Lehner, CEO von Verpackungsunternehmen Alpla
© Adolf Bereuter Fotografie

#555 Anthea Kate Cherednichenko, 41
Geschäftsführerin Takeda Pharma Ges.m.b.H.

Die gebürtige Australierin und Public-Health-Expertin, seit November 2020 Chefin des biopharmazeutischen Unternehmens, bringt außergewöhnlich hohe Werte bei der Variabilität in ihr Netzwerk ein.

#624 Franz Joseph Doppler, 36
Geschäftsführer Doppler Mineralöle GmbH


Der Inhaber der größten privaten Tankstellenkette weist respektable Werte bei Vernetzung und Variabilität auf.

#637 Aya Maria Thallner, 70
Geschäftsführerin EV Group GmbH

Die Chefin des Präzisionsanlagenherstellers zur Waferbearbeitung in der Halbleiterindustrie hat bemerkenswerte Variabilitätswerte im Netzwerk.

Anthea Cherednichenko, Geschäftsführerin Takeda Pharma

#728 Corinne Emonet, 47
Geschäftsführerin Nestlé Österreich GmbH

Die Mitvierzigerin, die bei Nestlé als Lehrling ihre Karriere begründete, verfügt über ein hochvariables Netzwerk.

#761 Andreas Schoberleitner, 43
Vorstandsmitglied Keba AG

Der erfahrene Finanzer, seit April 2021 im Vorstand des Automatisierungsunternehmens in Linz, weist Top-Werte bei Umsatz und Variabilität auf.

#841 Daniel Siedl, 43
Geschäftsführer Plasser & Theurer, Export von Bahnbaumaschinen, Gesellschaft m.b.H.


Das Netzwerk des Chefs des Gleisbaumaschinenherstellers mit über 3000 Mitarbeitern kann sich sehen lassen: Topwerte in der Kategorie Umsatz.

Andreas Schoberleitner
Andreas Schoberleitner, Vorstandsmitglied Keba - © Keba

Wie wurde gewertet?

Für das große INDUSTRIEMAGAZIN-Ranking dienen die Firmenbuchdaten aller Personen in Österreichs 5000 umsatzstärksten Industriebetrieben, den zehn größten Kreditinstituten (nach Bilanzsumme) sowie den mit jenen verbundenen Privatstiftungen als Basis. Aufnahme in die Liste fanden alle in diesen Unternehmen operativ tätigen Menschen (Vorstände, Geschäftsführer) sowie die Aufsichtsräte dieser Unternehmen. Keine Aufnahme in das Ranking fanden wie in den Vorjahren Politiker, Manager aus dem Gesundheitsbereich oder Anwälte.

Nach welchen Kriterien wird bewertet?

Vernetzung: Jede Person übernimmt die Netzwerkzentralität aller Institutionen (Firmen, Politik/Staat, Gesellschaft), in denen sie Funktionen bekleidet. Die Netzwerkzentralität wiederum umfasst die beiden Dimensionen „Brokerage Capital“ (Verbindung unterschiedlicher Netzwerkbereiche) und „Closure Capital“ (Einbettung in Cliquen).

Umsatz: Für jede Person wird der Umsatz der Unternehmen, in denen sie Funktionen bekleidet, aufsummiert – gewichtet nach der Funktion (Vorstandsvorsitz = 1, Aufsichtsratsvorsitz = 0,75 etc.)

Dies wird für Industrie- und Finanzunternehmen getrennt durchgeführt, um nicht Bilanzsumme und Umsatz zu vermischen.

Variabilität: FASresearch erzeugt das Netzwerk der Top-5.000-Unternehmen und ihrer Eigentümer und Töchter anhand von Kapitalbeteiligungs-/Eigentums-Beziehungen und/oder Verbindungen über Personen. Die Unternehmen werden NACE-Klassen zugeordnet, und daraus wird ein Variabilitäts-Index für jede Firma errechnet. Der ist desto höher, mit je mehr Unternehmen verschiedener NACE-Klassen die Firma verbunden ist und je gleichmäßiger sich die Verbindungen auf die NACE-Klassen verteilen.

Alters-Variabilität: Wie gleich verteilen sich die Angehörigen der Gremien einer Firma auf unterschiedliche Altersklassen? Je gleicher verteilt (Gini-Koeffizient), desto höher der Index pro Unternehmen.

Internationalität: Anzahl der Länder, in denen ein Unternehmen Eigentümer, Beteiligungen oder Töchter hat.

Frauenanteil in Führungsgremien: Prozentanteil der Frauen in Geschäftsführung/Vorstand/ Aufsichtsrat.

Für alle Kriterien werden die Firmenwerte (nach den eingangs genannten Schlüsseln) auf die Personen übertragen, aufsummiert und auf ein Maximum von 100 Prozent normalisiert. Das bedeutet zum Beispiel: Die Person mit dem höchsten Umsatzgewicht im Ranking (2021: Erwin Hameseder) stellt die 100%-­Benchmark für alle anderen Personen im Ranking dar. Das Kriterium Variabilität ergibt sich aus dem Durchschnitt der Einzelvariabilitäten. Die Rangreihung innerhalb von Ex-aequo-Wertungen geschieht nach den weiteren Nachkommastellen.