Standort : Standort-Lob fürs Ländle

Zumtobel_Vorstandschef Alfred Felder

Zumtobel-Chef Felder:Vorarlberg als gefragter Standort

- © Zumtobel

Eine aktuelle Studie zeigt: Die Vorarlberger Wirtschaft schneidet im Vergleich mit 49 europäischen Konkurrenzregionen sehr gut ab. Das ist das Ergebnis einer vom WIFO im Auftrag des Landes durchgeführten Studie.

Verglichen wurde Vorarlberg in der Studie anhand von Daten aus dem Zeitraum 2000 bis 2019 mit 49 Regionen in Europa, die ähnliche Standortbedingungen und Spezialisierungen haben. In Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt Vorarlberg um mehr als ein Viertel über dem Durchschnitt dieser Regionen, im Ranking auf Platz drei hinter Stuttgart und Braunschweig. Über ein Zehntel dieses Vorsprungs sei einer höheren Produktivität geschuldet, erklärte Studienautor Peter Mayerhofer - "das freut den Ökonomen, weil es der Kern der Wettbewerbsfähigkeit ist". Er plädiere für eine verstärkt produktivitätsausgerichtete Wirtschaftspolitik. Zudem empfahl er, bei den Innovationen verstärkt in die Tiefe zu gehen, industrienahe Dienstleistungen zu stärken und im Personalbereich brachliegende Reserven wie Geringqualifizierte durch Ausbildung zu mobilisieren.

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Auch aus Sicht von Landeshauptmann Wallner gilt es, die Stärken des Landes im Wettbewerb weiter auszubauen, zum einen durch beste Ausbildung von Fachkräften, zum anderen durch die Stärkung der familiengeführten Unternehmen, des Produktionsstandorts und der industrienahen Dienstleistungen. In Sachen Forschung sieht er Verbesserungspotenzial. Begegnet werden soll dem unter anderem durch den Ausbau des Forschungszentrums an der Fachhochschule (FH) in Dornbirn und die am Dienstag in der Regierungssitzung beschlossene Zusammenarbeit der FH mit der Hochschule St. Gallen, die in Dornbirn ein Institut mit zwei Professuren einrichten wird.

Vorarlberger Branchengrößen mit Topumsatz

Bestätigt werden die Ergebnisse der Studie auch von Top-Ergebnissen, die Voralberger einfahren konnten. Der Leuchtenhersteller Zumtobel etwa hat ein erfolgreiches drittes Quartal im schiefen Geschäftsjahr hinter sich. Umsatz und Gewinn legten deutlich zu, obwohl der Halbleitermangel weiter zu spüren ist und auch steigende Energiepreise eine Belastung darstellen. Der Zumtobel-Umsatz sei mit 8 Mio. Euro zwar "sehr überschaubar", aber die Kriegs-Auswirkungen auf die Weltwirtschaft machen Sorgen, sagt Firmenchef Alfred Felder.

Felder rechnet eher mit längerfristig hohen Energiepreisen und auch der Halbleitermangel dürfte zumindest noch bis in die zweite Hälfte des Jahres andauern. Aber Zumtobel habe bereits vieles auf erneuerbare Energieträger umgestellt und auch in der Produktion Wege gefunden, lieferbare Halbleiter zu nutzen. Der Auftragsbestand sei sehr hoch. Zugleich könnte Zumtobel Preissteigerungen bei Rohstoffen und den Halbleitermangel im laufenden Geschäftsquartal möglicherweise noch deutlicher zu spüren bekommen.

Bei aller Ungewissheit bleibe der Ausblick "vorsichtig optimistisch", so Felder. Die Zumtobel Group erwartet unverändert für das Geschäftsjahr 2021/22 ein Umsatzwachstum von 4 bis 7 Prozent. Sollte sich die Verfügbarkeit von Halbleitern verbessern, könnte das auch übertroffen werden. Denn die Situation bedeute, "dass wir wesentlich mehr Kunden bedienen könnten als wir können", sagt Felder mit Blick auf die gute Auftragslage bei fehlenden Vorprodukten.

Seit drei Quartalen steigen die Rohstoffkosten sehr stark, aber es gebe "ein gewisses Verständnis bei den Kunden", dass dieser Anstieg auch in den Zumtobel-Produkten weitergegeben werden müsse. Allerdings bereite das Tempo des Anstiegs Probleme, wenn etwa ein im September zu damaligen Preisen berechnetes und abgeschlossenes Projekt jetzt bei aktuellen Energiekosten ausgeliefert werde.

Logistiker im Aufwind

Der Vorarlberger Logistikkonzern Gebrüder Weiss wiederum hat im vergangenen Jahr aufgrund der besonderen Umstände infolge der Coronapandemie ein Nettoumsatzplus von 43 Prozent erwirtschaftet. Den 1,77 Mrd. Euro aus dem Jahr 2020 standen 2021 2,54 Mrd. Euro gegenüber. Über 70 Prozent des Umsatzwachstums stammten aus dem Air & Sea-Bereich. Wolfram Senger-Weiss, Vorsitzender der Geschäftsleitung, sprach in einer Aussendung von "einem Ausnahmejahr, geprägt von hoher Volatilität."

Außer dem Umsatz gibt das Familienunternehmen traditionell keine weiteren Geschäftskennzahlen bekannt. Laut Senger-Weiss stiegen im vergangenen Jahr wegen des weltweiten Laderaummangels die Frachtraten der Reedereien und Fluggesellschaften um ein Vielfaches an. Die Weiterverrechnung dieser Kosten habe maßgeblich zum Umsatzplus beigetragen, aber auch zu besonderen Herausforderungen geführt. "Die Imbalance aus geringem Frachtraumangebot und hoher Nachfrage hatte drastische Auswirkungen", sagte Senger-Weiss. Nur mit hohem Aufwand und großem Einsatz sei es gelungen, für die Kunden geeignete Transportlösungen zu realisieren.

Man habe 2021 vermehrt Luftfracht-Charter organisiert und dabei auch Prachter - zu Frachtflugzeugen umgerüstete Passagierflugzeuge - eingesetzt, sagte Senger-Weiss. Einen wichtigen Entwicklungsschritt habe die Ende 2020 getätigte Übernahme des Ipsen Logistics-Geschäfts in Deutschland, Polen und Malaysia dargestellt. Insgesamt wuchs der Umsatz im Air & Sea- und Logistikbereich auf 1.030 Mio. Euro (2020: 470 Mio. Euro) an.

Im Bereich Landverkehr und Logistik betrug der Umsatz 1.277 Mio. Euro (plus 16 Prozent; 2020: 1.104 Mio.). Dabei wurden laut Senger-Weiss in allen Produktbereichen des Landverkehrs neue Sendungsrekorde erzielt. Rund 1,74 Mio. (2020: 1,37 Mio.) Home Delivery-Sendungen stellte Gebrüder Weiss an Endkunden in Österreich sowie in mehreren Ländern Osteuropas zu. DPD Austria, dessen Mitgesellschafter der Gebrüder Weiss Paketdienst (GWP) ist, beförderte mehr als 66,5 Millionen Pakete. Das entsprach einem Zuwachs von 16 Prozent.

Firmenübernahmen tätigte Gebrüder Weiss in Süddeutschland, Bulgarien und der Türkei, neue Niederlassungen entstanden in Ungarn, Tschechien und Südkorea. Insgesamt investierte der Logistiker die Rekordsumme von 112 Mio. Euro in Standorterweiterungen und Neubauten (2020: 75,6 Millionen Euro). Damit wuchs auch die Zahl der Beschäftigten um acht Prozent auf rund 8.000 Mitarbeitende. Das internationale Netzwerk umfasst nun weltweit 180 Niederlassungen. Diese sollen bis 2030 klimaneutral betrieben werden.

Umwelttechnik gefragt

Ebenfalls bemerkenswert: Das Vorarlberger Recycling-Unternehmen Loacker hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal in der Geschichte des Familienunternehmens die Umsatz-Milliarde (2020: 621 Mio. Euro) geknackt. Man habe das "positive Marktumfeld 2021" optimal nutzen können, informierte das Unternehmen am Donnerstag in einer Aussendung. Bei der Menge an gesammelten Wertstoffen - 1,7 Mio. Tonnen - habe man insgesamt um sieben Prozent zugelegt, in Österreich und Osteuropa sogar um zehn Prozent.

Insbesondere in Osteuropa habe man die Marktposition durch organisches Wachstum sowie Akquisitionen und Kooperationen verbessert. Als eine Kooperation hebt Loacker ein Joint Venture in Polen hervor, das sich mit der Aufbereitung von E-Auto-Batterien beschäftigt. "Wir entwickeln uns mehr und mehr hin zu einem der führenden europäischen Umwelt- und Recyclingunternehmen für die Aufbereitung und Vermarktung der Wertstoffe Eisenschrott, Nichteisen-Metalle und sonstiger Wertstoffe wie Kunststoff, Glas oder Papier", sagte Geschäftsführer Christian Loacker. In die verschiedenen Geschäftsfelder wurden 2021 40 Mio. Euro investiert, heuer sollen es 50 Mio. Euro werden. "Das gesamte Thema einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft wird bei uns und in der Europäischen Union immer wichtiger, was sich auch am EU-Kreislaufwirtschaftsgesetz zeigt", stellte dazu Loacker fest.

Loacker machte keine weiteren Angaben zum Ergebnis. Neuere Entwicklungen und die Bestrebungen etwa im Bereich der Digitalisierung hätten die 1.400 Mitarbeitenden mitgetragen. So sei 2021 ein Online-Kundenportal lanciert worden, an weiteren digitalen Lösungen für die Recyclingwirtschaft werde gearbeitet. Zur 1876 gegründeten Loacker-Gruppe mit Stammsitz in Götzis (Bezirk Feldkirch) gehören rund 30 Unternehmen mit über 40 Betriebsstätten in acht Ländern.