Kunststoff : Greiner – Wachstum, das "alles andere als selbstverständlich" ist

Hannes Moser, CFO, und Axel Kuehner, CEO der Greiner AG

Hannes Moser, CFO, und Axel Kuehner, CEO der Greiner AG.

- © Greiner AG

„Das vergangene Jahr war herausfordernd, aber höchst erfolgreich.“ Dieser Satz fasst die aktuelle Situation von Greiner wohl am besten zusammen. Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender des Herstellers und Verarbeiters von Kunststoff und Schaumstoff, bezieht sich damit auf den neuesten Geschäftsbericht.

„Wir haben mit mehr als 2,2 Milliarden Euro einen Rekordumsatz erwirtschaftet, und das in einem wirklich turbulenten globalen Umfeld, in dem Wachstum alles andere als selbstverständlich war“, so so Kühner über das Geschäftsjahr 2021.

Das turbulente Umfeld ist klar, auch dem Familienbetrieb mit Sitz in Kremsmünster, Oberösterreich, spürt die Inflation, Probleme in den Lieferketten, Rohstoffknappheit, gestiegenen Energiekosten und Teuerungen bei Lieferungen.

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„All das hat uns ziemlich auf Trab gehalten“, macht Kühner klar. Im Unternehmen setzte man angesichts der Herausforderungen auf Diversifikation, Innovation und Globalisierung. Das Ergebnis: Alle vier Sparten verbuchten Wachstum.

Finanzvorstand Hannes Moser: „Ein Jahr des besonderen Erfolgs liegt hinter uns: Alle vier Sparten konnten ihre Zielvorgaben übertreffen und durch die Bank wachsen.“

- © Greiner AG

Teilweise über 50 Prozent Umsatzsteigerung

Die Sparte Packaging machte einen Umsatz von 772 Millionen Euro, ein Plus von 11,5 Prozent. Neveon, die Sparte für Schaumstoff, machte einen Umsatz von 735 Millionen Euro, ein Plus von 53,3 Prozent. Diese starke Steigerung ist zum Teil auf die Konsolidierung von Eurofoam zurückzuführen.

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Der Umsatz der Medizintechniksparte Bio-One stieg um 0,4 Prozent auf 695 Millionen Euro. Laut Unternehmen wurde hier das Geschäft vor allem durch die hohe Nachfrage nach Virus-Stabilisierungsröhrchen und Laborbedarf gestützt. Greiner Extrusion, Sparte für Kunststoffprofilextrusion, wurde im Dezember an das deutsch-niederländische Unternehmen Nimbus verkauft, „wo sich der Bereich zukünftig sehr gut entwickeln kann“, sagt Finanzvorstand Hannes Moser. Es wurde auch angemerkt, dass man sich von Bereichen trennte, die man für nicht zukunftsfähig hielt.

Die neben dem Verkauf wohl sichtbarste Veränderung im Vorjahr war die Bündelung der sechs verschiedenen Schaumstoffaktivitäten unter der Dachmarke Neveon. Das „verstärkt die Synergien und erhöht die Sichtbarkeit“, so Moser.

„Greiner befindet sich im Wandel. Wir stellen Dinge auf den Kopf, denken weiter und gehen den nächsten Schritt. Wir fokussieren unsere Aktivitäten und trennen uns von Bereichen, die nicht zukunftsfähig sind."
Hannes Moser

Neue Belastungen

Mittlerweile ist schon länger 2022. Im laufenden Jahr bekam auch Greiner Preissteigerungen in nahezu allen Bereichen zu spüren. Sie würden das Ergebnis belasten, so Kühner über das erste Quartal, doch: „Der Umsatz lag über dem Vorjahr.“

Man strebe organisches Wachstum an, wobei auch Digitalisierung eine entscheidende Rolle spielen soll. Dass Greiner auch digital kann, hat sich bereits in jüngsten Innovationen gezeigt. „Ideen, wie man dem Arbeitskräftemangel mit hochautomatisierten Lösungen beikommen kann, werden Unternehmen ganz dringend brauchen. Das ist ein Punkt, in dem wir alle gefordert sind“, sagt Michael Wurm, Head of Corporate Strategy & Business Development bei Greiner.

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Um unter anderem neue Kundengruppen anzusprechen, wurde 2021 der Webshop völlig neu gestaltet. Käufer können darin seither die Schaumstoffprodukte millimetergenau designen und nach Maß produzieren lassen.

Was zuletzt nicht funktioniert hat, war die Übernahme des belgischen Rivalen Recticel. Ziel bei dem Versuch war es für Greiner, in der Schaumstoffsparte mit einem Umsatz von über einer Milliarde Euro zum Global Player zu werden. Nach neun Monaten des Ringens wurde aber nichts aus der Übernahme, Recticel ging stattdessen an Carpenter in den USA. Mit dem belgischen Produzenten arbeitete Greiner viele Jahren zusammen, 1992 entstand sogar das Joint Venture Eurofoam.

„Mit mehr als 150 Jahren Tradition haben wir gelernt, dass nicht immer alles im ersten Anlauf klappt – und dass man Geduldig sein muss. Recticel ist ein spannendes Unternehmen, aber wir glauben, es gibt genügend andere Optionen um unser Wachstumsziel zu erreichen“, sagte Kühner danach im Interview mit INDUSTRIEMAGAZIN News.