Elektroindustrie : AMS Osram verkauft nächsten Geschäftsbereich

AMS Osram verkauft weiteren Geschäftsbereich

AMS Osram verkauft weiteren Geschäftsbereich

- © AMS Osram

Der steirische Sensorspezialist ams Osram mit Sitz in Premstätten hat sich von seinem nächsten Geschäftsbereich getrennt. Die europäische und asiatische Sparte der Digital Systems wurde an das chinesische Unternehmen Inventronics verkauft, nur wenige Wochen nach der Veräußerung des Tochterunternehmens Traxon.

Der Geschäftsbereich mit Sitz in Garching bei München und 600 Mitarbeitern entwickelt hauptsächlich Vorschaltgeräte mit dazugehörigen Lichtmodulen, Software und vernetzbaren Komponenten für traditionelle und LED-Beleuchtung. Inventronics mit Hauptsitz in Hangzhou, China, ist ein börsennotiertes Unternehmen.

Verkauf von Tochterunternehmen

Bereits im Mai hatte sich AMS Osram von Traxon getrennt. Traxon Technologies, das dynamische Beleuchtungen produziert, wurde von der Prosperity Group aus Hongkong übernommen. Angaben über den Verkaufspreis wurden keine gemacht.

Ende 2021 hat ams Osram den Verkauf seines Beleuchtungssystem-Geschäfts für die Pflanzenzucht namens Fluence abgeschlossen. Käufer ist die Lichttechnikfirma Signify mit Sitz in Eindhoven in den Niederlanden. Der Kaufpreis soll bei rund 240 Mio. Euro gelegen haben. Fluence baut energieeffiziente LED-Beleuchtungssystemen für die Pflanzenzucht. Die verkaufte Tochter ist laut AMS-Osram-Angaben ein Pionier in der Erzeugung von weißem Licht, das dem Spektrum des Sonnenlichts nachempfunden ist.

Schon im März trennte sich AMS Osram von seinem kriselnden Geschäft mit LED-Licht für Autos. Die Automotive Lighting Systems GmbH (AMLS), wurde um 65 Millionen Euro an den französischen Autozulieferer Plastic Omnium verkauft. AMLS war der Rest eines Gemeinschaftsunternehmens des Lichttechnik-Konzerns mit Continental, das das Autolicht der Zukunft entwickeln sollte.

Nach nur zwei Jahren wurde die Zusammenarbeit 2020 wieder aufgelöst, weil die Erwartungen beider Partner nicht erfüllt wurden. Sie hatten sich mit dem digitalen Licht einen mittleren dreistelligen Millionenumsatz erhofft. Abschreibungen bei den beiden Eigentümern waren die Folge.

Ams hatte nach der Übernahme von Osram schon angedeutet, dass die Sparte nicht mehr zum Kerngeschäft zähle. AMLS kam im vergangenen Jahr mit 770 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 148 Millionen Euro. "Nach unserer Kenntnis war das Geschäft nicht profitabel", schrieben die Analysten von Credit Suisse. Die herkömmliche Fahrzeugbeleuchtung behält AMS Osram dagegen im Portfolio. Man werde Plastic Omnium auch weiterhin mit LED-Produkten und optischen Komponenten beliefern, hieß es in der Mitteilung.

Engpässe bei Halbleitern

Engpässe in der Chipversorgung und Ungleichgewichte in den Lieferketten machen dem steirischen Sensorhersteller zu schaffen. Während der Umsatz nur um drei Prozent zurückging, schrumpfte im ersten Quartal der Betriebsgewinn um zwölf Prozent. Bei um drei Prozent gesunkenen Erlösen von 1,25 Milliarden Euro schrumpfte der Betriebsgewinn (Ebit) um zwölf Prozent auf 126 Millionen Euro, wie das an der Schweizer Börse notierte Unternehmen am Dienstag mitteilte.

Der Umsatz liege damit oberhalb der Mitte der Erwartungsspanne. Die Ebit-Marge sank auf 10,1 Prozent nach 11,1 Prozent im Vorjahresquartal. Nach Steuern stieg der Gewinn hingegen um 38 Prozent auf 102 Millionen Euro.

"Engpässe bei der Chipversorgung und Ungleichgewichte in diversen Lieferketten stehen weiter im Zentrum der Entwicklung auf unseren Märkten und sind nicht auf den Automobilmarkt beschränkt"
Alexander Everke

Der Manager geht nach eigenen Angaben nicht davon aus, dass der Chipmangel sowie die Ungleichgewichte in der Supply Chain rasch ausgeglichen werden können.

Für das zweite Quartal rechnet der Konzern mit einem Umsatz zwischen 1,15 und 1,25 Milliarden Euro. Die operative Marge werde zwischen acht und elf Prozent erwartet. Berücksichtigt sei darin die derzeit volatile Nachfrageentwicklung im Consumer-Markt.

Lesen Sie hier: Soviel Umsatz machte AMS Osram im letzten Jahr.

Neue Margenziele als Hintergrund

Hintergrund der Verkäufe und Bereinigungen sind die neuen Margenziele des Unternehmens. Der steirische Sensorenhersteller AMS Osram hat das langfristige Profitabilitätsziel bestätigt. Angestrebt wird eine bereinigte Marge auf Basis des Gewinns vor Zinsen und Steuern von zumindest 20 Prozent.

Der Weg dahin wurde inzwischen präzisiert. So soll im Jahr 2024 ein Zwischenziel erreicht werden. Konkret peilt die Gesellschaft dann eine Marge von 15 Prozent oder höher an. Zum Vergleich: Für das erste Quartal wurde eine Marge von 8 bis 11 Prozent als Ziel genannt.

Basis für die verbesserte Profitabilität ist ein neu ausgerichtetes Portfolio, wie es weiter heißt. So soll 2024 über den Daumen gepeilt ein Umsatz von 4,9 Milliarden Euro erzielt werden - "plus/minus 300 Millionen". Im letzten Jahr wies die Gesellschaft Verkäufe in der Höhe von 5,04 Milliarden Euro aus. Wachstum hat somit für die nächsten drei Jahre keine Priorität.

Außerdem ist bekannt, dass sich AMS Osram von weiteren margenschwachen Osram-Bereichen trennen will. Die Übernahme des deutschen Unternehmens Osram durch AMS ging vor gut einem Jahr über die Bühne. Seither wurden auch schon verschiedene Osram-Bereiche abgestoßen. Nach 2024 soll es dann aber wieder Wachstum geben.

Das langfristige Zielmodell sehe unverändert im Durchschnitt ein jährliches zweistelliges Umsatzwachstum vor, so die Mitteilung. Es sei nach wie vor das Ziel, die Gesellschaft zum führenden Anbieter optischer Lösungen zu machen. Dafür braucht es auch noch einmal große Investitionen. So will das Unternehmen in Malaysia für bis zu 800 Millionen Euro eine neue Fabrik bauen. In dieser sollen laut den Angaben 8-Zoll-Frontend-LED hergestellt werden. Hintergrund der Investition sei, dass wegen des erwarteten Wachstums bei hochwertigen LED-Technologien zusätzliche Kapazitäten bereitgestellt werden sollen.

Über AMS Osram

Die AMS Osram AG ging in den 1970er Jahren aus der Voestalpine hervor und zählt mittlerweile weltweit zu den führenden Unternehmen in der Entwicklung und Herstellung von analogen Hochleistungs-Schaltkreisen. Im Jahr 2020 hat AMS den weitaus größeren Lichtspezialisten Osram übernommen. Als spezialisierter Halbleiteranbieter entwickelt und fertigt die AMS AG branchenführende kundenspezifische und Standard-Analog-Produkte. Export: weltweit. Mitarbeiter: mehr als 10.000 (weltweit).