Halbleiter : Infineon hebt mit gutem Umsatz Prognose an – Anleger nicht überzeugt

Infineon neue Fabrik Villach Sabine Herlitschka Reinhard Ploss Jochen Hanebeck

Jochen Hanebeck (hier bei der Eröffnung einer neuen Fabrik in Villach) ist noch nicht lange CEO von Infineon. Die Zahlen derzeit dürften ihn freuen.

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Obwohl die Umstände wahrscheinlich leichter sein könnten, erfreut sich Infineon derzeit weiterhin hoher Nachfrage. Aber nicht nur diese ist gut für den Umsatz, sondern auch ein schwacher Euro. In Österreich ist der Chiphersteller unter anderem mit einem großen Werk in Villach vertreten.

Das Umfeld sei anspruchsvoll, sagt auch Jochen Hanebeck, Vorstandsvorsitzender von Infineon. "Im zweiten Quartal haben wir bei Umsatz und Segmentergebnis abermals zugelegt. Globale Unwägbarkeiten belasten die Lieferketten, insbesondere der Krieg in der Ukraine und der weitere Verlauf der Coronavirus-Pandemie. Nach wie vor übersteigt dabei die Nachfrage nach unseren Produkten und Lösungen das Angebot deutlich."

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Der Umsatz stieg demnach um 4 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf über 3 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist das sogar ein Plus von 22 Prozent. Das Segmentergebnis liegt bei 761 Millionen Euro, die Marge hier bei über 23 Prozent.

In den Segmenten Automotive, Industrial Power Control und Connected Secure Systems stieg der Umsatz, während er im Segment Power & Sensor Systems leicht zurückging. Derzeitiger Präsident dieser Division ist der Österreicher Andreas Urschitz, der demnächst Chief Marketing Officer (CMO) der Infineon Technologies wird.

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Infineon Austria derweil – mit seinen 4.820 Beschäftigten – machte 2021 einen Umsatz von rund 3,9 Milliarden Euro. Das Unternehmen zählt zu einem der forschungsstärksten Österreichs. 2.100 Mitarbeiter sind im Bereich F&E tätig. 516 Millionen Euro werden hier in die Forschung investiert.

Für den gesamten Konzern liegen die geplanten Investitionen weiterhin bei etwa 2,4 Milliarden Euro. Der Schwerpunkt soll hier in den Ausbau der Kapazitäten in der Frontend Fertigung gelegt werden. Damit will Infineon das erwartete Nachfragewachstum der Kunden mittelfristig
weiter bedienen können.

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Schwere Vorhersagen

Bisher hat man bei Infineon mit einem Umsatz von 13 Milliarden Euro für das Gesamtjahr 2022 gerechnet. Diese Prognose wurde nun auf 13,5 Milliarden verbessert, plus oder minus 500 Millionen Euro.

Die Begeisterung der Anleger lässt derzeit aber noch auf sich warten. "Der Markt wird davon ausgehen, dass die Prognose vor allem wegen der Wechselkurse angehoben wurde, weniger wegen der Nachfrage", schrieb Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan. Das könnte für eine Enttäuschung sorgen. Alles in allem seien die Resultate aber robust, und wenn der Euro weiter schwach bleibe, könne das Management seine Prognose abermals anheben.

Der Konzern weist aber auch darauf hin, dass die Vorhersagbarkeit der Umsatz- und Ergebnisentwicklung derzeit stark von geopolitischen und makroökonomischen Faktoren beeinträchtigt wird. So könnten etwa im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine Einschränkungen der
Energieversorgung eintreten. Auch die Entwicklung der Pandemie, insbesondere in Asien, spielt eine Rolle bei den Prognosen.

„Dekarbonisierung und Digitalisierung werden die Welt, in der wir leben, in den
nächsten zehn Jahren tiefgreifend verändern", sagt Hanebeck. Diesen Wandel wolle man aktiv mitgestalten und "die daraus entstehenden Chancen für profitables Wachstum" nutzen. "Die kurz- und mittelfristigen Markt- und Lieferbedingungen beobachten wir sehr genau, um bei Bedarf reagieren zu können", so der Vorstandsvorsitzende. (apa/red)