High Potentials : 40 unter 40 - warum Sie von diesen Menschen noch viel hören werden

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Sie sind erfolgshungrig, selbstbewusst, zeigen Arbeitsethos und Leistungwillen - und ticken trotzdem ganz anders als ihre Vorväter: Erbfolgeregelungen und Digitalisierung haben in kurzer Zeit eine neue Generation von Entscheidern in die Managementboards der Industrie katapultiert.

Eine technikaffine Kohorte ist jetzt an den Schalthebeln: new millenials, die mit der Vervielfachung des digitalen Informationsaufkommens groß geworden sind - und das Updaten ihres Facebook-Profils zum daily business zählen wie ein Großkundengespräch. Die sich in Rekordzeit neues Wissen aneignen - und dafür auch einfach nur mal schnell ins Internet einsteigen.

Dass sich die jungen Aufsteiger dabei immer weniger über Geld, Macht, Ämter und Titel definieren, verschiebt die Gewichte in den Unternehmen dramatisch: Die Ypsiloner suchen individuelle Entfaltung und Sinn. Das lässt in Unternehmen - stärker noch in familiengeführten - die Top-Down-Hierarchien erodieren.

Wer sind diese jungen Karrieremacher? Was treibt sie an? Und wie stellen sie in ihren Organisationen die Spielregeln des Arbeitens auf den Kopf?

Der Modellsportler: Daniel Tomaschko, 35, CTO Rosenbauer

Den Lebensplan, aus seinem Hobby eine Karriere zu machen, hat Daniel Tomaschko aufgegeben. Schlecht für die Modellrennautoszene. Gut für die Industrie.

Daniel Tomaschko ist – trotz seiner jungen Jahre – ein Spätberufener. Als HTL-Absolvent (Paul-Hahn, Linz) gründete er 2004 (paralell zum Jobeinstieg als Konstrukteur bei Funke Hydraulics) das Startup RC-Car Exclusive. Der Onlineshop für Tuningartikel von RC-Autos war für den Modellrennauto-Fan nicht nur Hobby: Als er sich 2008 endlich zu einem Studium durchrang, finanzierte der Webshop das Leben. Bei MAN in Steyr (Diplomarbeitsthema: „Integration von Sondermontagen in Serienprozesse am Beispiel der MAN-Nutzfahrzeuge“) erkannte man sein Potenzial: Vom Vorstandsassi stieg er binnen kürzester Zeit zum Produktionsleiterauf. 2016 wechselte er zu Rosenbauer und da zündete der Karriereturbo erst wirklich: Nach der Einführung der Linienfertigung im Werk Leonding 2 wurde er zum Produktionsleiter beider Rosenbauer-Werke, wenige Wochen später Technikvorstand. Zumindest ein Rennen will Tomaschko heuer aber trotzdem noch bestreiten.

größter beruflicher Meilenstein: Einführung der Linienfertigung im Rosenbauer-Werk Leonding II

# verdiente sich sein Studium mit Tuningartikeln für Modellrennautos

# war einst Konstrukteur in einem Hydraulikunternehmen

# stieg nur 18 Monaten vom Werksleiter zum Technikvorstand auf

Der Reflektierte: Daniel Sieberer, 37, CFO Swarco

Manfred Swarovski redete ihm ins Gewissen, seinen Träumen zu folgen. Einen Rat, den Daniel Sieberer beherzigt.

Kindheit und Studium in Innsbruck, danach wollte er erstmal hinaus in die Welt: In den Drakensbergen, im Gebirge Südafrikas, begleitete er als Controller den Aufbau eines Skigebiets. Das Beratungsgeschäft bei Booz Allen wurde ihm schnell eintönig - ein Gespräch mit Swarco-Gründer Manfred Swarovski motivierte Sieberer neu: "Ich war von der Person und seinem Lebenswerk faszsiniert", sagt Sieberer. Und der Möglichkeit, „durch Lösungen für sichereres Reisen auch gesellschaftlich etwas bewegen zu können“. Seit nunmehr zehn Jahren werkt Sieberer nun beim Verkehrstechnologiekonzern in Wattens, seit 2011 als CFO.

größter beruflicher Meilenstein: Gewinnsteigerung ums Zehnfache 2011 bis 2017

# erbte die Liebe für Zahlen von seinem Vater, einem Steuerberater

# entwickelte bei Booz Allen das Business Modell für den Eintritt von Vodafone in den DSL-Markt

# bestieg 2008 den Chimborazo

Der Digitale: Jürgen Weiss, 39, Geschäftsführer Digitized Rebels

Einer Laufbahn als Software-Consultant entfloh er: Jürgen Weiss gibt den Big Names der Industrie Digitalisierungs-Ezzes.

Er jobbte bei den einschlägigen Firmen der Branche: S&T, IBM und SAP. Dort, wo Consultants unter 40 in der Regel hinwollen,weil das große Geld lockt. Weiss hat andere Lebensziele für sich definiert. Statt nach der Pfeife eines „Old-School-Managements“ (O-Ton Weiss) zu tanzen, hebelt er ein solches lieber aus.

Die Big Names der Industrie von Außerfern bis in den Seewinkel reißen sich um die Digitalkonzepte des zweifachen Vaters und passionierten Crossfit-Sportlers - auch ohne einschlägige Abschlüsse der MBA-Welt: „Hej, wozu gibt es Internet?“

größter beruflicher Meilenstein: Abwicklung erster Industrieprojekte

# sein Lebensmotto: „Fear kills growth“

# bestieg den Tafelberg

# träumt von einem Lebensdabend in Kapstadt

Der Heimkehrer: Stefan Hofmayr, 37, Geschäftsführer Lenzing Technik

Nach einem Karriereabschnitt bei Sandvik in Australien zog es Stefan Hofmayr zurück in unsere Breiten.

200 Mitarbeiter, 200 Millionen Austral-Dollar Umsatz, dazu Seafood, Barbecue, Tauchen im Indischen Ozean - auf Stefan Hofmayr wartete in Perth ein Abenteuer. Und Arbeit: Auf den damals 28-jährigen IBWL-Absolventen kam die Verantwortung für die gesamten Sandvik-Finanzen am Standort in der westaustralischen Metropole zu. Hofmayr hatte beim Bewerbungsgespräch hoch gepokert - und Glück: „Ich durfte ein Ranking meiner beruflichen Traumdestinationen erstellen“. Das imponiert einem Uniabgänger mit gerade einmal 2 Jahren Berufserfahrung beim Vorstellungsgespräch natürlich.

Warum es den Sohn einer Welser Bänkerfamilie nach einem mehrmonatigen Sabbatical im australischen Outback 2015 schlussendlich wieder in die Heimat zog? Familie und Freunde. Oder auch: „Die Möglichkeit, auf Hochzeiten und Taufen dabei zu sein“, sagt Hofmayr. Seit einem Jahr teilt er sich nun mit einem Co-Geschäftsführer bei Lenzing Technik die Geschäfte. Dass ihn nicht so schnell das Fernweh packt, dafür sorgt sein nicht eben kleines Ressort beim traditionsreichen Anlagenbaubetrieb: Marketing, Controlling, Finanzen und IT halten Hofmayr auf Trab.

größter beruflicher Meilenstein: Erfolgreiche Einführung moderner IT-Tools für das Projektgeschäft und Finanzen in einer alteingesessenen Organisation

# überstand als junger VAI-Projektleiter in China Maotai-getränkte Verhandlungsrunden

# überzeugte sich und seine Lebensgefährtin rasch zugunsten Australien

# wurde zum Barbecue-Fan

Der Freigeist: Lisa Wöss, 31, Leiterin Innovationsmanagement Pöttinger Landtechnik

Judo-Medaillensammlerin, freiheitsliebend: Lisa Wöss managt bei Pöttinger die Innovation.

Das ging schnell: Nach nur vier Jahren als Innovationsmanagerin bei Pöttinger hat Lisa Wöss im Vorjahr die Leitung für den kompletten Bereich Innovation und Technologiemanagement übertragen bekommen. Mit bravem Konformismus kann die mehrfache Judo-Staatsmeisterin, die als "Revierfremde" mit radikalen Innovationsmethoden wie Google-Gründer Larry Pages „10 x Thinking“ das Senioritätsprinzip in Entwicklerkreisen aushebeln soll, nicht dienen. Dafür nimmt es der Vorstand mit den Zielvereinbarungen im Vertrag der 31-Jährigen (O-Ton Wöss: „Das motiviert zusätzlich“) auch nicht so ernst.

größter beruflicher Meilenstein: gemeinsame Einführung der Agilen Produktentstehung 2017

# tourte im Winter durchs Himalaya-Gebirge

# ist Staatsmeisterin im Judo

# laut Kollegen oft die letzte im Büro

Alex Pierer, 36, Geschäftsführer KTM innovation GmbH

Sorgt im Unternehmen seines Vaters für digitale Zerstörung: Alex Pierer.

Es zog in ins echte Amerika, den mittleren Westen: Im KTM-Werk Ohio in Amherst, 6500 Kilometer vom Elternhaus in Wels entfernt, jobbte Alex Pierer mit Anfang 20 als Trainee. Immer mehr setzte sich die Anziehungskraft des väterlichen Firmenreichs gegen den jugendlichen Freiheitsdrang Pierers durch: "Ich konnte mich dem Unternehmen meines Vaters nicht entziehen“, sagt Pierer.

Neben seiner Geschäftsführung in der Pierer Konzerngesellschaft war er zuletzt Aufsichtsrat der Pierer Industrie AG, seit April ist er dort Vorstand. Neuerdings sorgt er als einer von drei Geschäftsführern der heuer gegründeten KTM Innovation GmbH für Disruption im Konzern. Das Netzwerk bringt er selber mit. „Mein Vater kriegt in Österreich jeden Industriellen ans Telefon. Die disruptiven Kräfte aber kommen aus meinem Umfeld", sagt Pierer.

größter beruflicher Meilenstein: Konzernweite Einführung von Generativen Fertigungsverfahren

# betreibt einen Co-Working-Space in Wels

# ist Projektleiter für das 2019 eröffnende KTM Museum in Mattighofen

# liebt hyperrealistische Kunst

Der Vielseitige: Harald Scherleitner, 39, Global Director Schweißtechnik Fronius

Jobbt seit 24 Jahren in verschiedenen Positionen bei Fronius: Harald Scherleitner.

Seit 24 Jahren jobbt er schon bei Fronius, 2002 baut er als Mitglied eines vierköpfigen Pionierteams in São Paulo die Tochtergesellschaft in Brasilien für die Division Business Unit Perfect Welding auf. Es folgen acht Jahre Divisionsleitung Batterieladegeräte. Seit Mai 2016 hat ihn die Schweißtechnik zurück. Montags bis Freitags gibt der dreifache Familienvater volle Kanone. Am Wochenende hält er es entschieden nicht mit den new millenials: „Da klinke ich mich aus“.

größter beruflicher Meilenstein: knackte 2017 mit der Schweißtechnik die 300-Millionen-Euro-Marke

# wickelte in seiner Lehrzeit hunderte von Trafos

# offizieller Züchter griechischer Landschildkröten

# träumt von Fronius als Google der Schweißtechnikwelt

Der Leidenschaftliche: Christoph Schaller, 37, Director Engineering & Technology Flex

Ein Praktikum führte Christoph Schaller in die Welt von Flex. Dort ist er happy.

"Was du machst, das zieh auch durch." Das war der Anspruch im Elternhaus, dem Christoph Schaller gern gerecht werden wollte. Hieß es doch auch - freie Berufswahl. Der HTL für Fertigungstechnik in Ferlach, Südkärnten, folgte der Quereinstieg bei einer Villacher Handels- und Transportfirma, dann Studium und eine steile Karriere bei Flex mit reichlich Lern- und Reifungspotential (Schaller: "ein perfect fit").

größter beruflicher Meilenstein: erster Wertstrommanager in Althofen 2010

# transportierte nach der Matura Kraftfahrzeuge in die Türkei

# schrieb seine Diplomarbeit über "Proaktives Wertstrommanagement"

# spricht fließend Slowenisch und Kroatisch

Der Scheich aus Wels: Franz Joseph Doppler, 33, Geschäftsführer Doppler Mineralöle

Der Inhaber der größten privaten Tankstellenkette setzte im Unternehmen einen neuen Führungsstil durch.

Er setzt mit seiner Tankstellenkette beachtliche 840 Millionen Euro um. Die Liebe fürs Rampenlicht aber ist bei seiner Frau, der Nu-Soul-Sängerin Vera Böhnisch (heute verheiratete Doppler) stärker: Er sei "sicher kein großer Socializer", sagt Franz Joseph Doppler, zumindest nicht abseits des Unternehmens. 1932 gründete sein Großvater Franz den Welser Betrieb, 2010 übernahm Franz Joseph nach dem Tod seines Vaters das Ruder im Unternehmen, "einem Edelstein, den ich weiter schleifen will", so Doppler.

Mit der Übernahme von Turmöl 2003 legte das Unternehmen kräftig an Substanz zu, seit Anfang des Jahres mischt Doppler nach dem Kauf von Fazeni auch im Transportgeschäft mit. Auf die neuen Arbeitswelten reagiert er zweifach: Mit einem partizipativen Führungsstil (O-Ton Doppler: "Die Zeit der Befehle und Patriarchate ist vorbei") und einer rigorosen Informationsnutzung.

größter beruflicher Meilenstein: Reformierung des Tankstellenmarkts mit Nahversorgerkonzepten und Automation

# begann seine Karriere als Tankwart im väterlichen Betrieb

# baut das Segment des Convenience-Shoppings an Tankstellen aus

# "extrem coole Kinder" (O-Ton Doppler)

Der Teamplayer: Andreas Kampenhuber, 38, Managing Director Wacker Neuson

Sein Stil kommt an: Mit Anleihen aus dem Mannschaftssport führt Andreas Kampenhuber ein Produktionswerk mit tausend Mitarbeitern.

Geschäftsreise in Japan, Kräftemessen beim Ötztaler Radmarathon, dann wieder Vollgas in Hörsching: Mit sommerlicher Schonzeit hat das in der Tat wenig zu tun. In Japan muss Kampenhuber mit Kollegen aus dem Einkauf sein Verhandlungsgeschick nutzen, um befriedigendere Lieferkonditionen von Antriebstechnik „in Zeiten leergesaugter Supply Chains“ auszuverhandeln. Eine Grenzerfahrung der anderen Art: Der Ötztaler Radmarathon, bei dem Kampenhuber – das erste Kind mit Akademikerlaufbahn einer Arbeiterfamilie aus Steyr - zum wiederholten Mal 5500 Höhenmeter erklimmen wird.

Erdung findet Kampenhuber, der nach neun Jahren bei CNH jetzt werksverantwortlicher Geschäftsführer des Wacker-Neuson-Produktionsstandorts ist, seit jeher im Familiären. „Ein echter Teamplayer“, schätzt ein Kollege die Zusammenarbeit. Das könnte auch an Kampenhubers aktiver Fußballvergangenheit liegen: für den Landesliga-Ost-Verein USV St. Ulrich drückt Kampenhuber heute noch als häufiger Tribünengast die Daumen.

größter beruflicher Meilenstein: Werksleitungen in St.Valentin und Hörsching

# lernte bei BMW Steyr das Produktionshandwerk

# fieberte bei der Fußball-WM vor dem TV-Gerät mit

# spult in Betriebsurlauben hunderte Kilometer auf dem Rennrad ab

Der Elanvolle: Otto Weyland, 29, CEO Weyland

Mit Otto Weyland junior ist seit 2015 die jüngste Weyland-Generation an den Schalthebeln.

Mehrheitsanteile am Familienunternehmen, seit 2015 operativ als Geschäftsführer tätig - als "Big Boss" sieht sich Otto Weylandjunior dennoch nicht. Gemeinsam mit Vater Otto, 80, und Norbert Thumfart, 2002 als Co-Chef geholt, hält er den Laden mit seinen 500 Mitarbeitern und 300 Millionen Euro Jahresumsatz (2016) in Schuss. Erste große Bewährungsprobe für den Junior: Die Neuordnung der Beteiligungen und Großhandelsaktivitäten des Firmenreichs.

größter beruflicher Meilenstein: Wechsel des ERP-Systems

# kraxelte schon als Knirps auf den Firmendächern des väterlichen Betriebs

# zieht der väterlichen Jagd-Leidenschaft den Ausdauersport vor

# reiste im Campingmobil 2017 durch Kanada

Der Amikale: Alexander Leichter, 28, Geschäftsführer byrd technologies

Alexander Leichter krempelt mit byrd die Paketlogistik um.

„Ich habe ein Problem gesehen, das mich genervt hat“, sagt Alexander Leichter, CEO des Wiener Start-up byrd technologies, auf die Frage nach seiner Motivation, in der Logistik-Branche aktiv zu werden. Leichter startete bei einer Investmentgesellschaft in London, bevor er sich als Online-Händler selbstständig machte. Byrd hilft Verbrauchern und Händlern beim Versand von Paketen. Gegründet 2016, unterhält man seit dem Vorjahr auch eine Dependance in Berlin, was den 29-jährigen zum Berufspendler mutieren ließ.

größter beruflicher Meilenstein: die Internationalisierung

# bekennender Nicht-Anzug-Träger

# ruderte für Cambridge in Oxford

# pflegt einen amikalen Führungsstil

Der Agile: Markus Huemer, 37, COO Polytec

Per 1. Jänner übernimmt Markus Huemer die Gesamtverantwortung für die Polytec-Gruppe.

Auf 18 aufrechte Firmenbuch-Funktionen schafft es Markus Huemer aktuell, darunter jene als Aufsichtsrat der Bedarfsfluglinie GlobeAir und als Geschäftsführer diverser Immofirmen. "Ich bin zwar zeichnungsberechtigt", sagt er. Seine Eintragung in den Immogesellschaften diene jedoch eher der Vertretung in dringenden Fällen. Das Firmenkonglomerat hat sich Vater Friedrich aufgebaut, um nach seiner Zeit als CEO bei Polytec weiterhin eine ebenso herausfordernde wie begeisternde Tätigkeit zu haben.

Eine Erfolgsstory ist der Automobilzulieferer aus Hörsching, den Friedrich Huemer mit seiner Frau Ulrike 1986 gegründet hat. Und eine, die 2008, kurz nach dem Lehmann-Kollaps, fast ihr Ende gefunden hätte: Die - großteils fremdfinanzierte - Übernahme des Marktbegleiters Peguform führte Polytec beinahe in den Konkurs. Vertretbares unternehmerisches Risiko definiert Markus Huemer heute - wie viele seiner mit den Wirren auf den Finanzmärkten großgewordenen Vertreter seiner Manager-Generation, anders.

Die Gegebenheit, dass ein dauerhaft erfolgreiches Unternehmen wegen eines unbeeinflussbaren Vorfalls zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt von heute auf morgen in Schieflage geraten kann, war für Huemer bewusstseinsbildend - "das verankerte sich in meinem Risikobewusstsein", sagt er. Zugleich hätten Unternehmer neue gesellschaftliche Aufgaben wahrzunehmen - etwa bei der Digitalisierung, die Riesenpotentiale bietet, die Huemer im Unternehmen heben will. Sein Netzwerk erweitert er dabei mit einer open door policy - und nicht dem stundenlangen Besuch der Salzburger Festspiele.

größter beruflicher Meilenstein: Piloteinführung der Netzwerkorganisation 2018

# fuhr als erstes Auto einen Honda Accord mit Polytec Styling-Kit

# erprobt im Unternehmen die agile Netzwerkorganisation

# spannt auf Bootsausflügen in der Adria aus

Der Ausreißer: Christian Grabner, 39, CFO Knapp AG

Dem Einstieg in den mütterlichen landwirtschaftlichen Betrieb zog Christian Grabner eine Finanzer-Karriere vor.

Der Mann hat volle Traktion: 2006 startete er bei Knapp im Controlling, bald leitete er das Ressort, seit 2012 ist er CFO des 2000-Mitarbeiter-Unternehmens mit Sitz in Hart bei Graz. Vom Reißbrett geplant war das nicht. Grabners Mutter führte einen kleinen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb im oststeirischen St. Ruprecht an der Raab. Der entschied sich zur Landflucht: Elektrotechnik- und kaufmännisches Studium folgten - und lieferten die Eintrittkarte für Grabners heutige Leibthemen Controlling, Steuern und Technologie. Aktuell gesucht: Ein Nachfolger für Grabner im Vorstand der Jungen Industrie Steiermark. Grabner: „Mit 40 ist da Schluss“. Das Leben geht weiter: Der große Ämtersammler war er nie.

größter beruflicher Meilenstein: mit dem Knapp-Team in fünf Jahren das Unternehmen strategisch ausgerichtet und Umsatz und Ergebnis mehr als verdoppelt

# greift für Exponate zeitgenössischer Malerei schon mal tiefer in die Tasche

# verschlingt Steirer-Krimis von Claudia Rossbacher

# studiert Aktienkurse noch lieber als die Weinkarte

Die Mobile: Doreen Laubsch, 39, Geschäftsführerin Mercedes-Benz Österreich

Erreichte in einer Männerdomäne schnell viel: Doreen Laubsch managt das Truck-Business in Österreich.

Seit 20 Jahren im Daimler-Konzern, seit 2014 Leiterin der Trucks-Sparte in Österreich: Doreen Laubsch, aufgewachsen in der Nähe von Berlin, hat im Daimler-Konzern eine steile Karriere hingelegt. Zum Verkaufstalent kommt bei der dreifachen Mutter noch ein offenes Ohr für die New World of Work dazu: Sie ist eine von Daimler-Boss Dieter Zetsches 144 handverlesenen „big guns and yeah-sayers“, die dem konzernweiten Kulturveränderungsprogramm „Leadership2020“ Flügel verleihen soll.

größter beruflicher Meilenstein: erfolgreiche Restrukturierung des Österreich-Geschäfts.

# im Truck-Bereich als Frau eine Seltenheit

# machte als 27-jährige den C-Schein

# überquerte die Alpen

Der Umsichtige: Mathias Marian, 34, Geschäftsführer Südost Cargo

Will das Image der Speditionsbranche verbessern: Mathias Marian.

Seine Eltern haben einen Frächterbetrieb, Mathias Marian selbst hat es aber vorgezogen, seine berufliche Erfahrung nicht im familieneigenen Betrieb zu sammeln. Nach Stationen bei Quehenberger und Kühne + Nagel hat sich Marian in ein alteingesessenes Speditionsunternehmen eingekauft. Seit knapp 2,5 Jahren ist er der alleinige Chef von Südost Cargo. Was ihm wichtig ist: Das Image der Branche aufzupolieren. "Oft hört man, dass das alles Verbrecher sind".

größter beruflicher Meilenstein: die gefundende Nische (Pharma)

# notorischer Frühausteher

# leidenschaftlicher Kitesurfer

# will das Image der Spediteure heben

Der Weitgereiste: Matthias Unger, 36, Managing Director Unger Stahlbau

Verantwortung sucht Matthias Unger, seit dem Vorjahr Managing Director, auch im gesellschaftlichen Bereich.

Matthias Unger jobbte in einem Citycenter in Los Angeles, als Staplerfahrer im Hafen von Barcelona und später als Sales Manager bei Magna in Toronto. Dort schlug er 2008 ein Stronach-Angebot zur Standortweiterentwicklung aus: "Was du hier machst, machst du jetzt im eigenen Familienunternehmen", sagte sich Unger.

Erfolgreich hatte er die Privilegien seiner Jugend (O-Ton Unger: "Der HTL-Lehrer in Pinkafeld arbeitete bei uns im Betrieb als Stahlbauer") abgestreift, jetzt trägt er im 1200-Mitarbeiter-Konzern selbst Verantwortung: Erst leitete er den Bereich Sales und Business Development, seit 2017 ist er Managing Director des Unternehmens. Dynastisches Denken war dem Vater eines vierjährigen Sohnes nie fremd: "Mein Einstieg in die operative Führung war über Jahrzehnte geplant".

größter beruflicher Meilenstein: "work in progress" (O-Ton Unger)

# baute sich als Kind am Werksgelände aus Formrohren BMX-Bahnen

# verdiente sich mit der Führung eines Unger-Werks in Sharjah, Dubai, seine Sporen

# sondierte 2017 mehr als hundert Startups

Die Nahbare: Catharina Trierenberg-Wetzl, 37, Geschäftsführerin Tannpapier

Catharina Trierenberg-Wetzl pflegt einen verbindlichen Führungsstil.

Vom Seniorchef Christian Trierenberg ist folgende Anekdote überliefert: Fuchteufelswild soll er geworden sein, als es ein Betriebsleiter in der Weihnachtszeit einmal verabsäumt hatte, nicht durchzugehen, um Belegschaftsmitgliedern ein frohes Fest zu wünschen. Mittlerweile ist mit seiner Tochter Catharina die nächste Generation nachgerückt - am verbindlichen Führungstil habe sich nur wenig geändert, heißt es in der Belegschaft.

größter beruflicher Meilenstein: die gelungene Übergabe

# verbrachte ihre Kindheit in Kolumbien

# sponsert im Unternehmen die Trauner Kunstszene

# hat ein Faible für Oldtimerrennen

Der Dynamische: Michael Forster, 29, CEO Zenit Spedition

Teilt sich Führungsarbeit mit seinem Vater auf: Michael Forster.

Früher hat er hier in den Ferien gejobt, heute steht er gemeinsam mit seinem Vater an der Spitze des Unternehmens. „Wir sind gleichwertige Partner“, sagt Michael Forster, CEO der Zenit Spedition GmbH. Klar sei es für ihn nicht gewesen, sich künftig im Familienbetrieb zu engagieren. Es hätte sich vielmehr entwickelt. Nach dem BWL-Studium hätte er einfach mitgeholfen, den Gewerbepark in Elixhausen (Salzburg) zu realisieren. Es sei zu seinem Projekt geworden, erzählt der 29-jährige. Natürlich müsse man dafür geeignet sein, gemeinsam mit dem Vater ein Unternehmen zu leiten. „Die letzten fünf Jahre haben gepasst“, sagt Forster.

größter beruflicher Meilenstein: Prolongiertes Wachstum

# ist auch am Wochenende oft in der Firma

# bricht mit Digitalisierung betriebliche Strukturen auf

# findet Ausgleich beim Klettern und Bergsteigen

Der Wahl-Italiener: Daniel Müller, 34, CFO Salvagnini

Lui ama l’Italia: Beim Maschinenbauer Salvagnini leitet Daniel Müller seit Jahresbeginn sein Traumressort.

Natürlich hatte er schon einiges von Salvagnini in Ennsdorf gehört, schließlich ist er hier gleich in der Nähe aufgewachsen. Dass er seinen Espresso dann einmal direkt beim Italiener trinken können wird, war dann aber doch eine Überrraschung. Nach Sales- und Finance-Stationen bei Lisec und Eternit arbeitete Müller zuletzt zweieinhalb Jahre bei Rosenbauer im Group Controlling - seit Februar ist er CFO bei Salvagnini. Ob er sich schon wie ein halber Italiener fühlt? Anzeichen dafür gibt es: Die Königsetappe des Giro d’Italia fuhr der Rennradsportfan heuer bereits in der italienischen Trikolore ab.

größter beruflicher Meilenstein: Implementierung und Leitung eines BI Competence Center im Konzernumfeld 2017

# überrascht nach einem halben Jahr in einem italienischen Konzern kein noch so spontan einberufenes Meeting mehr

# absolvierte am Rennrad in den Alpen 1700 Kilometer in elf Tagen

# will auch Kollegen mit dem Radfahrvirus anstecken