Ukrainekonflikt : Metallindustrie: "Jede zweite russische Niederlassung steht still"

Maschine mit Mitarbeiter DMG Mori
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Die jüngsten Ereignisse in der Ukraine haben gravierende Auswirkungen auf die Metalltechnische Industrie: "87 Prozent der Unternehmen sehen substantielle Auswirkungen auf ihr Geschäftsjahr", fasst Martin Baminger, Konjunkturexperte der Metalltechnischen Industrie FMTI, die Ergebnisse einer Blitzbefragung unter den rund 1.200 Unternehmen der Branche zusammen, die von 9. bis 14. März durchgeführt wurde.

Aufträge nach Russland können zum großen Teil nicht durchgeführt werden, sagt Baminger. Zu Lieferproblemen kommt es auch in die Gegenrichtung: Jedes zweite Unternehmen der Metalltechnischen Industrie importiert direkt oder indirekt aus Russland, Ukraine oder Weißrussland.

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Zwei Drittel dieser Unternehmen geben zu Protokoll, "zumindest teilweise mit Lieferproblemen konfrontiert zu sein", so Baminger. In der Ukraine stehen die Niederlassungen Großteils still, in Russland hält es in etwa die Waage.

Von den vom Westen ergriffenen Sanktionen sehen sich laut Erhebung 73 Prozent der Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen nach Russland oder Weißrussland betroffen. Bei einer Drosselung der Gaslieferungen würde jedes vierte Unternehmen still stehen.

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Optimistischer ist der generelle Ausblick, in den noch stark Indikatoren vor Kriegsausbruch flossen. Die Maschinenbauer, fasst Baminger zusammen, waren sehr optimistisch für das kommende Quartal, auch die Metallwarenerzeuger zeigten sich positiver als noch im Herbst. Die Ausgangslage für die Branche war zumindest produktionsseitig eine günstige. Die Unternehmen rechnen momentan mit einem Produktionsplus von 5,9 Prozent für 2022. Auch die Auftragsbestände sind noch auf einem guten Niveau - jedoch entkopple sich die "Margensituation von der Produktionslage", heißt es beim Fachverband.

Preise und Verfügbarkeiten sind die Hauptthemen, die Unternehmen umtreiben: Frachtkosten und Energiepreise haben sich im Vergleich zum Herbst verschärft. Besonders Stahlprodukte und elektronische Bauteile sind knapp. Eine "Normalisierung" der Preise sei erst in über einem Jahr zu erwarten. Preiserhöhungen sind für die Unternehmen die wohl relevanteste Krisenfolge.

Quellen: Konjunkturtest WIFO, Auswertung Metalltechnische Industrie

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"Durch Sanktionen, aussetzende Haftungen für Geschäfte in Russland und Belarus sowie fehlende Transportversicherungen für Lieferungen aus der Ukraine beeinträchtigt." Christian Knill, Geschäftsführer Knill Gruppe und Obmann FMTI

"Unser Geschäft wurde einerseits durch die Sanktionen, aussetzende Haftungen für Geschäfte in Russland und Belarus sowie fehlende Transportversicherungen für Lieferungen aus der Ukraine beeinträchtigt", sagt der Maschinenbauer und FMTI-Obmann Christian Knill. Natürlich noch stärker durch die weitere Erhöhung der Preise für Vormaterialien und Energie. „Dies und fehlende Verfügbarkeiten haben momentan die stärkste Auswirkung auf die Metalltechnische Industrie", sagt Knill. Auch wenn der russische Markt "für uns im Maschinenbausektor schon wichtig" sei und dieser nun für geraume Zeit ausfalle.