Top 125 Frauen in Industrie und Wirtschaft : Österreichs 125 wichtigste Managerinnen

Top-125 Frauen 2022
© Adobe Stock; Starlinger; Philips Austria; Infineon; VIG; Berndorf AG

Das INDUSTRIEMAGAZIN hat die 125 wichtigsten Managerinnen Österreichs gefunden. Diese weiblichen Führungskräfte der 5.000 umsatzstärksten Unternehmen haben das gewichtigste Netzwerk.

Sehen Sie hier das komplette Ranking der Top-Managerinnen und im Anschluss einen detaillierteren Blick auf die erfolgreichen Wirtschaftsfrauen.

Trotz aller Anstrengungen um mehr Vielfalt in Führungspositionen sind Männer nach wie vor stark in den obersten Rängen österreichischer Unternehmen vertreten. Doch das Barometer für Führungskräfte von EY zeigt einen erfreulichen Trend: Der Anteil von Frauen in Vorstandsetagen steigt. Von 202 Vorstandsmitgliedern sind jetzt 25 Frauen, ein Zuwachs von 8,6 Prozent auf 12,4 Prozent innerhalb eines Jahres. Eine weitere Untersuchung des Instituts FAS Research in Zusammenarbeit mit dem INDUSTRIEMAGAZIN beleuchtet die Rolle von Frauen in den Top 5.000 Unternehmen Österreichs. Diese Analyse liefert tiefergehende Einblicke, indem sie nicht nur Vorstandsmitglieder, sondern auch Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzende betrachtet.

Neues Ranking der 200 einflussreichsten Frauen der Businesswelt für das Jahr 2024.

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Der Powerfrauen-Index

Wie wir die Bestenliste der einflussreichen Frauen erstellen

Wer wurde berücksichtigt?
Berücksichtigt wurden alle Frauen mit Funktionen in Österreichs 5000 umsatzstärksten Unternehmen sowie den verbundenen Privatstiftungen (Quelle: Firmenbuch, Stand Juli 2021).

Was wurde gemessen?
Die Analyse übernahmen Statistiker des Netzwerkanalyseinstituts FASresearch. Sie errechneten die absolute Größe des Netzwerks, das Umsatzgewicht des Netzwerkes, gewichtet nach der Funktion (Vorstand, Aufsichtsrat, Vorstandsvorsitz etc.) und die Diversität des Netzwerkes (nach Branchen, Alters- und Geschlechtsvariabilität).

Wie wurde gemessen?
Die Bewertung erfolgt über den Benchmark des besten Netzwerkteilnehmers (weiblich wie männlich) in jeder Kategorie. In der Kategorie „Größe des Netzwerks“ ist über im Firmenbuch identifizierbare Netzwerke Porr-Chef Karlheinz Strauss, mit 100 Prozent das Maß aller Dinge – die Frau mit dem größten Netzwerk, Infineon-Chefin Sabine Herlitschka kommt mit 91,5knapp an diesen Wert heran. In der Kategorie „Umsatzgewicht“ ist Erwin Hameseder, Vorstandschef der Raiffeisen Holding Wien NÖ mit 100 Prozent das Maß aller Dinge – Elisabeth Stadler kommt mit 91,4 knapp an diesen Wert heran.

Zehn Einzelporträts außergewöhnlicher Managerinnen

Der Zahlenmensch: Elisabeth Stadler, 60

Vorstandsvorsitzende Vienna Insurance Group

Schon in der Schule liebte sie Mathe. Heute sieht Elisabeth Stadler es als Glück und Chance, auch beruflich damit zu tun zu haben – und das seit mittlerweile über 35 Jahren in der Versicherungsbranche. Ihre Karriere ist gesteuerter Zufall: „Man muss auf sich aufmerksam machen.“ Vielleicht auch durch Digitalisierung. Die schon seit Jahren zu einem strategischen Schwerpunkt zu machen, hat sich ausgezahlt, wie man jetzt sieht.

Trotzdem ist Stadler regelrecht erstaunt, wie gut das Unternehmen bisher die Krise gemeistert hat. Noch eine massive Beschleunigung durch die Pandemie hat sie in der Automatisierung bemerkt, eine „gute und notwendige Entwicklung“. Weshalb sie auch nicht an ein Abreißen des Trends glaubt. Im INDUSTRIEMAGAZIN-Ranking belegt sie den ersten Platz.

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„Der Trend wird bleiben.“

- © Philipp Lipiarski

Die Vielschichtige: Sabine Herlitschka, 56

Vorstandsvorsitzende Infineon Technologies Austria

Möglichkeiten ergeben sich „immer mehr, als wir nutzen können“. Aber Sabine Herlitschka will die Chancen, die sich durch eine Krise ergeben, nicht verstreichen lassen. Seit 2014 ist sie Vorstandsvorsitzende von Infineon, war mit dabei, als der Halbleiterhersteller 2018 die größte Industrieinvestition in Österreich realisiert hat: die neue Chip-Fabrik.

Die Investitionen in die Eigenfertigung haben sich gelohnt, die Zeiten gezeigt, wie „strategisch wichtig“ Mikroelektronik als Schlüsseltechnologie ist. Vielleicht prägt auch ihr frühmorgendliches Schwimmen ihren „Blick auf das Ganze“, sicher aber ihr vielschichtiger Werdegang: Ausbildung von Biotechnologie bis Betriebswirtschaft, beruflich im Labor, als Innovationsberaterin, heute als Managerin. Im INDUSTRIEMAGAZIN-Ranking belegt sie den zweiten Platz.

„Stempel aufdrücken halte ich für überkommenen Dominanzanspruch.“

- © APA/GERT EGGENBERGER

Die Am-Boden-haftende: Angelika Huemer, 58

Geschäftsführerin Starlinger

Auf vielen Wirtschaftsmissionen waren sie und ihre Mutter die einzigen Frauen. Heute ist Angelika Huemer die Geschäftsführerin von Starlinger – die „Am-Boden-bleiben-Mentalität“ ihrer Eltern, an deren Seite sie fast 20 Jahre arbeitete, hat sie sich bewahrt. Entsprechend konsequent handelt sie, etwa in der Entwicklung der Unternehmenssparten.

Ihre Vision für die Kunststoffnutzung in 30 Jahren: geschlossene Verpackungskreisläufe. Dafür versucht sie, ein Umdenken zu bewirken. Damit verstanden wird, dass Kunststoffabfälle wertvoll sind.

Angelika Huemer: Ihre Vision für die Kunststoffnutzung in 30 Jahren sind geschlossene Verpackungskreisläufe.

- © Starlinger

Die Analytische: Brigitte Bach, 56

Vorständin Salzburg AG

Sie wollte wissen, wie die Dinge funktionieren. Als Kind, wenn der Vater – von Beruf Chemiker – sie ins Labor mitnahm. Und später als Studentin der Astronomie an und der Physik. „Eine andere Richtung wollte ich nie einschlagen.“ Seit einem Jahr ist Brigitte Bach Vorständin der Salzburg AG. Ihr analytisches Denken hat sie sich behalten, „systematisch nach Antworten und Ergebnissen“ zu suchen, treibt sie an. Das beeinflusst ihren Führungsstil, genauso wie das Bemühen um die gleiche Augenhöhe. Freude an dem, was man tut – wichtig.

Aber auch, wo man etwas bewirken kann. „In meinem Leben wirksam sein zu können“, das ist für sie Erfolg. Die einzige Frau in einer hohen Position beim Energiedienstleister ist sie nicht, doch sie will mehr Frauen ins Unternehmen holen. Um Strukturen zu verändern, seien verpflichtende Quoten sinnvoll – ein Blick in die nordischen Staaten ist ihr Beweis.

„Wo Quoten verpflichtend sind, verändern sich Strukturen.“

- © Salzburg AG

Die Internationale: Solveig Menard-Galli, 52

COO Wienerberger Building Solutions, Vorstandsmitglied Wienerberger

Nach sechs Jahren insgesamt und bald drei Jahren im Vorstand bei einem 200 Jahre alten Unternehmen schwärmt Solveig Menard-Galli unüberhörbar für Tonbaustoffe. Nicht zuletzt, da diese Teil der Dekarbonisierungsstrategie von Wienerberger sind und damit ein Fokuspunkt des Bereichs Building Solutions. Menard-Galli war vor fünf Jahren beim Start der digitalen Transformation des Konzerns mit dabei, den nächste Technologiesprung um die Produktion vollständig CO2-neutral zu gestalten, gestaltet sie mit.

Digitale Planungstools und Roboter auf den Baustellen sollen Problemen wie dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Dass ihr diese Arbeit Freude bereitet, ist Menard-Galli wichtig, so kann man „Höchstleistungen erbringen“.

„Kein Ausbildungsprogramm könnte das ersetzen.“

- © Wienerberger

Die Authentische: Eva Schinkinger, 53

Managing Director und CEO Gebauer & Griller

Der Qualitätsanspruch an die eigene Person: hoch. Liebe zum Beruf: ausschlaggebend. Nur damit kann man „authentisch und erfolgreich sein“. Unter der Führung von Eva Schinkinger ging die Zahl der Mitarbeiter deutlich nach oben. Sie setzt auf flache Hierarchien, offene Kommunikation, klare Zielvorgaben – aber auch Vertrauen in die Fähigkeiten anderer. Das bedeutet für sie in der Führungsrolle, manchmal Aktionen selbst zu übernehmen, manchmal sie anderen zu überlassen, „Geschwindigkeit einzufordern und eine anderes Mal Geschwindigkeit rauszunehmen“.

Ihr Leadership soll perspektivisch facettenreich sein, „besonders in Zeiten wie diesen.“ Schinkingers Rezept für volatile Zeiten: ein agiles System. Kein starrer Kurs, sondern Nachschärfen, wo nötig. Das spiegelt sich in ihrem Führungsstil wider. Auch wenn es eine Zukunftsversion gibt – sie muss in unterschiedlichen Formen vermittelt werden.

„Sonst kann man nicht erfolgreich sein.“

- © GG Group

Die Feuererprobte: Sonja Zimmermann, 49

Aufsichtsratsvorsitzende Berndorf AG

Es kam alles anders. Als Teenager erlebte sie das Management-Buy-out und die Entstehung des Familienunternehmens mit, vor zwei Jahren übernahm sie den Aufsichtsratsvorsitz des Berndorf-Konzerns von ihrem Vater. Darüber musste sie nicht lange nachdenken: „Ich habe es einfach gemacht.“

Fast eine Feuerprobe war der Wechsel dank Pandemiebeginn dann aber doch. Wenigstens ist sie so „wirklich in der Position angekommen“. 2020 hat eine Delle hinterlassen, „aber es hätte viel schlimmer kommen können“. Zimmermann schätzt den Kontakt zur Belegschaft, Beteiligungsmodelle sind ihr wichtig. Die Produktionsstätten sehen sie regelmäßig, vor Corona auch die in China. Sie will die finanzielle Stabilität der Berndorf AG beibehalten und denkt an Wachstum, organisch wie anorganisch. Neue Geschäftsbereiche? „Durchaus möglich.“

"Hätte viel schlimmer kommen können.“

- © Christian Husar

Die Traditionelle: Gabriele Punz-Praxmarer, 49

CFO Montanwerke

Früher wollte sie Richterin werden, ein Fan von Gerechtigkeit ist die CFO der Montanwerke aber immer noch. Die bedeutet für Gabriele Punz-Praxmarer in einem Betrieb „langfristig faire Lösungen“, „Menschlichkeit“ im Arbeitsalltag. Gemeinsam mit dem Unternehmen sieht sie den hohen Anteil an Kupferrecycling in der EU als große Chance, legt den Fokus auf Nachhaltigkeit. Was zwangsläufig auch den Versuch bedeutet, Tradition und Zukunft „in Einklang zu bringen“.

Gabriele Punz-Praxmarer: "Tradition und Zukunft in Einklang bringen“.

- © Montanwerke

Die Naturwissenschafterin: Michaela Latzelsberger, 49

Generaldirektorin Philips Austria

Am 1. April sind es zwei Jahre, dass Michaela Latzelsberger die Geschäftsführung von Philips Austria antrat – mitten im ersten Lockdown. Was sich wie ein schlechter Aprilscherz hätte anfühlen können, war die Realität mit all ihren Herausforderungen: virtuelles statt persönliches Kennenlernen der Belegschaft, Homeoffice statt Kundenbesuche. Was der neuen CEO aber „von zentraler Bedeutung“ war: als Gesundheitsunternehmen einen systemrelevanten Beitrag leisten zu können.

Gesundheit ist „mehr als gute Diagnostik und Therapie“, sagt die studierte Biologin und Genetikerin. Die naturwissenschaftliche Ausbildung war da die zentrale Entscheidung für ihren Werdegang. Ursprünglich wollte sie in die Forschung, dann machte ihr die Kombination aus Wissenschaft und Industrie aber „sehr viel Freude.“

„Immer größere Herausforderungen.“

- © Philips Austria

Die Respektvolle: Petra Preining, 48

CFO Semperit

Je weiter sie sich geografisch entfernte, desto mehr lernte sie österreichische Eigenheiten neu zu schätzen. Die vielen Auslandserfahrungen haben für Petra Preining aber auch bewirkt, dass sie die unterschiedlichen Kulturen besser versteht – für ein internationales Unternehmen wie Semperit von großer Bedeutung.

Der Schlüssel zum Erfolg sei überall der gleiche: „der respektvolle Umgang miteinander“. Für den Umgang mit Herausforderungen empfiehlt sie Demut, „gepaart mit Vertrauen in eigene Stärken“. Denn gerade schwierige Wege könnten einen oft weiterbringen. Für das Unternehmen ein aktuell schwieriges Umfeld: die bekannten Lieferkettenprobleme. Trotzdem hat Semperit zuletzt pandemiebedingt eine Sonderkonjunktur erleben dürfen – bei Gummihandschuhen.

„Eine gesunde Demut vor der Herausforderung.“

- © Semperit

Die Globetrotterin: Elena Skvortsova, 51

Vorständin OMV

Sie hält sich an einen Rat, der ihr vor vielen Jahren gegeben wurde: Es macht nichts, im Zick-Zack unterwegs zu sein, solange es die richtige Richtung ist. Als junge Frau entschied sich Elena Skvortsova für ein Studium in den USA, obwohl ihr die Alma Mater in der Sowjetunion dafür mit der Exmatrikulation drohte. Eine weitere Sprache lernte die gebürtige Moskauerin, als sie später ihre erste Vollzeitstelle in Deutschland antrat. Sie schätzt, wie das Leben in anderen Kulturen Einfluss „auf das Entscheiden“ hat. Als Entscheiderin bei der OMV sieht sie sich verschiedene Arbeitsprozesse persönlich an, fährt zu Tanklagern.

Die Meinungen der Belegschaft sollen „gehört und aufgenommen“ werden. Es geht um Empowerment auf Basis von Vertrauen. „Ich weiß, dass mein Team das auch weiß.“ Seit gut eineinhalb Jahren sitzt Skvortsova – derzeit als einzige Frau – im Vorstand. Dass ihr der Job Spaß macht, findet Skvortsova essenziell. Schließlich verbringen wir in der Arbeit „relativ viel Zeit unseres Lebens“.

„Es macht nichts, Zick-Zack zu laufen.“

- © OMV

Die Wertorientierte: Barbara Potisk-Eibensteiner, 53

CFO Heinzel Holding

Beim Wandern verirrt sie sich „grundsätzlich“, mit ihren beruflichen Weggabelungen ist sie aber zufrieden. Als wertorientierte CFO von Heinzel hält Barbara Potisk-Eibensteiner wenig von Blitzkuren zur Kostensenkung. Vielmehr sind effiziente Prozesse und die richtige Allokation von Mitteln gefragt.

Ihre eigenen Entscheidungskriterien hinterfragt sie kritisch „in regelmäßigen Abständen“. Denn dank Lieferkettenproblemen, Digitalisierung und anderem bestimme “VUCA“ zunehmend die Unternehmensführungen.

Barbara Potisk-Eibensteiner: Effiziente Prozesse und die richtige Allokation von Mitteln stehen hoch im Kurs.

- © Heinzel Holding