Industrie Transformation Österreich : New Talents: Wie eine unerschrockene Generation Österreichs Industrie neu erfindet
Inhalt
- Anton Ruhdorfer, 31: Der Ökologische
- Theresa und Laurenz Fill, 29 und 26: Die Konsequenten
- „Eigentum verpflichtet“ neu gedacht: Sichtbarkeit als Führungsaufgabe
- Ferdinand Diem, 33: Der Frühaufsteher
- Thomas Holzgruber, 28: Der Innovationsfreudige
- Lukas Schupp, 26: Der Ruhepol
- Luca Primavesi, 33: Der Weitgereiste
- Hubert Offner, 32: Der Technikverliebte
- Leander Huemer, 28: Der Koordinierende
- Johanna Pessentheiner, 36: Die Prozessstarke
- Richard Pöttinger, 34: Der Effizienzsteigerer
- Sebastian Seiter, 35: Der Expat
- New Leadership: Warum moderne Führung neue Antworten braucht
- Nina Seirlehner, 32: Die Softwareschmiedin
- Benjamin Geislinger, 31: Der Shopfloor-Optimierer
- Georg Kloger, 31: Der Strukturierte

Nur drei der jungen Durchstarter der Industrie: Theresa Fill, Thomas Holzgruber (li.) und Luca Primavesi
- © WEKA Industrie Medien; Antje Wolm; beigestelltAktive Mitgliedschaft erforderlich
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Europas Produktion ist tot? Diese These des indischen Industriellen Rajiv Bajaj war wohl als zynisches Menetekel für einen Kontinent gedacht, der sich auf Dienstleistungen verlegt habe und industrielle Wertschöpfung nur mehr importiere. Unsere Porträtstrecke hält dagegen: Junge Führungskräfte aus Österreich zeigen, dass Fertigung hierzulande nicht Nostalgie ist, sondern tägliche Praxis – präzise, digital, exportstark. Trotz Aderlass und Krise, trotz einem europäischen (und manchmal nationalen) Regelwerk, das Unternehmen herausfordert, betritt eine neue industrielle Generation die Bühne, die Verantwortung übernimmt, Prozesse neu denkt und Märkte öffnet.
>>> Innovation in der Krise: Sechs radikale Thesen, die alles verändern könnten
Von Kärntens Holzveredlern über Vorarlbergs Baumaschinenbauer, steirische Anlagenbauer und Wiener Gebäudetechnik bis hin zu Halbleitern in Villach und Tier-1-Zulieferern im Automotive-Netzwerk: Eine Generation unter 40 übernimmt Verantwortung, investiert, baut neue Wertschöpfung auf – und macht damit das Gegenteil dessen, was Bajaj sich vielleicht ersehnt.
Wer die „New Talents“ erlebt, erkennt: Europas - und Österreichs - Industrie ist noch lange nicht am Ende. Was die jungen Durchstarter antreibt.
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Anton Ruhdorfer, 31: Der Ökologische
Prokurist und Projektleiter KVH Konstruktionsvollholz, Ruhdorfer
Seit über 100 Jahren dreht sich bei der Familie Ruhdorfer in Kärnten alles um Holz. Mit Anton Ruhdorfer trat die vierte Generation in die Verantwortung. Der 31-Jährige leitet den Bereich Konstruktionsvollholz.
Wer das Gurktal in Kärnten durchstreift hat, weiß was die Region prägt: Wälder, Berge – und dazwischen Betriebe, die seit Jahrzehnten mit dem Werkstoff Holz arbeiten. Einer von ihnen ist die Bruno Ruhdorfer GmbH in Strassburg. Gegründet in den 1920er-Jahren, hat sich das Unternehmen über vier Generationen hinweg vom kleinen Sägewerk zu einem international tätigen Holzverarbeiter entwickelt. Heute steht mit Anton Ruhdorfer die nächste Generation bereit, die Geschichte fortzuschreiben.
Vom Sägewerk zum Holzveredler
Die Entwicklung des Familienbetriebs ist eng mit der Kärntner Holzindustrie verwoben. Der Urgroßvater startete mit einem lokalen Sägewerk, der Großvater baute die Kapazitäten aus und modernisierte. 1986 übernahm Vater Bruno Ruhdorfer – und setzte neue Akzente: Er rückte den Holzhandel stärker in den Mittelpunkt, erschloss Exportmärkte, vor allem Italien, und beteiligte sich an Partnerschaften, etwa mit der Säge Hirt GmbH oder in der späteren HS Timber Group. In den 2010er-Jahren folgte eine entscheidende Investition: Der Bau eines Hobelwerks, mit dem Schnittholz weiterveredelt werden konnte. 2020 schließlich der nächste Schritt – trotz Pandemie und unsicherer Baukonjunktur: Für rund sechs Millionen Euro wurde eine moderne Produktionsanlage für Konstruktionsvollholz (KVH) errichtet. KVH gilt als Schlüsselprodukt für den modernen Holzbau.
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Heute verantwortet Anton Ruhdorfer als Projektleiter diesen Bereich. Er kümmerte sich zunächst um Genehmigungen, die technische Umsetzung und die Markteinführung. Mittlerweile läuft die Produktion und er ist beim KVH-Projekt und auch im Hobelwerk als Betriebsleiter tätig. Die Ausgangslage in seiner Domäne ist herausfordernd. „Die Bauwirtschaft liegt am Boden“, sagt Ruhdorfer. Viele Projekte wurden verschoben, die Nachfrage ist schwach. Dennoch bleibt er überzeugt: „Das lässt sich aussitzen". Als Familienbetrieb habe man gelernt, mit Krisen umzugehen. "Langfristig wird Holzbau im Wohn- und Gewerbebereich eine noch größere Rolle spielen“, sagt er. Das Unternehmen setzt auf Internationalität. Neben Österreich zählen Slowenien, Italien und Deutschland zu den wichtigsten Absatzmärkten. Die Exportquote liegt bei rund 80 Prozent.
Ausbildungs-Klassiker
Dass Anton Ruhdorfer Verantwortung übernehmen würde, war früh klar – doch der Weg dahin führte nicht geradlinig ins Familienunternehmen. Nach dem Holztechnikum Kuchl, dem goldenen Weg vieler Nachwuchskräfte in der Branche, sammelte er Erfahrungen im Ausland. In Kanada und den USA lernte er die Abläufe großer Sägewerkskonzerne kennen. Stationen bei Lenzing und im Wirtschaftsministerium – unter Ministerin Margarete Schramböck – öffneten weitere Perspektiven. „Mein Vater hat mir immer geraten, den Blick zu weiten, andere Kulturen und Märkte kennenzulernen", erzählt er. Zurück in Kärnten brachte er dieses Wissen in die Praxis. Heute verbindet er das Internationale mit dem Regionalen: den Aufbau neuer Märkte, die Nähe zu Kunden in Italien oder Deutschland – und zugleich die Verwurzelung in Straßburg, wo die Zentrale und die Produktionsanlagen stehen.
Ruhdorfer sieht sich nicht nur als Projektleiter, sondern als Mitgestalter der Unternehmensstrategie. Digitalisierung, Automatisierung und Effizienzsteigerungen in der Produktion sind für ihn ebenso wichtig wie die Stärkung der Marke am Markt. Gleichzeitig bleibt die Unternehmenskultur familiär. Sein jüngerer Bruder Alexander – Absolvent der Betriebswirtschaft – ist ebenfalls eingebunden. „Das Unternehmen ist seit jeher ein Generationenprojekt", schmunzelt Anton Ruhdorfer.
Parallel engagiert sich Anton Ruhdorfer in der Jungen Wirtschaft und der Jungen ÖVP. Dort will er die Anliegen junger Unternehmer sichtbar machen – von Bürokratieabbau bis zur Förderung nachhaltiger Baustoffe. Und er ist seit kurzem Sprecher einer Initiative bei ProHolz namens ProHolz Next Generation: Hier wird versucht, die nächste Generation an Führungskräften und Unternehmern aus der Holzindustrie zu vernetzen.
Privat sucht der 30-Jährige Ausgleich in der Natur. Skitouren im Winter, Radfahren und Wandern im Sommer gehören genauso dazu wie Reisen. Die Lage Kärntens bezeichnet er nachgerade ideal: „Zwei Stunden nach Wien – und zwei Stunden ans Meer.“
Die nächsten Jahre werden jedenfalls sportlich. "Gerade in einer Branche wie der Holzverarbeitung, wo Zyklen lang und Investitionen hoch sind, braucht es Planungssicherheit“, sagt er. Die Nachfrage nach KVH und anderen Holzprodukten hängt unmittelbar an der Baukonjunktur, die sich erst erholen muss. Doch Anton Ruhdorfer ist überzeugt: „Holz ist der Baustoff der Zukunft."
Theresa und Laurenz Fill, 29 und 26: Die Konsequenten
Theresa: Customer Success Management und Eventmanagement
Laurenz: Prozessentwicklung
Beim Maschinenbauer Fill in Gurten wächst die dritte Generation heran: Theresa und Laurenz Fill. Die Kinder von Geschäftsführer Andreas Fill bringen neue Schwerpunkte in das Familienunternehmen.
Fill in Gurten ist längst ein Global Player im Maschinenbau. Während CEO Andreas Fill mit Günter Redhammer (COO), Martin Reiter (CFO) und Alois Wiesinger (CTO) das international tätige Unternehmen, das Maschinen für Automotive, Luftfahrt, Holz oder Sport produziert, auf Kurs halten, schreibt sich auch eine Familiengeschichte weiter. Theresa (29) und Laurenz Fill (26), die beiden Kinder von Andreas und Bettina Fill, wachsen als dritte Generation in die Führungsarbeit nach.
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Für Theresa war früh klar, dass sie in das Unternehmen einsteigen will. Nach einer kaufmännischen Ausbildung jobbte sie bei Fill in der HR. Heute ist sie als Customer Success Managerin der Fill-Schwester CORE smartwork an der Schnittstelle Kunde und Software. Sie kümmert sich um Support und Vertriebsfragen. Parallel verantwortet sie das Eventmanagement von Fill – und kommt auf etwa eine Veranstaltung pro Monat, die sie managt. Laurenz Fill wiederum startete 2020 im Unternehmen und lernte erstmal alle Abteilungen kennen. Im Zuge dessen überarbeitete er etwa das Lehrlingsbonusprogramm. In der Prozessentwicklung, wo er halbtags neben seiner Ausbildung jobbte, gefiel es ihm besonders gut. Noch bis 2026 studiert er Psychologie in Wien. Dann wird er wieder ins Unternehmen, die Prozessentwicklung, eintreten. Es gibt laut den beiden keinen Stichtag, an dem Andreas Fill das Ruder übergeben wolle. "2030 ist vielleicht ein Orientierungspunkt, nicht mehr", schmunzeln sie.
Menschen im Zentrum
Was beide betonen: Fill ist kein Unternehmen, das nur über Technik funktioniert. Es lebt von der Kultur. Vom guten Ruf in der Region, der es ermöglicht, offene Stellen schnell zu besetzen – nicht zuletzt dank der engen Bindung an HTLs in Braunau oder Ried. Von den langjährigen Mitarbeitern, die seit zehn oder zwanzig Jahren Teil des Teams sind. Und von Lehrlingen, die gezielt gefördert werden.
Theresa und Laurenz Fill sprechen auch darüber, dass die Arbeit im Familienunternehmen Grenzen verschwimmen lässt. „Freitagnachmittag um zwölf Uhr heimgehen gibt es für den Vater nicht wirklich", sagen sie. "Die Arbeit begleite ihn eigentlich ständig, sagt Laurenz Fill. Selbst Kurzurlaube enden oft mit einem darauffolgenden Abflug zu einer Kundenmesse um vier Uhr morgens. Wie sie selbst Ausgleich schaffen? Laurenz treibt Sport und nutzt Fußball und Fitness als Ventil. Theresa sucht ihre Balance in klaren Strukturen: „Die Methoden des Projektmanagements helfen natürlich, den Tag zu strukturieren", sagt sie.
Ihre Mutter Bettina - in der Internen Kommunikation und im Eventmanagement tätig - spielt im Hintergrund eine zentrale Rolle. „Sie ist der Ruhepol“, betonen beide. Bettina Fill sorgt seit vielen Jahren für ein gutes Miteinander im Betrieb. Übrigens kommt auch die Gründergeneration, Josef (86) und Marianne (82) Fill, noch jeden Tag ins Unternehmen, um sich beim gemeinsamen Mittagessen mit Mitarbeitenden über das Geschehen in der Firma am Laufenden zu halten.
Das Unternehmen selbst ist stark diversifiziert. Von Automotive bis Aerospace, von der Holz- bis Sportindustrie – Fill ist breit aufgestellt. Diese Vielfalt wirkt wie ein Sicherheitsnetz, gerade in Krisenzeiten. Es gibt Phasen, in denen die Holzbranche schwächelt, aber gleichzeitig die Luftfahrt stark läuft. „Diese Balance ist entscheidend, um Auftragslöcher abzufedern“, sagt Theresa.
„Eigentum verpflichtet“ neu gedacht: Sichtbarkeit als Führungsaufgabe
Sichtbar zu sein heißt nicht, sich in den Vordergrund zu drängen, sondern Verantwortung zu übernehmen, meint Elias Resinger, Partner bei PETER MAY Family Business Consulting.
Wer nicht sichtbar ist, wird auch nicht gesehen. Diese einfache Wahrheit ist für österreichische Familienunternehmen heute wichtiger denn je. Die vielen Familienbetriebe, die ich in meiner Arbeit begleiten darf, sind das Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Sie tragen seit Generationen Verantwortung für Mitarbeitende und Regionen und genau deshalb dürfen sie sich nicht länger im Verborgenen halten. Sichtbarkeit schafft Relevanz, und offene Kommunikation ist die Grundlage für Vertrauen.
Viele Unternehmerfamilien hierzulande sind traditionell zurückhaltend. Man will nicht prahlen, sondern „im Hintergrund die Fäden ziehen“. Doch im Wettbewerb um Fachkräfte reicht Bescheidenheit nicht mehr. Junge Talente suchen Arbeitgeber, die Haltung zeigen, die für Unternehmergeist und Gestaltungsfreiräume stehen. Wer das glaubwürdig nach außen trägt, zieht Menschen an. Wer schweigt, bleibt unbemerkt, selbst wenn er noch so erfolgreich ist.
Gerade in Österreich gibt es genug Themen, bei denen Familienunternehmen ihre Stimme erheben sollten: von der Energiepolitik über die Steuerlast bis hin zur ausufernden Bürokratie. Wenn die Politik träge reagiert, braucht es Unternehmerfamilien, die klar sagen, was es braucht, damit sie weiterhin investieren, Arbeitsplätze sichern und Innovation vorantreiben können. Wer sich hier öffentlich äußert, übernimmt nicht nur Verantwortung für das eigene Unternehmen, sondern auch für den Wirtschaftsstandort und die Gesellschaft. Eigentum verpflichtet.
>>> Wie die Fronius-Chefin das Technologie-Unternehmen durch die Krise führt
Beste Voraussetzungen
Die gute Nachricht: Familienunternehmen haben für diesen Weg die besten Voraussetzungen. Sie müssen keine künstlichen Werte erfinden, sie leben sie seit Generationen. In meinen Gesprächen mit Unternehmerfamilien wird immer wieder spürbar, wie viel Kraft in diesen Geschichten steckt. Authentizität ist die stärkste Währung, und genau danach suchen Mitarbeitende, Kunden und Partner heute.
Es liegt nun an unserer Generation, diese Stärken neu zu formulieren und mit modernen Mitteln sichtbar zu machen, ob über Social Media, durch starke Inhalte oder klare Positionierungen im öffentlichen Diskurs. Denn: Marktführer zu sein, ist das eine. Aber Leuchtturm zu sein heißt Orientierungspunkt für eine ganze Gesellschaft zu sein.
Elias Resinger ist Partner bei PETER MAY Family Business Consulting und berät die österreichische Familienunternehmen bei allen Fragen der Nachfolge und der verantwortlichen Führung von Familie und Unternehmen.
Ferdinand Diem, 33: Der Frühaufsteher
Geschäftsführer Diem-Werke
Vom Schlosserbetrieb zum Spezialisten für Baumaschinen und Behälterbau: Die Diem-Werke in Hörbranz sind seit 75 Jahren eine feste Größe. Heute führt Ferdinand Diem in dritter Generation – und mit einem Anspruch: lieber robuste Produkte und stabile Strukturen als Wachstum um jeden Preis.
In Hörbranz, nur wenige Minuten vom Bodensee entfernt, steht ein Familienbetrieb, der seit Jahrzehnten an der Schnittstelle von Bauwirtschaft und Industrie tätig ist: die Diem-Werke. Betonmischer, Zwangsmischer, Warmwasserspeicher oder maßgeschneiderte Behälter – das Portfolio ist breit, die Reputation hoch. Und doch sind die Zeiten für die Branche nicht einfach. „Rahmenaufträge über ein halbes Jahr hinaus sind eher eine Seltenheit“, sagt Ferdinand Diem, dessen Vater Harry 2010 früh verstarb und der seit 2024 mit Christoph Hagspiel Geschäftsführer des Unternehmens ist. Die Bauwirtschaft ist schwankungsanfällig, Material- und Lohnpreise steigen, und internationale Konzerne locken mit hohen Ausbildungsprämien die Lehrlinge ab. „Wir merken den Druck enorm“, so Diem. Umso wichtiger sei es, breit aufgestellt zu sein.
Die Firmengeschichte reicht 75 Jahre zurück.
>>> Raus aus der Krise, rein in die Zukunft: Die stille Revolution im Maschinenbau
Großvater Alfred Diem startete nach dem Krieg als Einmannbetrieb in Dornbirn. Anfangs wurden alte Wehrmachtsfahrzeuge zerlegt, Traktoren aus Ersatzteilen zusammengebaut. Bald kamen Betonmischer dazu – eine Antwort auf den Wiederaufbau. Die 1990er-Jahre brachten mit Zukäufen im Behälterbau die Erweiterung, später folgte mit der Übernahme von Unitec der Schritt in Berechnung und Vertrieb. Heute beschäftigt der Betrieb rund 50 Mitarbeiter. Konstanz ist Programm: Seit mehr als 15 Jahren hält die Belegschaft nahezu diese Größe und als Familienbetrieb will man Mitarbeiter auch in turbulenten Zeiten möglichst halten. Selbstverständlich kennt jeder jeden beim Vornamen.
Qualität vor Volumen
Während andere auf aggressive Expansion setzen, bleibt man in Hörbranz bodenständig. Neue Werke oder ein künstlich aufgeblähter Umsatz sind nicht das Ziel. „Unser Ansatz ist: lieber die gleiche Mannschaft, aber mit mehr Automatisierung und besseren Prozessen Schritt halten“, erklärt Diem. Diese Haltung zeigt sich auch im Produktversprechen: Betonmischer, die Jahrzehnte halten. Ersatzteile, die auch nach langer Zeit verfügbar sind. Robuste Behälter, die Nahwärmebetreiber wie die vkw in Bregenz einsetzen. „Wenn jemand unsere Maschinen kauft, dann, weil er keine Kompromisse machen will", sagt Diem. Behälterbau und Lohnfertigung für Partner wie regionale Platzhirsche wie Liebherr oder Doppelmayr laufen weiter stabil. Und es gibt Innovationen: Auf der Bauma in München präsentierte Diem eine neue autarke Zwangsmischer-Plattform mit bis zu 1.000 Litern Füllmenge – entwickelt für ultrahochfesten Beton, wie er bei Brückensanierungen eingesetzt wird.
„Das ist unsere Chance, uns im Premiumsegment gegen die Großen zu positionieren“, sagt Diem. Die Diem-Werke sind großteils in Familienhand. Sechs Kinder teilen sich die Anteile, Ferdinand übernahm die operative Rolle. Privat hat der 33-Jährige gerade ein neues Kapitel begonnen: „Mein Sohn ist zehn Monate alt – das verändert natürlich das Zeitmanagement“. schmunzelt er. Der Tag beginnt früh, oft um fünf Uhr. "Dann geht es in die Halle", sagt Diem. Der weiß: Zwischen Baukrise, Fachkräftemangel und Kostendruck muss er Kurs halten. Sein Rezept: Robustheit – bei Produkten wie im Management.
Thomas Holzgruber, 28: Der Innovationsfreudige
Metallurge Breitenfeld Edelstahl
Schon als Achtjähriger wollte er "das machen, was der Papa macht“. Heute ist Thomas Holzgruber Metallurge bei Breitenfeld Edelstahl und dürfte bald im familieneigenen Unternehmen, dem steirischen Anlagenbauer Inteco, seinen Weg machen.
Wenn im Kindergarten alle Superman, Prinzessin oder Polizist werden wollten, sagte Thomas Holzgruber schlicht: „Ich will das machen, was mein Papa macht.“ Metallurgie. Anlagenbau. Und ja - Chef sein. Der Glanz des väterlichen Anzugs, die Aura des Ledersessels, die Atmosphäre des Büros – das alles imponierte dem Kind, der seine Zukunft ziemlich unverstellt vor Augen hatte. Sein Ausbildungsweg war schnörkellos - Gymnasium und die Montanuniversität Leoben. Alternative Berufswege? Kurz Geschichte erwogen, doch Lehrer wollte er nicht werden. Stattdessen entschied er sich für Metallurgie, kombiniert mit betriebswirtschaftlichen Fächern. „Es war klar, dass Technik mein Fundament ist, Wirtschaft kam als logische Ergänzung dazu", erzählt Holzgruber.
Frühe Verantwortung
Nach dem Studium ging es für Holzgruber zu einem Unternehmen in der Region. Dort lernte er, wie Metallurgie im Produktionsalltag funktioniert, abseits der familiären Konnotation des Namens Holzgruber. „Ich wollte meine eigenen Erfahrungen machen können, ohne dass sofort die Brille ‚Sohn des Chefs‘ aufgesetzt wird“, sagt er. Die regionale Verwurzelung blieb ihm dabei wichtig: Mur-Mürz-Furche statt Ausland. Ein bewusst gewählter Rahmen. In seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit einem innovativen Gießverfahren. Aus ersten Versuchen im Labormaßstab entwickelte sich ein Forschungsprojekt zwischen Breitenfeld und der auf Schmelz- und Gießtechnologien spezialisierten Inteco. Heute gibt es dafür ein Patentverfahren – rotierender Blockguss. „Es zeigt, dass wir nicht stehen bleiben, sondern Prozesse neu denken", sagt Holzgruber. F&E seien keine Randthemen, sondern "Kern des Geschäfts“, sagt er. „Man kann uns mit Architekten vergleichen: Wir planen, überwachen, begleiten – und wenn die Anlage steht und funktioniert, ziehen wir weiter“. Ob Elektrolichtbogenofen, Umschmelzanlage oder Sekundärmetallurgie – das Unternehmen bietet ein breites Spektrum.
>>> Das sind Österreichs innovativste Unternehmen
Kunden reichen von europäischen Stahlwerken bis zu internationalen Projekten in Nordamerika und Asien. Rund 150 Mitarbeiter arbeiten am Hauptstandort Bruck und der Betriebsstätte mit Automatisierungsexpertise in Graz, sowie weitere 100 Mitarbeiter in Tochtergesellschaften in den USA, China und Indien, um die wichtigsten Standorte zu nennen. Die Aufstellung ist global: Projekte hat man unter anderem in Asien, Nordamerika, Europa. Gerade in den USA boomt das Thema Green Steel, begleitet von hohen Investitionen. Dort punktet Inteco mit der eigenen Tochtergesellschaft, die Zollvorteile und Kundennähe sichert. Gleichzeitig bleiben die Wurzeln in der Steiermark. „Wir sind kein Produzent mit hohen Fixkosten, sondern ein flexibles Projektunternehmen. Unser Produkt ist unser Know-How", sagt er.
Kontinuität in der Familie
„Ohne Stahl säßen wir in der dunklen Höhle", ist Holzgruber überzeugt. Es gäbe kein Handy, keine Autos, keine Gebäude. Stahl steckt überall – "und gerade die Vielfalt des Werkstoffes mit seinen Legierungen macht ihn unersetzlich“, sagt Holzgruber. Sein Vater trat 1991 ins Unternehmen ein und war seit 1998 über viele Jahre Geschäftsführer. Anfang 2024 ist er offiziell aus dem operativen Tagesgeschäft ausgeschieden – dieses verantwortet seit einigen Jahren ein Fremdmanagement bestehend aus zwei langjährigen und äußerst erfahrenen Mitarbeitern. Holzgruber sen. ist aber nach wie vor im Unternehmen insbesondere für Finanzen und strategische Weichenstellungen tätig. Die Schwester ist Partnerin einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei und bringt so juristisches Know-how ein.
Für Thomas Holzgruber liegt die Zukunft des Unternehmens nicht in Quantensprüngen bei der Mitarbeiterzahl, sondern in technologischen Innovationen. „Wir wollen unser Portfolio kontinuierlich erweitern und etablieren – vom Lichtbogenofen über Umschmelzprozesse bis zum Guss", sagt er.
Lukas Schupp, 26: Der Ruhepol
Leiter Scharniermontage MM2, Werk 2, Blum
Mit 22 Jahren Abteilungsmeister, rund 95 Mitarbeitende in der Verantwortung – und das bei einem Weltmarktführer: Lukas Schupp hat in Rekordzeit den Sprung in die Führung geschafft. Der Hörbranzer setzt in der Scharniermontage MM2 bei Blum auf Ruhe, Teamgeist und klare Strukturen.
Wenn im Bewerbungsgespräch die Frage nach der Zukunft kommt, antworten viele vorsichtig. Lukas Schupp dagegen zögerte nicht: Er wollte Verantwortung – und bekam sie schneller, als er selbst erwartete. Mit gerade einmal 22 Jahren wurde der gebürtige Hörbranzer zum Abteilungsmeister der Scharniermontage im Werk 2 von Blum in Höchst ernannt. Heute, mit 26, leitet er bis zu 95 Mitarbeitende – und gilt als Ruhepol in einem Bereich, der für die Wertschöpfung des Unternehmens zentral ist.
Chemieingenieur
Sein Weg begann an der HTL Dornbirn, Fachrichtung Chemische Betriebs- und Umwelttechnik. Eigentlich sah Schupp seine Zukunft eher im verfahrenstechnischen Bereich. Doch der Einstieg bei Blum 2018 als Prozesstechniker öffnete eine andere Perspektive. Blum ist nicht umsonst einer der größten Arbeitgeber Vorarlbergs. Als klar wurde, dass der damalige Abteilungsmeister in Pension geht, bot sich eine seltene Chance. Dieser bereitete die Übergabe sorgfältig vor. „Mit 22 muss man sich doppelt beweisen", sagt er. Heute sei die Skepsis verflogen. Schupps Führungsstil setzt auf Offenheit und Vertrauen. Sein ruhiger Ton ist dabei Markenzeichen. In einem Umfeld, das von Schichtplänen, Maschinenlaufzeiten und Termindruck geprägt ist, schafft er Balance.
>>> Philipp Blum: "Populismus suggeriert einfache Antworten, die es so nicht gibt"
Die Scharniermontage MM2 im Werk 2 ist ein Schlüsselbereich. Millionenfach produziert, exportiert in über 120 Märkte, sind Scharniere Symbol für Präzision und Langlebigkeit. Doch auch hier gilt: Globalisierung und Marktverschiebungen hinterlassen Spuren. Vor einigen Jahren wurden Teile der Produktion nach China in das neue Blum-Werk verlagert, um die Kunden vor Ort schneller beliefern zu können. Die Abteilung schrumpfte von rund 100 auf 60 Mitarbeitende. Maschinen gingen nach Asien. Zudem brach zeitweise die Nachfrage ein. Dennoch gelang es, die Stammbelegschaft zu halten – "niemand musste entlassen werden, die Mitarbeitenden kamen intern in anderen Abteilungen unter", erzählt Schupp. Heute ist die Situation wieder stabiler. Schupp führt inzwischen auch Mitarbeiter in Feldkirch – zusätzliche 38 Personen, die in den Scharnierbereich integriert wurden.
Engagement über das Werk hinaus
Was Schupp an seiner Arbeit besonders schätzt: die Nähe zur Produktion. „Ich mag es, direkt am Shopfloor mitzubekommen, wie es läuft“, sagt er. Neben dem Job bleibt auch Zeit für anderes – zumindest ein Stück. In Hörbranz ist Schupp bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert, als Gruppenkommandant und Funkbeauftragter, zudem in der Jugendarbeit. Verantwortung endet für ihn also nicht am Werkstor.
Luca Primavesi, 33: Der Weitgereiste
Prokurist Evvaoil
Evvaoil ist Nischenplayer in einem von Multis dominierten Schmierstoffmarkt – und behauptet sich erstaunlich gut zwischen Exportdruck und Nachhaltigkeitsanforderungen. Mittendrin: Luca Primavesi.
Wenn Luca Primavesi über seinen Beruf spricht, fallen Orte wie Seoul, New York oder London fast beiläufig. Reisen gehören für ihn dazu – über 70 Länder hat er bereits gesehen, Raffinerien besucht, Lieferanten getroffen. Evvaoil, das Unternehmen seiner Familie, lebt vom internationalen Austausch. Und doch bleibt der Lebensmittelpunkt klar: Margarethen am Moos, Niederösterreich. Dort produziert Evvaoil seit über 100 Jahren Schmierstoffe, Öle und Fette – ein österreichischer KMU im Schatten von Global Playern wie Shell, Mobil oder Castrol. Primavesi hat Wirtschaft in Wien, London und New York studiert und wollte Fehler lieber außerhalb machen, bevor er ins Familienunternehmen einstieg. Seit 2019 ist er in der Geschäftsführung, gemeinsam mit Vater Paul, der sich behutsam zurückzieht. „Es ist keine Bürde, sondern eine große Verantwortung“, sagt er. „In ruhigen Zeiten ist es leichter, wir haben aber drei Rezessionsjahre in Folge erlebt – da sind besondere Anstrengungen und unternehmerische Resilienz erforderlich, um Zuwächse zu erzielen“, erzählt er.
100 Jahre Schmierstoffe
Evvaoil wurde 1919 gegründet und ist heute der einzige rein österreichische Hersteller mit umfassenden Produktsortiment. Am Standort Margarethen am Moos werden jährlich rund 20 Millionen Liter Premium-Schmierstoffe von hochwertigen Motorölen (Automotives) über Hydrauliköle (Industrials) bis zu maßgeschneiderten Spezialprodukten produziert, gelagert und ausgeliefert. Etwa 50 Mitarbeiter sind beschäftigt, hinzu kommt ein Netz von Logistik-Dienstleistern. Das Unternehmen liefert an die Automobilindustrie, die metallverarbeitende Industrie, Schwerindustrie, Land- und Forstwirtschaft sowie an OEMs. Gleichfalls wird der öffentliche Sektor In großem Ausmaß beliefert. Die Mehrheit des Gesamtausstoßes wird exportiert.
Die Branche hat sich im Laufe der Jahre verändert. Internationale Großunternehmen haben ihre Werke in Österreich geschlossen, OMV hat das Schmierstoffgeschäft an die russische Lukoil verkauft. Evvaoil stellt sich als einziger 100-Prozent-Hersteller aus Österreich dem ausländischen Wettbewerb. „Es kostet sehr viel Anstrengung, Fleiß und Engagement, sich hier zu behaupten und das Geschäft auszubauen“, sagt Primavesi. Mehr als 60 Prozent des Umsatzes stammen aus dem Export, rund 30 Millionen Euro erwirtschaftet Evvaoil pro Jahr. Wachstum soll selektiv erfolgen: durch Effizienzsteigerung, durch gezielte Zukäufe von Handelsfirmen, durch Erweiterung des Portfolios, zuletzt etwa im Bereich Kühlschmierstoffe mit einer Generalvertretung.
Führung in bewegten Zeiten
Auch Nachhaltigkeit ist Thema. Evvaoil setzt auch auf recycelte Basisöle, biogene Komponenten und renaturierbare Produkte. Doch Primavesi sieht die Realität nüchtern: „Das Bewusstsein für die CO₂-Bilanz wächst, auch wenn es bei manchen Kunden noch Zeit braucht“, sagt Primavesi. „Wir sind überzeugt: Wer heute konsequent in Nachhaltigkeit investiert, schafft sich langfristig Wettbewerbsvorteile.“ Zudem investiert das Unternehmen in modernste Produktions- und Tankanlagen, um ökonomisch und ökologisch bestehen zu können. Privilegiert fühlt sich Primavesi - dessen Urahnen von Gustav Klimt auf Leinwand festgehalten wurden - als Unternehmer nicht, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Früher war es vielleicht ein Paradies, heute geht es nur noch mit maximaler Effizienz und Einsatz." Die Belegschaft – viele davon schon seit Langem dem Unternehmen verbunden– hält er für das wichtigste Kapital. Flache Strukturen, kurze Wege, hohe Identifikation prägen den Betrieb seit Generationen.
Hubert Offner, 32: Der Technikverliebte
Prokurist Offner Gebäudetechnik
Offner Gebäudetechnik zählt seit Jahrzehnten zu den fixen Größen in der HKLS-Branche. Mit Hubert Offner ist 2022 die dritte Generation ins Unternehmen eingestiegen. Er setzt auf Digitalisierung, Prozessoptimierungen, Sanierungsgeschäft und nachhaltige Technik.
Großanlagen für Krankenhäuser, Industrieprojekte und öffentliche Infrastruktur – die Handschrift von Offner Gebäudetechnik findet man in Wien und Umgebung, ohne dass sie vielen bewusst wäre. Denn die Technik, die das Unternehmen plant und installiert, arbeitet im Verborgenen: Heizung, Kühlung, Lüftung, Sanitär. Sie sorgt für Wohlbefinden, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Seit 2022 bringt Hubert Offner frische Akzente ein. Der Prokurist steht an der Seite seines Vaters, Geschäftsführer Alfred Offner, und prägt das Familienunternehmen zunehmend. „Mein Vater lässt mich Entscheidungen treffen, und ich kann sie zu hundert Prozent nach außen vertreten“, sagt er. Der Weg von Hubert Offner war kein geradliniger. Nach Absolvierung der HTL Pinkafeld im Burgenland mit Schwerpunkt Maschinenbau und Gebäudetechnik zog es ihn wieder zurück nach Wien, wo er Architektur studierte. Doch nach dem Bachelor merkte er, dass reines Entwerfen nicht seine Welt ist. Technik faszinierte ihn mehr als Form. Er wechselte zum Master in Madrid – mit Fokus auf Digitalisierung und Business. Corona führte ihn zurück nach Österreich, Stationen bei Immobilienentwicklern mit Projekten in Wien und München folgten. Schließlich entschied er sich, ins Familienunternehmen einzusteigen. „Es war kein Druck da, die Türen standen einfach offen“, lächelt er. Und irgendwann war klar: "Mich interessiert, wie es von innen läuft", sagt er.
Breit aufgestellt
Heute zählt Offner Gebäudetechnik rund 150 Mitarbeiter. Die Gesellschaft ist zu 100 Prozent im Eigentum von Familie Offner. Neben der Offner Gebäudetechnik als Anlagenbauer gibt es spezialisierte Einheiten: Offner Service, Hotec sowie seit 2021 die Offner Kältetechnik GmbH. Die Organisation ist klar: keine konzernalen Strukturen, sondern familiär und geprägt durch enge Zusammenarbeit auf kurzen Wegen. „Unsere Türen sind für unsere Mitarbeiter immer offen - vom Lehrling, Monteur bis zum Projektleiter“, beschreibt Hubert Offner den Alltag. Die Belegschaft ist eine Mischung aus Jung und Alt. Die durchschnittliche Firmenzugehörigkeit beträgt über zehn Jahre. Heuer feierte ein Mitarbeiter gar sein 40-jähriges Jubiläum. Diese Kontinuität sieht Offner als Vorteil – gerade in einer Branche, die mit akutem Fachkräftemangel kämpft.
Das Geschäftsfeld hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Neben Neubauten ist das Sanierungsgeschäft gewachsen. Klimaziele, Energiekosten und Förderprogramme beschleunigen die Nachfrage nach effizienteren, nachhaltigeren Lösungen. „Wir bauen langlebige Anlagen, die man nicht sieht – aber man spürt, wenn sie fehlen“, sagt Offner. Die Nachfrage nach Kälte- und Klimatechnik nimmt zu, nicht zuletzt wegen steigender Temperaturen. Mit der eigenen Kältetechnik-Gesellschaft hat Offner diesen Bereich rechtzeitig gestärkt. Auch ESG-Kriterien rücken immer stärker in den Vordergrund.
Industrieanteil als Anker
Rund 70 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Offner im Industrie- und Infrastrukturbereich. Spitäler, Therapiezentren oder Industrieanlagen zählen zu den Kernkunden. „Projekte, die technisch herausfordernd sind, sind unser Spezialgebiet, weshalb der Wohnbauanteil bei uns gering ausfällt.“ „Industrie ist für uns extrem wichtig. Nachdem wir die Anlagen und Standorte der Industrie errichten hat ein Abwandern bzw. Wegfall direkten Einfluss auf unser Kerngeschäft“, sagt Offner. Expansion steht derzeit nicht auf der Agenda. „Unser Kernmarkt ist Wien und Umgebung. Die bestmögliche Betreuung unserer Stammkunden liegt uns sehr am Herzen, gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten. Die Branche steht unter Druck: steigende Materialpreise, hohe Lohnabschlüsse, hohe Lohnnebenkosten. „Es muss allen klar sein, dass diese Kosten zumindest großteils weitergegeben werden müssen, um weiterhin wirtschaftlich zu bleiben. Ebenso gilt unsere soziale Verantwortung unseren Mitarbeitern und deren Familien. Somit sind wir indirekt für ca. 500 Personen verantwortlich“, erklärt Offner. Gleichzeitig bremst Preisdruck öffentliche wie private Auftraggeber.
Auch Digitalisierung ist ein zweischneidiges Schwert. Prozesse effizienter zu gestalten ist notwendig, doch die Bürokratie wächst: Nachweise, Dokumentationen, ESG-Reports. „Die Herausforderung ist, zu entscheiden, was ich digitalisiere und wo es nur noch zusätzliche Arbeit bedeutet. Und man darf nicht vergessen: wir sind immer noch ein familiengeführtes KMU und kein Konzern“, sagt Offner. Der sich sich selbst als jemand beschreibt, der Technik im Detail versteht, aber auch das große Ganze im Blick behalten will. Auslandserfahrung – etwa das Jahr in Madrid – habe seinen Horizont erweitert. „Man sieht, wie anderswo gearbeitet wird, und lernt, die eigene Heimat und Qualitäten anders wahrzunehmen“, sagt er. Dabei will er bewusst keine radikale Wachstumsstrategie fahren: „Wir wollen gesund wachsen".
Leander Huemer, 28: Der Koordinierende
Service Area Manager, Starlinger
Leander Huemer, Sohn der geschäftsführenden Gesellschafterin von Starlinger Angelika Huemer, ist schon seit geraumer Zeit im operativen Bereich tätig. Er lernte das Unternehmen von der Pike auf kennen.
Wenn Leander Huemer über seine Arbeit spricht, fallen Orte wie Afrika, Naher Osten oder China fast so beiläufig wie für andere Wien oder Graz. Internationale Projekte sind für ihn Alltag. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, an Maschinen mitzuarbeiten, die am anderen Ende der Welt eingesetzt werden“, sagt er. Dass er einmal im Familienunternehmen Starlinger Verantwortung übernehmen würde, war nicht von Beginn an ausgemacht – aber es lag nahe.
Schon in seiner Jugend war Technik ständig präsent: Der Vater Einzelunternehmer, die Mutter Angelika als geschäftsführende Gesellschafterin im Betrieb engagiert, die Werkstätten und Maschinen vertraut. An der HTL Mödling entschied sich Huemer für Wirtschaftsingenieurwesen – eine Kombination aus Technik und Betriebswirtschaft, die sich als ideal erwies. Ein Ferialpraktikum 2013 brachte den entscheidenden Impuls: Montageeinsätze, Maschineninstallationen, erste Auslandserfahrungen. „Ab diesem Moment war klar: Ich will Techniker werden“, sagt Huemer.
Weltruf
Nach der Ausbildung stieg Huemer direkt ins Unternehmen ein. Vier Jahre lang war er als Techniker im Einsatz, installierte Anlagen weltweit. Lange Auslandsaufenthalte, um bei Kunden Maschinen zu montieren, komplexe Projekte, Kundenbetreuung vor Ort – das prägte seinen Zugang. Eine besonders einschneidende Erfahrung: eine Anlageninstallation in China, die erst in der Verlängerung nach Plan verlief. Heute ist er als Service Area Manager tätig: Er koordiniert Techniker, betreut Sales und After Sales, beantwortet Anfragen, hält Kontakt zu Kunden. „Es gibt Tage, an denen fünf Anfragen hereinkommen, kurz bevor man heimgehen will – das gehört dazu“, schmunzelt er. Starlinger ist heute in mehr als 130 Ländern aktiv, über 95 Prozent der Maschinen gehen in den Export. Das Unternehmen gilt als Weltmarktführer bei Anlagen für Gewebesäcke aus Kunststoff und als Technologieführer im PET-Recycling.
Doch auch Marktführer spüren den Druck. Besonders aus China drängen Anbieter mit hoher Geschwindigkeit und niedrigeren Preisen. „Zwischen 2019 und 2021 haben wir gut 150 unserer neuesten Sackkonfektionsanlagen am chinesischen Markt platziert. Doch in den zwei Jahren darauf haben die Chinesen selbst eine funktionstüchtige Maschine entwickelt – zwar nicht so schnell und benutzerfreundlich wie unsere, aber sie funktioniert“, sagt Huemer. Qualität und Kundenfreundlichkeit fehlen in solchen Fällen jedoch oft. Ersatzteile, Nachrüstungen oder Service – hier sieht Starlinger Vorteile. „Unsere weltweite Präsenz und Verlässlichkeit sind ein Asset“, sagt er.
Johanna Pessentheiner, 36: Die Prozessstarke
Unit Process Development Senior Manager, Infineon Technologies Austria
Johanna Pessentheiner entwickelt bei Infineon Austria die Prozesse, die aus Ideen Serienprodukte machen. Die Chemikerin leitet zwei Teams - und bewegt sich zwischen Reinraum, Forschung und Produktion.
Ein Reinraum wirkt auf Außenstehende surreal: Ganzkörperanzug, Haube, Handschuhe, keine Spur von Alltagskleidung. Für Johanna Pessentheiner war es beim ersten Mal eine surreale Erfahrung – heute ist es Routine. Fünf Jahre verbrachte sie in dieser Welt. „Am Anfang dachte ich: Was für eine andere Welt. Heute gehört es für mich zum Alltag, wenn wir Prozesse von der Idee bis in die Produktion begleiten“, erzählt sie. Die 36-Jährige, die in Feldkirchen lebt, leitet bei Infineon Austria zwei Teams mit insgesamt elf Ingenieuren. Ihre Aufgabe: die Einzelprozessentwicklung für die Volumenfertigung neuer Halbleiterprodukte. Konkret bedeutet das: Chemikalien auswählen, Prozessschritte optimieren, Machbarkeitsstudien durchführen – und am Ende einen stabilen Ablauf schaffen, der im weltweiten Fertigungsnetzwerk von Infineon funktioniert.
Viele Talente, eine Entscheidung
Ihr Weg dorthin war nicht selbstverständlich. Nach der Matura überlegte sie, Veterinärmedizin zu studieren, oder Psychologie, oder technische Mathematik. „Es gab viele Optionen“, sagt sie rückblickend. Schließlich entschied sie sich für Chemie und Biochemie an der TU Graz. „Ich wollte in Graz bleiben – und die Naturwissenschaften waren für mich eine spannende Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis.“ 2016 bewarb sie sich initiativ bei Infineon. Schon das Vorstellungsgespräch überzeugte sie: keine steifen Hierarchien, sondern offene Atmosphäre. Heute sieht sie sich als Teil eines Puzzlestücks in großen Zukunftsprojekten. Ob Chips für Elektromobilität, Hochleistungshalbleiter für Dekarbonisierung oder neue Bausteine für Künstliche Intelligenz – in jedem dieser Felder ist ihr Team mit Prozessen beteiligt. Gerade diese Verknüpfung von Detail und Wirkung macht den Reiz aus. Pessentheiner beschreibt ihren Job als „vielfältig, spannend, jeden Tag anders“. Mal geht es um die Frage, ob eine bestimmte Chemikalie wirtschaftlich einsetzbar ist. Mal darum, wie man eine Idee aus dem Labor auf den Maßstab von Millionen Chips bringt.
Führung ohne Dogma
Führung war für sie kein Ziel, sondern ergab sich im Laufe der Arbeit. Sie merkte, dass sie gern Meetings moderiert, Strukturen vorgibt und Prozesse effizient hält. Ihre Stärke sieht sie im Teamgedanken. „Wir sind ein unglaublich motiviertes Team, sehr divers – mit Kollegen aus Österreich, Marokko, Brasilien". Diese Vielfalt bringe Ideen und Dynamik. Privat findet sie Ausgleich beim Sport und in der Natur – etwa auf dem Dobratsch, dem Villacher Hausberg. Auch Pferde gehören zu ihrem Leben. Jungen Frauen rät sie, bei der Studienwahl mutig zu sein. „Viele Optionen abwägen, sich nicht reinreden lassen, auf das Bauchgefühl hören – und sich einfach trauen".
Richard Pöttinger, 34: Der Effizienzsteigerer
Produktionsleiter Innerio Heat Exchanger
Von Millionenstückzahlen an Aluminiumkondensatoren bis hin zu Plattenwärmetauschern für E-Fahrzeuge: Innerio Heat Exchanger in Kottingbrunn steht mitten in der Transformation. Produktionsleiter Richard Pöttinger hält die Fertigung an zwei Standorten auf Kurs – zwischen Kostendruck, Konsolidierung und dem Anspruch, Premiumkunden zuverlässig zu beliefern.
Wer das Werk von Innerio Heat Exchanger in Kottingbrunn betritt, sieht Aluminium Coils, die direkt in Klima-Kondensatoren verwandelt werden. Hier schlägt das industrielle Herz eines Unternehmens, das sich als Tier-1-Zulieferer in der Automobilindustrie etabliert hat. Und hier wirkt Richard Pöttinger, als Produktionsleiter. Für den 34-Jährigen ist die Rolle mehr als nur ein Job. „Als Teil einer globalen Lieferkette ist Verlässlichkeit das entscheidende Kriterium“, sagt er. Seine Teams fertigen jährlich Millionen Wärmetauscher, liefern an Premiumkunden wie VW, Audi, BMW oder Daimler. Allein im Segment der Alu-Kondensatoren hält Innerio Marktanteile von 15 bis 20 Prozent. Jeder fünfte bis sechste Kompaktwagen in Europa fährt mit einem Bauteil aus Kottingbrunn.
Tradition im Blut
Geboren in Oberösterreich, stammt Pöttinger aus einer Unternehmerfamilie, die seit Generationen Industriegeschichte schreibt. In Grieskirchen gründete sein Ururgroßvater vor über 150 Jahren die heute international bekannte Pöttinger Landtechnik. Doch statt Landtechnik wählte er den Automotive-Pfad: Studium in Wien und St. Gallen, Master in Strategie und Internationalem Management, erste Jahre bei Boston Consulting und Projekte für deutsche Autobauer. „Die Beratung hat mir gezeigt, wie die Industrie tickt – aber irgendwann wollte ich selber umsetzen, nicht nur Konzepte schreiben.“ Über drei Ecken kam er schließlich zu Innerio. Seit dreieinhalb Jahren ist er in der Gruppe.
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Die Wurzeln von Innerio liegen in der traditionsreichen Fertinger GmbH, die im Jahr 2018 mit neuem Kapital und Eigentümern wie Christian Knill (Knill Gruppe) und Partnern das Unternehmen strategisch auf die Automotive-Sparte neu ausrichteten. So entstand Innerio – heute mit rund 1.600 Mitarbeitenden und einem Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Seither folgte ein schneller Konsolidierungskurs: Übernahmen von Standorten in Polen, Integration von Fertinger Tubes, zuletzt der Zukauf der ESTRA Gruppe in Luxemburg. Die Logik: von Rohmaterial bis zum fertigen Modul möglichst viel Wertschöpfung in einer Hand zu generieren. „Wir verarbeiten Aluminium vom Coil bis zum fertigen Wärmetauscher“, sagt Pöttinger.
Transformation der Produkte
Das Geschäft bleibt dabei höchst anspruchsvoll. Noch läuft das große Volumen mit klassischen Verbrenner-Komponenten: Aluminiumkondensatoren in Millionenstückzahlen, Module für Golf-, A3- oder C-Klasse-Plattformen. Doch die Branche wandelt sich. Innerio arbeitet an Plattenwärmetauschern, die für Elektrofahrzeuge entscheidend sind. Erste Aufträge wurden gewonnen, Projekte laufen – auch wenn Starttermine verschoben wurden.
Innerio setzte zuletzt stark auf Automatisierung und klassisches Lean-Management. Roboter übernehmen viele Schritte, Prozesse werden digitalisiert. In Kottingbrunn stieg die Produktivität so um 15 bis 20 Prozent. „Produktion heißt täglich Engpässe zu finden und zu beheben", sagt Pöttinger. Gleichzeitig setzt die Gruppe auf Standortlogik: Komplexe Logistikabläufe aus verteilten Standorten werden an einem Standort gebündelt, Die letzten Jahre waren für Innerio alles andere als ruhig: „Das war wild, ein permanenter Ritt“, sagt Pöttinger. Heute sei die Lage viel stabiler.
Sebastian Seiter, 35: Der Expat
Operations Manager Werk Michigan, Miba
Mit 23 startete Sebastian Seiter bei Miba – heute verantwortet er als Operations Manager in Michigan ein Werk mit mehr als 100 Beschäftigten. Inmitten der Transformation sorgt der gebürtige Oberösterreicher für Stabilität. Sein Erfolgsrezept: Bodenständigkeit aus dem Salzkammergut - und Prozessdisziplin.
Ein heißer Herbsttag in Michigan. Der Asphalt flimmert, die Luft ist trocken – „Indian Summer“, wie ihn die Amerikaner nennen. Für Sebastian Seiter bedeutet das keine Romantik, sondern Schichtbetrieb auf mehreren Linien, laufende Maschinen, Termine mit OEMs und die Frage, wie man 24/7-Produktion am Laufen hält. „Hier gibt es weniger Ruhephasen als in Österreich. Wir produzieren durch – auch am Wochenende“, sagt er. Der 35-Jährige stammt aus dem Bezirk Gmunden. Bodenständigkeit prägt ihn bis heute. Nach der Matura studierte er an der FH Steyr Internationale Logistik und Supply Chain Management – und stieg parallel bei Miba ein. Das Familienunternehmen mit Sitz in Laakirchen gilt als Leitbetrieb der österreichischen Industrie: gegründet 1927, 7.600 Mitarbeiter, mehr als 30 Standorte weltweit. Schon als Student arbeitete Seiter in globalen Projekten mit – etwa beim „One Miba“-Programm, das Prozesse zwischen Divisionen harmonisierte.
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„Wir haben Standards und Service Level Agreements für globale Produktion- und Logistikprozesse erarbeitet, die bis heute gelten“, erinnert er sich. Aus dem Praktikum wurde die Masterarbeit, aus der Masterarbeit eine Vollzeitanstellung. 2015 ging Seiter zum ersten Mal in die USA – zunächst für vier Jahre, um das Werk in Michigan durch eine schwierige Phase zu begleiten. Es war die Zeit nach der Finanzkrise, die Autoindustrie stand unter Druck, die Zulieferer ebenso. Prozesse mussten verschlankt, Qualität stabilisiert, Kunden gewonnen werden.“ 2019 kehrte er für 2 Jahre nach Österreich zurück, übernahm als Divisional Project Manager Verantwortung in der Friction Division.
Doch schon 2022 zog es ihn wieder über den Atlantik: diesmal als Supply Chain Manager für den Standort Michigan – mit breiterem Verantwortungsbereich und als weiterer Karriereschritt inmitten des Post Covid Aufschwunges, um Struktur in die angespannte Liefersituation aufgrund von weltweiten Materialengpässe zu bringen. Heute führt er dort 80 direkte Produktionsmitarbeiter und rund 40 indirekte Kräfte. Der Umsatz des Werks: rund 42 Millionen Dollar jährlich. „Wir sind ein lokaler Player für globale Kunden", sagt er. In Detroit, im Rust Belt, sitzen Ford, GM, Stellantis. "Da müssen wir nahe dran sein“, so Seiter.
Globale Industrie, lokale Verantwortung
Das Werk produziert Reibbeläge und Friction-Produkte – Bauteile, die in Kupplungen, Bremsen oder Off-Highway-Maschinen zum Einsatz kommen. Der Standort ist halb Automotive, halb Off-Highway. „Wir liefern sowohl in die klassische Autoindustrie als auch in Bau- und Landmaschinen oder Aerospace“, sagt Seiter. Die Herausforderung: USA tickt anders als Österreich. „Die Mitarbeiterbindung ist schwieriger. Die Wechselbereitschaft ist höher, der Wettbewerb um Fachkräfte enorm.“ Zudem müssten Prozesse einfacher, wiederholbare Tätigkeiten automatisiert werden. Gerade nach der Covid-Krise wurde viel investiert, um Abläufe zu digitalisieren und zu standardisieren. Internationale Karrieren fördert Miba systematisch: Drei Kollegen aus Europa arbeiten mit Seiter in den USA, auch Expats aus der Slowakei sind Teil des Teams. „Das gibt Stabilität und sorgt für Wissenstransfer“, erklärt er. Privat lebt Seiter mit seiner Frau in Michigan – beide zieht es mittelfristig wieder zurück nach Österreich. „Meine Frau liebt die Berge, und wir erwarten unser erstes Kind. Spätestens dann wird die Heimat wieder wichtiger“, sagt er.
New Leadership: Warum moderne Führung neue Antworten braucht
Setzen Sie auf New Leadership!
New Leadership ist weit mehr als nur ein frischer Anstrich für überholte Führungsmodelle. Christof Miska, wissenschaftlicher Leiter des Master Leadership & Unternehmungsführung an der WU Executive Academy, nennt vier gute Gründe, warum es Führung auf Augenhöhe braucht.
- New Leaders akzeptieren Unsicherheiten und ständig wechselnden Bedingungen und handeln flexibel und agil – das erlaubt ihnen, schnell zu reagieren und wichtige Entscheidungen rechtzeitig zu treffen.
- Erfolgskriterium Resilienz: New Leadership fördert die persönliche Entwicklung und Stärkung der Mitarbeitenden. New Leaders arbeiten auch an ihrer eigenen Resilienz und holen sich bei Bedarf Unterstützung.
- Die Nichtlinearität und Unplanbarkeit unserer Business-Welt bedeutet, dass herkömmliche „einfache“ Lösungen nicht mehr ausreichen. New Leaders fördern eine Kultur der Innovation und Kreativität und ermutigen zu Experimenten und neuen Ideen.
- Und nicht zuletzt unterstützt New Leadership die Selbstorganisation in Teams und ermutigt Mitarbeiter, Verantwortung für Arbeitsbereiche und Budgets zu übernehmen und selbstständig Entscheidungen zu treffen.
Nina Seirlehner, 32: Die Softwareschmiedin
Leiterin Team Application Software Engineering, Palfinger
Die Softwareentwicklung für Ladekrane hat es ihr angetan: Nina Seirlehner leitet bei Palfinger in Wien das Team für Application Software Engineering. Die 32-Jährige baut Strukturen auf, übersetzt komplexe Technik in Bedienbarkeit – und zeigt, wie Digitalisierung im Maschinenbau Alltag wird.
Wenn auf einer Autobahnbrücke ein Palfinger Kran tonnenschwere Lasten hebt, ist das das sichtbare Ergebnis von Ingenieurskunst. Was man nicht sieht: die Software, die alles steuert. Genau hier wirkt Nina Seirlehner, Physikerin, Softwareingenieurin und seit 2023 Teamlead Application Software Engineering im Wiener Hub von Palfinger. "Der Kran muss nicht nur technisch funktionieren, er muss auch für den Menschen am Steuer verständlich und sicher bedienbar sein“, sagt sie. Diese Schnittstelle zwischen Maschine, Software und Anwender prägt ihren Alltag – und macht ihre Rolle so entscheidend für die digitale Zukunft eines der größten österreichischen Industrieunternehmen.
Von Steyr in die Welt der Software
Aufgewachsen in Steyr, zog es Seirlehner früh in die Technik. An der TU Wien studierte sie Physik mit Schwerpunkt Messtechnik. Ihre ersten beruflichen Stationen führten sie in die Automotive-Industrie: Bosch in Wien, BMW, Audi in Ingolstadt. Bei Bosch arbeitete sie an Motorsteuergeräten, verbrachte zwei Monate in Indien, weitere sechs in Stuttgart. „Es war eine Lernkurve", sagt sie. Danach wechselte sie zu Magna Powertrain. Dort arbeitete sie an E-Mobilitätsprojekten, verantwortete Softwarefreigaben und die funktionale Sicherheit der Software (anstatt Schnittstellenentwicklung). „Die Kombination aus Physikverständnis, Messtechnik und Software hat "perfekt gepasst“, erzählt sie. Dann erzählte ihre eine Kollegin, dass Palfinger in Wien ein Softwareteam aufbaue. "Es war die perfekte Gelegenheit“, erinnert sich Seirlehner. Seit September 2023 leitet sie das Team für Application Software Engineering – damals zwei Mitarbeiter, heute wächst die Einheit kontinuierlich. Ziel: Software für Kransteuerungen entwickeln, die sicher, intuitiv und global einsetzbar ist. Der Standort Wien ist dafür ideal: Prototypen können schnell getestet werden, die Anbindung per Bahn macht enge Abstimmung mit der Zentrale einfach.
Zwischen Scrum und Safety
Mit 32 Jahren hat Seirlehner bereits einen ungewöhnlichen Karriereweg hinter sich. Ihre Neugier – „die Frage nach dem Warum“ – habe sie immer weitergetragen. Im März präsentierte sie ihre Arbeit vor dem Palfinger-Aufsichtsrat. „Das zeigt, dass junge Führungskräfte Chancen bekommen“, sagt sie. Für 2025 und darüber hinaus plant sie den nächsten Schritt: Leitung größerer Programme, standortübergreifende Verantwortung, Einbindung internationaler Teams – etwa in Indien, wo Palfinger plant, ein Werk aufzubauen. Österreich soll ihr Lebensmittelpunkt bleiben. „Meine Tochter soll hier aufwachsen", sagt sie. Der Sport - neulich ist sie Halbmarathon gelaufen - ist ihr Ausgleich zur Arbeit.
Benjamin Geislinger, 31: Der Shopfloor-Optimierer
Head of Software Solutions Geislinger; seit 1.10.: Managing Director
Mechanische Präzision ist seit Jahrzehnten das Markenzeichen von Geislinger. Doch ohne digitale Steuerung und smarte Produktionsprozesse ist Zukunft kaum denkbar. Benjamin Geislinger baut dafür eine eigene Business Unit auf.
Ob in leistungsstarken Schiffsdieseln oder in den modernsten hybriden und emissionsarmen Antriebssystemen – überall dort, wo Schwingungen kontrolliert und abgeleitet werden müssen, steckt seit Jahrzehnten Technologie aus Salzburg: Geislinger Kupplungen und Dämpfer. Wohl auch deshalb kommt die Technologie am Markt gut an, weil die Salzburger höchst qualitätsvoll produzieren. Was 2018 als Suche nach einer besseren Planungssoftware für Kleinserien am eigenen Shopfloor begann, ist heute ein eigenständiger Geschäftsbereich. Der 31-Jährige Benjamin Geislinger führt im Familienunternehmen damit eine Business Unit, die heute mit einer eigenen Marke Okulon auftritt. Ziel: selbst entwickelte Produktionssoftware, die weit über die klassischen Geislinger-Produkte hinausgeht – von MES-Systemen (Manufacturing Execution Systems) über Logistiksteuerung bis zu HR- und Planungsmodulen. „Es geht darum, den Werkbetrieb so zu organisieren, dass Aufträge, Maschinen und Menschen optimal zusammenspielen. Seine These: "Nur so bleibt Fertigung in Österreich auch in Zukunft konkurrenzfähig".
Software im Kopf
Schon früh war Benjamin Geislinger klar, dass er in die Technik will. Nach dem Wirtschaftsingenieur-Studium an der TU Wien, geprägt durch Projekte wie das „Space Team“, führte ihn der Weg direkt ins Unternehmen. „Druck vom Vater gab es nie – eher Freiraum, eigene Interessen einzubringen“, erzählt er. Sein Bruder Adrian übernahm stärker den kaufmännischen Part, Benjamin selbst blieb der Technik treu. Die Rollenverteilung funktioniert, die Geschwister ergänzen sich. „Wir haben beide starke Charaktere, kommen uns aber wenig in die Quere – jeder hat seine Schwerpunkte“, schmunzelt Benjamin Geislinger.
Okulon: Von der Idee zur Marke
Die Software optimiert Taktfrequenzen, plant Aufträge, weist Maschinen zu, berücksichtigt Schichtpläne und Ressourcen. „Das System weiß live, ob ein Mitarbeiter früher einstempelt und ein Auftrag dadurch schneller abgearbeitet werden kann“, erklärt Geislinger. Auch Gabelstapler, Lagerbewegungen und Werkzeugverwaltung sind angebunden. Alles läuft über selbst geschriebene Programme. „Wir wollten keine Standardsysteme einkaufen, sondern eine Lösung, die genau auf unsere Anforderungen passt. Das Feedback war so gut, dass wir daraus ein Produkt gemacht haben“, sagt er. In vier eigenen Werken läuft die Software bereits; bis 2026 sollen erste externe Kunden gewonnen werden. „Wir haben die Best Practice im eigenen Werk. Jetzt heißt es, andere Mittelständler damit zu unterstützen.“ Viele Unternehmen in Österreich sind in der Digitalisierung noch nicht so weit. Neben der Arbeit bleibt auch Zeit für Sport. Früher surfte Benjamin viel, inzwischen sitzt er öfter auf dem Rad.
Georg Kloger, 31: Der Strukturierte
Bei Tiroler Rohre sorgt die zweite Generation dafür, dass aus Schrott Hightech in Form von duktilen Rohren wird. Georg Kloger, 31, stellvertretender Produktionsleiter, bringt nach Jahren in den USA neue Formen der Automatisierung und Digitalisierung in das Traditionsunternehmen.
Die Tiroler Rohre in Hall produziert seit Jahrzehnten, was auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, aber essenziell für moderne Gesellschaft ist: Trinkwasserleitungen, Abwasserrohre, Druckleitungen für Turbinen/Beschneiungsanlagen sowie Rammpfähle für den Spezialtiefbau. Was nach Schwerindustrie klingt, ist längst Hightech – und mitten im Wandel. Einer, der mitten in diesem Wandel ist, ist Georg Kloger. Der 31-Jährige, ausgebildeter Anlagen- und Automatisierungstechniker, trägt seit August Verantwortung als stellvertretender Produktionsleiter und Leiter der Arbeitsvorbereitung. Rund 170 der insgesamt 270 Mitarbeitenden fallen in seinen Zuständigkeitsbereich.
Sein Weg ins Familienunternehmen war nicht geradlinig. Nach der HTL zog es Kloger in die USA, wo er sich in der Holzindustrie bis zum Werkstattleiter hocharbeitete. Doch der Konkurs in 2020 beendete seine Karriere dort abrupt. Zurück in Tirol, half er zunächst als Springer aus – bis klar wurde: Hier entsteht eine langfristige Perspektive. Gemeinsam mit seinem Vater plante er die nächsten Schritte, jetzt führt er in zweiter Generation das Unternehmen weiter und will Technik, Prozesse und Digitalisierung vorantreiben.
Management-Buy-out
Das Unternehmen - 2013 in einem Management-Buy-out von seinem Vater Max, der seit 1999 im Unternehmen Beschäftigt war, in ein Familienunternehmen umgewandelt – blickt zunächst auf eine Konzerngeschichte zurück: Früher Teil von Buderus, dann von Duktus, wurde das Werk in Familienhand ein „riesiger Erfolg“, wie Kloger betont. Heute erwirtschaftet die Firma rund 100 Millionen Euro Umsatz, beliefert Märkte im Umkreis von 500 Kilometern mit Trinkwasserrohren und ist im Spezialtiefbau und der Beschneiung weltweit gefragt. Ob Druckleitungen für Turbinen, Rammpfähle in Südafrika oder Schneeprojekte für die Winterolympiade: Tiroler Rohre ist in Nischen stark. „Wir sind die kleinsten unter Europas drei großen Gussrohrwerken, aber wir behaupten uns mit Qualität“, so Kloger.
Kloger ist nicht allein: Der ältere Bruder verantwortet Qualitäts- und Umweltmanagement, der jüngere studiert noch. Die Schwester ist Kindergärtnerin. Vater Kloger – ehemaliger Produktionsleiter der TRM – bleibt offen für neue Ideen. „Wir dürfen sehr viel ausprobieren und umsetzen. Das bringt uns weiter“, schmunzelt er. Die Übergabe ist schrittweise geregelt, Druck verspürt niemand. Der Wettbewerb dagegen ist hart. Billigbieter aus Fernost, hohe und schwanken Energiepreise, Fachkräfte fehlen. Doch Kloger setzt auf die Stärken des Standorts Tirol: „Nähe zum Kunden können andere nicht kopieren“, sagt er. Trotz voller Agenda bleibt Zeit für Hobbys. Kloger ist passionierter Wanderer, er teilt die Hobbys mit seiner Lebensgefährtin.