Automotive : Abgasnorm Euro 7 "passt nicht zur Transformation der Werke"

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Europas Autobauer lehnen die von der EU-Kommission geplante Euro-7-Norm ab

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Autohersteller wehren sich gegen die Pläne der EU-Kommission für eine neue Abgasnorm Euro 7 ab dem Jahr 2025. Der Vorschlag sei "nicht umsetzbar", weil die Frist zwischen Verabschiedung und Inkrafttreten der Norm für Hersteller wie Genehmigungsbehörden "zu kurz" sei, erklärte der Volkswagen-Konzern am Sonntagabend in Wolfsburg. BMW warnte wegen der Vorgaben vor Angebotsverknappung und Verteuerungen.

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Die von der EU-Kommission geforderten Abgaswerte bei Tests unter erschwerten Bedingungen hätten "mit der realistischen Nutzung des Fahrzeugs wenig zu tun, erfordern aber sehr viel zusätzliche Technik", erklärte VW weiter. Die Umsetzung der Brüsseler Vorschläge würde personelle und finanzielle Ressourcen binden, die sinnvoller in die Elektromobilität fließen sollten.

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"Euro7 sollte vor allem Schadstoffe regeln und nicht für ein früheres Ende des Verbrenners instrumentalisiert werden", sagte ein Sprecher des BMW-Konzerns der "Automobilwoche". "Damit würde das Produktangebot unnötig verteuert und führt womöglich zu einer weiteren Angebotsverknappung, gerade im Kleinwagensegment."

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"Passt nicht zur Transformation der Werke"

Mercedes-Betriebsratschef Ergun Lümali hat die Pläne der EU-Kommission für die Abgasnorm Euro 7 kritisiert. "Der Einführungstermin ist unrealistisch und passt nicht zur Transformation der Werke", sagte Lümali der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit ist vorgesehen, dass die Regeln ab Mitte 2025 für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge in Kraft treten sollen. Laut Lümali benötigten die technischen Lösungen dafür deutlich mehr Zeit.

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Zwar seien die Techniker und Entwickler bei Mercedes sicher in der Lage, Lösungen zu finden, aber nicht in diesem Zeitrahmen. "Mercedes-Benz unterstützt Maßnahmen, die zur Verbesserung der Luftqualität beitragen", sagte Lümali. "Ich kenne niemanden bei uns im Haus, der Euro 7 komplett ablehnt." Die Abgasnorm müsse aber zeitlich und technisch machbar sein, sonst werde früher als geplant aus dem Geschäft mit dem Verbrenner ausgestiegen, ohne dass ein schneller Hochlauf der Elektromobilität die Auswirkungen in der Produktion ausgleichen könne. "Dadurch werden tausende Arbeitsplätze bei Mercedes bedroht", sagte Lümali. Der Betriebsratschef forderte, den Zeitrahmen deutlich zu überarbeiten.

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Die EU-Kommission hatte im November Vorschläge für eine Überarbeitung der Schadstoffgrenzwerte wie Stickoxide gemacht. EU-Staaten und Europaparlament müssen noch über das Vorhaben verhandeln und sich auf eine gemeinsame Linie verständigen. Der Brüsseler Behörde zufolge ist der Straßenverkehr die größte Quelle für Luftverschmutzung in Städten. Mit der neuen Norm sollen sauberere Fahrzeuge und eine bessere Luftqualität zum Schutz der Gesundheit der Bürger und der Umwelt gewährleistet werden.

Neue Testmethoden

Die EU-Kommission hatte ihre Vorschläge zur Ausgestaltung von Euro 7 im November vorgestellt. Demnach sollen die Grenzwerte für Autos nur teilweise niedriger ausfallen als nach der seit 2015 maßgeblichen Abgasnorm Euro 6. Sie sollen aber in einer ausgeweiteten Form von Tests gemessen werden, bei denen Parameter wie Kälte oder kurze Fahrtstrecken berücksichtigt werden.

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Diese neuen Testmethoden kritisieren die Autobauer scharf. "Der Luftqualität ist nicht geholfen, wenn wir die Abgasemissionen eines neuen Verbrenners mit Vollgas und Pferdeanhänger im ersten Gang auf einem Bergpass in den Alpen zum Maß der Dinge machen", erklärte VW. Stattdessen sei die Elektrifizierung "der mit Abstand wirkungsvollste Weg, die Schadstoff-Emissionen zu minimieren und so die Luftqualität weiter zu verbessern".

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Den Kommissionsplänen zufolge sollen mit der neuen Norm auch Grenzwerte für Partikelemissionen durch den Abrieb von Bremsen und Reifen eingeführt werden, was etwa auch Elektroautos betreffen würde. Bereits nach der Vorstellung der Kommissionsvorschläge hatte es Kritik aus den Reihen der europäischen Automobilindustrie gegeben. Die Vorschläge werden zunächst von EU-Parlament und Mitgliedstaaten diskutiert.

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Im November hatte die EU-Kommission ihre Vorschläge für eine verschärfte Abgasnorm in der EU vorgelegt. Der Straßenverkehr ist nach Angaben der Kommission die größte Quelle für Luftverschmutzung in Städten. Schätzungen zufolge hat die Feinstaub- und Stickoxid-Verschmutzung durch den Straßenverkehr 2018 in den EU-Staaten und Großbritannien etwa 70.000 vorzeitige Todesfälle verursacht. Durch Euro 7 sollen etwa die Stickoxidemissionen durch Autos bis 2035 um schätzungsweise 35 Prozent sinken, bei Bussen und Lkw um mehr als 50 Prozent.

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Europaparlament und EU-Staaten müssen den Vorschlägen aber noch zustimmen. Derzeit laufen hier noch die Verhandlungen. In einem nächsten Schritt müssen sich EU-Länder und das Parlament einigen, bevor die neuen Regeln in Kraft treten können. An dem Vorschlag der Kommission kann sich also theoretisch noch einiges ändern. Der Brüsseler EU-Behörde zufolge ist der Straßenverkehr die größte Quelle für Luftverschmutzung in Städten. Mit der neuen Norm sollen sauberere Fahrzeuge und eine bessere Luftqualität zum Schutz der Gesundheit der Bürger und der Umwelt gewährleistet werden. Ziel von Euro 7 ist es, den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) durch Autos bis 2035 um 35 Prozent zu drücken, bei Bussen und Lkw um über 50 Prozent. NOx-Verbindungen standen auch im Zentrum des Abgasskandals, in dessen Folge mehrere Städte teilweise Diesel-Fahrverbote erlassen hatten.

Es gibt Befürchtungen, im Fall einer entsprechend sinkenden Nachfrage nach Verbrennern könnten auch etliche Jobs verschwinden. Volkswagen betonte: "Wir teilen die Einschätzung, dass Euro 7 in der jetzt vorliegenden Form negative Beschäftigungseffekte für die europäische Automobilindustrie hätte." Dagegen fordern Umweltorganisationen ein möglichst baldiges Aus für klassische Diesel und Benziner. Volkswagen sprach außerdem von "völlig unrealistischen zeitlichen Zielvorgaben" - Hersteller und Behörden könnten diese kaum so rasch umsetzen wie gefordert. Die Strenge der Standards würde "große personelle und finanzielle Ressourcen binden, die wir sinnvoller und zukunftsgerichtet für die Elektrifizierung einsetzen könnten".

Hohe Kosten der neuen Abgas-Norm

Die Kosten für die neue Abgasnorm Euro 7 sind nach Schätzungen des deutschen Verkehrsministeriums weit höher als von der EU-Kommission angegeben. Experten des Ministeriums ermittelten den Mehraufwand für einen Wagen der Mittel- oder Oberklasse auf bis zu 400 Euro und leichte, mit Diesel betriebene Nutzfahrzeuge kosteten pro Stück bis zu 900 Euro mehr, wie ein Ministeriumssprecher auf Anfrage in Berlin bestätigte.

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"Der Preis für den Kunden ist höher, da je nach Gesamtstückzahl entsprechend Entwicklungskosten und Händlerrabatte aufgeschlagen werden", heißt es nach Angaben der Redaktionsgesellschaft in einem Vermerk des Ministeriums. Für schwere Nutzfahrzeuge werde es besonders teuer. Hier sei mit Mehrkosten zwischen 2.500 und 4.000 Euro zu rechnen, schreiben demnach die Experten von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). So müssten verbesserte Katalysatoren und neue Bremssysteme verwendet werden. Schlimmstenfalls würden die Autohersteller durch Euro 7 gezwungen, in alle Fahrzeuge nur noch Automatikgetriebe einzubauen.

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Die Abgasnorm Euro 7 soll nach den Plänen der EU-Kommission von Juli 2025 an gelten. In ihrem Vorschlag hatte die Kommission die Mehrkosten für Pkw den Angaben zufolge auf durchschnittlich 120 Euro veranschlagt. Für schwere Nutzfahrzeuge sollen sich die Kosten um 2.700 Euro erhöhen. Die Industrie hatte das stets als zu niedrig bezeichnet, aber keine genauen Angaben gemacht.

Die EU-Kommission hatte im November Vorschläge für eine Überarbeitung der Schadstoffgrenzwerte wie Stickoxide gemacht. Mit der neuen Norm sollen sauberere Fahrzeuge und eine bessere Luftqualität zum Schutz der Gesundheit der Bürger und der Umwelt gewährleistet werden. Ziel von Euro 7 ist es, den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) durch Autos bis 2035 um 35 Prozent zu drücken, bei Bussen und Lkw um über 50 Prozent. NOx-Verbindungen standen auch im Zentrum des Abgasskandals, in dessen Folge mehrere Städte teilweise Diesel-Fahrverbote erlassen hatten. EU-Staaten und Europaparlament müssen noch über das Vorhaben verhandeln und sich auf eine gemeinsame Linie verständigen. Es ist derzeit vorgesehen, dass die Regeln für Pkw 2025 beziehungsweise für Lkw und Busse 2027 in Kraft treten sollen.

BMW unterschreitet CO2-Grenzwerte deutlich

Der deutsche Autobauer BMW hat den CO2-Ausstoß seiner in Europa verkauften Autos im vergangenen Jahr um neun Prozent gesenkt. Mit dem Rückgang von 116 auf 105 Gramm CO2 pro Kilometer unterschreite BMW den Flotten-Grenzwertder EU von 127 Gramm deutlich, teilte der Autobauer am Mittwoch in München mit.

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Benziner und Dieselautos seien effizienter geworden, und der Konzern habe im vergangenen Jahr weltweit gut 215 000 Stromer verkauft - doppelt so viele wie im Vorjahr, neun Prozent des gesamten Absatzes. In der EU, Norwegen und Island wurden 95 000 Stromer von BMW und Mini zugelassen.

Die EU berechnet den CO2-Ausstoß eines E-Autos mit null Gramm, obwohl gut ein Drittel des Stroms in der EU mit Gas, Kohle und Öl erzeugt wird. Dieses Jahr will BMW den Anteil der Batterieautos auf 15 Prozent steigern, 2030 soll die Hälfte der neu verkauften Autos vollelektrisch fahren.

Transformation bei Mercedes-Benz

Nach den Montagewerken stellt Mercedes-Benz mit milliardenschweren Investitionen auch in der Produktion von Antrieben und Batterien die Weichen für den Umschwung zu Elektroautos. Die Fabriken im sächsischen Kamenz, in Brühl in Baden-Württemberg sowie in Peking starten ab 2024 mit der Produktion von Akkus für neue EQ-Elektromodelle, wie der Stuttgarter Autobauer am Mittwoch mitteilte.

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Im thüringischen Kölleda sei vorbehaltlich der zugesicherten Unterstützung durch die Landesregierung ebenfalls der Aufbau einer Batteriemontage geplant. Am Stammsitz in Stuttgart-Untertürkheim sowie in Sebes in Rumänien und in Peking beginne ab 2024 der Hochlauf hocheffizienter elektrischer Aggregate. Die Werke in Hamburg und Untertürkheim/Mettingen übernähmen Fertigung und Montage von Achsen für künftige EQ-Modelle von Mercedes.

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Die Investitionen gab Mercedes mit einem "mittleren einstelligen Milliardenbetrag" an. "Wir haben das gesamte Produktionsnetzwerk so strukturiert, dass wir hochflexibel sind", sagte Produktionschef Jörg Burzer in einer Telefonkonferenz. Die Situation beim Übergang von Verbrennern zu E-Komponenten sei komplex. "Das Wichtigste ist, dass wir die Kollegen, die hochklassige Verbrennermotoren gebaut haben, dafür gewinnen können, zukünftig Antriebsstränge zu bauen." Betriebsratschef Ergun Lümali hob den Ausschluss von Kündigungen bis zum Ende des Jahrzehnts hervor. "Die ganze Welt weiß, dass die neuen Technologien weniger Mitarbeiter benötigen. Wir sind glücklich, wenn wir die vorhandene Belegschaft sichern können." Im Zuge der Umstellung seien auch Maßnahmen zur weiteren Flexibilisierung und Effizienzsteigerung an den Standorten vereinbart worden.

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Angaben zur Batteriezellfertigung machte der Konzern nicht. Mercedes will in einigen Jahren Batteriezellen von seinem Gemeinschaftsunternehmen ACC mit dem Opel-Mutterkonzern Stellantis in Kaiserslautern beziehen. Im Reuters-Interview hatte der Betriebsrat unlängst mindestens einen weiteren Standort in Deutschland gefordert, sei es als Joint-Venture oder als Partnerschaft mit einem Zellproduzenten. Batteriezellen beziehen die Schwaben von CATL und Farasis aus China sowie von SK Innovation und LG Chem aus Südkorea. In Bipp County (Alabama) unweit des US-Werks Tuscaloosa hat Mercedes unlängst eine Batteriefabrik eröffnet.

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Die Marke mit dem Stern will ihr Angebot bis 2030 komplett auf Elektroautos umstellen, wenn die Nachfrage entsprechend steigt. Dafür sollen insgesamt acht Batteriezellwerke mit Partnerfirmen errichtet werden. Vier sollen es in Europa sein, drei in Asien und eines in den USA.

Die Aufteilung der Produktion von E-Autos auf die Montagewerke hatte Mercedes zur Jahresmitte bekanntgeben. Entsprechend der Luxusstrategie sollen die drei deutschen Fabriken und das ungarische Werk auf die drei Modellklassen "Entry", "Core" und "Top-End" ausgerichtet werden. Das Traditionswerk in Sindelfingen, die Heimat der Luxuslimousine S-Klasse und des elektrischen Pendants EQS, wird 2025 Leitwerk für elektrische Spitzenmodelle. Die Standorte in Bremen und Kecskemét in Ungarn stellen die Mittelklasse-Modelle her, in Rastatt und Kecskemét werden ab 2024 die kleineren Fahrzeuge gefertigt.

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