ZF Pleite und Stellenabbau : Zulieferer ZF Friedrichshafen streicht bis zu 14.000 Stellen in Deutschland

ZF Friedrichshafen reduziert aufgrund hoher Schulden, die durch die Übernahmen von TRW und Wabco entstanden sind, Kosten und investiert Milliarden in die Zukunft der Elektromobilität. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 169.000 Menschen an über 160 Standorten.
- © ZF GroupDer deutsche Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen plant, bis Ende 2028 bis zu 14.000 der insgesamt 54.000 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen. Diese Ankündigung erfolgte am Freitag in Friedrichshafen. Der Stellenabbau betrifft nicht nur die Produktion, sondern auch die Bereiche Verwaltung und Entwicklung und soll möglichst sozialverträglich durch Altersteilzeit und Abfindungsprogramme gestaltet werden. In Österreich sind für das Unternehmen rund 800 Mitarbeiter an den Standorten Lebring, Steyr und Wien tätig.
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"Ein besonderer Fokus der Neustrukturierung liegt angesichts des hohen Wettbewerbs- und Kostendrucks und der schwachen Marktentwicklung für E-Autos auf der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien", erklärte ZF.
"Schlankere Strukturen" bei ZF
Der genaue Umfang der Reduzierungen an den einzelnen Standorten wird nun konkretisiert. "Die Reduzierung soll soweit möglich sozialverträglich geschehen, indem ZF die demografische Struktur der Belegschaft und die Fluktuation nutzt." ZF plant die Gründung mehrerer Standortverbunde mit schlankeren Strukturen.
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Das stark verschuldete Unternehmen hat sich bereits im Frühjahr einem strikten Sparprogramm unterzogen. Laut Ankündigung im Februar sollen in diesem und im nächsten Jahr die weltweiten Kosten um etwa 6 Milliarden Euro gesenkt werden, um sich besser auf den Übergang zur E-Mobilität ab 2026 vorzubereiten.
ZF-Chef Holger Klein hatte schon im April erklärt, dass die Zahl der Arbeitsplätze in Deutschland langfristig nicht gehalten werden könne. "Mit den nun beschlossenen Maßnahmen wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken und unsere Position als eines der weltweit führenden Zulieferunternehmen festigen", sagte er nun.
Der Gesamtbetriebsrat des deutschen Autozulieferers ZF hat Widerstand gegen den geplanten Stellenabbau des Konzerns angekündigt. "Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen", teilte ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich in Friedrichshafen mit. Die Ankündigung schüre Ängste, "wo wir eigentlich den vollen Einsatz für die Belieferung der Kunden, der Bewältigung der Rezession und der Transformation brauchen".
Die Pläne lenkten von einem Manager-Versagen ab, sagte Dietrich. "Der ZF-Vorstand hat sich gegen die Zukunft von Standorten und tausenden von Mitarbeitern in Deutschland entschieden und wird dafür erbitterten Widerstand erhalten."

Schuldenabbau und Milliardeninvestitionen in die E-Mobilität
Hauptgrund für die Sparmaßnahmen sind die hohen Schulden des Konzerns, die vor allem durch die Übernahme des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco entstanden sind. Der Konzern zahlt derzeit Hunderte Millionen Euro an Zinsen, was Mittel für Forschung und Entwicklung bindet. Gleichzeitig muss der mehrheitlich zur Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen gehörende Zulieferer in den kommenden Jahren Milliarden investieren, um die Transformation zu bewältigen.
Weltweit beschäftigt ZF rund 169.000 Menschen. Am Bodensee sind etwa 10.300 Personen angestellt. Das Unternehmen ist an mehr als 160 Produktionsstandorten in 31 Ländern vertreten und erzielte 2023 einen Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro.
BMW, Daimler und VW als Kunden
Das Unternehmen ist besonders bekannt für seine Technologien in den Bereichen Antriebsstrang, Fahrwerk und Sicherheitsysteme. Zu den spezifischen Produkten gehören Getriebe, Achsen, Fahrwerksysteme, Lenkungen, aktive und passive Sicherheitssysteme sowie Elektronik- und Softwarelösungen für vernetzte und autonome Fahrzeuge.
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Darüber hinaus bietet ZF Lösungen für elektrische Antriebe und E-Mobilität, einschließlich elektrischer Achsantriebe und Hybridantriebe. Das Unternehmen hat sich auch auf innovative Technologien wie autonomes Fahren und Fahrzeugvernetzung spezialisiert und arbeitet intensiv an der Weiterentwicklung dieser Bereiche.
Die Kundenbasis von ZF ist umfangreich und umfasst nahezu alle großen Automobilhersteller weltweit. Dazu zählen unter anderem BMW, Daimler, Volkswagen, Ford, General Motors und viele andere. Darüber hinaus beliefert ZF auch Nutzfahrzeughersteller wie MAN und Volvo sowie verschiedene Start-ups im Bereich der neuen Mobilitätslösungen.
ZF stellt auf E-Mobilität um
Die Elektromobilität hat das Geschäftsmodell von ZF Friedrichshafen signifikant verändert und beeinflusst es weiterhin in vielfältiger Weise. ZF hat umfangreiche Investitionen in die Entwicklung und Produktion von Technologien für elektrische Antriebe getätigt und seine Produktpalette entsprechend erweitert. Zu den wichtigsten Entwicklungen gehören elektrische Achsantriebe, zentrale Antriebe sowie verschiedene E-Komponenten, die sowohl für Pkw als auch für Nutzfahrzeuge geeignet sind.
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ZF hat seine strategischen Schwerpunkte neu ausgerichtet und fokussiert sich verstärkt auf profitable Wachstumsbereiche wie Elektromobilität. Dazu zählt die Einführung modularer Baukastensysteme, die es Herstellern ermöglichen, verschiedene Fahrzeugklassen effizient zu elektrifizieren. Dies umfasst sowohl rein elektrische als auch hybride Antriebe.
Ein bemerkenswerter Fortschritt ist die Entwicklung von Hochvoltsystemen mit 800-Volt-Technologie, die die Effizienz und Leistung von Elektrofahrzeugen erheblich steigern. Diese Systeme sind für verschiedene Anwendungen geeignet, von leichten Lieferfahrzeugen bis hin zu schweren Lastwagen und Anhängern.