Auto-Industrie : BMW, VW, Tesla: Kommt nach den Rekord-Verkäufen von 2023 nun der große Knall?

BMW erzielte 2023 Rekordabsatz von 2,55 Millionen Autos

Der Autobauer BMW erzielte 2023 einen Rekordabsatz von 2,55 Millionen Autos

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Die Autonachfrage in der Europäischen Union hat an Dynamik verloren. Im November wurden 885.581 Pkw neu zugelassen, ein Plus von 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den ersten elf Monaten des Jahres wurden fast 9,7 Millionen Pkw neu zugelassen, ein Plus von 15,7 Prozent. EU-weit sind die Zulassungen von reinen Elektroautos seit Jahresbeginn am stärksten gestiegen.

Unter den größten vier EU-Pkw-Märkten verzeichneten Italien (plus 16,2 Prozent), Frankreich (plus 14 Prozent) und Spanien (plus 7 Prozent) im November deutliche Anstiege bei den gesamten Neuanmeldungen. Österreich verzeichnete ein Plus von knapp 4 Prozent. In Deutschland ergab sich hingegen ein Rückgang um 5,7 Prozent.

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Marktführer Volkswagen hatte im November einen Marktanteil von 26,2 Prozent, gefolgt von Stellantis mit 15,7 Prozent und Renault mit 15,7 Prozent und Renault mit 10,6 Prozent. BMW kam auf einen Marktanteil von 7,6 Prozent, Mercedes-Benz auf 5,9 Prozent. Der US-amerikanische Elektroauto-Pionier Tesla erreichte einen Marktanteil von 3,5 Prozent.

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BMW erzielte 2023 Rekord-Absatz

Der deutsche Automobilhersteller BMW hat im vergangenen Jahr weltweit rund 2,55 Millionen Fahrzeuge verkauft, ein Plus von 6,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei stieg der Absatz von rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen (BEV) um 74 Prozent auf 376.000 Fahrzeuge. Damit ist BMW in diesem Segment stärker gewachsen als der Gesamtmarkt für vollelektrische Fahrzeuge. Der Anteil am Gesamtabsatz der BMW Group liegt bei 15 Prozent. Im kommenden Jahr sollen es 20 Prozent sein und bis 2025 soll jedes vierte BMW-Fahrzeug ausschließlich mit einem Elektromotor angetrieben werden.

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Laut dem neuen Vertriebsvorstand Jochen Goller will BMW im laufenden Jahr mehr als eine halbe Million BEV verkaufen und den Anteil am Gesamtabsatz auf rund 20 Prozent steigern. Goller wies darauf hin, dass der Konzern 18 BEV-Modelle im Angebot hat und eine weiterhin hohe Nachfrage nach seinen vollelektrischen Produkten verzeichnet.

Der Rekordabsatz des Automobilherstellers wurde in allen Regionen erzielt: In China legte er um 4,2 Prozent zu. In Europa stieg er um 7,5 Prozent und in den USA um 9,4 Prozent. Im Jahr 2022 und auch noch im ersten Quartal 2023 hatten fehlende Halbleiter, Lieferengpässe und Corona-Lockdowns in China die Absatzzahlen von BMW schrumpfen lassen. Im letzten Quartal stieg der weltweite Absatz um 10 Prozent auf 719.000 Fahrzeuge.

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BMW plant im kommenden Jahr erstmals mehr als eine halbe Million Elektroautos auszuliefern. BMW-Chef Oliver Zipse betonte gegenüber dem Magazin 'Focus', dass dies erneut ein Wachstum im deutlich zweistelligen Prozentbereich bedeuten würde. Der Stopp der Elektroauto-Prämie in Deutschland habe keinen Einfluss auf die globalen Pläne des Konzerns. "Wir sind ein weltweit agierendes Unternehmen und bei weitem nicht nur auf dem Heimatmarkt aktiv" so Zipse.

Oliver Ziese ist zuversichtlich: 2024 will BMW eine halbe Million Fahrzeuge ausliefern

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Deutliches Absatzplus auch für Volkswagen-Konzern

Im vergangenen Jahr hat der Volkswagen-Konzern konzernweit deutlich mehr Fahrzeuge verkauft als im schwachen Vorjahr. Weltweit wurden 9,24 Millionen Fahrzeuge aller Konzernmarken ausgeliefert - ein Anstieg um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das selbst gesteckte Ziel von 9 bis 9,5 Millionen Auslieferungen wurde damit erreicht.

"Trotz vieler Herausforderungen in den letzten zwölf Monaten haben wir unsere weltweiten Auslieferungen um 12 Prozent auf 9,24 Millionen Fahrzeuge gesteigert", kommentierte Konzern-Vertriebschefin Hildegard Wortmann. "Das ist angesichts der geopolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine solide Leistung." VW sei damit schneller gewachsen als der Gesamtmarkt und habe seinen Weltmarktanteil leicht ausgebaut.

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Zulegen konnte der Konzern 2023 bei vollelektrischen Autos. Die Auslieferung von reinen E-Autos stieg im Jahresvergleich um 35 Prozent auf rund 770.000. Die Batterieautos entsprachen damit 8,3 Prozent der gesamten Verkäufe. Damit ist Volkswagen als Massenhersteller noch nicht so weit wie andere.

VW-Vertriebschefin Imelda Labbe erwartet für das laufende Jahr ein herausforderndes Marktumfeld. Mehr als die Hälfte der von Volkswagen verkauften Autos sind mittlerweile SUVs, in den USA sogar über 80 Prozent. Für das laufende Jahr erhofft sich VW hier einen Schub durch den neuen Tiguan und eine weiterentwickelte Version des T-Cross. Die nächste Version des Golf wird ab dem Frühjahr auf den Markt kommen.

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Europas größter Automobilhersteller steht vor einem schwierigen Jahr. Ob VW im Preiskampf mit Tesla und der chinesischen Konkurrenz mit ihren Elektroautos bestehen kann, wird entscheidend sein. Auch ob es den Wolfsburgern gelingt, die Werke in Deutschland und China im neuen Jahr besser auszulasten als 2023, wird davon abhängen. Vor allem das Geschäft in der Volksrepublik steht im Fokus. Dort verliert VW trotz eines wachsenden Gesamtmarktes Marktanteile und kämpft mit sinkenden Gewinnbeiträgen.

Tesla: Rekord-Absätze dank starker Rabatte

Tesla hat im vierten Quartal einen Rekord aufgestellt: Es wurden mehr Fahrzeuge ausgeliefert als je zuvor. Von Oktober bis Dezember wurden mehr als 484.500 Fahrzeuge an Kunden übergeben. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Absatz von rund 473.250 Fahrzeugen gerechnet. Dies entspricht einer Steigerung von etwa 11 Prozent gegenüber dem dritten Quartal, als Upgrades an den Montagelinien für die Herstellung des aktualisierten Model 3 die Produktion beeinträchtigten.

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Tesla hatte im vergangenen Jahr sein Ziel von rund 1,8 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen erreicht. Dies war unter anderem Rabatten auf seine Elektroautos zu verdanken. Zudem beschleunigte der Konzern die Auslieferungen seines Model 3, bevor einige Varianten der Kompaktlimousine im neuen Jahr die Steuervergünstigungen des US-Subventionsprogramms IRA verlieren. Insgesamt hat Tesla über 461.500 Model 3 Autos und Model Y Geländewagen sowie etwa 23.000 Einheiten seiner anderen Modelle ausgeliefert.

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In diesem Jahr wird Tesla voraussichtlich 2,2 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausliefern, was einem Anstieg von etwa 22 Prozent entspricht. Allerdings ist dies weniger als der Anstieg von rund 38 Prozent, der im Jahr 2023 erreicht wurde. Die Geschäftszahlen für das vierte Quartal sollen am 24. Januar veröffentlicht werden.

Verkaufte sich gut: Tesla Model 3

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US-Automarkt erholt sich nur langsam

Die Verkaufszahlen auf dem US-Automarkt ziehen nach schwierigen Jahren wieder an. Allerdings ist noch nicht in Sicht, dass die Spitzenzeiten vor der Corona-Pandemie wieder erreicht werden. Die deutschen Hersteller können mehrheitlich wieder punkten und wollen auch in den kommenden Jahren auf dem zweitwichtigsten Automarkt der Welt angreifen.

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Im vergangenen Jahr verkauften die Autobauer auf dem US-Markt insgesamt rund 15,5 Millionen Pkw und kleine Nutzfahrzeuge. Das geht aus Daten des Branchendienstes Wards Intelligence hervor. Im schwachen Vorjahreszeitraum gab es Lieferprobleme infolge der Covid-Pandemie, die die Produktion und Auslieferung von Autos deutlich einschränkten. In diesem Jahr gab es jedoch gut zwölf Prozent mehr Auslieferungen.

Dennoch liegt der Markt immer noch weit hinter den Zahlen von rund 17 Millionen Autos zurück, die in den fünf Jahren vor dem Ausbruch der Pandemie erreicht wurden. Der Marktforscher Cox Automotive prognostiziert für das gerade begonnene Jahr ein Verkaufsplus von weniger als zwei Prozent.

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General Motors (GM) ist nach wie vor die Nummer eins auf dem US-amerikanischen Automobilmarkt. Im vergangenen Jahr verkaufte GM trotz eines langwierigen und teuren Streiks 2,59 Millionen Fahrzeuge in den USA, was einem Plus von 14,1 Prozent entspricht. Damit setzte sich das Unternehmen erneut vor den Rivalen Toyota. Letztere konnten zwar ebenfalls ein Plus von 6,6 Prozent verzeichnen, verkauften jedoch nur 2,25 Millionen Autos.

Auch BMW konnte im vierten Quartal die Verkäufe in den USA steigern. Das Unternehmen teilte mit, dass 107.881 Fahrzeuge der Marke BMW verkauft wurden, was einem Anstieg von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Im Jahr 2023 wurden sogar neun Prozent mehr Autos mit 362.244 verkauften Einheiten abgesetzt als im Vorjahr.

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Auch die Volkswagen-Tochter Audi konnte ihren Absatz in den USA im vierten Quartal steigern. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum wurden 12 Prozent mehr Fahrzeuge ausgeliefert, insgesamt 60.670. Im gesamten Jahr 2023 wurden sogar 22 Prozent mehr Autos verkauft als im Vorjahr, insgesamt 228.550. Obwohl noch nicht alle Obwohl noch nicht alle Hersteller ihre offiziellen Zahlen für das abgelaufene Jahr vorgelegt haben, wird auch für die Marke Volkswagen und den Sportwagenbauer Porsche aus dem VW-Konzern ein Plus erwartet.

Chinas PKW-Markt legte deutlich zu

Wie erwartet ist im vergangenen Jahr der chinesische Automarkt, der größte der Welt, gewachsen. Im Dezember stiegen die Pkw-Auslieferungen an Endkunden um 9 Prozent auf 2,36 Millionen, im Gesamtjahr um 6 Prozent auf 21,7 Millionen, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Donnerstag in Peking auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte.

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Für das abgelaufene Jahr hatte der Lobbyverband bereits vor Weihnachten ein Plus von gut 5 Prozent in Aussicht gestellt. Das Wachstum hat im Vergleich zum trägen Vorjahr zugenommen. Der chinesische Automarkt litt zuvor einige Jahre unter Zollstreitigkeiten, der Covid-Pandemie und der schlechten Verfügbarkeit von Elektronikchips.

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China ist der größte Automarkt der Welt und als solcher auch der wichtigste Einzelmarkt für die deutschen Hersteller Volkswagen (einschließlich der Töchter Audi und Porsche), BMW und Mercedes-Benz. Gerade für Massenhersteller verschärft sich jedoch der Wettbewerb. Sorgen bereitet den ausländischen Herstellern vor allem die chinesische Konkurrenz bei Elektroautos. Im vierten Quartal hat der chinesische Marktführer und Elektroautobauer BYD mit seinem starken Wachstum sogar den bisherigen Elektroauto-Primus Tesla überholt.

Wie wird 2024 für die Auto-Industrie?

Laut der Unternehmensberatung Roland Berger werden 2024 in Europa und Nordamerika kaum mehr Autos verkauft als 2023. Im größten Pkw-Einzelmarkt der Welt, China, soll der Absatz dagegen weiter zulegen. Für das laufende Jahr erwartet Roland Berger einen Absatz von etwa 88 Millionen Fahrzeugen, was etwa 2,5 Millionen mehr als im Jahr 2023 entspricht. Im Vergleich zum Höchststand aus dem Jahr 2017 sind es jedoch rund sieben Millionen Pkw weniger. Für die Branche sind die Zeiten hohen Wachstums vorbei.

Vor allem in China sind die deutschen Traditionskonzerne ins Hintertreffen geraten. Im ersten Quartal des Jahres 2023 hat BYD Volkswagen als größten Autohersteller in China vom Thron gestoßen. Das chinesische Unternehmen verkauft seit Neuestem weltweit mehr Elektroautos als Branchenführer Tesla, wenn auch dank starker Rabatte. Die Lücke zur Spitze wird für die deutsche Autoindustrie stetig größer.

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Felix Mogge, Partner bei Roland Berger, geht davon aus, dass die europäische Autoindustrie diesen Zustand noch länger aushalten muss. „Das Problem der schwachen Nachfrage nach Elektroautos wird die Autoindustrie noch mindestens zwei Jahre beschäftigen“, sagt er dem deutschen Handelsblatt. Die derzeitige Konjunkturschwäche und die erheblichen geopolitischen Spannungen haben zu einer Kaufzurückhaltung sowohl bei Privatpersonen als auch bei Unternehmen geführt.

Wie steht es um die Zulieferer-Industrie?

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Der Preisdruck auf die europäische Automobilindustrie, dem auch Tesla ausgesetzt ist, wird Hersteller und Zulieferer zum Sparen zwingen. So hat Volkswagen Ende vergangenen Jahres ein Kostenprogramm aufgelegt. Damit will der Konzern rund zehn Milliarden Euro einsparen. Größere Einschnitte für die Beschäftigten drohen in diesem Jahr auch bei Bosch. In den entsprechenden Abteilungen sollen 1500 Stellen gestrichen werden, weil Bosch zu viele Entwickler in der Verbrennungstechnik beschäftigt. Die niederösterreichische MGG Herzogenburg GmbH hat am Freitag beim Landesgericht St. Pölten die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beantragt. Der Automobilzulieferer beschäftigt derzeit rund 200 Mitarbeiter, wie es in einer Aussendung heißt.

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Die Unternehmensberatung Roland Berger stellt in ihrer Studie fest, dass die traditionellen Automobilzulieferer insgesamt eine negative Ergebnisentwicklung aufweisen. Die durchschnittlichen Margen der 600 untersuchten Zulieferer liegen nur noch bei rund fünf Prozent, was im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit einen Rückgang um fast drei Prozentpunkte bedeutet.

Trotz sinkender Margen und des daraus resultierenden Spardrucks sind sowohl bei den Automobilherstellern als auch bei den Zulieferern weiterhin erhebliche Investitionen in die automobilen Zukunftsfelder Elektromobilität und Software erforderlich. Die Automobilindustrie steht vor der großen Herausforderung, hohe Investitionen in Zukunftstechnologien und gleichzeitig strikte Kostendisziplin in den nächsten fünf bis sieben Jahren miteinander zu verbinden.