Österreichs Wirtschaft in Zahlen : Österreichs Wirtschaft 2023: Ein turbulentes Jahr

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2023 war ein herausforderndes Jahr für Österreichs Wirtschaft

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Die Geldpolitik verfügt über mächtige Instrumente. Diese entfalten ihre Wirkung jedoch erst mit Verzögerung. Dies war eine der Lehren aus dem Jahr 2023. Der starke Anstieg der Zinsen hatte im Laufe des Jahres einen deutlichen Rückgang der Inflation im Euroraum zur Folge, war aber gleichzeitig auch ein Grund für das schwache Wachstum der Wirtschaft im Euroraum. Investitionstätigkeit und Konjunktur wurden durch die Zinserhöhungen gedämpft.

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Darüber hinaus hatte der Schock der Energiepreise noch Auswirkungen. Er führte 2023 sogar zu einer Rezession in den besonders von Energieimporten abhängigen Industrieländern Österreich und Deutschland. Hierzulande ist noch kein Aufwind zu spüren. Die Auftragslage der heimischen Industrie ist nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau.

Für viele Branchen, insbesondere für die Industrie und den Handel, war 2023 ein schwieriges Jahr. Für das kommende Jahr wird hierzulande wieder ein leichter Aufschwung erwartet. Im globalen Vergleich fällt Europa jedoch weiter zurück.

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Inflation in Österreich: Ausblick in 2023-2025, Prognosen und Herausforderungen

Nach einer Rekord-Inflationsrate von 8,7 Prozent im Jahr 2022 wird die Teuerungsrate nach den Prognosen des Wifo und des IHS im Jahr 2023 auf 7,7 Prozent bzw. 7,8 Prozent zurückgehen. Für die beiden Folgejahre sieht es allerdings besser aus: Bei einer geschätzten Inflationsrate von 4,1 Prozent soll die heimische Wirtschaft 2024 real um 1,0 Prozent wachsen. Im Jahr darauf wird mit einem Wachstum von 1,3 Prozent und einer Inflationsrate von 3,0 Prozent gerechnet.

>>> "Die Inflation wird zum Wettbewerbsproblem für die Industrie"

Die Energie als wichtigster Preistreiber des Vorjahres wird heuer von den Dienstleistungen abgelöst. Nach einem inflationsbedingten Rückgang der Nettoreallöhne und -gehälter um 2,9 Prozent im Jahr 2022 erwarten die Wifo-Ökonomen für 2023 aufgrund höherer Kollektivvertragsabschlüsse ein Reallohnplus von 1,1 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht bereits seit Sommer 2022 mit Zinserhöhungen die Inflation zu bekämpfen und setzt diese Politik auch im Jahr 2023 fort, indem sie den Leitzins im Februar auf 3,00 Prozent, im März auf 3,50 Prozent, im Mai auf 3,75 Prozent, im Juni auf 4,00 Prozent, im Juli auf 4,25 Prozent und schließlich im September auf 4,50 Prozent anhebt.

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Nach öffentlicher Kritik an den hohen Lebensmittelpreisen versucht die österreichische Regierung im Mai mit einem Lebensmittelgipfel gegenzusteuern. Weitreichende Maßnahmen werden jedoch nicht beschlossen. Die Bundeswettbewerbsbehörde kommt nach einer Untersuchung des Lebensmittelsektors Anfang November zu dem Ergebnis, dass es im Mehrjahresvergleich keine auffällige Steigerung der Gewinnmargen von Supermärkten, Landwirten und Lebensmittelherstellern gibt. Konsumentenschützer kritisieren unter dem Stichwort "Zinsschere" die aus ihrer Sicht zu langsame Weitergabe von Leitzinserhöhungen an Sparer bei gleichzeitig rasch steigenden variablen Kreditzinsen. Die heimischen Banken kündigten im August an, die Kreditkunden zu unterstützen und zu entlasten.

Nach einer Rekord-Inflationsrate von 8,7 Prozent im Jahr 2022 wird die Teuerungsrate nach den Prognosen des Wifo und des IHS im Jahr 2023 auf 7,7 Prozent bzw. 7,8 Prozent zurückgehen.

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Österreichs Wirtschaft 2023: Rezession nach 4 Prozent Wachstum

Nach zwei Jahren mit über 4 Prozent Wirtschaftswachstum rutschte die österreichische Wirtschaft 2023 in die Rezession. Die österreichische Wirtschaftsleistung ist im dritten Quartal 2023 zum zweiten Mal in Folge gesunken - um 1,8 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres. Auch für das Gesamtjahr wird ein Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,4 bis 0,8 Prozent von den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten prognostiziert. Dennoch ist davon auszugehen, dass die reale Wirtschaftsleistung Ende des Jahres 2023 um rund 1,5 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie liegen wird.

>>> Konjunktur: Österreichs Industrie steckt in Rezession

Von der Auftragsschwäche ist Österreich nach wie vor besonders stark betroffen, ebenso wie einige andere Länder des Euroraums. Die Gründe dafür liegen in der starken Exportorientierung der Industrie und den Herausforderungen, die Energiepreisschock und Dekarbonisierung für energieimportierende Industrieländer mit sich bringen. Unter der Auftrags- und Exportflaute leiden insbesondere die Industrie und die Transportdienstleistungen (Speditionen). Die Inflation trägt dazu bei, dass der Handel mit einem starken Rückgang der Wertschöpfung zu kämpfen hat. Das Beherbergungs- und Gaststättengewerbe konnte trotz Rekordnächtigungszahlen Einbußen nicht verhindern.

>>> Österreichische Produktion im November um 3,9 Prozent gestiegen

Auch die Auftragseingänge gingen im November erneut zurück, wenn auch weniger stark als in den Vormonaten. Die Unternehmen reagieren auf die seit nunmehr 19 Monaten anhaltende Auftragsflaute mit Produktionskürzungen und Beschäftigungsabbau. Auch für die kommenden zwölf Monate rechnet ein Drittel der Industrieunternehmen mit Produktionseinschränkungen. Demgegenüber rechnet nur ein Viertel mit einem Produktionsanstieg.

So entwickelten sich die Energiepreise 2023

Schwankende Energiepreise in Österreich stellen Haushalte und Wirtschaft vor Herausforderungen - insgesamt sanken die Preise im Jahresvergleich aber deutlich. Der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) ist im Dezember 2023 gegenüber November um 7,8 Prozent gestiegen, gegenüber Dezember 2022 aber um 71,4 Prozent gesunken. Der Österreichische Strompreisindex (ÖSPI) sinkt im Dezember 2023 um 2,1 Prozent gegenüber dem Vormonat und um 55,9 Prozent gegenüber Dezember 2022. Die Haushaltsstrompreise sind um fast ein Viertel niedriger als im Vorjahr, Gas bleibt aber um fast 40 Prozent teurer. Auch Fernwärme hat sich um ein Fünftel verteuert. Heizöl ist dagegen deutlich günstiger als vor einem Jahr.

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Arbeitslosigkeit in Österreich 2023

Der österreichische Arbeitsmarkt entwickelte sich im Jahr 2023 insgesamt positiv. Allerdings stieg die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr an. Ende Oktober waren 338.896 Personen ohne Arbeit, gleichzeitig gab es mehr als 100.000 offene Stellen, die nicht besetzt werden konnten. Im Vergleich zum Oktober 2022, als die Arbeitslosenquote bei 6 Prozent lag, stieg sie im Oktober 2023 auf 6,3 Prozent, Ende November auf 6,7 Prozent.

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Vor allem im Bau- und Industriesektor sowie in den industriell geprägten Bundesländern wie Oberösterreich und der Steiermark ist der Anstieg der Arbeitslosigkeit spürbar. Die schwache Auftragslage in der Industrie hat zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in diesem Bereich um 10,3 % geführt. Die Arbeitsmarktentwicklung zeigt sich auch regional differenziert: Die Arbeitslosigkeit ist in allen Bundesländern gestiegen, am stärksten jedoch in Oberösterreich, das industriell geprägt und daher vom Konjunkturabschwung besonders betroffen ist (+11,7%).

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Einen positiven Trend gibt es bei der Langzeitarbeitslosigkeit. Sie sinkt auf den niedrigsten Stand seit 2014, bleibt aber mit fast 28 Prozent aller Arbeitslosen hoch. Nach wie vor sind fast doppelt so viele Menschen von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen als noch vor zehn Jahren. Trotz des Anstiegs der Arbeitslosigkeit besteht in vielen Branchen nach wie vor ein erheblicher Mangel an Arbeitskräften und qualifizierten Fachkräften. Dieser Mangel ist Ausdruck der raschen Erholung des Arbeitsmarktes nach den dramatischen Entwicklungen im Zuge der Corona-Krise.

Insolvenzen und Firmenpleiten in Österreich

Im Jahr 2023 kommt es zu einem deutlichen Anstieg der Insolvenzen aufgrund des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds. Vor allem die Bauwirtschaft und der Handel sind davon betroffen. Die Zahl der Insolvenzanträge ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent gestiegen, wie die Gläubigerschützer kürzlich mitteilten. Betroffen sind 5.401 Unternehmen. Das sind 15 Insolvenzen pro Tag und so viele wie zuletzt vor zehn Jahren. "Die aktuelle Situation ist, dass wir hohe Insolvenzzahlen haben, aber es ist nicht alarmierend", erklärte Karl-Heinz Götze, Leiter Insolvenz beim KSV1870. Nicht zuletzt durch die Pleite der Signa Holding GmbH sind auch die vorläufigen Passiva massiv gestiegen, hieß es.

>>> „Sie brauchen gutes Risikomanagement“, Michael Kolb von Acredia zur Pleitewelle in der Industrie

Besonders betroffen von Insolvenzen sind demnach der Handel, das Bauwesen sowie das Beherbergungs- und Gaststättenwesen. Erstmals seit Jahren überschritt der Handel inklusive Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen nach Berechnungen des KSV1870 mit genau 1.003 Insolvenzen (+ 17 Prozent) wieder die 1.000er-Marke. Im Handel trifft es bekannte Unternehmen wie Kika/Leiner, Geomix, Gerry Weber, Forstinger, die Sport-2000-Kooperation Zentrasport oder Tally Weijl. Mit den Insolvenzen im Handel verdoppelt sich die Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze nahezu.

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Andere namhafte Unternehmen wie Salamander, Delka und Yves Rocher rutschen zwar nicht in die Insolvenz, ziehen sich aber aus Österreich zurück. Auch das Corona-Testlabor Lifebrain stellte den Betrieb ein. Der Eigentümer Stellantis kündigt die Schließung des traditionsreichen Wiener Opel-Werks in Aspern an.

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Stahlarbeitertarifvertrag: 8,6 Prozent mehr Lohn und zwei Jahre Vertrag - Industriemagazin News Arbeitgeber und Gewerkschaft einigen sich auf eine Lohnerhöhung von 8,6 Prozent, einen Zweijahresvertrag und eine innovative Wettbewerbsklausel. Die Industriewirtschaft zeigt Hoffnungsschimmer und die Cybersicherheit wird immer wichtiger.

KV-Verhandlungen und Streiks

Traditionell führt die Gewerkschaft Bau und Holz die Frühjahrslohnrunde an: Die Abschlüsse in dieser vielschichtigen Branche liegen bei gut 10 Prozent. Es folgen die Elektro- und Elektronikindustrie mit einem Lohn- und Gehaltsplus von 9,9 Prozent und die Papierindustrie mit einem Plus von 10 Prozent. Auch alle anderen Branchen der Frühjahrsrunde schließen in dieser Größenordnung ab. Dabei wird von einer gleitenden Inflationsrate von 9,5 Prozent ausgegangen.

>>> Metaller-KV: Einigung bei 8,6 Prozent - Zweijahresabschluss mit Wettbewerbsklausel | IM News

Mit dieser Verhandlungsbasis geht es auch in die Herbstlohnrunde, und auch hier liegen die Erhöhungen bis jetzt in der Größenordnung von 10 Prozent. Doch während in allen anderen Branchen ruhig gefeilscht und verhandelt wird, machen die Metaller mit Streiks Druck: Nach langen Streiks und zähen Verhandlungen bekommen die Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie für das kommende Jahr ein Plus von durchschnittlich 8,6 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung, sozial gestaffelt. Bis zu einem Bruttoeinkommen von knapp 4.200 Euro gilt laut Berechnungen des FMTI die Erhöhung von 10 Prozent, danach schmilzt sie ab. Auch im Handel kommt es zu Warnstreiks, nachdem die Verhandlungen in mehreren Runden gescheitert sind.

Streik in der Metallindustrie Österreich 2023

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