Energie : Verbund erhöht Prognose: bis zu 2,03 Mrd. Gewinn
Nach einem guten ersten Halbjahr hat der Verbund seine Erwartungen für das Gesamtjahr nach oben geschraubt. Bis Juni profitierte das Unternehmen vor allem von stark gestiegen Strompreisen im Großhandel und steigerte den Nettogewinn um 151,8 Prozent auf 817,1 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 110,5 Prozent auf 1,38 Mrd. Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. 2022 soll der Nettogewinn 1,68 bis 1,03 Mrd. Euro erreichen.
Geopolitische Spannungen und der Krieg in der Ukraine, hohe Inflation und die Straffung der EZB-Geldpolitik hätten im ersten Halbjahr 2022 zu starken Verwerfungen auf den europäischen Energiemärkten geführt, so der Energieversorger in einer Aussendung. Die Folge seien steigende und volatile Energiepreise gewesen. Auch die Preise für CO2-Zertifikate seien nach oben geklettert, beides habe die europäischen Großhandelspreise für Strom in die Höhe getrieben. Der durchschnittlich erzielte Absatzpreis auf den Termin- und Spotmärkten im Bereich der Eigenerzeugung aus Wasserkraft verdoppelte sich fast von 65,9 Euro auf 112,5 Euro pro Megawattstunde (MWh).
Die Umsatzerlöse lagen im ersten Halbjahr 2022 bei 4,732 Mrd. Euro, das entspricht einem Plus von 174,4 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Der Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke lag mit 0,90 um 6 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres und um 10 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 1,0. Die Erzeugung der Jahresspeicherkraftwerke erhöhte sich um 18,7 Prozent. Somit sank die Stromerzeugung aus Wasserkraft um insgesamt 455 Gigawattstunden (GWh). Der durchschnittlich erzielte Absatzpreis auf den Termin- und Spotmärkten im Bereich der Eigenerzeugung aus Wasserkraft verdoppelte sich fast von 65,9 Euro auf 112,5 Euro pro Megawattstunde (MWh).
Der Nettogewinn stieg bis Juni um 151,8 Prozent auf 817,1 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 110,5 Prozent auf 1,38 Mrd. Euro. Nach dem guten ersten Halbjahr hat der Verbund außerdem seine Erwartungen für das Gesamtjahr nach oben geschraubt. 2022 soll der Nettogewinn 1,68 bis 2,03 Mrd. Euro erreichen, beim operativen Ergebnis (EBITDA) 3,9 bis 3,5 Mrd. Euro. Bisher war das Unternehmen von einem EBITDA von 2,8 bis 3,5 Mrd. Euro und einem Nettogewinn von 1,55 bis 2,00 Mrd. Euro ausgegangen.
Die Ausschüttungsquote für 2022 soll zwischen 45 und 55 Prozent des um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnisses liegen, das aktuell zwischen rund 1,60 und 1,95 Mrd. Euro erwartet wird. Im Halbjahr betrug das bereinigte Konzernergebnis 734,5 Mio. Euro (+133,0 Prozent).
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Verbund-Chef Strugl gegen Abschöpfung von Übergewinnen
Der Chef des Verbund-Stromkonzerns, Michael Strugl, hält die Entkopplung von Strom- und Gaspreis für eine sinnvolle Maßnahme um die Auswirkungen der stark gestiegenen Großhandelspreise für Strom abzudämpfen. Für eine solche Abschaffung des Merit-Order-Prinzips spreche "tatsächlich einiges", sie könne aber nur im "europäischen Gleichklang" passieren, sagte er am Donnerstag.
Hier seien die Regierung in ganz Europa aufgefordert, Gegenmaßnahmen zu setzen. "Dort wo Energiearmut Existenzen bedroht, wo steigende Energiepreise bei allen Energieträgern auch eine Herausforderung für die Wirtschaft darstellen, ist es wichtig, dass entsprechende Maßnahmen gesetzt werden", so Strugl. Die Wahl der Mittel sei dabei allerdings entscheidend. Markteingriffe, etwa die Abschöpfung der sogenannten Übergewinne, die durch die stark gestiegenen Großhandelspreise erzielt wurden, sieht der Verbund-Chef "sehr kritisch" und warnt vor Verzerrungen der Preissignale und potenziellen Verknappungen.
Der Verbund will von 2022 bis 2024 insgesamt rund 3,1 Mrd. Euro investieren. Davon fließen rund 1,27 Mrd. Euro in den Ausbau des österreichischen Stromnetzes. Neue Umspannwerke seien etwa notwendig, um den Strom aus erneuerbarer Erzeugung zu integrieren. Rund 1,0 Mrd. Euro will der Stromkonzern für den Ausbau und die Instandhaltung von Wasserkraft ausgeben, rund 550 Mio. sollen in den Ausbau von Wind- und PV-Anlagen gesteckt werden. Mehr Strom aus erneuerbaren Energieträgern führe auch zu niedrigeren Preisen im Großhandel, weil die Stunden, in denen fossile Energie gebraucht werde, weniger werden und so der Tagesdurchschnittspreis für Strom sinke, erklärte Strugl.
Eine Abschöpfung von Übergewinnen würde die Investitionen hingegen belasten, so der Verbund-Chef. Die Republik Österreich hält rund 51 Prozent der Verbund-Aktien, 30 Prozent befinden sind im Besitz der Landesversorger EVN, Wiener Stadtwerke und Tiwag. "Am Beispiel Verbund kann man sehr gut erklären, was mit den Gewinnen geschieht", sagte Strugl. Insgesamt werde der Konzern heuer 1,2 Mrd. Euro an Dividenden auszahlen, darin enthalten sei eine Sonderdividende in Höhe von 400 Mio. Euro. An den Staat Österreich würden somit rund 600 Mio. Euro ausgezahlt. Zusammen mit den Steuern, die das Unternehmen abführt, kommt Strugl auf rund 1,0 Mrd. Euro, die 2022 an die Republik fließen.
Die von der Regierung geplante Strompreisbremse, die die Grundversorgung mit Energie zu einem gesicherten, günstigeren Preis auf Vorkriegsniveau für jeden Haushalt vorsieht, hält Strugl für einen "vernünftigen Kompromiss". Abschließend bewerten könne der Verbund die Maßnahme aber erst, wenn die konkrete Ausgestaltung feststeht. Auch die UVP-Novelle, die diese Woche in Begutachtung geschickt wurde, begrüßt der Verbund-Chef.