Wirtschaftslage im Juni : Konjunktur: Rezessionsgefahr in Österreichs Industrie

Die seit mehreren Monaten abnehmende Nachfrage hat sich für die Industrie im Mai weiter verschärft, es besteht Rezessionsgefahr. Baldige Impulse für eine positive Trendwende sind derzeit (noch) nicht in Sicht.
- © WEKA GrafikDas schlechte Geschäftsklima setzt sich im Juni fort. Die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage in der Industrie liegt weiterhin deutlich unterhalb der Wachstumsschwelle. Die Situation hat sich im letzten Monat sogar weiter verschärft, baldige Impulse für eine positive Trendwende sind in Sicht. Ausschlaggebend ist vor allem die zunehmende Abschwächung der Nachfrage, dem die österreichische Industrie gegenübersteht.
Aufträge: Starke Reduktion.
Während die Bestände an Vormaterial fortlaufend zurückgehen, kam es aufgrund der fehlenden Abnahme zu einem Anstieg der Fertigwarenlagerbestände.
Vormateriallager: Starke Reduktion.
Fertigwarenlager: Anstieg.
Der ebenfalls nachlassende Bedarf an Vormaterialien beschleunigt die Reduktion der Einkaufspreise.
Einkaufspreise: Reduktion.
Aufgrund der aktuellen Situation hat österreichische Industrie die Produktionskapazitäten mit höherem Tempo als zuvor reduziert.
Produktion: Reduktion.
Die etwas optimistischere Nachfrageentwicklung der wichtigste Handelspartner könnte die Industriekonjunktur in Österreich etwas stabilisieren. Allerdings fehlen noch klare Hinweise darauf. Das verschlechterte Verhältnis zwischen Aufträgen und Lagerbeständen deutet darauf hin, dass die Produktion in den kommenden Monaten weiter rückläufig sein wird.
Basierend auf den aktuellen Daten, weist der Industriemagazin Konjunktur-Kompass für Mai auf eine starke Entwicklung in Richtung Reorganisation hin.
Der Konjunkturkompass der Österreichischen Industrie
Gemeinsam mit den Industrieberatern der Syngroup analysiert INDUSTRIEMAGAZIN anhand der Finanzberichte der wichtigsten heimischen Unternehmen – und den Daten aus den Monats-Konjunkturberichten von WIFO und BankAustria – die Richtung in die sich die produzierende Wirtschaft bewegt.
Der Konjunkturkompass stellt in der horizontalen Achse die Umsatzentwicklung dar – und in der vertikalen Achse die Ergebnisentwicklung. Daraus ergeben sich vier mögliche Pfade:
- Profitables Wachstum (wenn Umsatz und Ertrag steigen)
- Margenerosion (wenn der Umsatz steigt und der Ertrag zurückgeht)
- Konsolidierung (wenn der Umsatz zurückgeht aber der Ertrag steigt)
- Restrukturierung – wenn sowohl Umsatz als auch Ertrag schrumpfen
Der aktuelle Kostendruck zwingt manche Unternehmen ihre Verkaufspreise zu senken um Fertigwarenlager abzubauen.Walter Woitsch, Syngroup Management Consulting
Wirtschaftliche Lage der wichtigsten Branchen der Industrie
Bergbau und Metall: Die aktuellen Zahlen der Unternehmen im Bereich Bergbau und Metall zeigen (noch) eine stabile Auftragsentwicklung. Sinkende Metallpreise sind jedoch im Ergebnis deutlich spürbar.
Produktionstechnik und Maschinenbau: Im Vergleich zum Vorquartal entwickeln sich Umsatz und Ertrag der in der Produktionstechnik und Maschinenbau (noch) erfreulich.
Automotive: Zurzeit liegen noch keine aktuellen Quartalsergebnisse aus der Automotive-Branche vor. Im vergangenen Quartal haben sich die Spannungen in der Lieferkette gelockert, jedoch steht die Industrie nach wie vor unter einem starken Preisdruck.
Verpackungsindustrie: Die ersten Quartalszahlen für 2023 aus der Verpackungsindustrie bestätigen die erwartete Entwicklung. Umsatz und Ergebnis sind deutlich unterhalb den Werten aus dem ersten Quartal 2022. Hohe Lagerbestände bei Kunden und schwächere Kaufkraft drücken auf Nachfrage.
Elektronikindustrie: Nach wie vor dominiert das anhaltend schwierige Marktumfeld mit niedrigeren Volumina, jedoch hat sich die Kostendynamik merklich stabilisiert.
Quellen: UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex, WIFO Monatsbericht, Finanzberichte: AMAG Austria Metall AG, Andritz AG, AT&S Austria Tech.& Systemtech AG, Mayr-Melnhof Karton AG, Palfinger AG, Pierer Mobility AG, Polytec Holding AG, voestalpine AG, Zumtobel Group AG, Mondi Plc BASF SE, Continental AG, Schindler Aufzüge AG, ArcelorMittal S.A., Stora Enso.
Analyse: Syngroup Management Consulting für INDUSTRIEMAGAZIN