Wirtschaft News Österreich im März : Konjunktur: Erholung erst zur Jahresmitte?
Die konjunkturelle Trendwende in der österreichischen Industrie lässt weiterhin auf sich warten. Obwohl sich sowohl der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex als auch das Gesamtergebnis des WIFO Konjunktur Test gegenüber dem Vormonat nicht verändert hat, zeigen Teilindikatoren durchaus eine zu erwartende Verbesserung der Lage. Die Auftragsbestände reduzierten sich erneut weniger als im Vormonat und stabilisierten sich auf niedrigem Niveau: Rund 50% der Unternehmen meldeten zumindest ausreichende Auftragsbestände Die Indikatoren des INDUSTRIEMAGAZIN Konkunkturkompass für März im Detail:
Neuaufträge: Reduktion.
Im Februar 2024 reduzierten die heimischen Betriebe ihre Einkaufsmengen erneut, was zu einer weiteren Verkleinerung der Bestände in den Vormateriallagern führte. Gleichzeitig nahmen die Bestände an Fertigerzeugnissen schwächer als im Vormonat ab, was auf eine mögliche Stabilisierung der Lagerbestände hindeutet.
Vormateriallager: Reduktion.
Fertigwarenlager: Reduktion.
Die reduzierte Einkaufsmenge wirkte sich ebenfalls auf die Einkaufspreise aus. Diese sinken im Februar erneut.
Einkaufspreise: Reduktion.
Die Produktion ging erkennbar weniger stark zurück und die Produktionserwartungen der österreichischen Betriebe haben sich im Februar erstmals seit über einem Jahr erhöht.
Produktion: Reduktion.
Aufgrund der vorherrschenden Unsicherheiten und Herausforderungen, die die österreichische Industrie und Wirtschaft beeinträchtigen, wird die Rezession voraussichtlich noch einige Zeit anhalten. Es wird erwartet, dass die mittelfristigen Aussichten auf einen moderaten Wachstumskurs erst ab der Jahresmitte wiederkehren.
Da der Kostenrückgang für Vormaterialien und Rohstoffe erneut stärker als der Rückgang der Abgabepreise war, die Produktivität gestiegen ist und die Unternehmen sich allgemein gut auf die jetzige Situation eingestellt haben, zeigt der Industriekompass für Februar in Richtung Umsatzrückgang bei gleichbleibender Ertragslage.
Zum INDUSTRIEMAGAZIN Konjunkturkompass:
Gemeinsam mit den Industrieberatern der Syngroup analysiert INDUSTRIEMAGAZIN anhand der Finanzberichte der wichtigsten heimischen Unternehmen – und den Daten aus den Monats-Konjunkturberichten von WIFO und BankAustria – die Richtung in die sich die produzierende Wirtschaft bewegt.Der Konjunkturkompass stellt in der horizontalen Achse die Umsatzentwicklung dar – und in der vertikalen Achse die Ergebnisentwicklung. Daraus ergeben sich vier mögliche Pfade:
Profitables Wachstum (wenn Umsatz und Ertrag steigen)
Margenerosion (wenn der Umsatz steigt und der Ertrag zurückgeht)
Konsolidierung (wenn der Umsatz zurückgeht aber der Ertrag steigt)
Restrukturierung – wenn sowohl Umsatz als auch Ertrag schrumpfen
Die gegenwärtige Situation erfordert eine Anpassung aller Prozesse auf die schwache Konjunktur und gegebenfalls auch einer strategischen Neuausrichtung - eine kurzfristige Erholung vor mitte 2024 ist nicht in SichtWalter Woitsch, Syngroup Management Consulting
Konjunktur: So läuft es in den wichtigsten Branchen
In der, seit Monaten herrschenden trüben wirtschaftlichen Lage kann sich inzwischen nur noch eine Branche im Bereich des Profitablen Wachstums behaupten:
Bergbau und Metall
Die Lücke zwischen den aktuellen Zahlen der Unternehmen im Bereich Bergbau und Metall und den Rekordzahlen des Vorjahres ist im Vergleich zum vorherigen Quartal etwas geschrumpft. Die Branche kämpft zwar weiterhin mit niedrigeren Preisen und Absatzrückgängen, konnte aber die negativen Effekte durch eine hohe Branchen- und Produktvielfalt etwas minimieren. Eine kurzfristige deutliche Verbesserung wird jedoch nicht erwartet.
Produktionstechnik und Maschinenbau
Nach wie vor auf Rekordkurs befinden sich die Vertreter aus Produktionstechnik und Maschinenbau. Ein sehr guter Produktmix, und voll wirksame Preiserhöhungen lassen sowohl die Umsatz-als auch Ertragszahlen im Vergleich zum Vorjahresquartal steigen. Eine Reduktion der Kosten für Frachten und Material wirkt sich zusätzlich günstig auf das Ergebnis aus.
Automotive
Die größten Autokonzerne der Welt konnten trotz schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen den Umsatz und die Profitabilität im dritten Quartal steigern. Die österreichischen Automobilunternehmen können ebenfalls den Umsatz erhöhen, kämpfen allerdings mit inflationsbedingten Kostensteigerungen, die sich spürbar auf das Ergebnis auswirken. Der Preisdruck wird in den kommenden Monaten weiter zunehmen. Einige Automobilunternehmen fahren deshalb größere Kosteneinsparungsprogramme.
Verpackungsindustrie
Die höheren Lebenshaltungskosten verringern die allgemeine Nachfrage nach Konsumgütern, was speziell in den Quartalszahlen der österreichischen Verpackungsunternehmen deutlich wird. Sowohl Umsatz als auch EBIT sind im Vergleich zum Vorjahr, deutlich negativ. Mit einer unmittelbaren Marktbelebung wird in der Branche nicht gerechnet, doch ist man der Meinung, die Talsohle erreich zu haben.
Elektronikindustrie
Die europäische Elektronikindustrie ist einer der wenigen Branchen in der noch von einer positiven Dynamik und einem allgemeinen Wachstum gesprochen wird. Noch ist nicht klar ob auch die österreichischen Unternehmen davon profitieren können. Die Umsatz und EBIT Zahlen der ausgewählten Elektronikunternehmen, sind zwar noch im leicht negativen Bereich, haben sich aber im Vergleich zum vorherigen Quartal leicht verbessert.
Ausblick:
In der aktuellen Lage bleiben geopolitische Konflikte sowie Entwicklungen bei Zinsen und Inflation maßgebliche Unsicherheitsfaktoren. Diese können rasch zu Veränderungen im Marktumfeld führen. Die Unternehmen bleiben deshalb geschlossen vorsichtig bei Ihren Prognosen für die kommenden Quartale.
Quellen: Finanzberichte von AMAG Austria Metall AG, Andritz AG, AT&S Austria Tech.& Systemtech AG, Mayr-Melnhof Karton AG, Palfinger AG, Pierer Mobility AG, Polytec Holding AG, voestalpine AG, Zumtobel Group AG, Mondi Plc BASF SE, Continental AG, Schindler Aufzüge AG, ArcelorMittal S.A., Stora Enso SE. Analyse: SynGroup Management Consulting für INDUSTRIEMAGAZIN