Konjunktur : EU senkt Wachstumsprognose für Österreich

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Die Europäische Kommission prognostiziert der österreichische Wirtschaft 2023 ein geringeres Wachstum

- © Parlamentsdirektion/Johannes Zinner

Die Wachstumsaussichten für die heimische Wirtschaft verschlechtern sich leicht: Die Europäische Kommission prognostiziert in ihrer am Montag veröffentlichten Konjunkturprognose, dass die österreichische Wirtschaft 2023 um 0,4 Prozent wächst. In der Winterprognose lag dieser Wert noch bei 0,5 Prozent. Für 2024 wird eine Erholung erwartet: Das heimische Wachstum soll sich dann auf 1,6 Prozent belaufen. Die Inflation bleibt heuer mit 7,1 Prozent auf hohem Niveau und soll erst 2024 auf 3,8 Prozent sinken.

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Die EU-Kommission nennt weiterhin hohe Energiepreise, steigende Lohnstückkosten und ein schwaches Exportwachstum als Gründe für die schwächeren heimischen Wachstumserwartungen. Deutliche Lohn- und Gehaltssteigerungen im Jahr 2023 führen zu einer hohen Inflation. Allerdings geht Brüssel davon aus, dass die hohen Endkundenpreise für Energie im Prognosezeitraum allmählich sinken werden. Zudem dürften die höheren Nominallöhne ab 2024 zu mehr Konsum und damit zu einem stärkeren Wachstum führen. Zudem wird mit einem Anstieg der Exporte gerechnet.

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Prognose bis 2024: Wirtschaftswachstum, Inflation, Arbeitslosigkeit, Budgetdefizit - Österreich, Eurozone, EU

- © APA

EU-Wirtschaft: Wachstum besser als erwartet

"Die Befürchtungen einer Rezession haben sich nicht bewahrheitet. Mit den Anti-Teuerungsmaßnahmen der Bundesregierung konnten wir die heimische Wirtschaftsleistung und die Kaufkraft sichern", teilte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) am Montag in einer Stellungnahme mit. Österreichs Inflation sei im vergangenen Jahr unter EU-Schnitt und Deutschland gelegen, heuer liege sie darüber. "Deshalb müssen wir, noch stärker als in der Vergangenheit, jede Maßnahme auf ihre Inflationsauswirkung abschätzen, um die EZB im Kampf gegen die Inflation zu unterstützen", räumte der Minister ein.

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Besser sieht es für die EU insgesamt aus: Hier wurden die Wachstumsaussichten für das laufende Jahr auf 1,0 Prozent nach oben korrigiert (0,8 Prozent in der Winter-Zwischenprognose). Im Jahr 2024 soll das EU-weite Wirtschaftswachstum 1,7 Prozent erreichen. Im Euroraum soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,1 bzw. 1,6 Prozent zulegen.

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"Die EU hat eine Rezession abgewendet", betonte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni in Brüssel. Niedrigere Energiepreise, nachlassende Versorgungsengpässe und ein starker Arbeitsmarkt im ersten Quartal 2023 hätten zu den besseren Aussichten geführt, so die EU-Kommission. Deutlich niedrigere Energiepreise wirkten sich auf die Wirtschaft aus und senkten die Produktionskosten der Unternehmen.

Paolo Gentiloni
EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni - © Wikipedia

Österreichs Arbeitsmarkt: Leichter Anstieg der Arbeitslosenquote erwartet

Für die EU insgesamt wird ein weiterer Rückgang der Arbeitslosenquote auf 6,2 Prozent im Jahr 2023 und 6,1 Prozent im Jahr 2024 prognostiziert. Auch für den Euroraum werden mit 6,8 bzw. 6,7 Prozent niedrige Werte prognostiziert. Für Österreich wird nach 4,8 Prozent im Jahr 2022 heuer und 2024 ein leichter Anstieg auf 4,9 bzw. 5,0 Prozent erwartet. Grund laut Brüssel: Das heimische Arbeitskräfteangebot wächst schneller als die Beschäftigung.

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Inflation in der EU: Höhere Werte als erwartet

Höher als zuletzt erwartet bleibt die Inflation in der EU: Für 2023 rechnet die EU-Kommission mit 5,8 Prozent in der Eurozone und 6,7 Prozent in der EU. Erst 2024 wird mit 2,8 bzw. 3,1 Prozent eine Entspannung erwartet. "Den Höhepunkt der Inflation haben wir überschritten", betonte Gentiloni. Aufgrund der unsicheren Weltlage sei die Prognose jedoch mit großen Unsicherheiten behaftet. Eine anhaltend hohe Kerninflation könnte die Kaufkraft der privaten Haushalte weiter belasten. Darüber hinaus könnten weitere Turbulenzen im Bankensektor oder im Zusammenhang mit umfassenderen geopolitischen Spannungen die Weltwirtschaft vor neue Herausforderungen stellen. Schwierige Finanzierungsbedingungen oder weitere Unsicherheiten in Bezug auf Russland könnten das Wachstum erneut bremsen.