Stellantis schliesst Opel Werk in Aspern : Opel Werk Aspern: Aus für Getriebe made in Vienna

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Stellantis schließt Opel-Werk in Wien-Aspern

- © APA/HERBERT PFARRHOFER

Das Anfang der 1980er-Jahre gegründete Opel-Werk in Wien-Aspern schließt schrittweise - aber bald endgültig. Der italienisch-französische Eigentümerkonzern Stellantis sieht für das ehemalige General-Motors-Werk, in dem derzeit noch rund 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit der Getriebefertigung beschäftigt sind, keine Zukunft. Für die Beschäftigten soll in den kommenden Wochen ein umfassender Sozialplan ausgearbeitet und ein Jobcenter eingerichtet werden, gab man bei Stellantis am Mittwoch bekannt.

"Es gibt noch keinen Termin für ein Produktionsende, jetzt beginnen die Gespräche mit den Betriebsräten", hieß es aus dem Unternehmen. Der Prozess werde mehrere Monate dauern. Stellantis hat abgesehen von dem Werk in Wien-Aspern keine anderen Produktionsstandorte in Österreich. Im Vertrieb sind hierzulande rund 250 bis 300 Personen beschäftigt. Auf den Vertrieb wird die Werksschliessung keine Auswirkungen haben: "Österreich ist eines der Pilot-Länder für die Einführung des Neuen Retailer Models in Europa. Die Präsenz bleibt unberührt" so ein Sprecher von Stellantis.

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Neben den vergleichsweise hohen Kosten, die man bei Stellantis für die Produktionsstandorte in Österreich und Deutschland beklagt, dürfte der Schritt von Stellantis vor allem im Zusammenhang mit dem Wandel in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität zu sehen sein: Die Voraussetzungen für eine nachhaltige Zukunft des Werks Aspern seien nicht gegeben, so Stellantis laut einer Mitteilung. In Aspern werden derzeit noch 6-Gang-Schaltgetriebe des Modells MB6 für Verbrenner hergestellt. Stellantis will die Getriebeproduktion auf Valenciennes (Frankreich) fokussieren.

Doch auch die Kosten dürften ein Thema gewesen sein: Stellantis spürt die wachsende Konkurrenz durch preisgünstige (Elektro-)Fahrzeuge aus China. "Ich mache mir Sorgen um den Import chinesischer Autos nach Europa - ein Markt, der den chinesischen Herstellern völlig offen steht" sagte der Chef des Opel-Mutterkonzerns Stellantis, Carlos Tavares, zuletzt. Auch die Gefechte die sich der Stellantis-CEOs mit den Betriebsräten und Gewerkschaften der deutschen Standorte aufgrund hoher Personalkosten geliefert hat, haben Schlagzeilen gemacht.

Was mit dem österreichischen Werk und dem Werksgelände nach seinem Ende passiert, ist noch nicht klar. Grundstückseigentümer ist die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Das Betriebsgebiet umfasst rund 600.000 Quadratmeter. Die einstige Peugeot-Mutter PSA hatte Opel 2017 übernommen und die Marke 2021 mit in den europäisch-amerikanischen Stellantis-Konzern eingebracht. Man sei bereits in Gesprächen mit der BIG heisst es aus dem italienisch-französischen Konzern.

Lesen Sie hier: Getriebe Made in Vienna: Opel Aspern hat die beste Zeit hinter sich.

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Opel Aspern: Das Anfang der 1980er-Jahre gegründete Opel-Werk in Wien-Aspern schließt bald endgültig - © APA/HERBERT PFARRHOFER

Der schleichende Abstieg des Automotive-Werkes in Aspern

Die Geschichte des Opel-Werks in Wien ist eng verwoben mit der Strategie, die der einstige Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) in den 1970er Jahren für die damals kriselnde heimische Automobilindustrie ausgegeben hat: Nicht ganze Autos sollen in Österreich produziert werden, sondern der Standort Österreich soll sich als hochqualitativer Zulieferer für die immer längeren Lieferketten der europäischen und amerikanischen OEMs positionieren. Am 23. August 1979 unterschrieben Kreisky und GM-Austria-Generaldirektor Helmuth Schimpf einen Vertrag für die Errichtung eines Motorenwerkes.

Opel war damals Teil der amerikanischen General Motors (GM) Gruppe. In der Hochphase 1983 waren rund 2.200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen am Standort beschäftigt. In den vergangenen Jahren schrumpfte das Werk immer mehr zusammen. Im August 2017 wurde Opel Teil der französischen PSA-Gruppe. Im Jänner 2021 fusionierten die Peugeot-Mutter PSA und Fiat-Chrysler zu Stellantis.

Im Jahr 2020 ist Im Opel-Werk in Wien-Aspern dann ein Stück österreichischer Automobilgeschichte zu Ende gegangen. Nach 40 Jahren Motorenproduktion im "Powertrain"-Werk ging die Motorenproduktion für den US-Konzern GM zu Ende. Der Vertrag mit General Motors ist - wie angekündigt - ausgelaufen, einen Nachfolgevertrag gibt es nicht. Von der Stilllegung waren damals 270 Mitarbeiter betroffen. Seither wurde am Standort nur noch die Produktion des 6-Gang-Getriebes, das in verschiedenen Fahrzeugen der PSA verbaut wurde, und die im September 2019 begonnen wurde, fortgeführt. An der Führungsspitze im Werk Aspern kam es ebenfalls zu einem Führungswechsel: Rafal Trojca wechselte an einen PSA-Produktionsstandort in Russland, ihm folgte der Franzose Franck Mulard nach.

Lesen Sie hier: Opel will ab 2028 nur noch E-Autos produzieren.

Zu Stellantis in Österreich gehören die Automarken Abarth, Alfa Romeo, Citroën, DS Automobiles, Fiat und Fiat Professional, Jeep, Opel und Peugeot, die "Mobilitätsmarke" Free2Move, die Finanzorganisationen Stellantis Financial Services und Leasys Austria sowie die Händlerbetriebe Stellantis&You und das Produktionswerk Wien-Aspern.

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Produktion im Werk Aspern: Nach 40 Jahren Motorenproduktion ging 2020 im "Powertrain"-Werk die Motorenproduktion für den US-Konzern GM zu Ende. - © APA/HANS KLAUS TECHT

Stellantis: 14 Automarken, zwei Kontinente und ein Name, der "nach den Sternen greifen" heisst

Als sich Peugeot und Fiat Chrysler mit ihrer Fusion zu Stellantis im Jahr 2021 auf den Weg machten, überwog bei Analysten die Skepsis. Kann es gelingen, 14 Marken auf zwei Kontinenten mit so unterschiedlichen Kulturen zusammenzuführen - und das mitten in der Pandemie? fragten damals mehrere Experten. Bislang glänzte Stellantis - dessen Name für den Wunsch steht, nach den Sternen zu greifen - mit hoher Rendite, zumal für einen Massenhersteller. Der Reingewinn sprang 2022 um mehr als ein Viertel (26 Prozent) auf 16,8 Mrd. Euro. Und der Autokonzern peilt für das gesamte Jahrzehnt prozentual zweistellige Umsatzrenditen im operativen Geschäft an. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge solle durchwegs bis 2030 mindestens 10 Prozent betragen. Zudem will Stellantis-Chef Carlos Tavares den Umsatz bis Ende des Jahrzehnts auf 300 Milliarden Euro verdoppeln.

Zweistellige Umsatzrenditen waren bisher vor allem Premiumanbietern vorbehalten, Massenhersteller wie die Stellantis-Marken Peugeot, Citroen, Fiat und Chrysler mussten sich für gewöhnlich mit einstelligen Margen zufriedengeben. Derzeit erleben einige Autobauer wegen eingeschränkter Produktion infolge des Halbleitermangels und gleichzeitig hoher Nachfrage aber einen Boom bei den Verkaufspreisen, was die Profitabilität ansteigen lässt.


Carlos Tavares Mike Manley PSA Fiat
Carlos Tavares (links) mit Mike Manley, PSA Fiat: Stellantis CEO Tavares erfreut mit Anleger mit hohen Renditen - © Groupe PSA

Kein Kahlschlag bei Opel in Deutschland

Die Zukunft der drei deutschen Opel-Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern sei "mittelfristig sicher", sagte der Chef des Opel-Mutterkonzerns Stellantis, Carlos Tavares. Tavares selbst hatte im Frühjahr 2022 die ungenügende Produktqualität bei Opel öffentlich angeprangert - und Schliessungen in Aussicht gestellt. "Unsere deutschen Kolleginnen und Kollegen haben die Herausforderung angenommen und in kurzer Zeit Ergebnisse geliefert", sagte Tavares.

Der Stellantis-Chef warnte zuletzt erneut vor einer wachsenden Konkurrenz durch preisgünstige Elektrofahrzeuge aus China. "Ich mache mir Sorgen um den Import chinesischer Autos nach Europa - ein Markt, der den chinesischen Herstellern völlig offen steht." Es sei mit einem starken Anstieg der Einfuhren zu rechnen, was die europäische Autoindustrie stark unter Druck setzen könnte.

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Fertigung bei Opel in Aspern: Die Zukunft der drei deutschen Opel-Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern sei "mittelfristig sicher", sagte der Chef des Opel-Mutterkonzerns Stellantis, Carlos Tavares. - © APA/HANS KLAUS TECHT