Automobilmesse in München 2023 : IAA: Warum Volkswagen die chinesische Konkurrenz nicht fürchtet

Oliver Blume VW Volkswagen

Die Konkurrenz aus China ist für VW immer wieder Thema

- © Volkswagen AG

Volkswagen sieht sich für den zunehmenden Wettbewerb mit chinesischen Herstellern auf dem europäischen Markt gut gerüstet. "Wir sind in Europa führender Lieferant von Elektrofahrzeugen. Das ist für uns eine gute Basis und ein Ansporn, weiter durchzuziehen", sagte Konzernchef Oliver Blume am Montag im Vorfeld der Automesse IAA Mobility in München.

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Mehrere chinesische Hersteller, die den deutschen Autobauern Kunden abjagen wollen, zeigen auf der Messe Elektroautos. Experten rechnen damit, dass Unternehmen wie BYD, Xpeng oder Dongfeng schon bald zu ernsthaften Konkurrenten von BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen werden könnten.

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Steigende Kosten und die schwächelnde Konjunktur sind derzeit Hemmschuhe für die deutschen Hersteller. Die Chinesen hingegen profitieren von der günstigen Produktion im eigenen Land und haben eine eigene Batterieproduktion aufgebaut - ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. Vor allem BYD profitiert davon, dass das Unternehmen neben Autos auch innovative Batterien herstellt. Der Konzern aus Shenzhen hat gerade VW als Marktführer in China abgelöst und nimmt weltweit Tesla ins Visier.

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Auf die Frage, ob ihm die Konkurrenz Angst mache, antwortete Blume: "Angst ist ein falscher Ratgeber, weil ich dann anfange, zu flattern und schon von vorneherein keine Chance habe, zu gewinnen." Volkswagen besinne sich auf seine Stärken und werde selbstbewusst antreten - "aber auch mit einer klaren, realistischen Analyse", so der Manager.

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"Ich denke, wir haben riesige Chancen. Wir haben große Erfahrung, wir wissen, wie man Autos baut", betonte Blume. Der deutsche Autokonzern werde allerdings auf der Kostenseite "hart arbeiten müssen". Die Tatsache, dass die Chinesen ihre Fahrzeuge in Europa nicht zum gleichen Preis anbieten können wie in ihrem Heimatland, erleichtert die Situation. Das fängt bei den Zöllen an, geht über die Kosten für die Logistik und reicht bis zum Aufbau eines Händlernetzes.

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"Erschwingliche" E-Autos ab 2025

Der Volkswagen-Konzern will in zwei Jahren günstigere Elektroautos auf den Markt bringen. Die Einstiegspreise sollen unter 25.000 Euro liegen. Zehn Prozent mehr Reichweite und Effizienz soll ab 2025 die weiterentwickelte Plattform MEB+ bieten. Wie VW am Montag auf der Automesse IAA in München mitteilte, sollen Modelle von Volkswagen, Skoda und Cupra ihre Batterien in weniger als 20 Minuten aufladen können.

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"Wir kommen gut voran. Und das schneller als geplant", sagte VW-Chef Oliver Blume mit Blick auf den Wandel hin zu elektrisch betriebenen Autos und Mobilitätsdienstleistungen.

Eine wesentliche Voraussetzung für die "Demokratisierung der E-Mobilität" seien sinkende Batteriekosten. Die Einheitszelle der VW-Tochter PowerCo und Innovationen wie eine kostengünstige Zellchemie ohne Kobalt und Nickel seien dafür ein entscheidender Hebel. "Damit wird E-Mobilität für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich und noch nachhaltiger", versprach VW. Bisher gibt es kaum Autos mit Elektromotor, die sich die breite Masse leisten kann.

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Dämpfen will der deutsche Konzern die Kosten durch hohe Stückzahlen auch durch Partnerschaften mit anderen Autoherstellern. Neben Ford ist auch der indische Hersteller Mahindra an der Nutzung von E-Antrieb und Einheitszelle der elektrischen Volumenplattform MEB interessiert. Entsprechende Gespräche seien weit fortgeschritten.

Es werde aber noch einige Zeit dauern, bis E-Autos genauso profitabel seien wie vergleichbare Verbrennermodelle. Mittelfristig soll dies mit der neuen Plattform SSP, auf der über 40 Millionen Fahrzeuge über alle Marken und Segmente hinweg gebaut werden sollen, für die meisten E-Modelle erreicht werden.

PowerCo gibt Startschuss für Bau der zweiten Zellfabrik

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Produktion der E-Limousine ID.7 gestartet

Der Automobilkonzern hat im Werk Emden die Serienproduktion der neuen Elektrolimousine ID.7 gestartet. "Der Produktionsanlauf des ID.7 ist ein wichtiger Meilenstein für unsere Transformation", sagte VW-Kernmarkenchef Thomas Schäfer beim offiziellen Startschuss im VW-Werk. "Mit dem ID.7 erreichen wir bei der Elektromobilität das nächste Level. Schon 2026 werden wir das breiteste Portfolio in der Industrie haben", sagte der VW-Manager.

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VW will seine elektrische ID-Reihe mit der im April vorgestellten Reiselimousine mit einer Reichweite von bis zu 700 Kilometern ausbauen. Auf den Markt kommen soll das Elektroauto im Passat-Format Ende des Jahres. Es deckt die obere Mittelklasse ab. Mit dem Kompaktwagen ID.3 und dem kleinen SUV ID.4 hat VW die Reihe der reinen Stromer gestartet.

In der Hafenstadt wird bereits seit dem vergangenen Jahr der ID.4 produziert. Das Emder Werk wird seit 2020 bei laufendem Betrieb für die Produktion von Elektroautos umgebaut. Mehr als eine Milliarde Euro investiert VW nach eigenen Angaben dafür.

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Emden ist nun Stammwerk des neuen ID.7, der zusätzlich in China gebaut wird. Wegen der zuletzt insgesamt schwächelnden Nachfrage nach E-Autos laufen nach Angaben des Betriebsrats derzeit aber nur gut ein Dutzend ID.7 pro Tag vom Band. Nun soll die Produktion hochgefahren werden. Bis Anfang 2024 sollen es zwischen 200 und 300 Fahrzeuge sein. Insgesamt produziert Volkswagen in Emden damit derzeit rund 800 Autos pro Tag, davon etwa 300 Elektroautos. Bei VW in Emden arbeiten rund 8.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Der neue ID.7 soll die Lücke im VW-Portfolio der E-Modelle schließen

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Audi: "Noch nicht der große Sprung"

Bei der VW-Tochter Audi wird der Hochlauf der Elektromobilität nach Einschätzung von Vertriebschefin Hildegard Wortmann erst im kommenden Jahr so richtig in Schwung kommen. Für Details im laufenden Jahr sei es noch zu früh, so die Managerin auf der Automesse IAA in München. "Wir werden stärker rauskommen als vergangenes Jahr. Aber es wird jetzt noch nicht der große Sprung sein. Dafür brauchen wir noch etwas Zeit."

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Die Volkswagen-Tochter hat derzeit weniger Elektroautos auf dem Markt als die Konkurrenten Mercedes-Benz oder BMW mit dem Q4 Etron, dem Q8 Etron und dem Sportwagen Etron GT. Zuletzt stieg der Absatz zwar um gut die Hälfte - die anderen Premiumhersteller legten beim Verkauf von Elektroautos aber deutlich stärker zu.

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Das soll sich bei Audi ab dem kommenden Jahr ändern: Innerhalb von zwei Jahren will der Autokonzern rund 20 neue Modelle vorstellen. Die Hälfte davon sollen Elektroautos sein. Den Anfang macht die Elektroversion des Q6, den Audi auf der Messe mit einem Schwerpunkt auf dem Interieur zeigt. Das SUV verfügt unter anderem über einen zweiten Bildschirm für den Beifahrer und ein Head-Up-Display. Offen ließ Audi, ob das Auto wie die S-Klasse von Mercedes-Benz und bald auch Modelle von BMW über autonome Fahrfunktionen verfügen wird.

The Audi Q6 e tron is the first model series based on the newly developed Premium Platform Electric (PPE) and the new E³ electronics architecture.
Kann sich der neue Q6 e-tron gegen die Konkurrenz durchsetzen? - © AUDI AG