Elektromobilität : Konzern-Umbau: Wie Volkswagen auf Batterie-Rohstoffe aus Brasilien setzt

Mit Rohstoffen aus Brasilien sollen zukünftig die VW-Batterien hergestellt werden

Mit Rohstoffen aus Brasilien sollen zukünftig die VW-Batterien hergestellt werden

- © Volkswagen AG

Die Autobauer Volkswagen und Stellantis sowie der Bergbaukonzern Glencore unterstützen den Kauf von zwei Minen für Batterierohstoffe in Brasilien durch das Finanzunternehmen ACG. Das teilte die in London gelistete Börsenhülle (Special Purpose Acquisition Company, SPAC) am Montag mit. ACG will für 1 Milliarde Dollar (rund 930 Mio. Euro) eine Nickelsulfid- und eine Kupfer-Mine kaufen.

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Die Volkswagen-Tochter PowerCo werde eine Vorauszahlung von 100 Mio. US-Dollar für Nickelsulfid leisten, ebenso hohe Summen steuern jeweils Stellantis, Glencore und ein Bergbau-Investmentfonds bei. Die übrigen Mittel sollen am Kapitalmarkt beschafft werden.

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Zum Ausbau seines Elektro-Portfolios benötigt VW Rohstoffe

- © Volkswagen AG

Volkswagen will den operativen Gewinn seiner Kernmarke bis 2026 um zehn Milliarden Euro steigern und eine Rendite von 6,5 Prozent erreichen. "Wir starten eine große, gemeinsame Kraftanstrengung, um die Marke VW zu neuer Stärke zu führen und robust für die Zukunft aufzustellen", kündigte Markenchef Thomas Schäfer am Mittwoch auf der Betriebsversammlung im Stammwerk Wolfsburg an.

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Bis Oktober sollen zusammen mit den Arbeitnehmervertretern Meilensteine eines Programmes erarbeitet und verabschiedet werden. Betriebsratschefin Daniela Cavallo betonte, die Einsparungen sollten ohne Abstriche bei Tarifbezahlung oder bei Beschäftigungssicherung erreicht werden. Sie forderte dazu eine "überzeugende Verzahnung der strategisch entscheidenden Felder Konzern-Steuerung, Zusammenarbeit der Marken, Fokus auf Software und Produktqualität."

Die neuen Vorgaben für die Kernmarke Volkswagen sind Teil einer Generalüberholung der Konzernstrategie, die Vorstandschef Oliver Blume am 21. Juni auf einer Investorenkonferenz präsentieren will. Mit Einsparungen und mehr Synergieeffekten durch engere Zusammenarbeit der Konzernmarken will er die Rentabilität von Europas größtem Autokonzern steigern.

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In den vergangenen beiden Jahren erzielte die Kernmarke VW nicht viel mehr als drei Prozent Rendite. Mit mehr Gewinn wollen die Wolfsburger angesichts eines schwierigen Marktumfeldes Investitionen stemmen und Beschäftigung sichern. Schäfer will VW über alle Unternehmensbereiche hinweg effizienter, schneller und schlagkräftiger machen. Verwaltungsabläufe sollten entschlackt, die Produktion effizienter, die Modellpalette gestrafft und Ausstattungsvarianten reduziert werden. Modelle von geringer Stückzahl wie der VW Arteon sollen keine Nachfolger mehr bekommen.

Beim E-Auto ID.7 gebe es schon 99 Prozent weniger Konfigurationsmöglichkeiten als beim vergleichbaren Verbrennermodell Golf 7. Zudem will das Unternehmen die Auslastung der Werke weltweit optimieren, um so die Wirtschaftlichkeit zu steigern und flexibler auf Nachfrage- und Marktschwankungen reagieren zu können.

Rohstoffe für Volkswagen

Volkswagen und Stellantis decken sich so mit Rohstoffen für Elektroauto-Batterien ein. In der PowerCo hat Volkswagen sein Batteriegeschäft gebündelt, das den Bau von Batteriezellwerken, die Sicherung der dafür nötigen Rohstoffe und das Recycling von Akkus umfasst. Nickelkonzentrat werde in Anlagen von Glencore in Westeuropa und Nordamerika weiter verarbeitet, teilte ACG mit. Im Laufe des Prozesses werde ACG zu ACG Electric Metals und gebe neue Aktien aus, sagte ACG-Chef Artem Volynets. Glencore, Stellantis und der Fonds La Mancha werden zu 51 Prozent Eigentümer, 49 Prozent verbleiben in Streubesitz.

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Zuvor war der Verkauf der beiden Minen an das südafrikanische Unternehmen Sibanye-Stillwater gescheitert. Sibanye-Stillwater war im Jänner von dem Vertrag mit Verweis auf eine geotechnische Instabilität der Nickel-Mine zurückgetreten. Der Verkäufer wies das als falsch zurück und verklagte den Käufer auf 1,2 Mrd. Dollar. ACG erklärte, volles Vertrauen in die ausbaufähigen Minen zu haben.

VW unter Druck

Volkswagen ordnet in China seine Kapazitäten neu, um Platz für die Produktion von Elektroautos zu schaffen. Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Autobauer SAIC habe eines seiner Werke in Shanghai für die Produktion, Forschung und Entwicklung von Elektrofahrzeugen umgebaut, teilte der deutsche Autokonzern der Nachrichtenagentur Reuters mit.

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Die Montage von Modellen mit Verbrennungsmotor im Hauptwerk Anting von SAIC/Volkswagen im Großraum Shanghai werde in andere Standorte verlagert. Volkswagen reagierte damit auf Berichte in Social-Media-Portalen, in denen über eine Schließung der Fabrik spekuliert wurde.

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Die Verlagerung werde sich nicht auf die Produktionskapazitäten einzelner Modelle auswirken, teilte VW weiter mit. Der Schritt unterstreiche vielmehr die Bemühungen, den Wechsel in die E-Mobilität zu beschleunigen.

Volkswagen steht auf seinem wichtigsten Markt unter dem Druck aufstrebender chinesischer Hersteller, die mit Elektroautos erfolgreicher sind als die westliche Konkurrenz. Der chinesische Hersteller BYD verdrängte im ersten Quartal mit einem Marktanteil von elf Prozent am Gesamtmarkt, also einschließlich der nach wie vor dominierenden Verbrennerautos, die seit Jahrzehnten dort führende Marke VW vom ersten Platz. Nach Angaben von Industrieverbänden holt die Marke Volkswagen allerdings auf.

Porsches E-"Vision"

Der die VW-Sportwagen-Tochter Porsche will bei der Elektromobilität aufholen. Anlässlich des 75. Sportwagen-Jubiläums stellten die Stuttgarter am Donnerstag das Konzept eines neuen Elektrosportwagens vor. Über eine mögliche Serienproduktion spricht Porsche laut Pressemitteilung aber noch als "Vision". Bisher hat der Autobauer mit dem Taycan nur ein reines E-Modell im Angebot.

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Bis 2030 will Porsche mehr als 80 Prozent seiner Neufahrzeuge vollelektrisch ausliefern. Im vergangenen Jahr verringerte sich der reine E-Anteil von 13,7 auf 11 Prozent. Hintergrund waren Versorgungsengpässe für die Taycan-Produktion und folglich weniger Verkäufe. Auch Anfang 2023 setzte sich der Abwärtstrend fort. Parallel investiert Porsche in potenziell klimafreundliche E-Fuels. Den Klassiker 911 will Porsche bis auf Weiteres nicht als rein batterieelektrisches Fahrzeug anbieten.

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Am 8. Juni 1948 erhielt der erste Porsche-Sportwagen seine Betriebserlaubnis. Schon zuvor hatte Ferdinand Porsche Autos konstruiert und gebaut - unter anderem den Vorgänger des VW-Käfer während der Nazi-Zeit. Sein Sohn Ferry brachte dann mit dem Porsche 356 den ersten Sportwagen auf den Markt. Der Ur-Porsche hatte 35 PS und eine Spitzengeschwindigkeit von 135 Kilometern pro Stunde.