Elektro-Autos in China : Mercedes sieht Preiskampf bei E-Autos in China: Markt-Anteil "verschwindend gering"

EQC on Ice: Elektrisch auf Eis: Wintererprobung des EQC 02 - 2019 Pressemitteilungen nach Jahren Mercedes-Benz Cars Daimler Global MediaSite Elektromobilität EQ Umwelt Technologie 2019 EQC Marken & Produkte

Chinas E-Auto-Markt ist nach Einschätzung des Mercedes-Technikvorstandes hart umkämpft.

- © Daimler AG

Der Markt für Elektroautos in China ist nach Einschätzung von Mercedes-Technikvorstand Markus Schäfer derzeit hart umkämpft. "Der Preiskampf läuft in China besonders im Volumensegment dramatisch", sagte Schäfer am Donnerstag bei einer Online-Diskussion der Unternehmensberatung PwC. Selbst die traditionellen staatlichen chinesischen Hersteller BAIC und SAIC, Joint-Venture-Partner von Mercedes-Benz und Volkswagen, hätten auf dem derzeit von BYD dominierten Markt zu kämpfen.

>>> Wie chinesische E-Autos die Welt erobern - und die Europäer den Anschluss verlieren

Mercedes-Benz selbst sei jedoch auf das Premium- und Luxussegment fokussiert. "Wir sind weiterhin erfolgreich in China", fügte Schäfer hinzu. Allerdings sei der Marktanteil der Marke mit dem Stern am stark wachsenden chinesischen Elektroautomarkt "verschwindend gering", räumte er ein. Inklusive der Verbrenner-Modelle kämen die Schwaben in ihrem Segment auf einen Anteil von zehn bis zwölf Prozent.

Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Sieht einen "dramatischen Preiskampf" bei E-Autos in China: Mercedes-Technikvorstand Markus Schäfer

- © Mercedes Benz

Können europäische Autobauer in China bestehen?

Die Diskussion drehte sich um die Chancen der deutschen Automobilhersteller, auf ihrem wichtigsten Einzelmarkt dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Auf der Automesse in Shanghai im Frühjahr hatten die zahlreichen chinesischen Elektroautomarken den westlichen Herstellern die Show gestohlen. Für Aufsehen sorgte, dass BYD im ersten Quartal die Marke Volkswagen nach Jahrzehnten vom ersten Platz verdrängte.

>>> VV: Wie schwankende Rohstoff-Preise und Konkurrenz aus China dem Unternehmen zu schaffen machen

Den Markt nach dreijähriger Unterbrechung wegen der Corona-Pandemie erstmals wieder auf der Messe selbst in Augenschein nehmen zu können, sei ein "Aha-Erlebnis" gewesen, so Schäfer. "Es war ein notwendiger Aufruf an die gesamte Branche, mit welcher Geschwindigkeit man unterwegs sein kann." Der Markt formiere sich gerade völlig neu. "Der Ausgang ist ungewiss", fügte Schäfer hinzu. Um mithalten zu können, müssten die westlichen Autohersteller ihren eigenen chinesischen Entwicklern mehr Verantwortung übertragen.

VW auf der Automesse in Shanghai

- © Volkswagen AG

Erhebliche Anstrengungen erforderlich

PwC-Autoexperte Felix Kuhnert sagte mit Blick auf Volkswagen, es bedürfe erheblicher Anstrengungen, das Volumensegment nicht kampflos der chinesischen Konkurrenz preiszugeben. PwC erwartet, dass die chinesischen Hersteller auch als Importeure von Elektroautos in Europa erfolgreich sein werden.

>>> Das Ende der Rekordgewinne für Volkswagen, BMW und Co.

Aber auch auf Mercedes-Benz oder BMW und Audi kämen nach langer Dominanz in China härtere Zeiten zu, warnte er. "Wir erwarten, dass auch im Premiumsegment ein ähnlicher Kampf entstehen wird." In diesem Markt seien bereits fünf chinesische Hersteller unter den Top Ten. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, riet den deutschen Autobauern zu einer Angriffsmentalität: "Sie haben die Kraft, aber sie bringen die nicht so auf die Straße wie die anderen."

E-Auto-Boom in China hält an

Der Elektroauto-Boom in China hält unterdessen an: Im Mai war jedes dritte verkaufte Fahrzeug in dem Land batterieelektrisch angetrieben, wie der chinesische Herstellerverband CPCA am Donnerstag mitteilte. Gleichzeitig legten die Autoverkäufe insgesamt kräftig zu: um 28,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Der chinesische Automarkt ist inzwischen der größte der Welt. Bei Elektroautos dominieren einheimische Hersteller, ausländische Marken tun sich schwer. Im Mai entfiel laut CPCA mit mehr als 239.000 Fahrzeugen fast die Hälfte der Verkäufe auf den Hersteller BYD. Der US-Elektroautobauer Tesla liegt mit knapp 78.000 weit dahinter.

>>> E-Klasse: Mercedes-Benz letzter neuer Verbrenner

Auch BYD setzt verstärkt auf den Export. Das Unternehmen verkauft seine E-Autos mittlerweile in rund 50 Ländern, darunter auch in Europa. Insgesamt hat sich der Export von E-Autos aus chinesischer Produktion laut CPCA innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt (135,7 Prozent).

Der Markt für Elektroautos entwickelt sich in China seit einigen Jahren rasant. Auch das Auslaufen der staatlichen Subventionsprogramme für den Kauf Ende 2022 hat an der grundsätzlichen Entwicklung nichts geändert. Allerdings liefern sich die Hersteller seit einigen Monaten einen harten Preiskampf.

>>> BMW und Volvo verkaufen dank Elektro-Autos mehr Fahrzeuge

Das chinesische Handelsministerium kündigte kürzlich eine landesweite Kampagne an, um den Absatz von Elektroautos weiter anzukurbeln. Unter anderem soll der Ausbau von Ladestationen in ländlichen Gebieten vorangetrieben werden.

Unangefochten die Nummer eins in China: BYD

- © BYD

VW schafft Kapazitäten in chinesischen Werken

Um Platz für die Produktion von Elektroautos zu schaffen, baut Volkswagen seine Kapazitäten in China um. Wie der deutsche Autokonzern mitteilte, hat das Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Autobauer SAIC eines seiner Werke in Shanghai für die Produktion, Forschung und Entwicklung von Elektrofahrzeugen umgebaut.

>>> Konzern-Umbau: Wie Volkswagen auf Batterie-Rohstoffe aus Brasilien setzt

Die Montage von Modellen mit Verbrennungsmotor im SAIC/Volkswagen-Stammwerk Anting im Großraum Shanghai werde an andere Standorte verlagert. Volkswagen reagierte damit auf Berichte in sozialen Netzwerken, in denen über eine Schließung des Werks spekuliert wurde.

>>> Gerhard Krennmair: So sieht das Auto der Zukunft aus

Die Verlagerung habe keine Auswirkungen auf die Produktionskapazitäten einzelner Modelle, teilte VW weiter mit. Vielmehr unterstreiche der Schritt die Bemühungen, den Wandel hin zur Elektromobilität zu beschleunigen.

Volkswagen steht auf seinem wichtigsten Markt unter Druck durch aufstrebende chinesische Hersteller, die mit Elektroautos erfolgreicher sind als die westliche Konkurrenz. Im ersten Quartal verdrängte der chinesische Hersteller BYD die jahrzehntelang führende Marke VW mit einem Marktanteil von elf Prozent am Gesamtmarkt, also einschließlich der nach wie vor dominierenden Verbrenner.

VW-Werk in Anting bei Shanghai

- © Volkswagen

Beim Absatz von Volkswagen hinterlässt der Preiskampf in China tiefe Spuren. Nach einem kräftigen Auslieferungsplus im Mai brachen die Verkäufe auf dem wichtigsten Einzelmarkt des Konzerns im Juni um 14,5 Prozent ein. Das teilte Volkswagen am Freitag mit.

Der Rückgang sei auch deshalb so hoch ausgefallen, weil der Juni vor einem Jahr besonders stark gewesen sei, erklärte ein Sprecher. Damals hatte die chinesische Regierung nach den Coronalockdowns den Autoabsatz mit Steuererleichterungen angekurbelt.

Dank hoher Zuwächse in Europa stiegen die weltweiten Auslieferungen des Konzerns im Juni um 5,7 Prozent auf knapp 848.000 Fahrzeuge. Zur Jahresmitte kletterte der Absatz dank der starken Vormonate um 12,8 Prozent auf rund 4,4 Millionen Einheiten.