E-Autos in der Krise : Die Krise der Elektromobilität: Gewinner und Verlierer im Kampf um Absatzmärkte und Kunden

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Steckt die Elektromobilität in einer Krise?

- © Animaflora PicsStock - stock.ado

Die Luft für Start-ups im Bereich der Elektroautos wird immer dünner, für viele der jungen Unternehmen geht es schon jetzt ums nackte Überleben. Tesla ist es dank billigem Geld, einer revolutionären Technologie und der exzentrischen Persönlichkeit seines Chefs Elon Musk gelungen, sich von einem Start-up zu einem Unternehmen mit einer Bewertung von einer Billion Dollar zu entwickeln. Heute ist die Technologie jedoch nicht mehr so revolutionär wie vor zehn Jahren, und Neueinsteiger müssen sich auch gegen die finanzstarken, etablierten Automobilhersteller behaupten. "Es ist Zeit für eine Marktbereinigung", sagte Andy Leyland, Mitgründer des Lieferketten-Experten SC Insights. Für die teure Entwicklung und Produktion eines Elektroautos ist es für viele Unternehmen schwierig, genügend Geld aufzubringen. Die Tatsache, dass die Nachfrage nach Elektroautos nicht mehr so stark wächst wie in den vergangenen Jahren, könnte für viele kleinere Unternehmen das Aus bedeuten.

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Einen ersten Vorgeschmack lieferte jüngst der defizitäre schwedische Anbieter Polestar, dem der Miteigentümer Volvo Cars den Geldhahn zudrehte und der nun auf frisches Geld vom chinesischen Mehrheitseigentümer Geely angewiesen ist. Um ab 2025 profitabel zu sein, braucht allein Polestar nach eigenen Berechnungen weitere 1,3 Milliarden Dollar. An der Börse dürfte das schwierig werden: Seit dem Börsengang im Juni 2022 hat die Aktie 87 Prozent an Wert verloren. Immerhin hat das Unternehmen mit Geely einen starken Eigentümer, der bereit ist, das nötige Geld in die Hand zu nehmen. Für andere Elektroauto-Start-ups dürfte das schwieriger werden.

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Junger E-Auto-Start-ups kämpfen mit Produktionskosten

Noch junge E-Auto-Start-ups wie Rivian, Fisker, Arrival, Xpeng oder Lucid kämpfen ebenfalls mit den Kosten des Produktionshochlaufs. Fisker beispielsweise steht kurz vor der Insolvenz. Verhandlungen mit dem Autobauer Nissan sollen gescheitert sein und die Produktion bei Magna in Graz pausiert aktuell. Fisker steckt schon länger in finanziellen Schwierigkeiten. Seit Jahresbeginn haben die Fisker-Aktien 90 Prozent an Wert verloren. Das von dem dänischen Autodesigner Henrik Fisker gegründete Unternehmen spürt seit geraumer Zeit, dass sich der Vertrieb der Fahrzeuge schwieriger gestaltet als ursprünglich geplant. Auch Tesla steckt nach Musks Worten in einer "Produktionshölle" - allerdings war das schon 2018 so, als Geld noch billig, Investoren rar, die Konkurrenz schwach und die Nachfrage nach Elektroautos stark steigend war.

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Doch die Zeiten haben sich geändert, und die Geduld der Investoren schwindet. Musks Warnung vor einer Verlangsamung des Wachstums von Tesla in diesem Jahr hat das Unternehmen an einem einzigen Tag 80 Milliarden Dollar an Marktwert gekostet. Seit dem Höchststand im Jahr 2021 hat Tesla mehr als 40 Prozent an Wert verloren. Dabei spielt auch der Preiskampf eine Rolle, den sich Tesla und die chinesische BYD liefern und der schwächere Spieler in Bedrängnis bringt. Entsprechend belohnen Investoren Unternehmen, die ihre Kosten im Griff haben. So schoss die Volvo-Aktie um 30 Prozent in die Höhe, als bekannt wurde, dass Polestar kein Geld mehr bekommt, und auch Renaults Verzicht auf einen Börsengang seiner Elektroauto-Sparte wurde gefeiert.

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Mit den Elektroautos könnte sich wiederholen, was die Autoindustrie vor einem Jahrhundert erlebte. Als der Verbrennungsmotor erfunden wurde, brach in Europa und den USA ein Start-up-Fieber aus, zahlreiche Erfinder wollten ein Stück vom Kuchen abhaben und scheiterten. Viele der einst unabhängigen Autohersteller gingen schließlich in Unternehmen wie Volkswagen, General Motors oder Stellantis auf.

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Fisker Ocean Graz Steyr
Das amerikanische Start-Up Fisker steht kurz vor der Insolvenz, die Produktion bei Magna in Graz ruht aktuell - © Fisker

BYD: Rückgang um 43 Prozent zum Vorquartal

Auch der chinesische Autobauer BYD hat seine Position als weltweit größter Hersteller von Elektroautos im ersten Quartal wohl bereits wieder an den US-Rivalen Tesla verloren. Laut einer Mitteilung vom Montagabend verkaufte BYD von Januar bis März etwas mehr als 300.000 Elektroautos. Gegenüber dem Rekordvolumen im Vorquartal war das ein Rückgang um 43 Prozent. Für die ersten drei Monate des Jahres rechnen Analysten im Schnitt mit gut 458.000 verkauften Tesla-Fahrzeugen. Inklusive der Hybridmodelle (die Tesla nicht im Programm hat) verkaufte BYD von Januar bis März 626.000 Fahrzeuge. Im Vergleich zum 4. Quartal entspricht dies einem Rückgang von fast 34 Prozent.

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Im vergangenen Jahr hatte BYD dank des Erfolgs im Heimatland China Tesla überholt und auf dem größten Automarkt der Welt Volkswagen als Marktführer beim Gesamtabsatz von Autos aller Antriebsarten abgelöst. Für dieses Jahr peilt BYD an, den Absatz um 20 Prozent auf 3,6 Millionen zu steigern. BYD und Tesla liefern sich in China einen erbitterten Preiskampf. Auch andere Hersteller sind davon betroffen. Im Gegensatz zu BYD ist China für Tesla jedoch nur ein Markt unter vielen. BYD ist es trotz verstärkter Bemühungen noch nicht gelungen, in westlichen Ländern nachhaltig Fuß zu fassen, was auch an den Handelsbeschränkungen für chinesische Exporte liegt. Sowohl BYD als auch Tesla rechnen mit weiteren Absatzrückgängen in China.

Noch bevor die geplante BYD-Fabrik in Ungarn 2026 in Betrieb gehen soll, will der Hersteller europaweit einen Marktanteil von fünf Prozent bei Elektroautos erreichen, so BYD-Europa-Chef Michael Shu in einem Interview. Doch die Sache hat einen Haken: Im Jahr 2023 hat BYD in Europa gerade einmal 15.644 Autos ausgeliefert. "Eine gute Zahl", behauptet der Europa-Chef. Bei 1,54 Millionen verkauften Elektroautos, die der europäische Verband der Automobilhersteller (ACEA) im Januar für das gesamte Jahr 2023 gemeldet hat, kommt BYD damit auf einen Anteil von rund einem Prozent.

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Der Knackpunkt: BYD verlangt für seine Autos in Europa immer noch Preise, die in etwa denen entsprechen, die der VW-Konzern für seine Elektromodelle verlangt. So kostet selbst der rabattierte BYD Atto 3 immer noch mindestens 37.990 Euro, der vergleichbare ID.3 von Volkswagen wird für 39.995 Euro angeboten. Für den Umstieg von einer etablierten Marke auf ein chinesisches Modell reicht eine Ersparnis von rund 2.000 Euro für die meisten Verbraucher offenbar nicht aus.

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Trotz großer Bemühungen hat BYD den Sprung in den Westen noch nicht geschafft - © BYD

Chinesischer Autobauer Saic will Tausende Stellen streichen

Der größte chinesische Autobauer Saic will nach Angaben von mit der Angelegenheit vertrauten Personen Tausende Stellen in seinen Gemeinschaftsunternehmen mit Volkswagen und General Motors streichen. Wie zwei Insider der Nachrichtenagentur Reuters sagten, sollen auch in der Elektroauto-Sparte Arbeitsplätze wegfallen. Demnach werden bei Saic-Volkswagen zehn Prozent und bei der Tochter Rising Auto EV mehr als die Hälfte der Stellen gestrichen. Beim Gemeinschaftsunternehmen mit GM sollen es den Angaben zufolge 30 Prozent sein.

Bei chinesischen Staatsunternehmen ist ein Stellenabbau im großen Stil selten. Allerdings herrscht in der Autobranche derzeit ein harter Preiskampf, da die Binnennachfrage schwächelt. In den geplanten Kürzungen spiegelt sich auch die Tatsache wider, dass die Verbreitung von Elektrofahrzeugen in China stark zunimmt. An den US-Autobauer Tesla und private chinesische Konkurrenten wie BYD haben Saic und seine ausländischen Partner Marktanteile verloren. Insidern zufolge soll der Personalabbau nicht in Form von Massenentlassungen auf einen Schlag erfolgen. Es wird erwartet, dass ein Großteil des Personalabbaus durch die Einführung strengerer Leistungsstandards bei Saic und durch das Ausscheiden von Mitarbeitern mit niedrigerer Einstufung erfolgen wird.

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Die "Spekulationen" über einen Personalabbau seien "unwahr", erklärte ein Saic-Sprecher. Er fügte hinzu, dass das Unternehmen keine Zielvorgaben für Entlassungen mache. Auf die Frage, ob versucht werde, leistungsschwache Beschäftigte zur Kündigung zu bewegen, antwortete Saic ebenso wenig wie auf die Frage nach anderen Strategien, um die Belegschaft zu reduzieren. Das Unternehmen betonte, es habe in den ersten beiden Monaten des Jahres 2000 Mitarbeiter eingestellt, die sich auf Software und Fahrzeuge mit neuem Antrieb konzentrieren würden.

Ein GM-Sprecher in China erklärte, es sei "ungenau", dass das Gemeinschaftsunternehmen seine Belegschaft um fast ein Drittel reduzieren wolle. Ein Sprecher der VW China Group betonte, dass keine Entlassungen geplant seien. Saic ist seit fast zwei Jahrzehnten der größte Autohersteller in China. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres brach der Umsatz jedoch um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein. Laut Geschäftsbericht beschäftigte das Unternehmen Ende 2023 rund 207.000 Mitarbeiter, einschließlich der wichtigsten Tochtergesellschaften. Auf den europäischen Markt hat es Saic bisher nicht geschafft.

Kriselnde Automärkte in China und den USA

In China, dem größten Automarkt der Welt, jagt eine Preis-Schlacht die nächste. Viele kleine Elektroautos sind für umgerechnet knapp über 10.000 Euro zu haben. Gerade hat Krösus BYD mit der nächsten Preissenkung die Daumenschrauben weiter angezogen. Von den mehr als 60 Elektroauto-Start-ups im Land hätten gerade einmal 17 stabile Verkaufszahlen, zitieren chinesische Medien Changan-Chef Wang Jun. Schätzungen zufolge könnten die Fabriken des Landes jährlich doppelt so viele Autos produzieren wie verkauft werden.

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Das sind die Folgen einer wahnwitzigen Goldgräberstimmung, in der Hunderte von Unternehmen zum chinesischen Tesla werden wollten. Der Boom schoss weit über die gleichzeitig rasant steigende Nachfrage hinaus. Im Rest der Welt ist derzeit eher die Zurückhaltung der Käufer das Problem, der Hochlauf verläuft langsamer als von vielen erwartet. Gerade erst hat Apple sein Autoprojekt gestoppt. Er sei „geschockt“ von der Nachricht, schrieb Xiaomi-Gründer Lei Jun auf Weibo. Der chinesische Elektronikriese macht gerade vor, woran Konkurrent Apple nicht mehr glaubt: In wenigen Wochen wird das erste Xiaomi-Auto erwartet.

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Auch in den USA hat sich das Wachstum auf dem Markt für Elektroautos in letzter Zeit deutlich verlangsamt. Das bekommen auch große Hersteller wie Ford zu spüren. Sie haben angekündigt, ihre Investitionen in Elektrofahrzeuge zu kürzen. Selbst Tesla gab kürzlich bekannt, dass man in diesem Jahr mit einem geringeren Absatzwachstum rechne. Besonders hart trifft diese Abschwächung natürlich die jungen Start-ups. Rivian und Lucid haben erst vor kurzem enttäuschende Produktionszahlen für das laufende Jahr bekannt gegeben, Lordstown musste vor wenigen Monaten Insolvenz anmelden.

Gewinnrückgang bei Tesla

Der US-Elektroauto-Pionier Tesla ist ebenfalls mit einem deutlichen Absatzrückgang in das schwierige Autojahr 2024 gestartet. Erstmals seit fast vier Jahren sanken die Auslieferungen im ersten Quartal um 8,5 Prozent auf knapp 387.000 Autos, wie aus am Dienstag veröffentlichten Daten hervorgeht. Tesla kämpft mit wachsender Konkurrenz von Branchenneulingen wie dem Smartphone-Hersteller Xiaomi aus China und dem wachsenden Elektroauto-Angebot traditioneller Hersteller, auch aus Deutschland. Gleichzeitig schwächt sich die Nachfrage nach Elektroautos wegen der hohen Zinsen weltweit ab.

Im Tesla-Werk in Deutschland hatten zuletzt ein Brandanschlag auf die Stromversorgung und Probleme in der Lieferkette zu Produktionsausfällen geführt. Neben den Vorbereitungen des Werks im kalifornischen Fremont auf die Produktion der neuen Version des Model 3 sei dies einer der Gründe für den schwächeren Absatz, erklärte Tesla. Im Vergleich zum Vorquartal brach der Absatz im ersten Quartal um 20 Prozent ein, während Analysten nur einen moderaten Rückgang von rund fünf Prozent erwartet hatten. Die Produktion belief sich von Januar bis März auf gut 433.000 Fahrzeuge.

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Nach Jahren rasant steigender Verkaufszahlen, die Tesla an der Börse zum wertvollsten Automobilkonzern der Welt machten, hat der Elektroauto-Pionier nun mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Die Wirkung von Preissenkungen und Rabatten verpufft. Denn die Amerikaner frischen ihre in die Jahre gekommene Modellpalette nur langsam auf und warten erst im kommenden Jahr mit größeren Neuheiten auf. Analysten warnen, dass die mit den Preisen sinkenden Restwerte der Autos der Marke schaden könnten.

Tesla-Chef Elon Musk stellte für dieses Jahr ein deutlich langsameres Wachstum in Aussicht. Analysten rechneten bislang mit einem Absatzplus von einem Fünftel auf 2,2 Millionen Autos im Gesamtjahr, nach einem Plus von gut einem Drittel im Jahr 2023. Die Tesla-Aktie gab als Reaktion auf die Zahlen im vorbörslichen Handel um knapp sechs Prozent nach. Mit einem Minus von rund 30 Prozent seit Jahresbeginn ist das Papier das Schlusslicht im US-Aktienindex S&P 500.

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Die Zeiten, in denen die Tesla-Aktien immer neue Rekorde erreichten, sind ebenfalls vorbei - © golibtolibov - stock.adobe.com

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Mehr als jede zehnte Stelle weltweit soll bei Tesla wegfallen. Tesla-Chef Elon Musk habe den Stellenabbau in einer internen Mitteilung angekündigt, berichteten am Montag mehrere Medien wie die Technologiepublikation "Electrek" und das "Handelsblatt" und zitierten aus dem Schreiben. Betroffen von dem Stellenabbau sind demnach 14.000 Arbeitsplätze.

"Das wird uns schlank, innovativ und hungrig für die nächste Wachstumsphase machen", schrieb Musk. Er hasse diesen Schritt, aber er sei notwendig. Auf die Bitte um eine Stellungnahme reagierte Tesla zunächst nicht. Insidern zufolge hat sich Tesla zudem von dem Plan verabschiedet, ein preisgünstiges Elektroauto für den Massenmarkt zu bauen.

Teure E-Autos konkurrieren gegen günstigere Verbrenner

Einer der Hauptgründe, warum viele Autofahrerinnen und Autofahrer nach wie vor den Kauf eines Verbrenners dem eines E-Autos vorziehen: Sie sind deutlich billiger. So ist es für VW zwar ein Segen, dass der Konzern mit seinen Verbrennern noch gutes Geld verdient - ein günstiges E-Auto fehlt aber noch im Angebot. Ein E-Modell, das um die 25.000 Euro kostet, soll es erst Anfang 2026 geben. "Wir machen uns sehr tiefgehende Gedanken, auch ein Produkt auf den Markt zu bringen, das um die 20.000 Euro liegt", so VW-Chef Oliver Blume. "Weil wir als Volkswagen auch gerade dieses Segment für besonders wichtig halten, um junge Leute an die Marke heranzuführen."

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Trotzdem sieht Blume in der "Elektromobilität die richtige Technologie. Sie wird den Verbrennungsmotoren in kurzer Zeit überlegen sein." Das geplante EU-weite Aus für Verbrennungsmotoren ab 2035 in Frage zu stellen, davor warnt Blume. Und er hat in dieser Frage den einflussreichen VW-Betriebsrat hinter sich. Bei der Arbeitnehmervertretung heißt es, alle Planungen für die Entwicklung neuer Modelle seien auf den Wendepunkt 2035 ausgerichtet. Würde die Politik von diesen Plänen abweichen, hätte das gravierende Folgen - auch für die Arbeitsplätze in Europa.

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VW muss weiter den Spagat schaffen: Die Verbrennermodelle "pflegen", wie Finanzvorstand Arno Antlitz sagt - und parallel die Elektromobilität hochfahren. Bislang ist das weitgehend gelungen, der Wolfsburger Autobauer hat im vergangenen Jahr vor allem dank seiner Verbrenner gut verdient - unter dem Strich blieb ein Gewinn von fast 18 Milliarden Euro übrig. Gleichzeitig wurden bei VW so viele Elektroautos verkauft wie nie zuvor.

Dr Oliver Blume CEO Porsche AG
VW-Chef Oliver Blume - © Porsche

So beginnt nun auch der französische Autobauer Renault nach Angaben von mit der Angelegenheit vertrauten Personen mit der Entwicklung einer Neuauflage seines Elektroautos Twingo. Der Startschuss solle im April fallen, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Dienstag. Einem dritten Insider zufolge soll die Produktion des Kleinwagens in zwei Jahren im slowenischen Werk Novo Mesto anlaufen, wo die aktuelle Generation vom Band läuft. Mit einem Modell für weniger als 20.000 Euro wolle sich Renault gegen die wachsende Konkurrenz von Elektroautoherstellern aus China positionieren.

Der Autobauer äußerte sich nicht zu den Plänen. Die Franzosen streben Kooperationen mit anderen Autokonzernen an, um durch hohe Stückzahlen die Kosten zu senken. Ende Februar hatte Renault Gespräche mit Volkswagen angekündigt. Diese werden Insidern zufolge fortgesetzt, obwohl die Entwicklung von Prototypen und die Auswahl von Zulieferern für den Twingo bei der Renault-Elektroauto-Tochter Ampere bereits begonnen haben.

Der Markt für Elektroautos stagniert und das hat wohl einen Grund: Die Akzeptanz von Stromern am Markt wurde überschätzt – die tatsächliche Nachfrage nach E-Autos dürfte geringer sein, als selbst Experten in der allgemeinen Euphorie zu Beginn des Jahrzehnts angenommen haben. Oder anders ausgedrückt: Die Neugier am Markt ist befriedigt, die „Early Adopter“ haben zugegriffen, in der breiten Masse ist Elektromobilität noch nicht Mehrheitsfähig. Die schwache Nachfrage und die sinkenden Margen sind eine willkommene Verschnaufpause für Traditionshersteller, die mitten in der Transformation vom Verbrenner zu Elektro stehen. Mit ihren dicken Finanzpolstern können Sie auch jetzt noch den Hochlauf der E-Autoproduktion finanzieren, während hochverschuldete Startups dies unter hoher Zinsenlast stemmen müssen. Mit rentablen Verkäufen aus von Verbrennern und Hybriden können Sie die Milliarden, die derzeit in Forschung und Entwicklung der Batterietechnologie investiert werden, querfinanzieren. Das auf Skalierung setzende Geschäftsmodell der Elektro-Startups droht hingegen schon mit gleichbleibender Nachfrage in sich zusammenzufallen.