Fisker-Produktion bei Magna vor dem Aus : Fisker scheitert bei der Suche nach neuen Partnern

Henrik Fisker speaks about the Fisker Ocean electric vehicle after it is unveiled during AutoMobility LA ahead of the Los Angeles Auto Show on November 17, 2021 in Los Angeles, California. (Photo by Patrick T. FALLON / AFP)

Bereits 2014 meldete Henrik Fisker für seinen Fisker Karma Insolvenz an.

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Bei der Suche nach einem Partner ist das US-amerikanische Elektroauto-Start-up Fisker gescheitert. Die hoffnungsvoll angekündigten Gespräche mit einem großen Automobilhersteller - im Gespräch war Nissan - sind gescheitert. Wie das Unternehmen am Montag selbst mitteilte, wurden die Verhandlungen mit dem Automobilhersteller abgebrochen. Es würden nun strategische Optionen geprüft, darunter eine gerichtliche oder außergerichtliche Restrukturierung oder Transaktionen auf dem Kapitalmarkt. Nach Einschätzung des Hedgefonds-Managers Thomas Hayes wird damit ein Antrag von Fisker auf Gläubigerschutz wahrscheinlicher.

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Die Situation wird für Fisker damit zunehmend bedrohlich. Die Fisker-Aktie hat zuletzt rund 90 Prozent an Wert verloren. Jetzt wurde sie nach der jüngsten Hiobs-Botschaft sogar vom Handel ausgesetzt. Für mit der Situation vertraute Personen ist klar, dass dies das Ende von Fisker sein könnte. Bereits eine mögliche Insolvenz soll sich in Vorbereitung befinden. Medienberichten zufolge soll der Schuldenstand bei knapp einer Milliarde Dollar liegen.

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Suche nach frischem Geld ebenfalls gescheitert

Auch bei der Suche nach frischem Geld soll es Probleme geben: Durch neue Wandelanleihen im Volumen von bis zu 150 Millionen Dollar, die Fisker mit einem Abschlag an den polnischen Investmentfonds CVI Investments verkaufen wollte, wollte das Unternehmen an frisches Geld kommen. Mit dem Ende der Gespräche ist die Anfang des Jahres ausgehandelte Finanzspritze des polnischen Investmentfonds aber in Gefahr. Voraussetzung für die Zusage der Finanzierung in Höhe von 150 Millionen Dollar war der Abschluss der Gespräche. Fisker hat nie bekannt gegeben, mit welchem Autohersteller die Verhandlungen im Gange waren. Nissan - wie häufig angenommen - kämpft sich jedoch selbst mit Strukturproblemen.

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Die Fisker-Aktie fiel am Montag um 28 Prozent auf ein Allzeittief von neun Cent. Anschließend wurde sie von der New Yorker Börse vom Handel ausgesetzt. Der Börsenbetreiber hat zudem ein Verfahren zur Einstellung der Notierung der Aktie auf Grund des ungewöhnlich niedrigen Kurses eingeleitet. Wie Fisker weiter erklärte, hätte eine solche Einstellung gravierende Folgen. In diesem Fall müsste eine Wandelanleihe, die erst im Jahr 2026 fällig wird, vertragsgemäß zurückgekauft werden. Eine weitere Wandelanleihe könnte von den Gläubigerinnen und Gläubigern vorzeitig zur Rückzahlung fällig gestellt werden. Um solche Forderungen zu erfüllen, verfüge das Unternehmen jedoch derzeit nicht über ausreichende Barreserven oder Finanzierungsquellen, hieß es. Daher sei es wahrscheinlicher, dass Fisker Gläubigerschutz beantrage, sagte Hedgefonds-Manager Thomas Hayes.

Schon länger in finanziellen Nöten

Fisker befindet sich seit geraumer Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. Zuletzt hatte das Unternehmen die Produktion bei Magna in Graz bis zur Suche nach einem Partner auf Eis gelegt. Bereits Anfang März hatte Fisker davor gewarnt, dass das Unternehmen möglicherweise nicht mehr in der Lage sein könnte, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Die so genannte "Going Concern"-Warnung, die nach US-amerikanischem Aktienrecht vorgeschrieben ist, beschleunigte den Ausverkauf der Aktie. Ein Bericht des „Wall Street Journal“, wonach sich das Start-up mit Hilfe von Beratern auf eine mögliche Insolvenz vorbereite, sorgte vor rund zwei Wochen für Schlagzeilen.

Zumindest bis zur nächsten Hauptversammlung am 24. April will der E-Auto-Bauer durchhalten. Dann soll über einen so genannten umgekehrten Aktiensplit abgestimmt werden, um das Unternehmen zu retten.

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Auch für Magna Steyr sind das keine guten Neuigkeiten. Denn der Fisker wurde in der Rekordzeit von 18 Monaten entwickelt und sollte auch bei Magna in Graz produziert werden. Leider in viel geringerer Stückzahl als geplant: Von den 40.000 Fahrzeugen, die im Vorjahr als Produktionsvolumen in Graz geplant waren, wurden nur 10.000 produziert - und davon sind bis jetzt nur rund 4.700 verkauft worden. Sollte Fisker tatsächlich in die Insolvenz schlittern, bricht ein Schwerpunkt in der Produktion weg. Zur Erinnerung: Jaguar läuft Ende des Jahres aus. BMW/Toyota produzieren noch bis 2026.

Neben der boomenden G-Klasse, die in Graz produziert wird, vertraut der Volkswagen Konzern Magna die Entwicklung von zwei Modellen der neuen US-Elektromarke Scout an, die Anfang 2027 in den USA auf den Markt kommen wird. Die Entwicklung bei Magna in Graz und in den USA läuft bereits auf Hochtouren.

Fisker Ocean Magna
Ein Bild aus besseren Zeiten: Präsentation des neuen Fisker Ocean - © Fisker

Warum Fisker in Graz produziert

Mit seinem Start-up versucht Gründer Henrik Fisker ein weiteres Mal, den Durchbruch zu schaffen. Nach Stationen als Designer bei BMW und Aston Martin hatte der Däne 2011 einen ersten Tesla-Konkurrenten gebaut. Mangels Erfolg wurde die Produktion des teilelektrischen Sportwagens Fisker Karma jedoch eingestellt. 2014 ging das Unternehmen in die Insolvenz. Fisker spürt seit einiger Zeit, dass sich der Verkauf des eigenen Elektro-SUV Ocean schwieriger gestaltet als ursprünglich geplant. Hinzu kommt, dass sich die Nachfrage nach Elektroautos insgesamt abkühlt.

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Der Leiter des Hedgefonds Great Hill Capital, Thomas Hayes, sagte Reuters in Bezug auf eine drohende Insolvenz: "Ich kann nicht sagen, ob es nächste Woche oder nächstes Jahr sein wird, aber es ist unvermeidlich." Die Schwierigkeiten von Fisker sind ein Beispiel für die Herausforderungen, mit denen viele neu gegründete Elektrofahrzeugunternehmen konfrontiert sind, die Anfang der 2020er Jahre an die Börse gingen, häufig durch Fusionen mit Private-Equity-Gesellschaften (SPACs). Trotz des anfänglichen Enthusiasmus der Investoren haben die jungen Unternehmen Schwierigkeiten, in der von starkem Wettbewerb geprägten Automobilindustrie Fuß zu fassen, d. h. Autos zu verkaufen.

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Die Partnerschaft zwischen Magna und Fisker - und vor allem die Tatsache, dass der Fisker in Graz gebaut wird - wurde vom ehemaligen Werksleiter Frank Klein eingefädelt, der bis März 2022 das Grazer Werk leitete: Er galt als elektroaffin und umwarb verstärkt neue Autohersteller, die im Zuge der E-Mobilität auf den Markt drängten. Als zusätzlicher Trumpf galt die flexible Fertigung im Grazer Werk. So können auf einer Produktionslinie ganz unterschiedliche Modelle mit verschiedenen Antriebsarten hergestellt werden.