Auto-Industrie : Auto-Experte Dudenhöffer: „Der Verbrenner ist für die nächsten hundert Jahre gesichert.“

Tanken von Benzin oder Diesel an der Zapfsäule – die österreichischen Zulieferer fordern mehr Investitionen auf eFuel.
© Kaspars Grinvalds - stock.adobe.

In Deutschland und Österreich ist der Absatz von Elektroautos seit Beginn des neuen Jahres eingebrochen. Auch mittelfristig dürfte er auf niedrigem Niveau verharren. Auch in anderen Ländern kommt der Absatz von Elektroautos nicht so recht in Schwung - vor allem durch den Wegfall von Kaufprämien. Der Bochumer Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vermutet in einer aktuellen Studie, dass die Hersteller angesichts der Konjunkturschwäche vor allem auf den Verkauf von Verbrennern setzen.

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Im Februar wurden in Österreich laut Statistik Austria 20.010 Pkw neu zum Verkehr zugelassen - das ist ein Plus von 11,8 Prozent im Vergleich zum Februar des Vorjahres. Bei den Diesel-Neuzulassungen gab es ein Plus von 15 Prozent (4.135), bei den Benzinern ein Plus von 10 Prozent (6.527). Die Zulassungen von Pkw mit Benzin-Hybrid-Antrieb legten um gut 32 Prozent zu (5.000). Dagegen wurden 12,4 Prozent weniger Dieselhybride (1.026) und 2,7 Prozent weniger Elektroautos (3.322) neu zugelassen.

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- © Industriemagazin

Rabatte bei Stellantis und Volkswagen

Das schlechte Neuwagengeschäft führe dazu, dass "sich die Autobauer auf die Volumensegmente konzentrieren, und das sind nun mal die Verbrenner", erklärte Dudenhöffer am Sonntag. Der Neuwagenmarkt befinde sich derzeit in einer schwierigen Situation. Die hohen Auftragsbestände aus der Zeit der Materialknappheit seien weitgehend "abgearbeitet" und die Auftragseingänge vor allem von Privatkunden "hinken stark" hinterher. "In solchen schwierigen Lagen greifen die Autobauer zur Ankurbelung des Geschäfts auf Rabatte und Sonderaktionen." Untersucht wurden je 15 Verbrenner- und Elektromodelle von elf Herstellern.

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Gleichzeitig lag der Anteil der Elektroautos an den Neuwagenverkäufen in Deutschland in den ersten beiden Monaten dieses Jahres erst bei 13 Prozent. Dudenhöffer geht deshalb davon aus, dass die Autokonzerne versuchen werden, den Absatz mit Rabatten und Sonderaktionen vor allem bei Verbrennern anzukurbeln. Dies sei bereits zu beobachten: "Die Rabatte für Verbrenner in unserer Referenzgruppe steigen im Durchschnitt um stattliche 0,5 Prozent auf jetzt im Mittel 16,8 Prozent", erklärte Dudenhöffer. Besonders deutlich sei dies bei Fahrzeugen der Stellantis-Gruppe. Dazu gehören unter anderem die Marken Fiat, Peugeot und Opel.

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Im März habe vor allem die Marke Volkswagen die Rabatte für Verbrennerfahrzeuge erhöht, heißt es in der Studie. So sei das Facelift des Golf, das im Januar vorgestellt wurde und ab Sommer ausgeliefert werden soll, im Internet bereits mit einem Nachlass von 17,5 Prozent auf den Listenpreis zu haben gewesen. Im Februar, als VW die Orderbücher öffnete, seien es immer noch 13,8 Prozent gewesen. Dudenhöffer sagte, gerade für ein neues Modell seien derart hohe Rabatte ungewöhnlich. Beim Golf waren die Nachlässe noch höher als beim Passat und Tiguan, wo sie allerdings auch deutlich über dem Vormonat lägen. Damit nähere sich das Rabattniveau dem der VW-Elektromodelle an. Dort gewähre VW mit bis zu 21,7 Prozent beim ID.4 zwar weiterhin etwas höhere Nachlässe. Im Vergleich zum Februar sei das Niveau aber konstant geblieben. Bei den anderen untersuchten Herstellern blieben die Nachlässe im März weitgehend stabil. Bei den meisten Marken seien die Nachlässe für Verbrenner allerdings schon im Februar höher gewesen als für E-Autos, fügte Dudenhöffer hinzu.

Automotive expert, Ferdinand Dudenhöffer, considers the electric powertrain to be the engine of the future: ?I am convinced that the all-electric battery car will prevail and determine mobility in the passenger car sector.?
Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer - © Volkswagen AG

Keine Förderung mehr von Hybrid-Fahrzeugen ab April

Mit Ende März dieses Jahres laufen die Förderungen für E-Mobilität 2023 aus. Ab 1. April 2024 gelten neue Richtlinien, macht der ÖAMTC aufmerksam. Privatpersonen erhalten grundsätzlich bis zu 5.000 Euro für den Kauf eines E-Autos und bis zu 2.300 Euro für ein E-Motorrad. Auch die private Ladeinfrastruktur wird gefördert: Für Wallboxen und intelligente Ladekabel gibt es bis zu 600 Euro, Errichter von Gemeinschaftsanlagen in Mehrfamilienhäusern erhalten bis zu 1.800 Euro. Die größte Neuerung im Vergleich zum Vorjahr ist, dass Plug-In-Hybridfahrzeuge (PHEV) und Elektrofahrzeuge mit Range Extender (REX) nicht mehr gefördert werden.

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Auch für Unternehmen gibt es Neuerungen: Bei der Förderung wird zwischen Einzelmaßnahme und (neu) Kombimaßnahme unterschieden. Bei der Einzelmaßnahme wird nur ein Förderantrag für ein E-Fahrzeug, E-Zweirad oder eine E-Ladeinfrastruktur gestellt - hier wird die Förderung nach der Umsetzung beantragt. Bei der Kombimaßnahme wird die Förderung für ein Fahrzeug in Kombination mit einer Ladeinfrastruktur oder für mehrere E-Mobilitätsprojekte mit ausschließlich E-Ladeinfrastruktur beantragt - hier muss der Förderantrag vor der Umsetzung gestellt werden. Auch die Anschaffung von schweren E-Nutzfahrzeugen, E-Sonderfahrzeugen und größeren E-Bussen wird 2024 gefördert, so der ÖAMTC.

Höhere Gewinnmargen bei Verbrennern

Um den Wegfall der Kaufprämie für Elektroautos in Deutschland Ende 2023 zu kompensieren, hatten die Hersteller die Rabatte für Elektroautos zunächst deutlich erhöht. Mittlerweile sei jedoch ein Umdenken bei den Herstellern zu erkennen, so Dudenhöffer. Man versuche, das Geschäft mit den nach wie vor dominierenden Verbrennungsmotoren anzukurbeln und so die eigenen Fabriken angesichts der insgesamt schwachen Nachfrage auszulasten. „Der schwache Automarkt steuert um“, so Dudenhöffer.

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Tatsächlich sieht es so aus, als ließe sich mit Elektroautos noch weniger Geld verdienen als mit den etablierten Technologien. Das hat vor kurzem auch eine Studie der US-amerikanischen Unternehmensberatung BCG zu Tage gefördert. Demnach machen die meisten Autohersteller mit jedem für 50.000 Dollar (rund 46.000 Euro) verkauften Elektroauto rund 6.000 Dollar Verlust - umgerechnet gut 5.500 Euro, wenn man die in den USA angebotenen Steuergutschriften berücksichtigt. Allerdings sind die E-Modelle keineswegs automatisch ein Verlustgeschäft. So konnte BMW nach einem Bericht der Automobilwoche seine operative Marge im dritten Quartal 2023 verbessern, obwohl der Anteil der verkauften E-Autos höher war als im Vorjahresquartal.

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Die Gewährung von Rabatten fällt den Herstellern aufgrund der höheren Gewinnmargen bei Verbrennungsmotoren leichter. Mit Elektroautos lassen sich dagegen nach dem Wegfall der staatlichen Kaufprämie nur noch geringe Gewinne oder sogar Verluste erwirtschaften. In der aktuellen Flaute setzten die Hersteller daher wieder verstärkt auf Verbrenner, mit denen sich nach wie vor gutes Geld verdienen lasse. Dass auch Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen (CDU) die Überprüfung des Verbots von Verbrennungsmotoren im Jahr 2026 bekräftigt hat, wertet der Experte als Signal. „Ich denke, oft wird vergessen, dass im Jahr 2026 eine Bestandsaufnahme und eine Überprüfung stattfinden wird“, so Von der Leyen kürzlich. Aus der Summe der aktuellen Entwicklungen schließt Dudenhöffer: „Der Verbrenner ist für die nächsten hundert Jahre gesichert.“

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