Gas und Öl : Energie-Ticker: Alle Entwicklungen zur Energiekrise

Alle Entwicklungen zur Energie-Krise in unserem IM-Energie-Ticker.

Alle Entwicklungen zur Energie-Krise in unserem IM-Energie-Ticker.

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08.09.2022, 12:00 Uhr: Preis für Erdgas fällt stark

Der Preis für europäisches Erdgas ist am Donnerstag vor dem Treffen der EU-Energieminister an diesem Freitag auf den tiefsten Stand seit etwa einem Monat gefallen. Die Ressortchefs wollen bei ihrem Treffen Lösungen gegen die extrem gestiegenen Energiepreise erörtern. Auch ein Preisdeckel für russische Gasimporte steht zur Debatte.

Warum Siemens-Chef Wolfgang Hesoun den Energiemarkt als "zynisch" bezeichnet.

Am Vormittag fiel der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas um knapp acht Prozent. Mit rund 197 Euro je Megawattstunde lag der Preis erstmals seit Anfang August unter der runden Marke von 200 Euro. Der TTF-Kontrakt wird häufig als Richtschnur für das europäische Preisniveau verwendet.

Erst zu Wochenbeginn war der Gaspreis wegen des vorläufigen Lieferstopps über die wichtige Pipeline Nord Stream 1 noch in Richtung 300 Euro in die Höhe geschnellt. Als Grund gab der Konzern Gazprom technische Probleme an. Vermutet wird aber, dass Russland den Westen im Konflikt um die Ukraine noch mehr unter Druck setzen will.

06.09.2022, 17:40 Uhr: Keine Förderung für Spanien-Frankreich-Pipeline

In der Debatte über eine mögliche dritte Gaspipeline zwischen Frankreich und Spanien hat die Kommission klargestellt, dass dafür zunächst keine EU-Förderung vorgesehen ist. Die MidCat-Pipeline stehe nicht auf der Liste sogenannter Vorhaben von gemeinsamem Interesse (PCI), sagte ein Kommissionssprecher am Dienstag.

Spanien und Frankreich hätten sich in der Vergangenheit dagegen ausgesprochen, das Projekt in die Liste für besonders zu fördernde Projekte aufzunehmen. Angesichts der angespannten Lage an den Energiemärkten hatten Spanien und auch Deutschland sich für die Pipeline eingesetzt, Frankreich sprach sich zuletzt jedoch dagegen aus.

Die Liste mit Vorhaben von gemeinsamem Interesse legt Projekte für die europäische Energieinfrastruktur fest, die schneller genehmigt und mit EU-Geldern unterstützt werden können. Die EU-Länder hatten die letzte Version der Liste im Mai angenommen und dafür gestimmt, künftig keine neuen Projekte mit fossilen Brennstoffen wie Gas oder Öl zu fördern.

"Potenziell förderfähig wären Wasserstoffinfrastrukturprojekte", sagte der Kommissionssprecher. Als Beispiel nannte er Verbindungen von Flüssiggasterminals (LNG) auf der iberischen Halbinsel zum Rest Europas, durch die in Zukunft auch umweltfreundlicher Wasserstoff geliefert werden könnte. Er betonte jedoch: "Das Projekt ist noch nicht in einem Stadium, in dem wir beurteilen können, ob es für diese Finanzierung in Frage kommt."

Am Montag hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron dem Vorhaben eine Absage erteilt. Spaniens Ministerin für Ökologischen Wandel, Teresa Ribera, beharrte auf dem Pipeline-Projekt. "Die MidCat-Debatte kann nicht durch die Erklärung eines Landes beendet werden", sagte sie am Dienstag dem Radiosender Onca Cero.

06.09.2022, 17:00 Uhr: Öl-Leck wirklich Schuld an Gas-Stop bei Nord Stream 1?

In der Energiekrise weist der Kreml dem Westen weiter die Schuld an gestoppten Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 zu. "Wir wissen nicht, wie die Reparaturarbeiten durchgeführt werden sollen, weil die Sanktionen dies verhindern", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

Die Verantwortung dafür liege bei den europäischen Staaten und den Staaten, die Sanktionen gegen das Land eingeführt hätten. Der russische Staatskonzern Gazprom hatte am Samstag nach einer planmäßigen Wartung der Turbine die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 nach Europa nicht wieder aufgenommen. Gazprom begründet den Lieferstopp mit austretendem Öl aus der Turbine und der daraus entstandenen Brandgefahr. Ursache für das Leck sei ein Konstruktionsfehler an der von Siemens Energy gelieferten Turbine.

Das Unternehmen widersprach der russischen Darstellung. "Solche Leckagen beinträchtigen im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht und können vor Ort abgedichtet werden", sagte ein Sprecher von Siemens Energy am Montag. Auch früher sei es wegen solcher Öllecks nicht zu einem Stillstand gekommen.

06.09.2022, 12:00 Uhr: Energie Steiermark speichert Gas für Industrie

Die Energie Steiermark hat für 15 heimische Industriebetriebe 150 GWh Erdgas von westlichen Energielieferanten organisiert. Diese geschützte Speichermenge wurde über süd-westeuropäische Lieferrouten transportiert und in Haidach (Salzburg) eingespeichert. Das österreichweite Pilot-Modell wurde in Kooperation mit der Industriellenvereinigung Steiermark (IV) umgesetzt. Bisher haben 15 Industriebetriebe das Angebot angenommen, hieß es am Dienstag in einer Aussendung.

"Eine proaktive Absicherung der Energieversorgung - insbesondere jener von Gas - ist von enormer standortpolitischer Bedeutung. Wir haben uns daher entschieden, ein partnerschaftliches Hilfspaket zu schnüren, das Modellcharakter hat", so der Vorstandssprecher der Energie Steiermark Christian Purrer. Möglich wurde diese Art der Bevorratung durch die Novelle des Energielenkungsgesetzes, die erlaubt, Gasmengen bis zu 50 Prozent des Jahresverbrauches zu speichern.

Die Industriellenvereinigung Steiermark hat für dieses neue Speicher-Projekt eine spezielle Kommunikationsplattform eingerichtet, "um einen raschen und unbürokratischen Informationsaustausch vor dem Hintergrund dieses neuen Themenfeldes zu gewährleisten". Der Präsident der IV, Stefan Stolitzka, betonte, dass jeder Beitrag zur Erhöhung der Versorgungssicherheit von großer Bedeutung sei und sich die Steiermark mit diesem Schritt "ein österreichweites Alleinstellungsmerkmal" gesichert habe.

Zu den 15 Unternehmen, die sich an dem Vorhaben beteiligen gehören die Mayr-Melnhof Gruppe und Austria Email AG. "Als Zulieferer von Kartonverpackung für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie sind wir Teil der kritischen Infrastruktur. Durch Gasvorräte sorgen wir vor, um auch im Fall der Fälle die Produktion für unsere Kunden aufrechtzuerhalten", so Peter Oswald, CEO der Mayr-Melnhof Gruppe.

Die Entscheidung für dieses Projekt bedeute zwar Kosten und längerfristige Bindung, sei aber auch im Interesse der Sicherung des Standorts Knittelfeld. "Denn aufgrund der starken Nachfrage läuft die Produktion auf Hochtouren - und dieses hohe Niveau möchten wir weiter ausbauen. Letztlich tragen wir als Spezialist für Warmwasser- und Heizungssysteme nicht nur zur Grundversorgung, sondern auch zur überfälligen Energiewende bei", erklärte Martin Hagleitner, CEO der Austria Email AG.

06.09.2022, 09:00: OPEC+ reduziert Öl-Fördermenge

Die Ölpreise haben am Dienstag nach einer leichten Förderkürzung großer Anbieter uneinheitlich tendiert. In der Früh kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 95,02 US-Dollar (95,79 Euro). Das waren 72 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg hingegen um 1,77 Dollar auf 88,64 Dollar.

Am Montag hatte der Ölverbund OPEC+ für Oktober eine leichte Kürzung seiner Förderung beschlossen. Hintergrund ist, dass die Erdölpreise in den vergangenen Wochen deutlich gefallen sind - wenngleich von hohem Niveau aus. Auslöser der Preisrückgänge sind trübe Konjunkturaussichten, gepaart mit deutlichen Zinsanhebungen vieler Notenbanken als Mittel gegen die hohe Inflation.

Eine beständige Belastung für die Rohölnachfrage stellt auch der strikte Corona-Kurs Chinas dar. Immer wieder riegeln die chinesischen Behörden ganze Millionenstädte ab, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Das belastet die wirtschaftliche Entwicklung und damit auch die Nachfrage nach Rohöl, Benzin und Diesel.

05.09.2022, 12:40 Uhr: Iran bietet Europa Hilfe bei Energielieferungen an

Iran hat sich im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise und dem im Winter befürchteten Gasmangel in Europa als Energielieferant angeboten. "Wir haben bekanntlich die notwendigen Gasreserven sowie das Potenzial und könnten daher auch Europas Bedarf diesbezüglich decken", sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani am Montag.

Im Vorfeld jedoch müsste das Wiener Atomabkommen wieder in Kraft gesetzt und vor allem müssten alle wirtschaftlichen US-Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden, so der Sprecher laut Nachrichtenagentur Fars.

Mit den weltweit zweitgrößten Gasreserven käme der Iran als Energielieferant für Europa zwar in Frage, hat aber laut Beobachtern wegen der Gasnachfrage im eigenen Land wenig Spielraum für Gasexporte. Auch Sprecher Kanaani räumte ein, dass es wegen der US-Sanktionen in den letzten Jahren bei den Gasförderungen technische Probleme gegeben habe. Diese seien in der Zwischenzeit aber behoben und der Iran habe keinerlei Einschränkungen mehr.

Der Iran und die sechs Vertragspartner des Wiener Atomdeals - China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA - arbeiten derzeit an einer Wiederbelebung des Abkommens von 2015. Noch ist keine finale Einigung erzielt, aber der iranische Sprecher zeigte sich zuversichtlich, dass diese bald schon bald möglich sein könnte.

05.09.2022, 12:30 Uhr: OMV bekommt weniger Gas aus Russland

In Österreich kommt nach dem erneuten Stopp russischer Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nun wieder etwas weniger Gas an. "Wir erhalten derzeit rund 30 Prozent der nominierten Mengen am Knoten Baumgarten", sagte ein Sprecher des Wiener Öl- und Gaskonzerns OMV am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters. Vor der Wartung der wichtigen Ostsee-Pipeline waren es etwa 40 Prozent der bestellten Mengen. Moskau weist die Schuld an dem Lieferstopp den Sanktionen des Westens zu.

Nach einer dreitägigen Wartung von Nord Stream 1 vergangene Woche hat die Gazprom die Lieferungen nicht mehr aufgenommen. Begründet wurde das mit einem technischen Defekt in der Kompressorstation Portowaja. Bis dieser behoben sei, könne kein Gas mehr fließen. Im Westen wurden Zweifel an dieser Version geäußert und ein politischer Hintergrund für den Lieferstopp vermutet.

Der Kreml hat die Schuld für die Einstellung der Gaslieferungen über Nord Stream 1 dagegen von sich gewiesen und den Westen dafür verantwortlich gemacht. "Wir sehen endlose Versuche, die Verantwortung für das Geschehen irgendwie auf uns abzuwälzen, wir weisen diese Versuche kategorisch zurück und bestehen darauf, dass der kollektive Westen - in dem Fall die EU, Kanada und Großbritannien - daran Schuld hat, dass die Situation am jetzigen Punkt angekommen ist", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Montag.

Das sei keine "haltlose" Behauptung, betonte Peskow. Die Aussage beruhe auf konkreten Fakten zu den Turbinen, ihrer Reparatur und ihrem Transport, so der Kremlsprecher. Er hoffe, dass die letzte verbliebene Turbine in der Kompressorstation Portowaja sich irgendwie reparieren lasse, sagte Peskow.

Gas-Lieferungen durch Nord Stream 1 seit Anfang Juni in Gigawattstunden pro Tag.
Gas-Lieferungen durch Nord Stream 1 seit Anfang Juni in Gigawattstunden pro Tag. - © APA

02.09.2022, 10:00 Uhr: Gazprom setzt Lieferungen durch Nord Stream 1 weiter aus

Durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 wird von diesem Samstag an anders als angekündigt weiter kein Gas fließen. Das teilte der Staatskonzern Gazprom am Freitagabend bei Telegram mit. Grund sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja. Bis zur Beseitigung bleibe der Gasdurchfluss gestoppt. Es war damit gerechnet worden, dass nach Abschluss der angekündigten dreitägigen Wartungsarbeiten ab Samstag in der Früh wieder Gas durch die Leitung fließt.

Gazprom zufolge ist das Leck bei den gemeinsam mit Experten von Siemens Energy erledigten Wartungsarbeiten an der Station festgestellt worden. Das ausgetretene Öl sei an mehreren Stellen gefunden worden. Es sei nicht möglich, den sicheren Betrieb der letzten dort noch verbliebenen Gasturbine zu garantieren. Schon in der Vergangenheit sei es zu solchen Ölaustritten gekommen, hieß es.

Ein Brief über die Beanstandungen am Aggregat Trent 60 mit der Nummer 24 und über die notwendigen Reparaturen sei an den Chef von Siemens Energy, Christian Bruch, gegangen, teilte Gazprom weiter mit.

Zuvor waren erste Gaslieferungen für Samstag in der Früh angekündigt worden. Das ging aus vorläufigen Daten der Website der Nord Stream AG hervor. Demnach waren ab Samstag 2.00 Uhr wieder Gaslieferungen vorgemerkt worden.

Der Umfang der angekündigten Lieferungen entsprach zunächst dem Niveau vor der Unterbrechung, also etwa 20 Prozent der maximal möglichen Menge und damit täglich 33 Millionen Kubikmeter Erdgas. Am späten Freitagnachmittag zeigten die vorläufigen Daten dann nur noch eine kaum nennenswerte Menge an.

Seit Mittwochmorgen fließt kein Gas durch die zuletzt wichtigste Leitung für russisches Gas nach Deutschland. Grund sind laut dem russischen Energiekonzern Gazprom Wartungsarbeiten an einer Kompressorstation. Das Unternehmen hatte angekündigt, dass der Lieferstopp bis zum 2. September andauern werde.

Der russische Energieriese Gazprom sei nicht schuld daran, dass die Zuverlässigkeit der Leitung durch die Ostsee gefährdet sei, hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge am Mittag gesagt. Es gebe keine technischen Reserven. "Es läuft nur eine Turbine", sagte er auf die Frage eines Journalisten nach möglichen weiteren Unterbrechungen.

31.08.2022, 12:15 Uhr: Mahrer fordert Milliardenhilfen für Unternehmen

Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer (ÖVP) fordert angesichts der Energiekrise Milliardenhilfen. Gegenüber der "Kronen Zeitung" (Mittwoch) verweist er auf eine dramatische Situation, einen "Aufschrei der Unternehmen lauter als in Covid-Zeiten": "Egal, ob Klein- oder Großbetrieb: Die Vervielfachung der Energiekosten ist existenzgefährdend. Es geht ums wirtschaftliche Überleben und um viele Jobs." Erst dieser Tage warnte Mahrer in dem Zusammenhang vor einer Pleitewelle.

Die Regierung möge schnell und unbürokratisch helfen, es brauche "Milliarden für die kommenden Monate", so der WKÖ-Chef. Es sei keine Zeit für komplizierte Modelle, alles müsse rasch und unbürokratisch gehen. "Egal, ob Metallerzeugung, Chemie, Bäcker, Tischler oder eine andere Branche: Die Verzehnfachung der Energiekosten ist nicht mehr zu stemmen, da muss rasch geholfen werden."

Handelsobmann Rainer Trefelik sieht Unterstützungsmaßnahmen "höchst an der Zeit", etwa in Form des Energiekostenzuschusses. Die Energiekosten würden viele Handelsbetriebe in den Abgrund treiben. "Die Energiekostensituation nimmt bereits existenzbedrohende Ausmaße an", räumte Trefelik am Mittwoch in einer Aussendung ein.

Erst vorige Woche war die Debatte über die Corona-Wirtschaftshilfen in Österreich weitergegangen, da sie laut Eurostat-Daten die höchsten pro Kopf in der EU waren. Zuvor war bereits die Abwicklungsagentur für die Corona-Unternehmenshilfen, die COFAG, in einem Rechnungshof-Rohbericht in massive Kritik geraten. Ein Endbericht steht noch aus.

Dr. Harald Mahrer: "Die Verzehnfachung der Energiekosten ist nicht mehr zu stemmen, da muss rasch geholfen werden."
Dr. Harald Mahrer: "Die Verzehnfachung der Energiekosten ist nicht mehr zu stemmen, da muss rasch geholfen werden." - © WKÖ

31.08.2022, 12:05 Uhr: Einigung in der Causa Wien-Energie?

In den Verhandlungen über Unterstützungen für den in finanzielle Not geratenen Energieversorger Wien Energie bzw. deren Mutter Wiener Stadtwerke haben sich Bund und Stadt Wien geeinigt. Demnach soll das Land Wien vom Bund ein Darlehen über 2 Mrd. Euro bekommen. Die Kreditlinie soll kurzfristig, innerhalb von 2 Stunden, abrufbar sein, abgewickelt wird über die Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA). Wien will die Wien-Energie-Handelsgeschäfte ab Anfang 2020 offenlegen.

Das Darlehen sei an klare Bedingungen geknüpft, sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Die Kreditlinie werde bis April 2023 gewährt. Bis dahin werde die Stadt Wien verpflichtet, dem Bund Bericht über die Sicherstellung der Energieversorgung durch die Wien Energie zu erstatten. Weiters forderte die Bundesregierung Aufklärung darüber, wie es zu der Situation kommen konnte. Konkret werde man sich die Geschäfte der Wien Energie anschauen und untersuchen, ob es ein ausreichendes Risikomanagement gegeben habe. Bis April 2023 werde ein Vertreter des Bundes in das Aufsichtsgremium der Wien Energie entsendet.

Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) stellte im Kontext der jüngsten Ereignisse rund um die Wien Energie eine Ausweitung der Kompetenzen der Regulierungsbehörde E-Control in den Raum. Die Behörde sei dafür zuständig, dass der Strommarkt ohne Marktmanipulationen funktioniert, habe aber keine Informationsrechte oder Einsicht bei den einzelnen Unternehmen. "In diesem Zusammenhang ist es notwendig, sich darüber zu unterhalten, ob es hier eine Ausweitung der Kompetenzen der E-Control braucht", so die Ministerin. Zur Strompreisbremse kündigte Gewessler eine Präsentation "in den nächsten Tagen" an.

Bundeskanzler Karl Nehammer nannte die Situation rund um die Wien Energie in den letzten Tagen "mehr als ungewöhnlich". Das Darlehen sei eine Rettungsmaßnahme für 2 Millionen Menschen, die Kundinnen und Kunden der Wien Energie. Die Auflagen würden dazu dienen, jetzt "Klarheit zu schaffen".

Vertreter der Stadt Wien oder der Wien Energie waren bei der Regierungspressekonferenz nicht dabei. Auf Wunsch Wiens wurde im Vertrag vereinbart, dass alle Handelsgeschäfte der Wien Energie von 1.1.2020 bis jetzt offengelegt werden, so der Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Bis 15.09. werden die Unterlagen übergeben. Den Wunsch des Finanzministeriums, einen Vertreter im Aufsichtsgremium zu bestellen, "nehmen wir zur Kenntnis", sagte Hanke zur APA. Am Montag seien 1,75 Mrd. Euro notwendig gewesen, gestern habe man 800 Mio. Euro zurückbekommen und heute weitere 530 Mio. Euro.

Die Gelder dienen als Sicherheit, um erneute extrem Ausreißer an der Strombörse abdecken zu können. Derzeit sehe es aber so aus, dass das Abrufen der Mittel aus dem "Schutzschirm" nicht notwendig sei, so Hanke in einer Aussendung. Dennoch könne sich das aufgrund der hohen Volatilität des Marktes auch sehr rasch wieder ändern. Das zeige, wie dringend es sei, dass es eine österreichweite Lösung gebe, dass es für alle Marktteilnehmer der E-Wirtschaft wichtig sei, diesen Schutzschirm aufzuspannen. Mit der heutigen Vertragsunterzeichnung habe man den ersten Schritt zur weiteren Absicherung der Versorgung aller Kundinnen und Kunden der Wien Energie gesetzt.

(v.l.) Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) und der Präsident der Finanzprokuratur Wolfgang Peschorn am Mittwoch, 31. August 2022, anl. einer Pressekonferenz zum Thema "Aktuelles zu Wien Energie" im Bundeskanzleramt in Wien.
(v.l.) Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) und der Präsident der Finanzprokuratur Wolfgang Peschorn am Mittwoch, 31. August 2022, anl. einer Pressekonferenz zum Thema "Aktuelles zu Wien Energie" im Bundeskanzleramt in Wien. - © APA/EVA MANHART

30.08.2022, 14:30 Uhr: Mehr Flüssiggas aus Spanien?

Zur Erschließung neuer Energiequellen will der deutsche Kanzler Olaf Scholz (SPD) sich für den Bau einer Pipeline von Portugal und Spanien über Frankreich nach Mitteleuropa einsetzen. Eine solche Leitung hätte gebaut werden sollen und werde nun vermisst, sagte Scholz am Donnerstag bei seiner Sommerpressekonferenz in Berlin. Diese würde jetzt "einen massiven Beitrag zur Entlastung und Entspannung der Versorgungslage" leisten.

Er habe deshalb bei seinen Kollegen in Spanien, Portugal und Frankreich sowie bei EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen "sehr dafür geworben, dass wir zum Beispiel ein solches Projekt anpacken".

Das Projekt MidCat für eine Gaspipeline von Spanien nach Südfrankreich wurde vor einigen Jahren gestoppt, weil es aus damaliger Sicht auch wegen des billigeren Erdgases aus Russland für unwirtschaftlich gehalten wurde. Angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine könnte die Pipeline aber nun dazu beitragen, Europa von russischem Gas unabhängiger zu machen. Es fehlen noch 226 Kilometer von Hostalric in Katalonien über die Pyrenäen bis nach Barbaira in Frankreich, Bauzeit mindestens zwei Jahre. Spanien möchte, dass die EU den Bau finanziert.

Bisher gibt es nur zwei kleinere Gaspipelines von Spanien über die Pyrenäen Richtung Norden mit einer Kapazität von insgesamt 8 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Zum Vergleich: Die wegen des Krieges gestoppte Nord Stream 2 hat eine Kapazität von mindestens 55 Milliarden Kubikmetern.

"Wir könnten 30 Prozent des Flüssiggas-Bedarfs der EU decken", wenn es diese Leitung gebe, sagt Sanchez. Wenn dies nicht über Frankreich möglich sei, müsse man den Weg einer Pipelineanbindung über Italien wählen.

Gut 2,5 Autostunden trennen die Enden der vorhandenen Pipelines voneinander.
Gut 2,5 Autostunden trennen die Enden der vorhandenen Pipelines voneinander. - © Google Maps

30.08.2022, 14:15 Uhr: Russland macht Sanktionen für geringe Gas-Lieferungen verantwortlich

Die Probleme beim Transit russischen Gases nach Europa sind nach Angaben aus Moskau rein technischer Natur. "Es gibt Garantien dafür, dass die Lieferungen durch nichts außer die durch die Sanktionen hervorgerufenen technischen Probleme behindert werden", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur Interfax zufolge.

Der 54-Jährige antwortete so auf die Frage, ob Russland nach dem Ende der Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1 die Wiederaufnahme der Lieferungen garantieren könne.

"Russland war, ist und wird bereit sein, seine Verpflichtungen zu erfüllen", sagte er. Der Kremlsprecher warf dem Westen vor, durch seine Sanktionen normale Servicearbeiten an den Turbinen der Leitung zu behindern. Zuvor hatte der russische Energiekonzern Gazprom angekündigt, Nord Stream 1 wegen anstehender Wartungsarbeiten an der einzig noch verbliebenen Turbine in der Kompressorstation "Portowaja" vom 31. August bis 2. September abzuschalten.

Die Ostseepipeline arbeitet seit Anfang Sommer ohnehin nur noch mit 20 Prozent ihrer maximalen Kapazität. Gazprom begründet dies mit technischen Problemen, Politiker in Berlin und Brüssel haben mehrfach den Verdacht geäußert, dass politisches Kalkül aus Moskau hinter der Drosselung der Gaslieferungen steckt, um den Druck auf Europa zu erhöhen. Die EU hat nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Sanktionen gegen Russland verhängt.

Experten gehen davon aus, dass die westlichen Sanktionen die russische Wirtschaft schwer treffen und Russland eine eine tiefe Rezession ziehen werden.

30.08.2022, 14:00 Uhr: Wienerberger sichert sich Gas-Speicherkapazitäten in Haidach

Wienerberger sichert die Produktion von Wand- und Dachziegel in Österreich über einen längeren Zeitraum ab: Der Baustoffkonzern kann bis zu 25 Gigawatt-Stunden (GWh) Gaskapazitäten im Speicher Haidach lagern. Seit 1. August haben österreichische Unternehmen die Möglichkeit in Haidach, dem zweitgrößten Gasspeicher Mitteleuropas, Kapazitäten zu erwerben.

Derzeit sieht Wienerberger die Energieversorgung an den insgesamt 220 Produktionsstandorten weltweit als gesichert an, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Allerdings hat der Konzern in den letzten Wochen und Monaten intensiv daran gearbeitet, die Energieversorgung auch künftig sicher zu stellen und eigene Notfallpläne erstellt. Der Konzern hat einen Gasverbrauch von 390 GWh für alle Werke. Der Konzern investiere in die Umstellung auf Wasserstoff, Elektrizität, Biogas oder Synthesegas, merkt Wienerberger-CEO Heimo Scheuch an.

30.08.2022, 13:40 Uhr: Deutschland gut gerüstet für den Winter

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz sieht Deutschland angesichts des Füllstands der Gasspeicher gerüstet für den Winter. Man könne "mit aller Vorsicht" sagen, "dass wir wohl das Notwendige auf den Weg gebracht haben und noch weiter auf den Weg bringen können, um durch diesen Winter und durch den nächsten Winter zu kommen", sagte der SPD-Politiker am Dienstag bei der Klausurtagung der deutschen Regierung auf Schloss Meseberg in Brandenburg.

So seien etwa die Gasspeicher deutlich besser gefüllt, als man das vor einiger Zeit erwartet habe. Als nächstes stelle sich die Frage, wie man übertriebene Preisbildung auf dem Energiemarkt verhindern könne.

25.08.2022, 15:00 Uhr: Deutsche Industrie spart Erdgas

Der Erdgasverbrauch von Industriekunden in Deutschland lag im Juli um rund 21,3 Prozent unter dem Juli-Mittelwert der Jahre 2018 bis 2021. Dies teilte die deutsche Bundesnetzagentur am Donnerstag in ihrem neuesten Gaslagebericht mit. Im Juni sei der Wert um 13,6 Prozent, im Mai um 11,6 Prozent unter dem Vierjahresmittel gelegen.

"Der Rückgang des Gasverbrauchs in der Industrie zeigt, dass wir es schaffen können, eine Gasnotlage abzuwenden", sagte Behördenpräsident Klaus Müller der Deutschen Presse-Agentur. "So schmerzhaft die enorm hohen Preise und die Einsparungen auch sein mögen, ein echter Gasmangel wäre noch schwerwiegender".

Lesen Sie hier: Wo die Industrie in Österreich das meiste Gas benötigt

25.08.2022, 12:00 Uhr: Deutsche Bundesnetzagentur stellt sich auf Gas-Notfallplan ein

Die deutsche Bundesnetzagentur hat das Tempo bei der Befüllung der Gasspeicher in Deutschland gewürdigt, aber weitere Anstrengungen gefordert. "Wir sind auf einem guten Weg", sagte die Vize-Präsidentin der Behörde, Barbie Kornelia Haller, am Donnerstag auf dem "Deutschen Energierechtstag 2022" in Essen. Das Ziel eines Füllstands von 85 Prozent zum 1. Oktober werde wohl erreicht. Für das Ziel von 95 Prozent im November seien noch mehr Anstrengungen notwendig. Die Bundesnetzagentur wolle die Ausrufung einer Gasnotfallstufe vermeiden, bereite sich aber darauf vor.

25.08.2022, 11:45 Uhr: Europäischer Gas-Preis bei über 300 Euro

Der Gasmangel infolge des Ukraine-Krieges treibt den Gaspreis in Europa immer weiter nach oben. Er sprang nun am Donnerstag über die Marke von 300 Euro je Megawattstunde (MWh), nachdem sich der für den europäischen Gashandel richtungsweisende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in Amsterdam an den beiden Vortagen vergleichsweise stabil gehalten hatte.

In der Früh stieg der Preis um mehr als sechs Prozent auf knapp 316 Euro je Megawattstunde. Nur in der Zeit unmittelbar nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine war der Preis für das in Europa gehandelte Erdgas kurzzeitig mit einem Spitzenwert von 345 Euro höher gewesen.

Am Markt wurde der jüngste Höhenflug beim Gaspreis weiterhin mit einer erneuten Unterbrechung der russischen Gaslieferungen nach Europa durch die Pipeline Nord Stream 1 erklärt. Russland hatte angekündigt, Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 ab dem 31. August für drei Tage zu unterbrechen. Das nährte Befürchtungen, der ohnehin schon stark gedrosselte Gasfluss aus Russland könnte komplett stoppen, sollte die Lieferung nach der Pause nicht wieder aufgenommen werden.

Wie stark sich der hohe Gaspreis auf die Unternehmen auswirkt, zeigen Daten zur Entwicklung der deutschen Erzeugerpreise vom Freitag. Die Preise, die Unternehmen für ihre Waren verlangen, waren im Juli im Jahresvergleich um 37,2 gestiegen und damit so stark wie noch nie. Hauptverantwortlich für den Schub der gewerblichen Erzeugerpreise ist weiterhin Energie. Mit dem stärksten Einfluss hat nach Angaben des deutschen Statistischen Bundesamts die Preisentwicklung bei Erdgas mit einem Anstieg von fast 164 Prozent im Jahresvergleich.

Lesen Sie hier: Wo die Industrie das meiste Gas benötigt.

23.08.2022, 13:00 Uhr: Erneute Wartung von Nord Stream 1 "technisch unbegründet"

Die deutsche Bundesnetzagentur hält die von Gazprom angekündigte erneute Wartung der Gas-Pipeline Nord Stream 1 für unbegründet. "Auch diese Wartungsunterbrechung ist für uns technisch nicht nachvollziehbar", sagte der Präsident der Netzagentur, Klaus Müller, am Dienstag. Alle bisherigen Argumente, es liege an den Turbinen von Siemens Energy, halte er für vorgeschoben.

Die Erfahrung zeige, dass Russland "nach jeder sogenannten Wartung eine politische Entscheidung getroffen" habe. "Ob Russland das wieder tun wird, werden wir erst Anfang September wissen", sagte er. "Wahrscheinlich weiß das auch nur der russische Präsident an der Stelle."

Der russische Staatskonzern Gazprom hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass die Gaslieferung über die Ostseepipeline Nord Stream 1 vom 31. August bis zum 2. September unterbrochen werde. In den drei Tagen müsse die einzige funktionierende Turbine der Kompressorstation Portowaja überprüft und überholt werden. Dies solle in Zusammenarbeit mit Spezialisten von Siemens Energy geschehen. Danach sollten täglich wieder 33 Millionen Kubikmeter Erdgas geliefert werden. Das entspricht den 20 Prozent der täglichen Maximalleistung, auf die Russland die Lieferung schon vor einigen Wochen verringert hat. Bereits im Juli hatte Gazprom die Gaslieferung durch Nord Stream 1 mehrere Tage lang eingestellt und das mit Wartungsarbeiten begründet.

22.08.2022, 11:00 Uhr: Bundesregierung will Industrie Ausstieg aus Gas erleichtern

Gazprom wird erneut den Gas-Fluss nach Europa unterbrechen: vom 31. August bis 02. September werden laut Gazprom wieder Wartungsarbeiten an der Erdgas-Pipeline Nord Stream 1 stattfinden. In dieser Zeit wird kein russisches Gas mehr fließen. Nun kündigt die Bundesregierung an, Industriebetrieben den Umstieg von Gas auf Öl und Kohle zu erleichtern. Von den rund 60 Großverbrauchern in Österreich könnten knapp ein Viertel innerhalb der nächsten sechs Monate auf andere Energieträger umsteigen - voraussetzt, die Ersatzstoffe stehen zur Verfügung, so die E-Control bei einer Erhebung unter Energieerzeugern, Fernwärmeunternehmen und Industriebetrieben mit einem Erdgas-Verbrauch von mehr als 50.000 Kilowattstunden pro Jahr.

Zusammen haben die 60 Großverbraucher einen Gas-Bedarf von rund 60 Prozent der österreichischen Gasmenge. In Österreich werden pro Jahr mehr als 90 TWh Gas benötigt. Insbesondere die Energieversorger in Wien, Graz, Linz, Klagenfurt und Salzburg benötigen zusammen rund 30 Prozent Gas - und besitzen ein Einsparungsziel-Potential von 1,5 bis zwei Gigawatt. Die Industrie benötigt rund 30 Prozent des jährlichen Gasbedarfs.

Erdöl statt Gas: Warum die Umrüstung nicht immer einfach ist.

Das Klimaschutzministerium - zuständig für die österreichische Energieversorgung - will nun einen Wechsel des Energieträgers durch eine Anpassung der Ende Juli erlassenen Energielenkungsverordnung attraktiver machen. Demnach wird der Staat zukünftig für Vermögensnachteile aus der unrentablen Umrüstung auf Kohle oder Öl samt Wartung, Instandsetzung und Reaktivierung stillgelegter Anlagen aufkommen. Auch für Mehrkosten bei den Zertifikaten für den Treibhausgasemissionshandel wird der Staat einspringen. Allerdings muss der Umstieg auf Kohle oder Öl vom Ministerium angeordnet werden - andernfalls werden keine Mehrosten übernommen.

Im Falle eines Gasnotstandes - sollte die Alarmstufe ausgerufen werden - würde der Emissionshandel innerhalb der EU ausgesetzt. Kohle und Öl sind am Markt aktuell deutlich günstiger als Gas. Zwar wären die Zertifikate für den Emissionshandel aufgrund der schlechteren CO2-Bilanz für Kohle und Öl höher, unterm Strich könnte der Erwerb der Zertifikate aber gar keine zusätzliche finanzielle Belastung darstellen. Derzeit fehle es aber vor allem an Transportkapazitäten - beispielsweise für Kohle aus Australien.

Insgesamt könnten in Österreich rund 200 Betriebe von Gas auf andere Energieträger umrüsten. Da diese aber keine Großabnehmer von Gas sind, würden die staatlichen Hilfen hier entfallen.

22.08.2022, 10:50 Uhr: Gaspreis steigt um mehr als 13 Prozent

Der Gaspreis in Europa hat seinen Höhenflug zu Beginn der Woche fortgesetzt. Nachdem der für den europäischen Gashandel richtungsweisende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in Amsterdam bereits in der vergangenen Woche deutlich gestiegen war, hat er am Montag den Höhenflug beschleunigt. Am Vormittag stieg der Preis um mehr als 13 Prozent auf fast 276 Euro je Megawattstunde.

In der vergangenen Woche war Erdgas in der Spitze bei knapp 251 Euro gehandelt worden. Nur in der Zeit unmittelbar nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine war der Preis für das in Europa gehandelte Erdgas für kurze Zeit höher und hatte Anfang März einen Spitzenwert über 300 Euro erreicht.

Am Markt wurde der neue Höhenflug beim Gaspreis mit einer neuerlichen Unterbrechung der russischen Gaslieferungen nach Europa durch die Pipeline Nord Stream 1 erklärt. Russland hatte am Freitag angekündigt, Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 Ende August für drei Tage zu unterbrechen. Vom 31. August bis 2. September werde wegen Wartungsarbeiten kein Gas fließen, teilte der Staatskonzern Gazprom mit.

Hier benötigt die Industrie das meiste Gas.

Nach den Wartungsarbeiten sollen den russischen Angaben zufolge täglich wieder 33 Millionen Kubikmeter Erdgas geliefert werden. Das entspricht den 20 Prozent der täglichen Maximalleistung, auf die Russland die Lieferung schon vor einigen Wochen verringert hat.

19.08.2022, 11:00 Uhr: Bald neue Preis-Findung am Strom-Markt?

Experten der Energieagentur halten einen Eingriff in den europäischen Strommarkt für denkbar, weisen aber auf mögliche unerwünschte Folgen hin. So wäre etwa die Merit-Order adaptierbar, sodass nicht mehr das teuerste Kraftwerk den Preis setzt. Dies würde aber zu einem anderen Bieterverhalten führen, was die Preise sogar treiben könnte, erklärten Karina Knaus und Christian Furtwängler in einer aktuellen Sonderfolge des Energieagentur-Podcasts "Petajoule".

Aktuell gibt an der Strombörse jedes Kraftwerk ein Gebot entsprechend seinen Kosten ab. Das teuerste Kraftwerk, das nötig ist, um die Nachfrage zu decken, bestimmt dann den Preis für alle - genannt wird das Prinzip "Pay as Clear". Da Gaskraftwerke wegen der Lieferkürzungen Russlands und auch Atom- und Kohlekraftwerke infolge der austrocknenden Flüsse in Deutschland und Frankreich extrem teuer sind, ergeben sich für Wasserkraftwerke, Windräder und Photovoltaik-Anlagen hohe Gewinne. Volkswirte sprechen hierbei von der Produzentenrente.

Möglich wäre eine Änderung, sodass nicht das teuerste Kraftwerk den Strompreis im Großhandel bestimmt, sondern, "dass jeder genau den Preis erhält, den er auch geboten hat", so Furtwängler - die Rede ist von "Pay as Bid". Der Großhandelsstrompreis wäre dann der volumengewichtete Mittelwert.

"Das klingt im ersten Moment total toll, weil alle natürlich die bisherige Form der Merit-Order vor Augen haben", so Furtwängler. "Das Problem ist, dass man in einem solchen Marktsystem nicht von einem gleichen Verhalten ausgehen darf". Furtwängler erklärte, dass die Stromproduzenten dann nicht mehr ihre Grenzkosten bieten würden, wie es bei "Pay as Clear" der Fall ist, "sondern man würde versuchen zu erraten, wer denn jetzt gerade das teuerste Kraftwerk sein könnte, das noch bezuschlagt wird und versucht dann, da ein bisschen drunter zu liegen."

Knaus warnt, dass dieses System sogar zu noch höheren Preisen führen könnte. Denn bei einer begrenzten Anzahl an Marktteilnehmern besagt die Spieltheorie, dass sich Konkurrenten gar nicht aktiv absprechen müssen und sich dennoch langfristig höhere Preise durchsetzen. Verschärft werde dieses Phänomen durch wiederkehrende Auktionen, wie es beim Strommarkt der Fall ist.

Wie Knaus darlegte, handelt es sich in der aktuellen Krise eindeutig um ein "Marktversagen", das erkenne man auch daran, dass die Preise für alle Energieträger mit dem Preis für Erdgas in die Höhe gehen. Sie verglich die Situation mit der Ölkrise in den 1970er-Jahren und den damals jahrelang hohen Energiepreisen und Inflationsraten. Zu dieser Zeit sei auch die Energieagentur gegründet worden, mit dem Ziel, Antworten darauf zu finden. Der Ausweg wäre schon damals mehr Energieeffizienz und Ausbau der Erneuerbaren Energien gewesen. Im Unterschied zu damals gebe es heute aber jene technischen Lösungen, die vor 50 Jahren noch gefehlt haben.

Was versteht man unter Merit-Order?

Unter Merit-Order versteht man die Einsatzreihenfolge von Kraftwerken, die durch die Grenzkosten der Stromerzeugung bestimmt wird. Beginnend mit den Kraftwerken mit den niedrigsten Grenzkosten werden solange Kraftwerke mit höheren Grenzkosten hinzugeschaltet, bis der notwenige Energiebedarf am Markt gedeckt ist. Die Kosten des zuletzt zugeschalteten Kraftwerkes bestimmen dabei den Energiepreis.

19.08.2022, 11:05: Gaspreise auf Höhenflug

Der Gaspreis in Europa hat wieder zu einem Höhenflug angesetzt. Nachdem sich der für den europäischen Gashandel richtungsweisende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in Amsterdam in den ersten beiden Augustwochen noch stabil an der Marke von 200 Euro je Megawattstunde gehalten hatte, stieg er im Wochenverlauf kräftig bis auf knapp 251 Euro. Am Freitag wurde Erdgas in Europa bei 237 Euro je Megawattstunde gehandelt. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es etwa 50 Euro.

Nur in der Zeit unmittelbar nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine war der Preis für das in Europa gehandelte Erdgas für kurze Zeit höher und hatte Anfang März einen Spitzenwert über der Marke von 300 Euro erreicht.

Als Preistreiber gilt die Reduzierung der Liefermengen von russischem Erdgas nach Europa. So wurde die Kapazität der wichtigen Pipeline Nord Stream 1 auf 20 Prozent gesenkt. Viele europäische Abnehmer sind daher gezwungen, auf teure Alternativen auszuweichen. Der starke Anstieg des Gaspreises setzt Industrieunternehmen, die große Mengen an Erdgas benötigen, immer stärker unter Druck.

Der Preissprung gilt auch als einer der wesentlichen Gründe für die hohe Inflation. Im Juli hatte der Preisanstieg in der Eurozone im Jahresvergleich das Rekordhoch von 8,9 Prozent erreicht.

Wie stark sich der hohe Gaspreis auf die Unternehmen auswirkt, zeigen Daten zur Entwicklung der deutschen Erzeugerpreise vom Freitag. Die Preise, die Unternehmen für ihre Waren verlangen, waren im Juli im Jahresvergleich um 37,2 gestiegen und damit so stark wie noch nie. Hauptverantwortlich für den Schub der gewerblichen Erzeugerpreise ist weiterhin Energie. Mit dem stärksten Einfluss hat nach Angaben des deutschen Statistischen Bundesamts die Preisentwicklung bei Erdgas mit einem Anstieg von fast 164 Prozent im Jahresvergleich.

19.08.2022, 09:00 Uhr: Verordnung soll bei Gasmangel helfen

Die Energie-Regulierungsbehörde E-Control hat am Donnerstag eine Verordnung in Begutachtung geschickt, die helfen soll, bei einem Gasmangel besser über die Runden zu kommen. Novelliert wird die Gas-Marktmodell-Verordnung 2020. Sie wird ergänzt um die strategische Gasreserve, die FlexMOL und wie Tirol und Vorarlberg über das deutsche Gasnetz versorgt werden.

So wird etwa definiert, dass die strategische Gasreserve dafür verwendet werden darf, dass der Druck im Gasnetz bei einem Lieferstopp nicht absinkt. Das ist vor allem relevant für Gaskraftwerke, die hohe Anforderungen an den Druck haben. Gasverbraucher mit hoher Leistung werden zudem verpflichtet, sich schon vorsorglich für das Handelsystem (FlexMOL) zu registrieren, um dann im Notfall schneller Gasmengen handeln zu können.

Für Tirol und Vorarlberg, die nicht an das österreichische Gasnetz angeschlossen sind sondern über Deutschland versorgt werden, wird geregelt, dass jene Gasmenge, die bei den Speichern Haidach und Seven Fields entnommen wird, an der Grenze wieder zurückgegeben wird. Zu diesem Punkt soll auch noch ein Abkommen zwischen Österreich und Deutschland unterschrieben werden.

18.08.2022, 14:50 Uhr: Sachslehner fordert Gaspreiskompensation für Unternehmen

Für eine deutliche Entlastung der Wirtschaft tritt ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner ein. Die aktuell hohen Energiepreise würden nicht nur die privaten Haushalte massiv belasten, sondern auch die Wirtschaft treffen, sagte Sachslehner bei einem Pressegespräch am Donnerstag.

Aus diesem Grund spricht sie sich für eine Gas- und Strompreiskompensation für Unternehmen aus. Fertig ausgearbeitet ist laut Sachslehner bereits die Strompreiskompensation für Haushalte. Die Umsetzung liege nun am Klimaschutz-Ministerium. Ähnliche Modelle seien auch für Unternehmen denkbar.

Abgesehen von dieser aktuellen Forderung verwies Sachslehner auf die bisherigen Maßnahmen der Regierung, um Österreichs Wirtschaft zu unterstützen. Dazu zählt die ÖVP-Generalsekretärin unter anderem die Rot-Weiß-Rot Karte, die Senkung der Körperschaftssteuer oder der neue Investitionsfreibetrag. Mit der Kompensation des Strom- und Gaspreises sollen vor allem Unternehmen entlastet werden, die unter dem aktuellen Preisniveau besonders leiden.

18.08.2022: 14:00 Uhr: Führt die Energiekrise zu einer Tourismus-Krise?

Die Kärntner Touristiker blicken angesichts der Energiepreise sorgenvoll auf die Wintersaison. Die Wirtschaftskammer hat am Freitag in einem Pressegespräch die Ergebnisse einer Befragung von knapp 300 Beherbergern präsentiert. Spartenobmann Josef Petritsch: "Alle sind nervös: Haben wir genug Gas? Wie schaut's mit der Teuerung aus?" Die meisten Betriebe heizen mit Strom oder Öl, 14 Prozent auch mit Gas. Dazu kommt: Gästeanfragen seien da, gebucht werde aber nur sehr zögerlich.

Mehr als die Hälfte der Betriebe möchte nun auf nachhaltige Energieträger umrüsten, so die Rückmeldungen. Allerdings sei das nicht immer möglich, etwa weil es sich um gepachtete Anlagen handelt. Teilweise stünden auch gesetzliche Vorgaben im Weg, zum Beispiel bei Photovoltaikanlagen auf Freiflächen. Petritsch beklagt zudem, die Genehmigungsverfahren für Umrüstungen würden lange dauern. Für die kommende Wintersaison würden sich Umrüstungen aber ohnehin nicht mehr ausgehen. Daher dürfe der Energiekostenzuschuss "nicht bei den Betrieben aufhören", und die CO2-Steuer solle verschoben werden, fordert Petritsch.

Vorerst bleibe vielen Betrieben nur, Energie zu sparen. "Es ist sehr viel Kreativität gefragt", so Petritsch. Laut Umfrage setzen drei Viertel der Betriebe bereits Maßnahmen. Die Palette reicht von verkürzten Saunazeiten und kühleren Pools über Umrüstungen in der Küche, etwa auf Induktionsherde, bis zu Sparmaßnahmen in den Zimmern. Hier könne es etwa die Order an die Zimmermädchen geben, die TV-Geräte auszuschalten und nicht im Stand-by zu belassen, oder Minibars nur auf expliziten Wunsch des Gastes zu befüllen und die kleinen Kühlschränke sonst auszuschalten. Manche Touristiker überlegen auch, die Auslastung zu drosseln und ganze Stockwerke zugesperrt zu lassen, geht aus der Befragung hervor.

17.08.2022, 13:30 Uhr: Österreichs Gas-Speicher zu 60 Prozent gefüllt

Die Gasspeicher in Österreich sind mit Montag zu 59,83 Prozent gefüllt. Damit sind insgesamt 57,2 Terawattstunden (TWh) Erdgas in den heimischen Speichern gelagert. Das entspricht rund 64 Prozent des jährlichen Gasverbrauchs in Österreich, wie das für Energiefragen zuständige Klimaministerium von Leonore Gewessler (Grüne) am Mittwoch mitteilte. Das Ministerium betont, dass das Speicherziel von 80 Prozent bis 1. November erreichbar sei.

Die täglichen Einspeichermengen lagen in den vergangenen Tagen zwischen 400 und 550 Gigawattstunden und sind im Vergleich zur Vorwoche nochmals gestiegen. Die von Russland gekürzten Liefermengen könnten durch Zukäufe ersetzt werden.

Der Staat legt wegen der Gaskrise auch erstmals eine strategische Reserve an. Diese umfasst 20 TWh und soll ebenfalls bis zum 1. November in die Speicher fließen.

16.08.2022, 16:15 Uhr: Staatshilfen gegen hohe Energiekosten

Auf den starken Anstieg der Energiepreise haben viele Regierungen in Europa mit Entlastungsmaßnahmen für Haushalte und Unternehmen reagiert: Neben Steuererleichterungen und Hilfszahlungen haben etliche Länder auch die Energiepreise reguliert und einige sogar "Übergewinne" von Energieunternehmen mit Sondersteuern abgeschöpft. Gemessen an der Wirtschaftsleistung gehört Österreich zu den Ländern mit den höchsten Unterstützungen, hat der Brüsseler Thinktank Bruegel errechnet.

Demnach machen die Staatshilfen zur Abfederung der hohen Energiepreise in Österreich in Summe 9,1 Mrd. Euro aus, das entspricht 2,3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Mehr Geld nehmen nur die großen europäischen Volkswirtschaften Deutschland (60,2 Mrd. Euro, 1,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes), Italien (49,5 Mrd. Euro, 2,8 Prozent des BIP), Frankreich 44,7 Mrd. Euro, 1,8 Prozent) und Spanien (27,3 Mrd. Euro, 2,3 Prozent) in die Hand), um Unternehmen und Haushalten das Leben angesichts der teuren Energie erträglicher zu machen.

Die höchsten Staatshilfen gemessen am BIP bekommen Haushalte und Unternehmen in Griechenland (3,7 Prozent), Litauen (3,6 Prozent), Italien (2,8 Prozent), Tschechien (2,5 Prozent), Spanien und Österreich (jeweils 2,3 Prozent).

Die gängigsten Entlastungsmaßnahmen sind Steuererleichterungen und Unterstützungszahlungen. Etliche Länder - Belgien, Bulgarien, Estland, Frankreich, Ungarn, Polen, Portugal, Rumänien und Spanien - haben sich für Preisregulierungen entschieden. Einige wollen angesichts der oft als ungerecht empfundenen hohen Gewinne der Energieversorger diese sogenannten "Übergewinne" durch Sondersteuern abschöpfen und so die kochenden Volksseelen abkühlen - das sind Bulgarien, Italien, Rumänien und Spanien. Diskutiert wird eine Abschöpfung der hohen Gewinne nicht nur in Österreich, sondern z.B. auch in Deutschland oder Slowenien.

Staatliche Hilfen für hohe Energiekosten.
Staatliche Hilfen für hohe Energiekosten. - © APA

16.08.2022, 16:05: Gazprom warnt vor weiter steigenden Preisen

Der russische Staatskonzern Gazprom warnt seine europäischen Kunden vor stark steigenden Gaspreisen im Winter. Diese könnten um 60 Prozent auf mehr als 4.000 Dollar (3.923 Euro) pro 1.000 Kubikmeter zulegen, wie das Unternehmen am Dienstag in Moskau bekanntgab. Grund dafür sei, dass Exporte und Produktion aufgrund westlicher Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs weiter schrumpften.

"Die europäischen Spotgaspreise haben 2.500 Dollar (pro 1.000 Kubikmeter) erreicht", so Gazprom. "Nach vorsichtigen Schätzungen werden die Preise in diesem Winter 4.000 Dollar pro 1.000 Kubikmeter überschreiten, wenn diese Tendenz anhält." Die Ukraine hat eine der Gazprom-Routen für Lieferungen nach Europa geschlossen. Der Konzern selbst hat im Streit über eine Gasturbine des für die Wartung zuständigen deutschen Konzerns Siemens Energy seine Kapazität der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland auf etwa 20 Prozent reduziert.

Insgesamt brachen die Gasexporte von Gazprom zwischen dem 1. Jänner und dem 15. August um 36,2 Prozent auf 78,5 Mrd. Kubikmeter ein. Die Produktion nahm gleichzeitig um 13,2 Prozent auf 274,8 Mrd. Kubikmeter ab, teilte das Unternehmen mit. Im August allein ging die Produktion bisher um 32,2 Prozent zurück, nach 35,8 Prozent im Juli, sagte Ökonom Jewgeni Suworow von der CentroCreditBank. Der Exportrückgang habe sich dabei auf 59 Prozent beschleunigt.

Die niederländischen Großhandelspreise für Gas erreichten im Frühjahr ein Rekordhoch von fast 335 Euro pro Megawattstunde (MWh). Seitdem sind sie auf etwa 226 Euro gefallen, wie Daten vom Dienstag zeigen. Sie liegen damit aber immer noch weit höher als vor einem Jahr, als sie etwa 46 Euro pro MWh betrugen. In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern befeuern die hohen Energiepreise die Inflation. Experten zufolge könnte die deutsche Teuerungsrate im Herbst sogar zweistellige Werte erreichen.

16.08.2022, 13:10 Uhr: Deutscher Gasverbrauch um 15 Prozent gesunken

Deutschlands Gasverbrauch ist wegen der hohen Preise und milder Wintermonate im ersten Halbjahr deutlich gesunken. Mit 497 Mrd. Kilowattstunden seien 14,7 Prozent weniger Erdgas verbraucht worden als im Vorjahreszeitraum, erklärte der Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) am Dienstag. Aber auch bereinigt um Temperatureinflüsse lag der Verbrauch im ersten Halbjahr um rund acht Prozent niedriger als 2021.

Einen Effekt könnte laut BDEW die schwächere wirtschaftliche Entwicklung gehabt haben. Besonders deutlich war der Rückgang demnach im Juni. Hier lag der Gasverbrauch nach vorläufigen BDEW-Zahlen um 22,6 Prozent und damit fast ein Viertel unter dem des Vorjahresmonats.

Die Stromerzeugung aus Gas ist bereits seit Mitte des Jahres 2021 rückläufig. Im ersten Halbjahr 2022 ist in Gaskraftwerken rund zwölf Prozent weniger Strom erzeugt worden als im Vorjahreszeitraum. Es gebe aber in Haushalten gerade zur Wintersaison etwa durch ein Senken der Heiztemperatur um ein oder zwei Grad noch Raum für weitere Einsparungen.

Neben dem Einsatz von mindestens zwei neuen Flüssiggas-Terminals und vollen Speichern gelten Einsparungen von um die 20 Prozent als zentrale Faktoren, damit Deutschland ohne Gasmangel durch den Winter kommt.

16.08.2022, 12:55 Uhr: Preis-Bremse auch für Gas?

Die geplante Preisbremse für Strom mit einem subventionierten Preis für eine bestimmte Menge und dem marktüblichen Preis für darüber liegenden Verbrauch könnte auch für Gas ein Thema werden. Entsprechende Überlegungen, die Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler am Montagabend im ORF-Sommergespräch angestellt hat, halten Experten für möglich.

Kogler hatte zu einer Preisbremse für Gas gemeint, dass es für Gasheizungen ähnlich sei wie beim Strom. Man müsse das "verlängert und weiter denken in die Richtung", hatte Kogler erklärt, aber gleichzeitig eingeschränkt: "Jetzt machen wir mal das eine fertig". Gemeint war damit die Strompreisbremse, die im Herbst vorgelegt werden soll.

Nicht abgeneigt reagierte am Dienstag der Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Regulierungsbehörde E-Control, Johannes Mayer. Im Ö1-"Mittagsjournal" bezeichnete es der Experte als "durchführbar", eine bestimmte Menge Gas zu subventionieren. Das würde seiner Meinung nach die Kaufkraft stärken und wäre eher eine Inflationsbekämpfungs- als eine Sozialmaßnahme.

Fiskalratschef Christoph Badelt sprach sich gegen Förderungen für alle nach dem Gießkannenprinzip aus. Treffsicher wären solche Begünstigungen nur, wenn man sie vom Haushaltseinkommen abhängig macht, sagte der ehemalige Wifo-Chef.

16.08.2022, 11:05 Uhr: Ölpreise sinken weiter

Die Ölpreise sind nach dem Kursrutsch zu Wochenbeginn etwas weiter unter Druck geraten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete am Dienstag 94,11 US-Dollar (92,31 Euro). Das waren 99 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel um 74 Cent auf 88,67 Dollar.

Weiterhin drückt die Aussicht auf ein steigendes Angebot bei zugleich geringerer Nachfrage auf die Kurse. Zuletzt hatten schwache Konjunkturdaten aus China sowie die sehr stark gesunkene Stimmung in den Industrieunternehmen im US-Bundesstaat New York die Sorge geschürt, dass sich das globale Wirtschaftswachstum abschwächen könnte. Rohöl gilt als Schmiermittel der Weltwirtschaft.

Das Angebot an Rohöl könnte steigen, wenn das Atomabkommen mit dem Iran wiederbelebt wird und Sanktionen gegen Teheran aufgehoben werden. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte zuletzt betont, dass der Text für das Abkommen bereits stehe. Laut Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian gibt es aber noch Punkte, die diskutiert werden müssten. Darüber hinaus fördert Libyen bereits mehr Öl.

10.08.2022, 12:25 Uhr: Gasspeicher in Österreich zu 56 Prozent gefüllt

Die Gasspeicher in Österreich sind zu 56 Prozent gefüllt - das reicht für rund 60 Prozent des jährlichen Gasverbrauchs, wie das Energieministerium am Mittwoch mitteilte. Am 8. August seien in den heimischen Speichern 53,6 Terawattstunden (TWh) Erdgas gelagert gewesen. Auch der ehemalige Gazprom-Speicher in Haidach werde kontinuierlich befüllt.

Die täglichen Einspeichermengen lagen in den vergangenen Tagen zwischen 300 und 450 Gigawattstunden. Damit sei das Einspeicherziel erreichbar, heißt es aus dem Ministerium. Bis zum 1. November sollen die Österreichischen Gasspeicher zu 80 Prozent gefüllt sein. Auch die strategische Reserve von 20 TWh soll bis dahin erreicht werden.

16.08.2022, 10:10 Uhr: Auch Klimakrise verschärft die Energiekrise

Die anhaltende Dürre in Europa gefährdet zunehmend die Stromversorgung des Kontinents, weil infolge der austrocknenden Flüsse gleichzeitig Atomkraftwerke und Wasserkraftwerke ausfallen und das Risiko besteht, dass Kohlekraftwerke nicht mehr versorgt werden können. "Es kommen alle denkbaren Faktoren zusammen, die für das Stromerzeugungssystem in Summe eine immense Belastung darstellen", sagte Alexander Weiss, Leiter der globalen Energieberatung von McKinsey, dem "Handelsblatt". Lastabwürfe seien nicht unwahrscheinlich, so der Experte. Gemeint ist eine Situation, in der zum Beispiel größere Stromabnehmer aus der Industrie vom Netz abgetrennt werden müssen, um Stromausfälle zu verhindern.

Die Knappheiten führen schon jetzt dazu, dass mehr Strom aus Gas produziert wird. Im Juli haben beispielsweise deutsche Gaskraftwerke 13 Prozent mehr Strom erzeugt als im Juli des Vorjahres. Für August sind es bisher 24 Prozent mehr.

Klimawissenschafter sehen vorerst keine Entspannung. Zwar sei in den nächsten zehn Tage in vielen Regionen Europas Regen zu erwarten, sagte Andrea Toreti vom European Drought Observatory der EU-Kommission. "Die langfristige Vorhersage für die nächsten drei Monate deutet jedoch immer noch auf trockenere Bedingungen als üblich hin." Der Hydrologe Fred Hattermann vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) weist darauf hin, dass die trockenste Zeit des Jahres in der Regel erst ab September beginnt.

Die Trockenheit ist eine Folge der Klimakrise. In Südeuropa nimmt die jährliche Niederschlagsmenge ab, was zu häufigeren und intensiveren Dürren als noch vor hundert Jahren führt und letztlich die Wüstenbildung begünstigt. Aber auch ohne Änderungen im Niederschlagsmittel kommen trockene Böden häufiger vor, da die höheren Lufttemperaturen dem Boden durch Verdunstung Wasser entziehen. Mit zunehmender Dauer der Trockenphasen steigt auch das Waldbrandrisiko, wie es in weiten Teilen Europas zu beobachten ist.

Zum Teil werden die niedrigen Pegelstände der Flüsse noch durch Wasser von den Gletschern kompensiert. Dass ist etwa bei der Donau der Fall. Dass hier die Stromproduktion auf niedrigerem Niveau weiterläuft, liegt am Inn als Zubringerfluss, der noch mit viel Gletscherwasser gespeist wird.

10.08.2022, 11:35 Uhr: Zahlt Ungarn Russlands Öl-Transit-Gebühren an Ukraine?

Nachdem die Ukraine die Durchleitung von russischem Öl nach Ungarn wegen unbezahlter Transitgebühren gestoppt hat, könnte nun Ungarn selbst einspringen und die Gebühren bezahlen. Nach Angaben des russischen Pipeline-Monopolisten Transneft fordert die Ukraine für die Durchleitung Vorkassa, doch von Transneft getätigte Zahlungen seien wegen neuer europäischer Sanktionen zurückgewiesen worden.

Derzeit würden durch die Situation "keine unmittelbaren Lieferprobleme" entstehen, da man über ausreichende Reserven "für mehrere Wochen" verfüge, teilte der ungarische Öl- und Gaskonzerns MOL laut Nachrichtenagentur MTI mit. "Das Unternehmen arbeitet kontinuierlich an der Wiederaufnahme der Lieferungen und hat einen Lösungsvorschlag auf den Tisch gelegt, nämlich die Aufnahme von Gesprächen über die Übernahme der Gebührenzahlung", so MOL.

Nach russischen Angaben hat das ukrainische Unternehmen Ukrtransnafta das Durchpumpen von Öl nach Ungarn, Tschechien und in die Slowakei über den Südstrang der Pipeline Druschba bereits am 4. August vollständig gestoppt. Die EU-Staaten hatten sich im April auf ein schrittweises Ölembargo gegen Russland verständigt. Ungarn, Tschechien und die Slowakei hatten jedoch unter Verweis auf ihre starke Abhängigkeit von russischen Lieferungen eine weitgehende Ausnahme der Lieferungen über die Druschba-Pipeline durchgesetz

MOL räumte ein, dass sich die vorübergehenden Ausfälle von Raffinerien in Österreich (Schwechat) und Tschechien - sowie die Abschaltung der eigenen Raffinerie in der Nähe von Budapest für eine Überholung - angesichts der gestiegenen Nachfrage auf den lokalen Treibstoffmarkt ausgewirkt hätten, und verwies auf einen 20-prozentigen Anstieg des Umsatzes auf dem Gesamtmarkt und einen 50-prozentigen Anstieg an den MOL-Tankstellen in der letzten Zeit.

Betroffen von der Liefer-Unterbrechung ist der südliche Arm der "Druschba"-Pipeline.
Betroffen von der Liefer-Unterbrechung ist der südliche Arm der "Druschba"-Pipeline. - © APA

09.08.2022, 14:10 Uhr: Kein russisches Öl mehr über Druschba

Der Transit von russischem Öl über die Pipeline Druschba nach Ungarn ist nach Angaben aus Moskau eingestellt worden. Der russische Pipeline-Monopolist Transneft machte für den Lieferstopp die Ukraine verantwortlich. Nach Angaben eines Transneft-Sprechers hängt die Beendigung des Transits mit Zahlungsproblemen zusammen: Die Ukraine fordere für die Durchleitung Vorkassa, doch von Transneft getätigte Zahlungen seien wegen neuer europäischer Sanktionen zurückgewiesen worden.

"Tatsächlich hat (das ukrainische Unternehmen) Ukrtransnafta das Durchpumpen von Öl nach Ungarn, Tschechien und in die Slowakei über den Südstrang der Pipeline Druschba am 4. August um 6.10 Uhr in der Früh vollständig gestoppt", gab Transneft laut staatlicher russischer Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Dienstag bekannt. Von ukrainischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Über die Nordroute der Druschba, die durch Belarus und Polen bis nach Deutschland führt, werde hingegen weiter geliefert.

Die EU-Staaten hatten sich im April auf ein schrittweises Ölembargo gegen Russland verständigt. Ungarn, Tschechien und die Slowakei hatten jedoch unter Verweis auf ihre starke Abhängigkeit von russischen Lieferungen eine weitgehende Ausnahme der Lieferungen über die Druschba-Pipeline durchgesetzt.

09.08.2022, 13:00 Uhr: EU-Notfallplan in Kraft getreten

Der Gas-Notfallplan der EU ist in Kraft getreten. Nach seiner Veröffentlichung im Amtsblatt der EU am Montag erlangte der Plan am Dienstag Gültigkeit. Die Verordnung sieht freiwillige Erdgas-Einsparungen im Winter in Höhe von 15 Prozent pro Land vor, verglichen mit dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre dieser Periode.

Wie die 27 EU-Länder ihre Nachfrage senken, bleibt ihnen überlassen. In der Verordnung sind zahlreiche Ausnahmen für Staaten sowie "kritische Wirtschaftszweige" wie etwa die Lebensmittelindustrie vorgesehen. Ob das geplante Einsparziel von insgesamt 45 Mrd. Kubikmeter Gas so erreicht werden kann, ist unklar.

Der Fachverband Gas Wärme ist vorsichtig optimistisch, dass das Einsparpotenzial von 15 Prozent in Österreich ausgehen wird, wie Obmann-Stellvertreter und Wiener-Netze-Geschäftsführer Gerhard Fida am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz erklärte. Zu glauben, es sei alles in trockenen Tüchern, wäre zu früh. Die Speicher sind aktuell zu 55 bis 56 Prozent gefüllt. Man hoffe weiterhin auf Gaslieferungen. Wichtig sei auch zu überlegen, wo man einsparen könnte, ohne dass es zu Komfortverlust komme, so Fida.

09.09.2022, 09:40 Uhr: Ölpreise geben etwas nach

Die Ölpreise sind am Dienstag leicht gesunken. Sie konnten allerdings den größten Teil der Kursgewinne vom Wochenauftakt halten, als steigende Ölimporte in China für Auftrieb bei den Notierungen sorgten. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete 96,42 US-Dollar (94,54 Euro). Das waren 23 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel um 18 Cent auf 90,58 Dollar.

Am Montag waren die Ölpreise jeweils mehr als einen Dollar je Barrel gestiegen. Nach Einschätzung von Marktbeobachtern ist die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft aber zu groß, um an die Kursgewinne vom Wochenauftakt anknüpfen zu können.

Die Ölpreise sind zuletzt wegen einer abflauenden Weltwirtschaft unter Druck geraten. Die Preise für Rohöl aus der Nordsee und für Rohöl aus den USA stehen nur knapp über den tiefsten Ständen seit Februar, die Ende der vergangenen Woche erreicht worden waren. Am Ölmarkt wird aber auch von einem aktuell vergleichsweise geringen Handelsvolumen berichtet, was stärkere Schwankungen der Ölpreise zur Folge habe.

08.08.2022, 14:25 Uhr: EU-Notfallplan tritt am Dienstag in Kraft

Der europäische Gas-Notfallplan zur Vorbereitung auf einen möglichen Stopp russischer Gaslieferungen tritt am Dienstag in Kraft. Am Montag wurde das neue Gesetz im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Der Plan sieht vor, dass alle EU-Länder ihren Gasverbrauch von Anfang August bis März nächsten Jahres freiwillig um 15 Prozent senken, verglichen mit dem Durchschnittsverbrauch der letzten fünf Jahre in diesem Zeitraum.

Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine hat Russland seine Lieferungen an die EU bereits drastisch reduziert. Insgesamt müssen nach Zahlen der EU-Kommission 45 Mrd. Kubikmeter Gas gespart werden. Deutschland müsste etwa 10 Mrd. Kubikmeter Gas weniger verbrauchen, um das 15-Prozent-Ziel zu erreichen.

Falls nicht genug gespart wird und es weitreichende Versorgungsengpässe gibt, kann im nächsten Schritt ein EU-weiter Alarm mit verbindlichen Einsparzielen ausgelöst werden. Die Hürde dafür ist allerdings hoch: Es bräuchte die Zustimmung von mindestens 15 EU-Ländern, die zusammen mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung der Union ausmachen. Gleichzeitig haben sich mehrere Länder - etwa Spanien und Italien - für diesen Fall Ausnahmen von den verbindlichen Sparzielen ausgehandelt und wollen weniger als 15 Prozent sparen. Der Notfallplan gilt zunächst für ein Jahr.

08.08.2022, 13:30 Uhr: Experten: "Sondersteuer auf Übergewinne keine gute Idee"

Die Empörung über hohe Gewinne vieler Energieunternehmen angesichts der schmerzhaft gestiegenen Energiepreise ist nach wie vor groß und die Rufe nach einer Sondersteuer auf "Übergewinne" wollen nicht verstummen. Wirtschafts- und Energieexperten warnen jedoch vor möglichen unerwünschten Folgen. "Besteuert man diese Gewinne, würde man Unternehmen bestrafen, die auf Wind, Wasser und Sonne setzen", sagt etwa Michael Peneder vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo).

"Das sind aber genau die Energieformen, die wir auch für die ökologische Transformation ebenso brauchen wie dafür, dass man vom russischen Erdgas unabhängiger wird", sagte Peneder am Montag im ORF-"Morgenjournal". "Und das ist wieder Voraussetzung dafür, dass dann auch mittelfristig die Energiepreise wieder sinken."

Auch eine Sondersteuer für den Öl- und Gaskonzern OMV hätte hohe Folgekosten, warnt der Wifo-Ökonom. "Weil es sozusagen das Vertrauen in den Standort verringert für Investitionen, die dann in Zukunft aber noch benötigt werden. Also nicht nur, um Beschäftigung zu sichern, sondern auch, um die ökologische Transformation zu heben."

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch wiederum verweist auf die Beteiligungen von Bund und Ländern an den Energieunternehmen, die man nützen könnte, um die Energiekunden zu entlasten. "Der Bund und die Länder sind ja Eigentümer von sehr vielen dieser Energieunternehmen oder zumindest Miteigentümer. Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, dass man aus den Gewinnen, die ja als Dividende ausbezahlt werden an die Eigentümer, eine Finanzierung aufstellt, die dann eine Rückführung an die Kundinnen und Kunden ermöglicht."

Der Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), Klaus Neusser, hält eine Sondersteuer auf die Gewinne der Energieunternehmen für "sicher keine gute Idee, vor allem, wenn man daran denkt, dass wir ja hohe Investitionen in der Zukunft brauchen werden, um die Energiewende zu stemmen und die nachträgliche Änderung von Spielregeln ist da sicher nicht förderlich." Eine Möglichkeit wäre aber, dass der Bund als Gas-Käufer auftritt und das Gas dann billiger an Kraftwerke und Verbraucher weitergibt. "Das ist sicher eine Idee, der man nähertreten kann", sagte Neusser dem ORF-"Morgenjournal".

08.08.2022, 11:45 Uhr: Gaspreis wirkt sich auf Handelsbilanz aus

Die hohe Inflation und die stark steigenden Gaspreise infolge des Ukraine-Kriegs schlagen auch auf die Handelsbilanz Österreichs durch. Das wertmäßige Volumen der Einfuhren legte heuer in den ersten fünf Monaten gegenüber der Vorjahresperiode um knapp 24 Prozent auf rund 86,9 Mrd. Euro zu. Die Exporte stiegen um fast 19 Prozent auf rund 79 Mrd. Euro, wie aus vorläufigen Daten der Statistik Austria hervorgeht. Das Außenhandelsdefizit verdoppelte sich von 3,8 auf 7,9 Mrd. Euro.

"Getrieben wurde diese Entwicklung auch von der Teuerung. Speziell bei den Gasimporten sehen wir, dass der Importwert im Zeitraum Jänner bis Mai 2022 um mehr als 251 Prozent gestiegen ist, während die Importmenge im gleichen Zeitraum um beinahe ein Viertel (23,6 Prozent, Anm.) zurückging", erklärte Thomas mit Blick auf die Produktgruppe Brennstoffe und Energie und die Untergruppe Gas.

Österreichs Handel mit der Russischen Föderation wies importseitig ein markantes Plus von 201,8 Prozent auf 3,9 Mrd. Euro aus. "Dabei war Gas das wichtigste Importgut", hielt die Statistik Austria fest.

08.08.2022, 10:05 Uhr: Fehlt Turbine für Nord Stream?

Die von Russland für die Gaspipeline Nord Stream 1 zurück erwartete Gasturbine ist nach Angaben des für die Wartung zuständigen Konzerns Siemens Energy noch nicht an Russland ausgeliefert worden. "Die Diskussionen mit dem russischen Kunden laufen weiter", sagte Vorstandschef Christian Bruch am Montag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Die Turbine ist noch in Deutschland. Es gibt noch Diskussionen, ob sie verschifft werden kann."

Russland hat seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 gedrosselt und dies mit der fehlenden Turbine begründet. Die deutsche Regierung hält dies für vorgeschoben.

08.08.2022, 09:45 Uhr: Ölpreis am Montag gestiegen

Die Ölpreise haben am Montag leicht zugelegt und sich etwas von den sechsmonatigen Tiefstständen vom Freitag erholt. Im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 95,26 US-Dollar (93,09 Euro). Das waren 34 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung stieg um 28 Cent auf 89,29 Dollar.

Damit haben sich die Notierungen am Ölmarkt zu Beginn der Woche nur knapp über den tiefsten Ständen seit Februar gehalten, die am Freitag erreicht wurden. Nach Einschätzung von Marktbeobachtern stützten jüngste Importdaten aus China die Ölpreise. Daten vom Wochenende zeigten, dass sich die chinesischen Einfuhren an Rohöl im Juli wieder erholt haben. Zuvor hatte Chinas Führung die Einschränkungen im Kampf gegen die Coronapandemie gelockert, was die Wirtschaft des Landes stärker in Schwung brachte.

Im weiteren Verlauf dürfte sich der Fokus am Ölmarkt verstärkt auf neue Prognosen zur Nachfrage nach Rohöl richten. Am Donnerstag werden Berichte der Internationalen Energieagentur (IEA) und des Ölkartells OPEC erwartet.

08.08.2022, 09:40 Uhr: Deutsche Gas-Speicher gut gefüllt

Die deutschen Gasspeicher sind am vergangenen Freitag trotz der deutlich reduzierten Liefermengen aus Russland so stark befüllt worden wie seit knapp zwei Monaten nicht mehr. Wie am Montag aus Daten der europäischen Gasspeicherbetreiber im Internet hervorging, lag der Füllstand am Samstagvormittag zu Beginn des sogenannten Gastages im Durchschnitt bei 71,99 Prozent und damit 0,66 Prozentpunkte über dem Vortageswert.

Eine größere Steigerung hatte es zuletzt am 12. Juni mit 0,69 Prozentpunkten gegeben. Der größte deutsche Speicher in Rehden, Niedersachsen, war am Samstag zu knapp 49 Prozent gefüllt. Eine neue Verordnung sieht vor, dass die deutschen Speicher am 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein müssen. Am 1. Oktober sollen es mindestens 85 Prozent und am 1. November mindestens 95 Prozent sein.

04.08.2022, 10:55 Uhr: Edtstadler fordert Eigenverantwortung

Angesichts der Energiekrise plädiert Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) dafür, dass die Menschen Eigenverantwortung "mit Leben erfüllen". Man müsse den Hausverstand anwenden und etwa unnötiges Tempo mit dem Auto oder zu tiefe Temperaturen bei der Klimaanlage vermeiden. Schon aus Klimaschutz-Gründen dürfe man nicht verschwenderisch mit Energie umgehen. Gleichzeitig pochte sie im APA-Interview auf europäische Solidarität, speziell bei den südlichen Ländern.

Edtstadler erinnerte daran, dass Solidarität keine Einbahnstraße sei. Schon oft habe man sich gegenüber diesen Staaten, die jetzt oftmals weniger von russischem Gas abhängig sind, solidarisch gezeigt und diesen Hilfe geleistet wie etwa beim Beschluss des Wiederaufbaufonds. Allen müsse dabei klar sein, dass es um nichts weniger als den Wirtschaftsstandort Europa gehe. Auch die EU insgesamt müsse, wenn es um den gemeinsamen Energieeinkauf gehe, "endlich in die Gänge kommen".

Gaskrise: So ist die Lage in der EU.

Von russischen Drohungen zeigte sich die Ministerin einigermaßen unerschrocken, umso mehr als ihrer Ansicht nach die "alternativlosen" Sanktionen die Wirtschaft dort "zum Einbrechen bringen". Die Drohgebärden von Machthaber Wladimir Putin, das Gas in andere Länder zu leiten, halte sie für "weniger realistisch", bestünden doch dorthin weniger Leitungen. Dennoch werde Moskau das Gas weiter als Druckmittel einsetzen.

Gegenrezept ist für Edtstadler eine Diversifizierung der Quellen. Am "Pragmatismus der deutschen Grünen" sollte man sich dabei beim Ausbau der erneuerbaren Energieanlagen ein Beispiel nehmen. Wasserstoff ist für die Ministerin ebenfalls ein wichtiges Zukunftsthema, ebenso Flüssiggas.

Neben den Bemühungen der Politik um eine entsprechende Energieversorgung sieht sie auch die Menschen gefordert. Denn es habe sich nach ihrem Gefühl in den vergangenen Jahren eine " ́Jo eh-Mentalität entwickelt, dass die Politik alles regelt".

Doch müsse man nun auch die Eigenverantwortung mit Leben erfüllen. Die vergangene Generation habe den Wohlstand hart erarbeitet "und nun sind wir gefordert, das für die Zukunft sicher zu stellen". Panisch machen will Edtstadler die Österreicher aber nicht: "Keiner will sich vorstellen, bei 19 Grad mit drei Wollpullovern beim Kachelofen sitzen zu müssen. Das werden wir hoffentlich nie erleben müssen."

03.08.2022, 09:05 Uhr: OPEC+ beraten über Förderstrategie

Die Ölallianz OPEC+ berät am Mittwoch über ihre Produktionsstrategie ab September. Vor der Online-Sitzung der von Saudi-Arabien und Russland dominierten Gruppierung hatten die Vereinigten Staaten gefordert, die Fördermengen angesichts hoher Preise auszuweiten. US-Präsident Joe Biden hatte das Anliegen während seines Besuchs in Saudi-Arabien Mitte Juli vorgebracht.

Die 20 Länder, die im Rahmen der OPEC+ das globale Ölangebot und die Preise beeinflussen, hatten in ihrer Monatssitzung Anfang Juni Erhöhungsschritte der Produktion bis August beschlossen. Damit sollten die pandemiebedingten Kürzungen von Anfang 2020 rückgängig gemacht werden. Allerdings waren Länder der Allianz - darunter Russland - zuletzt nicht in der Lage, so viel wie vereinbart zu liefern.

Ein Beratungsgremium der OPEC+ sagte am Dienstag voraus, dass das globale Angebot die Nachfrage heuer um durchschnittlich 800.000 Barrel pro Tag übersteigen werde (1 Barrel 159 Liter). Ob die Ölminister des Kartells der Prognose folgen und keine zusätzlichen Barrel freigeben, war vor der Sitzung am Mittwoch noch unklar.

02.08.2022, 13:00 Uhr: Gas-Speicherung: Österreich "im europäischen Vergleich sehr weit vorne"

Seit dem Beginn des russisch-ukrainischen Gasstreits wurden die Erdgasspeicher in Österreich massiv ausgebaut, die Speicherkapazität wurde seit dem Jahr 2007 auf 95,5 Terawattstunden (TWh) fast verdoppelt. Das entspricht etwa dem österreichischen Jahresverbrauch und ist "nahezu einzigartig in Europa", betont E-Control-Vorstand Alfons Haber. Eigentümer des gespeicherten Gases sind Versorger österreichischer Endkunden, aber auch internationale Gashändler und Industriebetriebe.

"Grundsätzlich gehört das Gas immer dem, der es gekauft und eingespeichert hat", erklärte Haber im Gespräch mit der APA. "Der größte Teil des eingespeicherten Gases ist nicht bestimmten nationalen Märkten zugeordnet. Die Händler und Unternehmen, denen das eingelagerte Gas gehört, verkaufen es zum Teil nach bereits abgeschlossenen Lieferverträgen, zum Teil aber auch nach Preis und Nachfrage." Ende 2021 gab es 74 Speicherkunden, denen das Gas in den Speichern gehörte, und in der Vergangenheit gab es keinen Zweifel daran, dass für die Endkunden in Österreich ausreichend Gas zur Verfügung steht.

Durch den Ukraine-Krieg ist das nun aber in Frage gestellt: Einerseits drohen die EU-Staaten Russland damit, im Zuge von Wirtschaftssanktionen auch russisches Gas zu boykottieren, andererseits hat der russische Gazprom-Konzern seine Gaslieferungen nach Westen deutlich reduziert.

Die österreichische Regierung hat deshalb Mitte März angekündigt, eine strategische Gasreserve anzulegen, deren Eigentümer der österreichische Staat ist. "Diese per Ausschreibung zu beschaffenden 20 TWh stehen für den Notfall nur für österreichische Verbraucher zur Verfügung", erläuterte der Energieregulator. "Diese Menge entspricht dabei rund dem durchschnittlichen Gasverbrauch Österreichs von zwei Wintermonaten."

Insgesamt sind die Speicher in Österreich bereits zu mehr als 50 Prozent gefüllt. "Damit sind wir im europäischen Vergleich sehr weit vorne", betonte Haber. "Andere Länder, wie zum Beispiel Deutschland, haben einen höheren Befüllungsgrad, aber der Anteil am Jahresverbrauch liegt bei nur 16 Prozent." In anderen Ländern rund um Österreich sehe es ähnlich aus, so entspreche etwa das derzeit in Italien gespeicherte Gas nur 18 Prozent des dortigen Jahresverbrauchs. Das ist der gleiche Wert wie für ganz Europa. "18 Prozent des europäischen Verbrauchs sind eingespeichert." Österreichs südlicher Nachbar Slowenien hat gar keinen eigenen Gasspeicher sondern lagert in Österreich Gas ein, das sei aber nur ein kleiner Teil der österreichischen Speicherkapazität, "ein kleiner einstelliger Prozentwert", so Haber.

Technisch betrieben werden die österreichischen Gasspeicher von der OMV Austria Exploration & Production und der RAG Austria. Dabei handelt es sich um ausgeförderte Gasfelder, die umgerüstet wurden. Sie liegen im Marktgebiet Ost, "das sind sieben Bundesländer, die über ein zusammengeschaltetes Gasnetz verfügen", erklärte Haber, nämlich ein Fernleitungs- und Verteilnetz. Tirol und Vorarlberg werden über Deutschland mit Erdgas versorgt.

Vermarktet werden die Speicherkapazitäten von fünf Speicherunternehmen: OMV Gas Storage GmbH (OGS), RAG Energy Storage GmbH (RES), Uniper Energy Storage Austria, Astora GmbH und GSA. Auf die OMV alleine entfallen ungefähr 26 Prozent (25,3 TWh) des Speichervolumens in Österreich und 40 Prozent der an das Marktgebiet Ost angebundenen Speicher.

Die RAG nutzt ihre Kapazität vor allem für Österreich, Uniper nutzt die Speicher für Österreich und Deutschland.

Die Gazprom-Töchter Astora und GSA haben den Gasspeicher in Haidach vermarktet, der nur an das deutsche Gasnetz angebunden ist. Der Teil von Haidach, der von GSA vermarktet wird, sei seit Sommer 2021 kaum genutzt worden, sagte Carola Millgramm, Leiterin der Gasabteilung der E-Control. GSA habe den Speicher selbst nicht befüllt, aber auch anderen nicht ermöglicht, dort Gas einzulagern. "Es gab eine konkrete Anfrage, die uns bekannt ist, die abschlägig beantwortet wurde", sagte Haber. "Mit dem Use-it-or-lose-it-Prinzip wurde nun vom Gesetzgeber eine Möglichkeit geschaffen, die verhindert, dass Kapazitäten lediglich gehortet werden." Seit 1. August werde dieser Speicher nun wieder befüllt, für die Vermarktung sei nun die RAG zuständig. Befüllt werden soll der Speicher mit der staatlichen strategischen Reserve, die 22 bis 23 Prozent des österreichischen Jahresverbrauchs entspricht.

Der Speicher Haidach insgesamt fasst gut 32 TWh Gas, davon entfallen auf Astora über 11 TWh und auf GSA etwa 21 TWh. 14 TWh des GSA-Speichers werden jetzt von der RAG vermarktet.

Die jüngste Novelle des Gaswirtschaftsgesetzes habe unter anderem zur Folge, dass auch Haidach - wie alle Speicher, die auf österreichischem Gebiet liegen - an das österreichische Gasnetz angeschlossen werden muss, sagte Haber. Außerdem ist mit der GWG-Novelle die Option eines Market Makers zur Bereithaltung von Gasmengen zur Sicherung der Versorgungssicherheit geschaffen worden. Über die vorzuhaltenden Mengen und den Einsatz dieser Mengen als Ausgleichsenergie entscheidet das Energieministerium, die Market Maker werden über eine Ausschreibung ausgewählt und die Kosten werden aus Bundesmitteln gedeckt. "Damit wird erreicht, dass Speichermengen im Speicher vorgehalten werden und als Ausgleichsenergie z.B. in den verbrauchsstärksten Monaten Jänner und Februar gesichert zur Verfügung stehen", erklärte Haber.

Ebenfalls neu ist, dass Versorger von geschützten Kunden, das sind Haushalte und grundlegende soziale Dienste, der E-Control nun einmal jährlich nachweisen müssen, dass sie genügend Gas für 30 Wintertage eingespeichert haben. Bisher waren für diesen Nachweis auch Gas-Kaufverträge ausreichend.

ABD0092_20220701 - HAIDACH - ?STERREICH: ++ THEMENBILD ++ ZU APA0091 VOM 1.7.2022 - Ein Teil der Gasspeicherstation Haidach bei Stra?walchen in Salzburg am Freitag, 01. Juli 2022. Russlands Staatskonzern Gazprom steht kurz davor, seine Nutzungsrechte f?r den Gasspeicher in Haidach (Salzburg) zu verlieren. - FOTO: APA/BARBARA GINDL
Gas-Speicher Haidach: Erst kürzlich hat die Gazprom die Nutzungsrechte für den Speicher verloren. - © APA/BARBARA GINDL

02.08.2022, 10:30 Uhr: Ölpreise geben weiter nach

Die Ölpreise haben am Dienstag im frühen Handel weiter nachgegeben. In der Früh kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 99,20 US-Dollar (96,94 Euro). Das waren um 83 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel um 61 Cent auf 93,28 Dollar.

Die Stimmung an den Finanzmärkten war Dienstag in der Früh angespannt. Die Investoren blicken nach Taiwan, wo die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, im Rahmen ihrer Asienreise Station machen könnte. China hat den USA in diesem Fall mit Konsequenzen gedroht. Riskantere Anlagen, zu denen Rohstoffe wie Erdöl zählen, reagierten überwiegend mit Verlusten.

Zunehmend in den Blick rückt auch das Treffen des Rohölverbunds OPEC+ am Mittwoch. Die Ölfördernationen, unter ihnen Saudi-Arabien und Russland, wollen über ihre Produktion ab September entscheiden. Mit Spannung wird erwartet, wie der Verbund auf Forderungen der USA reagieren wird, die Produktion angesichts hoher Preise auszuweiten. US-Präsident Joe Biden hatte das Anliegen während eines Besuchs in Saudi-Arabien vorgebracht.

01.08.2022, 13:45 Uhr: Lufthansa setzt auf nachhaltigen Kraftstoff

Die AUA-Mutter Lufthansa will sich beim Mineralölkonzern Shell mit nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) eindecken. Beide Unternehmen hätten eine Absichtserklärung zur Lieferung von bis zu 1,8 Millionen Tonnen SAF in den Jahren 2024 bis 2030 abgegeben, teilte die Lufthansa am Montag mit.

"Eine entsprechende Vereinbarung wäre eine der bedeutendsten kommerziellen SAF-Kooperationen im Luftverkehrssektor und zugleich das bisher größte SAF-Engagement beider Unternehmen", hieß es weiter. Die Kooperation würde das Ziel von Shell unterstützen, bis 2030 mindestens zehn Prozent seines weltweit verkauften Flugkraftstoffs als SAF anzubieten.

Sustainable Aviation Fuels (SAF) werden aus Reststoffen wie gebrauchtem Speiseöl oder aus erneuerbaren Energien gewonnen. Synthetisches Kerosin verursacht viel weniger CO2-Emissionen, ist allerdings noch viel teurer als klimaschädlicher fossiler Treibstoff. SAF sind der wichtigste Hebel der Luftfahrt, um klimafreundlich zu werden und ihren Beitrag im Kampf gegen die Erderwärmung zu leisten.

01.08.2022, 13:35 Uhr: EZB sieht langfristig nur geringen "Öl-Schock"

Ein anhaltender Ölpreisschub würde nach einer Untersuchung der Europäischen Zentralbank (EZB) das Wachstumspotenzial der Eurozone nur in einem überschaubaren Ausmaß schmälern. Bei einem länger anhaltenden Preisschub von 40 Prozent in den nächsten vier Jahren verglichen mit 2017 bis 2020 würde das Wachstumspotenzial im Währungsraum mittelfristig um etwa 0,8 Prozent geringer ausfallen, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Untersuchung der EZB.

Den Experten zufolge wäre dies nur ein "begrenzter Schock". Denn die EU-Kommission beispielsweise gehe von einer Zunahme des Wachstumspotenzials in den nächsten vier Jahren von zusammen etwa 5,2 Prozent aus.

Den EZB-Fachleuten zufolge weisen Untersuchungen der Ölpreiskrise in den 1970er-Jahren darauf hin, dass es für lang anhaltende Folgen für das Produktionspotenzial einer Wirtschaft aufgrund von Ölpreisschocks keine klaren Beweise gebe. Die Abhängigkeit der Wirtschaft vom schwarzen Gold sei zudem seit den 70er-Jahren deutlich geringer geworden. So sei 1973 rund ein Barrel Öl benötigt worden, um etwa 1.000 Dollar an Wirtschaftsleistung (BIP) zu erbringen. Heute sei dafür weniger als die Hälfte erforderlich. "Für die Volkswirtschaften im Euroraum war der Rückgang wahrscheinlich sogar noch stärker, da ihr Energiemix weniger abhängig ist von fossilen Brennstoffen", schreiben die Volkswirte in ihrer Studie.

Den Kalkulationen der EZB zufolge würde ein Anstieg des Ölpreises um ein Prozent das Wachstumspotenzial der Eurozone auf mittlere Sicht um etwa 0,02 Prozent schmälern. Aus Sicht der EZB-Experten kann eine Notenbank die mittelfristigen Folgen für das Wachstum abmildern, wenn sie auf den Inflationsdruck infolge eines Ölpreisanstiegs reagiere und dadurch etwa die Inflationserwartungen steuere. "Zudem unterscheiden sich die aktuellen technologischen und wirtschaftlichen Bedingungen erheblich von denen, die während früherer Ölpreisschocks vorherrschten", schreiben die Experten. Produktionstechnologie könne inzwischen schneller an Preisveränderungen angepasst werden. Beim Energieverbrauch im Verkehr und bei den Haushalten gebe es außerdem inzwischen praktikable Alternativen.

01.08.2022, 11:45 Uhr: Ölpreis zu Wochenbeginn gesunken

Die Ölpreise sind am Montag mit Rückgängen in die neue Woche gestartet. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete in der Früh 103,06 US-Dollar (101,06 Euro). Das waren 91 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur September-Lieferung fiel um 1,21 Dollar auf 97,41 Dollar.

Belastet wurden die Ölpreise zum Wochenstart durch schwache Konjunkturdaten aus China. Am Wochenende war der offizielle Einkaufsmanagerindex für die Industrie unter die Wachstumsgrenze von 50 Punkten gefallen. Am Montag enttäuschte der entsprechende Indikator des Wirtschaftsmagazins Caixin die Erwartungen. China gehört zu den größten Ölverbrauchsländern der Welt.

Die Erdölpreise befinden sich nach wie vor auf hohem Niveau, haben sich zuletzt aber mit der Richtungssuche schwergetan. Im Tagesverlauf schwanken die Preise meist stark, was auch auf große Unsicherheiten zurückzuführen ist. Seit längerem ist das Angebot wegen des Ukraine-Kriegs knapp, während die Nachfrage durch Rezessionssorgen belastet wird.

01.08.2022, 11:30 Uhr: Von der Leyen: "Es ist nicht das erste Mal, dass Russland versucht, uns zu spalten."

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat vor einer Zuspitzung der Energiekrise in der Europäischen Union im Zuge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine gewarnt. "Da Russland bereits zwölf Mitgliedsländern (der EU) die Gaslieferungen ganz oder teilweise abgedreht hat, müssen wir uns alle auf die schlimmste Situation vorbereiten", erklärte von der Leyen im Interview der spanischen Zeitung "El Mundo" (Montagausgabe).

Energiekrise: so ist die Lage in der EU.

Der vorige Woche vereinbarte europäische Notfallplan zur Drosselung des Gaskonsums werde aber "dazu beitragen, unseren Bedarf an Wintervorräten zu decken". Sie betonte: "In nur einer Woche hat sich die EU darauf geeinigt, einen entscheidenden und beispiellosen Schritt zu unternehmen, um der Drohung von Putin, die Gaslieferungen vollständig einzustellen, zu begegnen."

Spanien hatte sich wie andere EU-Länder dem Notfallplan zunächst widersetzt, das Vorhaben nach Zugeständnissen aber am Ende gebilligt. Von der Leyen, die die Fragen von "El Mundo" per E-Mail beantwortete, begrüßte die Entscheidung der spanischen Regierung und meinte: "Wieder einmal geht es hier um europäische Solidarität." Sie rief zur Aufrechterhaltung der Einheit in Europa auf: "Es ist nicht das erste Mal, dass Russland versucht, uns zu spalten. Es ist schon einmal gescheitert und wird wieder scheitern. Wir müssen zusammenhalten."

29.07.2022, 15:45 Uhr: OPEC+ hebt Produktion nicht an

Schwindende Hoffnungen auf eine erneute Ausweitung der Förderquoten durch die OPEC+ treiben den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich um gut zwei Prozent auf 109,42 Dollar (108,10 Euro) je Barrel. Insidern zufolge wird das Exportkartell, das am 3. August über die Produktionsmengen beraten will, die Quoten voraussichtlich unverändert lassen oder höchstens eine moderate Anhebung diskutieren.

29.07.2022, 10:30 Uhr: Ölpreise bewegen sich kaum

Die Ölpreise haben sich am Freitag im frühen Handel kaum von der Stelle bewegt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete in der Früh 106,99 US-Dollar (105,70 Euro). Das waren um 15 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg dagegen um 29 Cent auf 96,71 Dollar.

Nach wie vor befinden sich die Ölpreise auf hohem Niveau. Wichtigste Gründe sind der Krieg Russlands gegen die Ukraine und Sanktionen überwiegend westlicher Länder gegen den großen Ölförderer Russland. Das knappere Angebot ist auch der entscheidende Grund, warum der europäische Ölpreis seit einiger Zeit deutlich über dem US-Preis liegt. Die Vereinigten Staaten sind im Gegensatz zu Europa ein bedeutender Ölproduzent.

Ein Gegengewicht stellt am Ölmarkt die Furcht vor einer deutlichen wirtschaftlichen Abschwächung dar. Wie am Donnerstag bekannt wurde, sind die USA bereits in eine technische Rezession mit zwei Quartalen schrumpfender Wirtschaftsleistung gefallen. In Europa sind die konjunkturellen Bremsspuren ebenfalls deutlich sichtbar, was auf der Nachfrage nach Erdöl, Benzin und Diesel lastet.

28.07.2022, 16:30 Uhr: EU-Außenbeauftragter erwartet Rückgang russischer Gaslieferungen

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hält eine rasche, weitere Reduzierung der russischen Gaslieferungen nach Europa für wahrscheinlich. "Wenn Russland uns das Gas abdrehen will, wird es nicht bis Herbst oder Winter warten, um das zu tun", sagte Borrell am Donnerstag dem spanischen Sender TVE. Moskau wolle der EU nicht erlauben ihre "Speicherstände im Sommer aufzufüllen", sondern "so schnell wie möglich" einen Lieferstopp verhängen.

Dennoch erwarte er keinen "brutalen" Ausfall der Gaslieferungen von heute auf morgen, sagte Borrell. Russland wolle sein Gas verkaufen und suche noch nach "alternativen Kunden". Moskau baue zwar entsprechende neue Pipelines, aber die Inbetriebnahme der Pipelines werde "Zeit in Anspruch nehmen".

Russland hatte zuletzt die Gaslieferungen nach Europa bereits stark reduziert. Am Mittwoch drosselte der russische Energiekonzern Gazprom die ohnehin schon stark verringerten Lieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nochmals halbiert. Damit wird die Kapazität der Pipeline nur noch zu 20 Prozent genutzt. Die EU-Staaten wollen nun ihren Gasverbrauch reduzieren und den Brennstoff verstärkt aus anderen Ländern beziehen.

28.07.2022, 16:22 Uhr: Kreml "hofft" auf raschen Einbau von Turbine

Russland hofft nach Kremlangaben angesichts der gedrosselten Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland auf eine rasche Rückkehr der reparierten Gasturbine. Die in Kanada gewartete Turbine solle dann in die Gasverdichterstation Portowaja eingebaut werden, danach könnten die Arbeiten für die Wiederinbetriebnahme laufen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

Die Turbine ist nach Angaben des russischen Energiekonzerns Gazprom wichtig, um den nötigen Druck zum Durchpumpen des Gases aufzubauen. Gazprom hatte seinem Vertragspartner Siemens Energy wiederholt vorgeworfen, nicht die nötigen Dokumente und Informationen zur Reparatur der Maschine übermittelt zu haben. Siemens Energy wies die Vorwürfe von Gazprom am Mittwochabend zurück.

Gazprom hatte am Mittwoch die Lieferungen durch Nord Stream 1 auf 20 Prozent der maximalen Auslastung gesenkt, weil nach Unternehmensangaben noch eine Turbine in die Wartung musste. Als Gründe wurden technische Sicherheitsvorschriften genannt.

Die deutsche Regierung hingegen wirft Russland Machtspiele vor. Es würden "keine technischen Ursachen" gesehen, hieß es in Berlin. Eine gewartete Turbine sei bereit, an den russischen Energiekonzern Gazprom übergeben zu werden, damit sie eingesetzt werden könne.

Russland steht seit langem in der Kritik, Gas als geopolitische Waffe für die Durchsetzung eigener Interessen anzuwenden. Russland weist dies kategorisch zurück. Der Kreml beklagte, dass die Sanktionen der EU gegen Russland im Zuge des Ukraine-Krieges einen ordnungsgemäßen Ablauf der Wartung behinderten. Deshalb komme es zu den Problemen.

28.07.2022, 16:16 Uhr: Nehammer kritisiert EU-Kommission

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat die Langsamkeit der EU-Kommission bezüglich eines gemeinsamen Gaseinkaufs der EU-Länder kritisiert. "Eine gemeinsame Energieplattform wäre wichtiger denn je", so Nehammer beim Besuch des ungarischen Premiers Viktor Orbán am Donnerstag in Wien, damit sich die EU-Länder gegenseitig keine Konkurrenz machten.

Der Bundeskanzler forderte von Brüssel mehr Tempo: "Es gibt viele Ankündigungen von der EU-Kommission, aber nur wenige Umsetzungen", kritisierte Nehammer.

Orbán kritisierte seinerseits grundsätzlich die Sanktionsstrategie der EU gegen Russland als Mittel zur Beendigung des Ukraine-Krieges und warnte dabei auch vor künftiger Kriegswirtschaft und Rezession. Wenn der Krieg nicht bald endet, würde das zu einer Rezession und in weiterer Folge zu Massenarbeitslosigkeit in Europa führen, warnte er. Nehammer stimmte einer Evaluierung der Sanktionsmaßnahmen zwar grundsätzlich zu, meinte aber, dass "der Zeitpunkt noch zu früh" sei.

Der ungarische Regierungschef betonte seinerseits mit Blick auf den Gas-Notfallplan der EU, dass sein Land sich "nicht freut, wenn uns Rechte weggenommen werden", da bisher die Energiewirtschaft in der Zuständigkeit der EU-Mitgliedsländer stand. "Die europäische Einheit ist aber ebenfalls wichtig, daher nehmen wir das zur Kenntnis und versuchen, es mit möglichst geringem Schaden umzusetzen", so Orbán.

28.07.2022, 11:43 Uhr: Öl-Preis steigt weiter

Die Ölpreise haben am Donnerstagmorgen ihre Aufschläge vom Vortag ausgebaut. Im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 107,20 US-Dollar. Das waren 58 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 92 Cent auf 98,18 Dollar.

Warum kein Öl mehr aus Kasachstan nach Österreich fließt.

Am Vorabend hatten die Erdölpreise von einem deutlich schwächeren US-Dollar profitiert, der die Nachfrage nach Rohöl wechselkursbedingt steigen ließ. Auslöser waren Bemerkungen von US-Notenbankchef Jerome Powell. Zwar hob die Federal Reserve ihren Leitzins erneut stark an und deutete auf weitere Zinsanhebungen hin. Allerdings machte Powell den künftigen Kurs von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig.

Einen Schub erzeugten auch neue Lagerdaten aus den USA. Nach Zahlen des US-Energieministeriums sind die landesweiten Erdölbestände in der vergangenen Woche so deutlich gefallen wie seit zwei Monaten nicht mehr. Fallende Bestände sorgen meist für steigende Ölpreise, weil sie für ein knapperes Angebot oder eine stärkere Nachfrage stehen können.

28.07.2022, 10:45 Uhr: OMV-Chef Stern: Gasbedarf für nächstes Jahr gesichert

OMV-Chef Stern sieht die OMV "in der jetzigen Situation vollständig in der Lage, unsere Kunden zu versorgen und weiterhin einzuspeichern". Für das nächste Gasjahr habe man sich nicht nur Leitungskapazitäten gesichert, sondern auch Gas, um diese Leitungen zu füllen, sagte Stern am Donnerstag zur APA. Die Reparatur der Raffinerie Schwechat soll bis Oktober fertig sein. Mehr dazu lesen Sie hier.

27.07.2022, 14:02 Uhr: Gas-Abhängigkeit sinkt unter 50%

Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) sieht Fortschritte bei der Diversifizierung der Gasversorgung. Die Abhängigkeit von Russland sinke "deutlich unter 50 Prozent", sagte sie am Mittwoch nach dem Sommerministerrat. Zudem hat Österreich um knapp 3 Mrd. Euro weitere 12,3 TWh Gas gekauft. Mit dem Zuschlag zur zweiten Ausschreibung der strategischen Gasreserve habe die Austrian Gas Grid Management AG die Beschaffung des letzten Sicherheitspuffers abgeschlossen.

Insgesamt 20 Terawattstunden Erdgas sollen bis 1. November als staatliche Gasreserve eingelagert werden. Das Gas steht im absoluten Ernstfall zur Verfügung. Ein großer Teil davon wird ab 1. August in Haidach eingespeichert. 8,5 Terawattstunden der Gasreserve werden explizit aus nicht-russischem Erdgas angelegt.

Auch bei der Diversifizierung der Gasversorgung sieht Gewessler Fortschritte: Mit der Sicherung von 40 TWh Leitungskapazitäten für nicht-russisches Erdgas durch die OMV und die Eigenproduktion von 10 TWh sei die Unabhängigkeit von Russland gesunken, aber: "Wir sind nicht am Ziel." Dennoch sieht Gewessler das Speicherziel von 80 Prozent "ausheutiger Sicht weiter erreichbar".

In der abermaligen Drosselung der Gasliefermenge durch die Pipeline Nord Stream 1 sieht Gewessler keineswegs technische Gründe. "Das ist eine Erpressungsstrategie", ist sich die Ministerin sicher.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Mittwoch, 27. Juli 2022, im Rahmen eines Sommerministerrates in Mauerbach.
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Mittwoch, 27. Juli 2022, im Rahmen eines Sommerministerrates in Mauerbach. - © APA / Georg Hochmuth

27.07.2022, 13:37 Uhr: Kreml: Umfang der Gaslieferungen hängt von importierter Technik ab

Der Kreml hat Kritik zurückgewiesen, wonach die Drosselung der Gaslieferungen ein Druckmittel sind, um ein Ende der westlichen Sanktionen zu erzwingen. Der Rückgang der Lieferungen hänge allein mit den technischen Möglichkeiten zusammen, betonte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge.

"Gazprom ist und bleibt ein zuverlässiger Garant bei der Erfüllung seiner Pflichten, aber er kann ein Durchpumpen nicht garantieren, wenn die Importaggregate wegen der europäischen Sanktionen nicht gewartet werden können."

Seit Juni hat Russland die Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 zurückgefahren. Der Energiekonzern Gazprom begründete dies mit einer wegen der Sanktionen fehlenden Turbine. Am Mittwoch hat das Unternehmen unter Verweis auf weitere Reparaturarbeiten die Gaslieferungen noch einmal gedrosselt, so dass inzwischen nur noch 20 Prozent der maximal möglichen Menge durch die Röhren fließen. In Europa gilt die Begründung als Vorwand.

Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck sprach von einer "Farce". Die Entscheidungen über die Gaslieferungen würden längst nicht mehr vom Konzern, sondern im Kreml getroffen. Peskow dementierte dies nun. Nicht der Kreml, sondern Gazprom sei Lieferant. Das Unternehmen liefere so viel wie benötigt und so viel wie technisch möglich.

27.07.2022, 13:05 Uhr: Weniger Gas an OMV

Der russische Gasriese Gazprom liefert wie angekündigt seit Mittwoch weniger Gas durch die Pipeline Nord Stream 1, nämlich nur 20 Prozent der Kapazität. Das spürt auch die heimische Industrie - wie die OMV. Über die Leitung in der Slowakei fließt dagegen mehr Gas. Gleicht Gazprom die ausfallenden Lieferungen über diese Route aus?

Nach Angaben eines Sprechers gegenüber der APA erhält die OMV aktuell nur 40 Prozent der von ihr nominierten Menge. Die deutsche Uniper erhält aktuell nur 20 Prozent der von Gazprom zugesicherten Lieferung, teilte der Konzern mit. Gazprom hatte am Montagabend angekündigt, die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 ab Mittwochmorgen von derzeit 40 Prozent auf nur noch 20 Prozent der Kapazität zu drosseln. Als Grund gab der Konzern die Wartung einer weiteren Turbine an.

Der Chef der deutschen Bundesnetzagentur, Klaus Müller, sagte am Mittwoch im Deutschlandfunk, "zur Zeit sehen wir die nominierte Drosselung. Wir werden im Laufe des Tages sehen, ob es dabei bleibt".

Zurückhaltend äußerte sich Müller zu Berichten, dass Russland mehr Gas über die Ukraine nach Europa liefern könnte. Dies müsse man noch verifizieren. "Da traue ich den ganzen Ankündigungen nicht, bis wir nicht ein paar Stunden in diesen Tag gesehen haben." Das deutsche Magazin "Spiegel" hatte berichtet, dass Gazprom für die Pipeline Transgas in Richtung Slowakei mehr Kapazitäten angemeldet habe.

Nach Angaben des Pipelinebetreibers Eugas hat Gazprom am Mittwoch deutlich mehr Kapazität bei der Transgas-Leitung durch die Slowakei gebucht als in den vergangenen Tagen. Im slowakischen Grenzort Velké Kapusany, dem Startpunkt des slowakischen Abschnitts, wurde die Durchleitung von 68,6 Millionen Kubikmeter Gas angemeldet. Am Vortag waren es 36,8 Millionen Kubikmeter.

Transgas ist eine Leitung, die von Russland über die Ukraine in die Slowakei und nach Österreich und Deutschland führt. Die am Mittwoch zusätzlich nominierten Gasmengen entsprechen ungefähr der Drosselung durch die Pipeline Nord Stream 1, die Gazprom mit einer Reparatur einer weiteren Turbine begründet hatte.

Die verstärkte Kapazität durch die slowakische Leitung deutet darauf hin, dass Gazprom die bei Nord Stream 1 ausfallenden Gaslieferungen nach Europa über die Route durch die Slowakei ausgleicht, ist aber kein Beweis dafür, dass Gazprom tatsächlich mehr Gas schicken wird. Allerdings gibt es weitere Indizien dafür. So hatte sich der Betreiber des ukrainischen Pipeline-Abschnitts TSOU am Dienstag beschwert, dass der russische Gasriese dort ohne Vorwarnung den Druck in den Leitungen erhöht habe. Das spricht dafür, dass Gazprom mehr Gas pumpt. Dem widersprechen jedoch Daten der Messstation Sudscha am Übergang zwischen Russland und der Ukraine. Die dort nominierten Liefermengen von 42,2 Millionen Kubikmeter liegen praktisch auf dem Niveau der vergangenen Tage.

Zeitgleich zur angekündigten Drosselung der russischen Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 ist der europäische Gaspreis weiter gestiegen. Am Mittwochvormittag kletterte der Preis für eine Megawattstunde niederländischen Erdgases zur Lieferung im August im Vergleich zum Vortag um etwa 10 Prozent auf 224 Euro. Der Preis bezieht sich auf den Terminkontrakt TTF, der in Europa als Richtschnur angesehen wird.

27.07.2022, 10:15 Uhr: Mehr Gas über die Slowakei?

Der russische Energiekonzern Gazprom hat nach Angaben des Pipelinebetreibers Eugas am Mittwoch deutlich mehr Kapazität bei der Transgas-Leitung durch die Slowakei gebucht als in den vergangenen Tagen. Im slowakischen Grenzort Velké Kapusany, dem Startpunkt des slowakischen Abschnitts, wurde die Durchleitung von 68,6 Millionen Kubikmeter Gas angemeldet. Am Vortag waren es 36,8 Millionen Kubikmeter.

Die Buchung deutet darauf hin, dass Gazprom die bei Nord Stream 1 ausfallenden Gaslieferungen nach Europa über die Route durch die Slowakei ausgleicht.

Transgas ist eine Leitung, die von Russland über die Ukraine in die Slowakei und nach Österreich und Deutschland führt. Die am Mittwoch zusätzlich nominierten Gasmengen entsprechen ungefähr der Drosselung durch die Pipeline Nord Stream 1, die Gazprom mit einer Reparatur einer weiteren Turbine begründet hatte.

Die Buchung zusätzlicher Kapazität ist kein Beweis dafür, dass Gazprom tatsächlich mehr Gas schicken wird. Allerdings gibt es weitere Indizien dafür. So hatte sich der Betreiber des ukrainischen Pipeline-Abschnitts TSOU am Dienstag beschwert, dass der russische Gasriese dort ohne Vorwarnung den Druck in den Leitungen erhöht habe. Das spricht dafür, dass Gazprom mehr Gas pumpt. Dem widersprechen allerdings Daten der Messstation Sudscha am Übergang zwischen Russland und der Ukraine. Die dort nominierten Liefermengen von 42,2 Millionen Kubikmeter liegen praktisch auf dem Niveau der vergangenen Tage.

27.07.2022, 09:55 Uhr: Europäischer Gaspreis über 200 Euro

Die ungewisse Versorgungslage treibt den europäischen Erdgaspreis weiter an. Am Mittwochvormittag stieg der Preis für eine Megawattstunde niederländisches Erdgas zur Lieferung im August um etwa 10 Prozent bis auf 224 Euro. Der Preis bezieht sich auf den Terminkontrakt TTF, der in Europa als Richtschnur für das Gaspreisniveau angesehen wird.

Der russische Erdgaskonzern Gazprom will seine Lieferungen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 erneut deutlich reduzieren. Zugleich wurde mehr Kapazität für die durch die Slowakei verlaufende Transgas-Leitung gebucht. Möglicherweise sollen damit die über Nord Stream 1 ausfallenden Lieferungen ausgeglichen werden.

Ein Lieferstopp seitens Russland gilt seit dem Ukraine-Krieg als großes wirtschaftliches Risiko für Europa, da viele Länder stark von den Gaslieferungen Russlands abhängig sind. Ökonomen warnen vor einer Rezession, sollten die Lieferungen komplett ausfallen.

26.07.2022, 19:25 Uhr: Kreml macht Sanktionen für Lieferprobleme verantwortlich

Vor der weiteren Drosselung der russischen Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 hat der Kreml die Sanktionen der EU für die Probleme verantwortlich gemacht. Die Strafmaßnahmen erschwerten die notwendige Reparatur der Gasturbinen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag laut russischer Nachrichtenagentur Interfax. Der staatliche Energieriese Gazprom senkt die Lieferungen durch die wichtigste Versorgungsleitung für Deutschland am Mittwoch auf 20 Prozent.

Der russische Energiekonzern nennt als Grund, dass eine wichtige Turbine noch nicht aus der Reparatur zurück sei und eine andere nun in die Wartung müsse.

Eine in Kanada reparierte Gasturbine sei immer noch nicht zurück in Russland, sagte Peskow. "Sie ist auf dem Weg." Sie solle dann rasch eingebaut werden. "Die Situation wird durch jene Einschränkungen erschwert, die gegen unser Land eingeführt wurden", sagte er. "Wenn es diese Einschränkungen nicht gäbe, würden alle Reparatur-, Garantie- und Servicearbeiten in der üblichen, routinierten, operativen Ordnung erfüllt werden."

Die deutsche Bundesregierung wirft Russland hingegen politische Spielchen vor und sieht keine technischen Gründe für die Reduzierung der Liefermengen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow beklagte am Dienstag auf einer Afrikareise, dass die Situation mit den Turbinen völlig unklar sei. Es gehe aber vor allem um die technische Sicherheit der Anlagen, gegen die Vorschriften dürfe nicht verstoßen werden, sagte er.

Lage sehr angespannt

Für Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) ist die Gas-Versorgungslage weiterhin "sehr angespannt". Letzten Freitag sagte sie nach einem Gasinfrastrukturgipfel mit Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP), Unternehmen und Sozialpartnern Wien, es sei aber "eine positive Entwicklung", dass wieder mehr Gas aus Russland fließe. Zum Ende letzter Woche hatte Russland die Liefer-Mengen kurzzeitig erhöht.

Kocher und Gewessler verwiesen darauf, dass der Gipfel nur ein erster Schritt sei, weitere Treffen in kleinerer Runde sollen folgen. Das Gespräch habe jedenfalls gezeigt, dass Österreich eine gut ausgebaute Gasinfrastruktur habe. Die maximale technische Kapazität der Übergabepunkte, über die nicht-russisches Gas nach Österreich gelangen kann, entspreche dem gesamten Importbedarf Österreichs.

Lesen Sie hier: Russland-Gas: So ist die Lage in der EU.

"Gas als Waffe"

Kritik übte Gewessler hingegen am russischen Präsidenten. "Putin verwendet Gas als Waffe. Auch wenn heute wieder mehr Gas fließt, wir sind weiterhin abhängig", so die Energieministerin. Ministerkollege Kocher erinnerte aber auch daran, dass Österreich "sehr lange" von der Versorgung mit günstigem Gas aus Russland profitiert habe.

Zu den Vorstößen von Teilen der ÖVP, die CO2-Steuer nochmals auszusetzen, gab sich Gewessler diplomatisch und verwies auf den Klimabonus der ein "zentrales Element der Entlastung" sei. Im Übrigen sei es immer gut "wenn sich die Bundesländer einbringen".

Auch dazu, dass der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gestern konkrete Einsparungsziele angesprochen hat - bis hin zu einem Gas-Heizverbot für private Pools - gab sich Gewessler zurückhaltend. Gas zu sparen sei ein "zentrales Thema", "das hilft immer", so die Ministerin. Diesbezüglich werde es auch im Herbst eine Informationskampagne geben.

Die Energieministerin kündigte an, dass heute die Verordnung für die technische Umrüstung von Kraftwerken und Großbetrieben in Begutachtung geht. Wo es technisch möglich sei, sollten Kraftwerke und große Unternehmen anstatt Gas andere Energieträgern verwenden.

Die SPÖ meinte nach der heutigen Pressekonferenz der beiden Minister einmal mehr, dass die Regierung "ohne Plan" sei. "Nach dem sogenannten Gasinfrastruktur-Gipfel wissen wir leider nicht mehr als davor", sagt SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll. Er kritisierte, dass die Energiesprecher der Oppositionsparteien zum heutigen Gipfel nicht eingeladen wurden.

Wie Gas zum größten Problem der Industrie wurde.

Enttäuscht vom Gipfeltreffen sind auch die NEOS. Wie es mit der Versorgungssicherheit für Herbst ausschaue, sei weiterhin unklar. "Die Regierung wirkt weiterhin tiefenentspannt und planlos", so NEOS-Energiesprecherin Karin Doppelbauer. FPÖ-Wirtschaftssprecher Erwin Angerer vermisst ebenfalls News von der Regierung. "Dieser Gipfel brachte in Wahrheit keine Neuigkeiten - außer, dass es weitere Treffen in kleinerer Runde geben soll", meinte Angerer. Er sprach sie für ein Ende der Sanktionspolitik gegen Russland aus.

Gas-Speicher zu 50% gefüllt

Die Gasspeicher in Österreich sind aktuell zu 50 Prozent gefüllt. Bis Herbst visiert die türkis-grüne Regierung einen Füllstand von 80 Prozent an. Das Speicherziel der Regierung ist laut E-Control weiterhin erreichbar. Deshalb besteht laut Energieministerium aktuell in Österreich kein Grund für die Ausrufung der Gas-Alarmstufe. Erschwerend kommt aber hinzu, dass der große Gazprom-Speicher GSA in Haidach (Salzburg) derzeit komplett leer ist und nicht aufgefüllt wird.

Wo die Industrie das meiste Gas benötigt.

Weiters hat der angeschlagene deutsche Gashändler Uniper seinen Speicher in Österreich derzeit nur zu knapp 40 Prozent gefüllt. Der Gasspeicher der OMV in Österreich ist hingegen bereits zu 79 Prozent gefüllt und der RAG-Speicher zu 72 Prozent. Der Speicherstand der Gas-Speicher hierzulande beträgt aktuell 48 Terawattstunden. Das entspricht mehr als der Hälfte des gesamten österreichischen Jahresverbrauchs.