Industriekongress : SAG-Chefin Exner-Wöhrer: „Wasserstoff muss das Zwischenziel sein“

Karin Exner-Wöhrer am 23. Industriekongress

Wasserstoff, „bis uns in 20 oder 30 Jahren systemisch etwas ganz neues einfällt“ – Karin Exner-Wöhrer am 23. Industriekongress.

- © Matthias Heschl

Für das Wärmen zuweilen recht lange ausfallender kalter Winter im Salzburger Lande nutze man Gas. Die Produktion würde ein etwaiger russischer Gasstopp schon heute nicht treffen, schildert Karin Exner-Wöhrer am Industriekongress. „Prozesse der Fertigung laufen völlig unabhängig von Gas“, sagt die SAG-Chefin. Doch tiefer in der Wertschöpfungskette seien die Abhängigkeiten hoch.

Am 23. Industriekongress wurde das Thema Energieversorgung vielfach diskutiert. Lesen Sie auch hier: ECO-Direktorin Köppl-Turyna: „Warum sollte Russland noch Gas liefern?"

Im Recycling von Aluminium sieht Exner-Wöhrer eine Chance auf deutliche Optimierung: Würde Aluminium dem Wiederverwertungsprozess zugeführt, wäre einiges erreicht - Voraussetzung: die Betrachtung des vollständigen Wertschöpfungsprozesses „von der Wiege bis zum Einsatz im Fahrzeug“, so Exner-Wöhrer. Es brauche jedoch eine vergleichbare Basis. Wenn man nicht die ganze Rechnung anstelle, führe das zwangsweise zu Fehleinschätzungen.

SAG stellt Tanks für Wasserstoff-Lkw her, ein Zukunftsfeld. Ihre Hypothese: Wolle man die Mobilität weiterhin erhalten, werde es Technologien wie aus grünen Quellen gespeisten Wasserstoff solange brauchen, „bis uns in 20 oder 30 Jahren systemisch etwas ganz neues einfällt“, sagt Exner-Wöhrer. Die Herstellung von Wasserstoff für die Langstrecke, hunderte Kilometer von Hub zu Hub, müsse das Zwischenziel sein. Von einem Ansatz wie dem batterietechnologischen hält sie wenig: Der gefährdet Menschenrechte und schafft ganz neue Abhängigkeiten“, sagt Exner-Wöhrer.

Die gesamten Verkehrskonzepte werden sich ändern, „da sind wir zur Stelle“, sagt sie.

SAG-Chefin Exner-Wöhrer
SAG-Chefin Karin Exner-Wöhrer diskutierte am 23. Juni in Wien zum Thema 'Paradigmenwechsel – Wie kann diese Chance für die Energiewende genutzt werden?' mit Gerald Grohmann, CEO Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment, Karlheinz Wex, Vorstandsvorsitzender Plansee und Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber; Moderation: Rudolf Loidl - © Matthias Heschl

ZUR PERSON

Dr. Karin Exner-Wöhrer ist Vorsitzende des Vorstandes der Salzburger Aluminium Group (SAG). Sie ist Absolventin der WU Wien mit einem Doktorat über die Bewertung von Technologien im Zusammenhang mit Joint Ventures in der VR China und hat ein Executive MBA bei Insead in Fontainbleau und Singapore absolviert. Sie ist Mitglied im Aufsichtsrat der Telekom Austria AG und der Mann&Hummel GmbH.

Karin Exner-Wöhrer, CEO SAG
© SAG

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Zum Event: der 23. Industriekongress

Der Krieg in der Ukraine, Lieferengpässe, das Gespenst der Stagflation und die Fragen nach der geopolitischen Macht prägen nicht nur das aktuelle Zeitgeschehen, sondern bedrohen freien Handel und Globalisierung.

Österreichs Industrie bleibt von diesen drastischen Entwicklungen nicht verschont. Die Verteuerungen von Energie und Rohstoffen, nicht enden wollende Pandemie und eine zunehmende Liquiditätsklemme für KMUs bieten genügend Zündstoff.

Gleichzeitig ermöglicht aber gerade der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden Energieproblematiken die einmalige Chance, das Thema der Klimakrise und Nachhaltigkeit zügig für den Industrie-Standort Österreich anzugehen.

Am 23. Juni 2022 fand der 23. Industriekongress im Wiener Hotel The Ritz-Carlton statt – und mit dabei waren hochrangige ExpertInnen aus Forschung und Industrie: Hans Joachim Schellnhuber, Gerhard Mangott, Gerald Grohmann, Robert Machtlinger und viele andere Speaker diskutierten über die Fragen unserer Zeit.