Konjunktur : Chinas Fehlstart ins zweite Halbjahr

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Fehlstart ins zweite Halbjahr: Chinas Wirtschaft schwächelt.

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Für die chinesische Wirtschaft hat die zweite Jahreshälfte mit einem Fehlstart begonnen. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie fiel im Juli unerwartet deutlich um 1,3 auf 50,4 Punkte, wie aus der am Montag veröffentlichten Umfrage von Caixin/Markit unter vorwiegend exportorientierten privaten Unternehmen hervorgeht. Das Barometer hält sich damit nur knapp über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert.

Ökonomen hatten lediglich einen leichten Rückgang auf 51,5 Zähler erwartet. Zuvor war der offizielle Einkaufsmanagerindex, der vor allem große staatseigene Industriebetriebe abdeckt, überraschend um 1,2 auf 49,0 Punkte gefallen.

Chinaexpertin Susanne Weigelin-Schwiedrzik über den Zustand Chinas.

"Die Hoffnung, dass sich die Industrie nach dem Ende drastischer Lockdown-Maßnahmen - die im April wichtige Wirtschaftsregionen stillgelegt haben - wieder deutlich belebt, haben durch die Daten einen Dämpfer bekommen", kommentierte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner die Entwicklung. Auf der einen Seite belaste die weltwirtschaftliche Schwäche den Exportweltmeister. Auf der anderen Seite stottere aber auch die Binnenwirtschaft. "Denn die Regierung hat ihren harten Coronakurs erst kürzlich wieder bekräftigt", sagte Weidensteiger. Dadurch bestehe immer wieder das Risiko von Produktionsstörungen durch Lockdownmaßnahmen.

Auswirkungen auf europäische Wirtschaft

Das dürfte auch die europäische Wirtschaft zu spüren bekommen. Schließlich ist China ihr mit Abstand wichtigster Handelspartner. In der Volksrepublik schürt auch eine Immobilienkrise die Konjunktursorgen. Eine Umfrage der China Index Academy zufolge, eines der größten unabhängigen Immobilienforschungsunternehmen des Landes, brachen die Immobilienverkäufe nach Fläche in 17 erfassten Städten im Juli um ein Drittel zum Vormonat ein. Damit droht der Immobiliensektor als Wachstumsmotor auszufallen.

Spitzenpolitiker haben angesichts des Gegenwinds bereits signalisiert, dass die Regierung von ihrem für heuer ausgegebenen Wachstumsziel von rund 5,5 Prozent abrücken könnte. Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lediglich um 0,4 Prozent zum Vorjahreszeitraum gewachsen. "Jeder macht sich Sorgen um eine Stagnation", sagte Nie Wen, ein in Shanghai ansässiger Ökonom bei Hwabao Trust. "In der zweiten Jahreshälfte wird es wirtschaftlich wichtiger sein, die Erholung des Konsums zu beschleunigen."Es gibt aber auch kleine Lichtblicke. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im Juni um 3,1 Prozent zum Vorjahresmonat, nachdem die Coronalockdowns in einigen Städten wie Shanghai aufgehoben wurden. Auch die Arbeitslosenquote ging zurück, und zwar von 5,9 Prozent im Mai auf 5,5 Prozent.

Während der Rest der Welt versucht, mit dem Coronavirus zu leben, verfolgt China unverändert eine Null-Toleranz-Strategie. Doch leidet die wirtschaftliche Erholung unter den strikten Maßnahmen, die gegen die hochansteckende Omikron-Variante auch weniger wirksam sind. Im zweiten Quartal wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres nur noch um 0,4 Prozent. Das war der schwächste Wert seit Beginn der Pandemie vor mehr als zwei Jahren. Eigentlich wollte die Regierung in diesem Jahr ein Wachstum von 5,5 Prozent erreichen, was aber immer weniger realistisch erscheint. Experten rechnen wegen der Covid-Restriktionen und der laufenden Immobilienkrise in China nur noch mit einem Zuwachs um rund vier Prozent. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte jüngst nur noch 3,3 Prozent Wachstum für China voraus.

Von Wachstumsziel abgerückt

Die Volksrepublik werde hart arbeiten, um das bestmögliche Ergebnis für die Konjunktur heuer zu erzielen, berichteten staatliche Medien am Donnerstag nach einem hochrangigen Treffen der regierenden kommunistischen Partei. Zuletzt war dagegen stets noch dazu aufgerufen worden, das Wachstumsziel für heuer von rund 5,5 Prozent zu erreichen.

Experten gehen mittlerweile davon aus, dass dieses Ziel für die nach den USA weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft angesichts harter Coronalockdowns in Städten wie Shanghai nicht mehr realistisch ist.

Das 25-köpfige Politbüro war zu einer Sitzung zusammengekommen, um die konjunkturelle Lage zu besprechen. In der zweiten Jahreshälfte 2022 sollte China "Beschäftigung und Preise stabilisieren, die Wirtschaftsaktivitäten in einem vernünftigen Rahmen halten und danach streben, die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua nach dem Treffen. Das Wachstumsziel wurde nicht erwähnt.

Chinas Wirtschaftsmotor stotterte zuletzt kräftig, was die Furcht vor einer globalen Konjunkturabkühlung schürt. Vor allem wegen der harten Coronalockdowns legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Frühjahr binnen Jahresfrist nur um magere 0,4 Prozent zu. Klammert man den Schock vom Ausbruch der Viruspandemie Anfang 2020 aus, war dies das geringste Wachstum seit Beginn der Datenerhebung 1992. Volkswirte erwarten, dass die Pekinger Behörden nun verstärkt versuchen werden, die Konjunktur anzukurbeln.