Kritische Rohstoffe in der EU : Die Lage am Rohstoffsektor: EU will sich Lieferketten sichern

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Unter kritischen Rohstoffen versteht man Rohstoffe von großer wirtschaftlicher Bedeutung, für die aufgrund der Konzentration der Bezugsquellen und des Mangels an guten, erschwinglichen Ersatzstoffen ein hohes Risiko an Versorgungsunterbrechungen besteht.

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Der Europäischen Union (EU) ist der zuverlässige und ungehinderte Zugang zu (bestimmten) kritischen Rohstoffen ein großes Anliegen. Vor allem die Gruppe Seltene Erden sowie Metalle wie Lithium, Germanium und Gallium sind inzwischen auf dem Rohstoffsektor für Unternehmen, Industrien und eben ganze Nationen von großer Relevanz. Sie sind etwa in Akkus, Batterien, Dauermagneten, Solarmodulen oder Windrädern enthalten – also Teil von Dingen, die für die Klimawende und den Wechsel zu sauberen Energiesystemen absolut essenziell sind.

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Da die Europäische Union sich dessenbewusst ist, dass sie ihren Bedarf an kritischen Rohstoffen selbst nie decken wird können, will sie sich den Zugang zu diesen langfristig sichern. Was passieren kann, wenn man hier nicht strategisch smart agiert, hat Putins Öl- und Gas-Politik im Zuge des Ukraine-Kriegs offengelegt.

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- © Industriemagazin

Critical Raw Material Acts: Im Dienste einer sicheren Versorgung

Im März 2023 präsentierte die Europäische Kommission mit den sogenannten Critical Raw Material Acts daher einen Vorschlag für ein neues Verordnungspaket zur nachhaltigen und gesicherten Versorgung. Deren Schwerpunkte:

  • Stärkung der Versorgung mit kritischen Rohstoffen und der europäischen Lieferketten
  • Diversifizierung der EU-Importe, um strategische Abhängigkeiten zu verhindern
  • Stärkung des Monitorings der Wertschöpfungsketten
  • Verbesserung der Kreislauffähigkeit und Nachhaltigkeit

Der Vorschlag ist durchaus auch mit ambitionierten Benchmarks verbunden, um bis 2030 die Eigenständigkeit der EU zu stärken. Etwa soll bis dahin der strategische Rohstoffbedarf zu mindestens 10 Prozent in der EU abgebaut und zu mindestens 40 Prozent hier weiterverarbeitet werden sowie zu mindestens 15 Prozent aus der europäischen Kreislaufwirtschaft stammen. Darüber hinaus will der Staatenverbund 2030 von keinem Drittland mehr zu mehr als 65 Prozent abhängig sein. Am 13. November 2023 war es dann so weit: Die gesetzgebenden Organe gelangten zu einer vorläufigen Einigung über den ein halbes Jahr zuvor präsentierten Vorschlag.

EU Flagge
Die EU will bis 2030 unabhängiger von Drittstaaten werden - © CC

17 aus 34: Strategisch kritische Rohstoffe

Die EU führt insgesamt 34 kritische Rohstoffe an. Von diesen wurden diejenigen auf eine Liste spezifischer strategischer Rohstoffe gesetzt, deren Nachfrage in den kommenden Jahren wohl exponentiell wachsen dürfte und deren Produktion enorm aufwendig ist. Im Fall dieser 17 kritischen Rohstoffe, wie sie offiziell heißen, existiert ein größeres Risiko von Versorgungsengpässen. Das ist die Liste der 17 strategischen Rohstoffe:

  • Nickel
  • Natürlicher Grafit
  • Gallium
  • Mangan
  • Titanmetall
  • Metalle der Platingruppe
  • Schwere seltene Erden
  • Germanium
  • Siliziummetall
  • Kobalt
  • Aluminium/Bauxit
  • Lithium
  • Leichte seltene Erden
  • Wolfram
  • Bismut
  • Bor/Borat
  • Kupfer

Wofür kritische Rohstoffe verwendet werden

Elektromobilität, Photovoltaik und Windkraft sind für die Klimawende unabdingbar, jedoch auf kritische Rohstoffe angewiesen. Ohne kritische Rohstoffe würde wohl eine Vielzahl an heutigen Bereichen unserer Gesellschaft nicht mehr wirklich funktionieren. Längst finden sie sich in alltäglichen Gegenständen und Produkten, die für die Wirtschaft von Nationen einen signifikanten Stellenwert haben. Während Lithium, Kobalt und Nickel etwa im Bereich Elektromobilität gebraucht werden, kommt Bor zum Beispiel in Windturbinen und Siliziummetall in Halbleitern zum Einsatz.

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Das Übergangsmetall Wolfram wiederum ist für die Vibrationstechnologie in Mobiltelefonen von Relevanz. Äußerst vielfältig ist der Einsatzbereich der Seltenen Erden: Praseodym, Neodym, Samarium, Dysprosium und Holmium werden beispielsweise für Dauermagnete benötigt (etwa in der Medizintechnik oder für Elektromotoren). Auch für Laser, Katalysatoren, Metalllegierungen, Batterien oder in der Lampenproduktion werden diese weichen Metalle gebraucht.

China gilt als der weltweit größte Lieferant für das Gros aller kritischen Rohstoffe.

Am Rohstoffsektor: So abhängig ist Europa

Was kritische Rohstoffe anbelangt, hat China wohl einen Sonderstatus. Das Land gilt als der weltweit größte Lieferant für das Gros aller kritischen Rohstoffe. So stammen 100 Prozent der von der EU importierten Schweren Seltenen Erden aus der Volksrepublik – dazu gehören etwa Dysprosium, Erbium, Europium, Holmium, Terbium und Yttrium. Aber auch in Sachen Leichte Seltene Erden ist China der wichtigste Lieferant für die Europäische Union. Nicht weniger als 85 Prozent der Importe von Cerium, Lanthan, Neodym, Praseodym und Samarium kommen aus dem einwohnerreichsten Land der Welt. Und natürlich: 97 Prozent des von der EU importierten Magnesiums stammen auch aus China.

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Die Bezeichnung „Seltene Erden“ ist im Grunde irreführend – und das gleich doppelt. Zum einen sollten sie ja „Metalle der seltenen Erden“ (Seltenerdmetalle) heißen, zum anderen sind sie im Grunde gar nicht so selten. Denn manche dieser Metalle kommen sogar häufiger vor als etwa die Massenmetalle Blei oder Kupfer. Wirklich rar jedoch sind große Lagerstätten mit entsprechend hoher Konzentration.

Kritische Metalle: Gallium und Germanium

Wie rasch die Abhängigkeit der EU Auswirkungen haben kann, zeigte sich erst im vergangenen Sommer. China hat damals begonnen, die Ausfuhr der Seltenen Erden Gallium und Germanium zu beschränken. Die beiden Industriemetalle werden für die Produktion von Halbleitern benötigt, die ihre Anwendung in modernen Solarzellen finden und zudem auch militärisch genützt werden können. Gallium und Germanium stehen auch auf der Critical Raw Materials der EU. Die Exportkontrollen würden dem Schutz nationaler Interessen und jenem der nationalen Sicherheit dienen, hieß es damals seitens China.

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Viele sahen in den Beschränkungen jedoch eine Reaktion der Volksrepublik auf den westlichen Ausfuhrstopp von Mikrochips. 71 Prozent der Gallium- und 45 Prozent der Germaniumimporte kommen laut EU-Kommission aus China. Kam der Handel mit den beiden Metallen ob der chinesischen Ausfuhrkontrollen mehr oder weniger zum Erliegen, deuten Zahlen der Zollbehörden inzwischen daraufhin, dass China wieder exportiert.

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71 Prozent der Gallium-Importe kommen aus China - © helfei - stock.adobe.com

EU setzt auf Bor aus der Türkei

Ebenso interessant: Nicht weniger als 98 Prozent ihres Bedarfs an Bor bezieht das europäische Staatenbündnis aus der Türkei. Als kritischer Rohstoff ist Bor in der Produktion von Keramiken, Reinigungsmitteln, Düngemitteln sowie in der Glasherstellung von Relevanz. Aus Südafrika wiederum importiert die EU 71 Prozent ihres Bedarfs an Platin. Dieser kritische Rohstoff ist etwa für Dieselkatalysatoren extrem wichtig. Neben der Automobilindustrie schätzen aber auch Unternehmen der chemischen, petrochemischen und elektrotechnischen Industrie den traditionell preisvolatilen kritischen Rohstoff.

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Wenngleich China für die EU als Hauptlieferant für kritische Rohstoffe gilt, bezieht der europäische Staatenverbund sehr wohl auch einige kritische Rohstoffe aus der eigenen Region. So wird beispielsweise Kupfer und Kokskohle aus Polen, Hafnium aus Frankreich, Strontium aus Spanien sowie Nickel aus Finnland bezogen.

Land der kritischen Rohstoffe

Auch für Österreich ist die Sicherung der Rohstoffverfügbarkeit natürlich sehr wichtig. Schon im Jahr 2011 startete das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie die Forschungs-, Technologie- und Innovations-Initiative „Intelligente Produktion“, die sich auch mit der Bedeutung der kritischen Rohstoffe für die industrielle und technologische Entwicklung in Österreich befasste. Mit der Studie „Kritische Rohstoffe für die Hochtechnologieanwendung in Österreich“ (2012/2013) vom Institut für Nichteisenmetallurgie an der Montanuniversität Leoben im Auftrag des Infrastrukturministeriums (BMVIT) gibt es auch eine umfassende heimische Bestandsaufnahme.

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Die von Stefan Luidold vom Institut für Nichteisenmetallurgie verfasste Studie identifiziert hinsichtlich des geologischen Potenzials in Österreich drei Gruppen: „Für erstere (Wolfram, Magnesit, Grafit etc.) sind mit hoher Wahrscheinlichkeit noch unentdeckte Lagerstätten vorhanden. Für die zweite Gruppe (Seltene Erden und Platinmetalle) ist das Geopotenzial vernachlässigbar und für die dritte (Antimon, Kobalt etc.) lässt sich mit den vorhandenen Informationen das Potenzial nicht klar abschätzen", heißt es in der Studie.

Kritische Rohstoffe in Österreich: Lithiumwerks auf der Koralpe

Als Alkalimetall ist Lithium ein wichtiger Bestandteil in modernen Akkus und damit ein wesentlicher Faktor der Energiewende. Auf der Kärntner Koralpe liegt eines der größten Lithiumvorkommen des europäischen Kontinents. Doch das Lithium-Projekt auf heimischen Boden beschäftigt ob unzähliger Verzögerungen seit mehr als einem Jahrzehnt die Medien. Die Lizenzen auf der Koralpe hat sich das australische Unternehmen European Lithium gesichert. Laut einem ORF-Bericht glaubt der Bürgermeister der Standortgemeinde Frantschach-St. Gertraud jedoch nicht mehr so wirklich an den Abbau durch den Betreiber. Ihm zufolge habe die Gemeinde zum geplanten Abbau noch keinerlei Pläne vorgelegt bekommen, was seitens European Lithium dementiert wird.

European Lithium Wolfsberg
European Lithium soll das Alkalimetall bei Wolfsberg abbauen - © European Lithium

Energiewende steigert die Nachfrage: Bedarf an kritischen Rohstoffen explodiert

Mit dem Ziel der EU, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu reduzieren, soll Europa bis 2050 klimaneutral werden. Hierfür muss der grüne Wandel realisiert, eine Dekarbonisierung des Energiesystems umgesetzt sowie Autonomie in Bezug auf den Zugang zu und die Verarbeitung von kritischen Rohstoffen sichergestellt werden. Faktum ist: Die Transformation unseres Energiesystems ist alternativlos, aber wie schnell geht sie wirklich? Im September 2023 meinte etwa IEA-Direktor Fatih Birol, dass das Tempo der weiteren Energiewende davon abhängen würde, inwieweit es der Welt gelinge, sich Mineralien wie Lithium, Kobalt, Nickel und Kupfer rechtzeitig und zu einem erschwinglichen Preis zu beschaffen.

Beim Übergang Europas zu einer nachhaltigen Zukunft dürfte auch Aluminium eine bedeutsame Rolle spielen. Das Leichtmetall ist Bestandteil nahezu aller Technologien für saubere Energie, die in der Netto-Null-Industrie-Verordnung priorisiert werden.

Das Netto-Null-Industrie-Gesetz erklärt

Das Netto-Null-Industrie-Gesetz ist Teil des grünen Industrieplans und soll dafür sorgen, dass mehr saubere Technologien in der EU produziert werden. Konkret geht es um Technologien, die die Energiewende vorantreiben und nur geringe bis gar keine Treibhausgasemissionen verursachen – etwa Photovoltaik-Systeme, Windturbinen, Netztechnologien oder Batterien. Die zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 benötigten Technologien und Komponenten muss die EU derzeit zu großen Teilen noch importieren. Mit dem Vorschlag für ein Netto-Null-Industrie-Gesetz möchte die EU-Kommission verhindern, dass der grüne Wandel durch strategische Abhängigkeiten gefährdet wird.

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Zurück zum Aluminium: Für das Leichtmetall erwartet die EU-Kommission in den strategischen EU-Sektoren „Erneuerbare Energien“, „Elektromobilität“, „Industrie“, „Informations- und Kommunikationstechnologie“ sowie „Raumfahrt und Verteidigung“ jedenfalls zwischen 2020 und 2050 eine Zunahme um 543 Prozent.

Der Aufbau eines Onshore-Windrads durch Siemens Gamesa
Die für die Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 erforderlichen Technologien und Komponenten müssen derzeit noch zu einem großen Teil in die EU importiert werden. - © YouTube/SiemensGamesa

Lithium, Nickel und Kobalt: Bedarf massiv gestiegen

Der weltweite Bedarf an Lithium hat sich im Zeitraum 2017 bis 2022 ebenso verdreifacht. Laut einem Szenario der Internationalen Energieagentur (IEA) dürfte er bis zum Jahr 2040 um das 42-fache ansteigen. Auch der Bedarf an Kobalt ist im Zeitraum von 2017 bis 2022 um 70 Prozent, jener an Nickel um 40 Prozent gestiegen. Dies geht aus der aktuellen Critical Minerals Market Review der IEA hervor. Darin analysieren Expertinnen die Auswirkungen der Energiewende auf den Rohstoffmarkt sowie die damit verknüpften Herausforderungen. Laut dem Bericht ist es der Energiesektor, der zuletzt den meisten Anteil an der Entwicklung hatte. Allein 56 Prozent der weltweiten Nachfrage nach dem Alkalimetall Lithium entfielen ihm zufolge auf Anwendungen aus dem Energiebereich.

Energiewende: Verfügbarkeit wird Herausforderung

Die limitierte Verfügbarkeit von Metallen und Mineralien könne für die Energiewende jedoch noch durchaus zu einer Herausforderung werden. „Eine Kombination aus volatilen Preisbewegungen, Engpässen in der Versorgungskette und geopolitischen Bedenken hat eine starke Risikomischung für eine sichere und schnelle Energiewende geschaffen", erklärte die IEA in ihrem Jahresbericht.

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Die Preise zahlreicher Rohstoffe sind im Jahr 2021 bzw. Anfang 2022 im Zuge des Wiederaufschwungs nach der Pandemie und schließlich mit dem Krieg in der Ukraine in Höhe geschossen. Zwar beruhigte sich die Lage in der zweiten Hälfte 2022 , die Preise liegen aber nach wie vor über dem üblichen Niveau. In ihrem Bericht geht die IEA auch konkret auf das Thema „Diversifizierung bei der Verarbeitung“ ein. Ihr zufolge sei diese unzureichend, weshalb sich die geografische Konzentration weiter verschärfen würde. Laut IEA-Boss Birol müsse „viel mehr“ für „sichere und nachhaltige“ Versorgungsketten getan werden.

Kupfer: Kritisches Metall, kritische Verfügbarkeit

Ein ebenso essenzieller Rohstoff für die Energiewende ist Kupfer, das manche ja gern als das „Gold des Technologiezeitalters“ bezeichnen. Die erstklassige Leitfähigkeit von Kupfer macht das Industrie- und Massenmetall für zahlreiche elektrische Anlagen im Grunde unverzichtbar. Unzählige von Tonnen sind davon in Kabeln und Stromleitungen verbaut und in elektrischen Bauteilen vorhanden. Laut IEA finden sich allein in einem Elektrofahrzeug über 50 Kilogramm Kupfer. Notabene: Im Jahr 2022 waren es über zehn Millionen Elektrofahrzeuge, die weltweit verkauft wurden – ein Anstieg von 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Problem: Der Bedarf an Kupfer kontrastiert die Versorgungssituation. Laut einer Marktanalyse des Finanzdienstleisters S&P Global gebe es aus Sicht der Ressourcen-Versorgung vor allem ein Kupfer-Problem für die Realisierung einer globalen Klimaneutralität bis 2050.

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Der Analyse zufolge blieben die Klimaziele quasi „unerreichbar“, wenn keine neuen Vorkommen erschlossen würden. Dies, da Solarkraftwerke doppelt so viel, Offshore-Windkraftanlagen sogar fünfmal so viel Kupfer pro Megawatt installierter Leistung wie fossil angetriebene Kraftwerke benötigten. Elektrofahrzeuge würden hingegen das Zweieinhalbfache von Verbrennern brauchen. „Die Energiewende wird viel stärker von Kupfer abhängig sein als unser derzeitiges Energiesystem“, meinte Daniel Yergin, stellvertretender Vorsitzender von S&P Global und Vordenker bei globalen Energiefragen, 2022 gegenüber dem US-Sender CNBC.

Kupferbedarf wird sich verdoppeln

S&P Global sagt voraus, dass sich Kupferbedarf bis 2035 auf 50 Millionen Tonnen fast verdoppeln wird. Bis 2050 würde die Nachfrage mehr als 53 Millionen Tonnen erreichen. Laut dem Unternehmen sei dies „mehr als das gesamte zwischen 1900 und 2021 weltweit verbrauchte Kupfer“. Den hohen Bedarf schnell einmal durch neue Minen zu decken, ist nicht möglich. Laut IEA dauere es bis zur Inbetriebnahme einer neuen Kupfermine im Durchschnitt 16 Jahre.