Sollte ZF seine Antriebssparte tatsächlich verkaufen - oder nach dem Vorbild von Continental ausgliedern - bliebe ein Konzern mit einem nach wie vor beachtlichen industriellen Fundament. Der Umsatz der übrigen Divisionen summiert sich auf rund 32 Milliarden Euro (bei zuletzt 41,4 Mrd. Euro Gesamtumsatz). Damit wäre ZF zwar deutlich verschlankt, aber immer noch einer der größten Systemlieferanten der Automobilindustriel.
Größte verbliebene Einheit wäre die Division Chassis Solutions mit einem Jahresumsatz von 11,2 Milliarden Euro. Sie umfasst das komplette Fahrwerkssystem für Pkw bis sechs Tonnen – von konventionellen und semi-aktiven Dämpfern über Lenkungen und Bremsen bis hin zu X-by-Wire-Lösungen und aktiven Federungssystemen. ZF positioniert sich hier als Komplettanbieter für sogenannte Vehicle Motion Control.
Die Division Commercial Vehicle Solutions (CVS) mit einem Umsatz von 7 Milliarden Euro versorgt die globale Nutzfahrzeugbranche mit Antriebssystemen, Bremstechnik, Achsen und Steuerungselektronik. Die Einheit ging 2020 aus der Integration von Wabco hervor und gilt heute als zentraler Baustein in ZFs Strategie für automatisiertes, vernetztes und elektrifiziertes Fahren im Nutzfahrzeugbereich.
Mit der Division ZF Lifetec (ehemals Passive Safety Systems) bleibt auch der Insassenschutz ein Pfeiler. Sie erwirtschaftet 4,6 Milliarden Euro und produziert Airbags, Sicherheitsgurte, Lenkräder und Gasgeneratoren – klassische, aber stabile Sicherheitskomponenten mit hoher Fertigungstiefe.
Im Bereich der intelligenten Fahrzeugtechnik ist ZF mit Electronics and ADAS vertreten. Diese Sparte bringt es auf 2,5 Milliarden Euro Umsatz und umfasst Kameras, Radar- und Lidarsysteme, Steuergeräte sowie Fahrerassistenzlösungen – Schlüsseltechnologien für das automatisierte Fahren.
Abseits der Straße operiert die Division Industrial Technology mit einem Umsatz von 3,3 Milliarden Euro. Sie bietet Antriebe und Achsen für Land- und Baumaschinen, Bahn, Marine sowie Windkraftanlagen – ergänzt durch Prüftechnik und Mikromobilitätslösungen.
Abgerundet wird das Portfolio durch die Sparte Aftermarket, die mit 3,3 Milliarden Euro Umsatz ein verlässliches Ertragsstandbein darstellt. Hier bietet ZF Ersatzteile, Diagnose- und Reparaturlösungen für Fahrzeuge im Feld – unterstützt durch ein weltweites Servicenetz.
Auch ohne die E-Division bleibt ZF ein global breit aufgestellter Technologiekonzern – allerdings ohne das Geschäftsfeld, mit dem es über Jahrzehnte identifiziert wurde. Die Zukunft läge dann klar im Fahrwerk, in der Sicherheitstechnik, bei Nutzfahrzeugen – und in der Software. Doch die zentrale Kompetenz im Antrieb wäre Geschichte.
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