14.000 Stellen in Gefahr : ZF plant Werksschließungen - Zukunft zahlreicher Standorte ungewiss

ZF baut auch Bremsen für E-Fahrzeuge

Krise der Auto-Industrie: ZF könnte in Deutschland einige Werke schließen

- © Nico Kleemann

Beim deutschen Automobilzulieferer ZF spitzt sich der Konflikt zwischen dem Betriebsrat und der Unternehmensführung weiter zu. "Es gibt eine Liste von Werken, die möglichst schnell geschlossen werden sollen", äußerte sich Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich im Interview mit dem "Handelsblatt". Besonders im Fokus des von McKinsey unterstützten Vorstands stünden mehr als ein Drittel der 35 deutschen Standorte.

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Ein Unternehmenssprecher in Friedrichshafen bestätigte, dass alle deutschen Werke auf ihre Wettbewerbsfähigkeit geprüft werden. "Es gibt einige Standorte, die nicht die erforderlichen Ergebnisse erzielen. Hier müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Vorrangig geht es darum, gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung Lösungen zu finden, wie die Standorte wirtschaftlich wieder auf Kurs gebracht und die Arbeitsplätze durch zukunftsfähige Produkte langfristig gesichert werden können." Erst wenn diese Bemühungen scheiterten, kämen als letzter Ausweg ein Verkauf oder eine Schließung der betroffenen Standorte in Betracht.

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- © Industriemagazin

Mehr als 1.400 Stellen abgebaut

Laut Dietrich hat ZF allein in diesem Jahr bereits "etwas mehr als 1.000 Stellen in Deutschland und weltweit über 1.400 Stellen" abgebaut. Der Vorstand hatte angekündigt, in den kommenden Jahren 11.000 bis 14.000 Stellen, also etwa jeden vierten Arbeitsplatz im Inland, zu streichen. Die gesamte Automobilbranche kämpft mit der Umstellung auf Elektromobilität, doch ZF ist besonders stark betroffen. Hohe Investitionen in neue Technologien und Zukäufe haben das Unternehmen erheblich verschuldet, sodass es jährlich über eine halbe Milliarde Euro an Zinsen zahlen muss.

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Dietrich warnt, dass die ZF-Strategie, durch Übernahmen zum Systemanbieter zu werden, gefährdet sei. "Wenn wir die Strategie nicht durchhalten, die zugekauften Geschäfte aufgeben oder verkaufen müssen, war sie viel zu teuer", so der Betriebsratschef. Zudem kritisiert er, dass es von der Konzernleitung "keinen tragfähigen Plan für die Zukunft" gebe.

ZF zählt zu den weltweit führenden Automobilzulieferern und beschäftigt rund 169.000 Mitarbeiter an 160 Standorten in 30 Ländern. Der Konzern, der mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen gehört, erzielte im Jahr 2023 einen Umsatz von etwa 46,6 Milliarden Euro. In Österreich unterhält der Konzern drei Standorte mit etwa 800 Mitarbeitern.

Sparprogramm über 6 Milliarden Euro

Zuletzt hat der deutsche Autozulieferer ZF seine Umsatzprognose für 2024 erneut gesenkt. Statt eines geplanten Umsatzes von über 42 Milliarden Euro rechnet der Konzern nun mit einem Ergebnis zwischen 40 und 42 Milliarden Euro, wie das Unternehmen an seinem Stammsitz in Friedrichshafen am Bodensee bekanntgab. Verantwortlich für die pessimistischen Aussichten seien die schwache wirtschaftliche Lage sowie ein deutlicher Marktrückgang. Die Abrufe seitens der Kunden seien stark zurückgegangen, was die Lage zusätzlich erschwere.

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Bereits im Juli hatte ZF angekündigt, bis Ende 2028 in Deutschland zwischen 11.000 und 14.000 Stellen abzubauen. Dies solle durch die Bündelung von Standorten und eine Verschlankung der Unternehmensstrukturen erreicht werden. Kurz nach dieser Ankündigung korrigierte ZF auch seine Umsatzprognose, die ursprünglich bei über 45 Milliarden Euro lag, auf 42,5 bis 43,5 Milliarden Euro.

Das hoch verschuldete Unternehmen kämpft seit längerem mit finanziellen Herausforderungen und hatte sich im Frühjahr ein umfangreiches Sparprogramm auferlegt. Ziel ist es, die Kosten bis Ende 2025 weltweit um etwa 6 Milliarden Euro zu senken. "Die getroffenen Sparmaßnahmen zeigen bereits Wirkung", teilte ZF mit. Allerdings sei die absehbare Belastung durch den Rückgang im Markt und die Umsätze höher als ursprünglich erwartet.