Automotive : Porsche: Run auf Aktien

Porsches Gang auf das Parkett: Europas größter Börsengang seit zehn Jahren.

Porsches Gang auf das Parkett: Europas größter Börsengang seit zehn Jahren.

- © Porsche

Die Zeichnungsfrist für die Vorzugsaktien der Porsche AG beginnt an diesem Dienstag. Das teilte das Unternehmen aus Stuttgart am Montagabend mit, nachdem der Wertpapierprospekt veröffentlicht worden war. In einem Korridor zwischen 76,50 und 82,50 Euro pro Stück sollen die Papiere der Volkswagen-Tochter angeboten werden.

Auch Privatanleger in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien und Spanien sollen einen Teil davon erwerben können. Anleger müssen dafür laut Porsche die Anzahl der Aktien angeben, die sie zeichnen wollen und den Preis pro Aktie nennen, den sie maximal zahlen wollen. Nach Ende der Zeichnungsfrist werde dann der Preis festgelegt und die Papiere abhängig von Zahlungsbereitschaft und Nachfrage zugeteilt.

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Die meisten Vorzugsanteile dürften nicht an kleine, sondern an institutionelle Großanleger gehen. So will sich Katar laut Volkswagen mit knapp 5 Prozent eindecken. Das Golf-Emirat ist schon drittwichtigster Aktionär des Gesamtkonzerns. Ein weiterer Ankerinvestor des Porsche-Börsengangs ist der norwegische Staatsfonds, in dem die Zentralbank in Oslo die Einnahmen aus den Öl- und Gasvorkommen des Landes verwaltet und für künftige Generationen mehren will. Daneben steigen die US-Fondsgesellschaft T. Rowe Price und die staatliche Investmentgesellschaft ADQ aus Abu Dhabi bei den Stuttgartern ein.

Die Zeichnungsfrist soll am 28. September enden, einen Tag vor dem anvisierten Börsengang. Ab dann wird Porsche aller Voraussicht nach einen Teil seiner Vorzugsaktien frei am Finanzmarkt handeln lassen. Insgesamt werden knapp 114 Millionen Aktien ausgegeben. Darin enthalten sind fast 15 Millionen Papiere für eine mögliche Mehrzuteilung, wie der Mutterkonzern VW mitteilte. Erwartet wird ein Bruttoerlös für Volkswagen von 8,71 bis 9,39 Milliarden Euro. Der Börsengang Porsches wäre damit der größte Börsengang in Europa seit 10 Jahren. Für 40 Prozent des Emissionsvolumens hatte sich Volkswagen bereits im Voraus feste Zusagen von Ankerinvestoren geholt. Die VW AG plant aus den Einnahmen weitere Milliarden-Investitionen in Elektromobilität und Digitales.

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Die Investmentbanken verzeichnen indes einen regelrechten Run auf die Aktien der an die Börse strebenden Porsche AG. Schon kurz nach dem Start der Zeichnungsfrist meldete eine der begleitenden Banken, die Bücher seien "über die ganze Preisspanne vielfach überzeichnet".

Börsengang in volantilen Zeiten

Volkswagen schickt seine Sportwagentochter Porsche AG ungeachtet der aufziehenden Rezession und verunsicherter Anleger an die Börse. Der Aufsichtsrat legte am Sonntag die Preisspanne für die stimmrechtslosen Porsche-Vorzugsaktien auf 76,50 bis 82,50 Euro fest. Das entspricht einem Firmenwert von 70 bis 75 Milliarden Euro. Mit dem Börsengang allein kann VW bis zu 9,4 Milliarden Euro einnehmen. Damit wäre Porsche die größte Neuemission in Europa seit knapp 10 Jahren.

"Wir sind auf Kurs und glauben, dass die Porsche AG mit ihrem robusten Geschäftsmodell und ihrer überzeugenden finanziellen Performance für den Börsengang bereit ist", sagte Porsche-Finanzchef Lutz Meschke. Am 29. September will VW- und Porsche-Chef Oliver Blume die Erstnotiz die Porsche AG an der Frankfurter Börse feiern. Der von den Familien Porsche und Piech beherrschte VW-Großaktionär Porsche SE kauft parallel zum Börsengang Stammaktien für weitere bis zu 10,1 Mrd. Euro. Über die Familienholding halten die Nachfahren des Firmengründers Ferdinand Porsche die Stimmrechtsmehrheit an dem Wolfsburger Konzern.

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Die Vorzugsaktien von Volkswagen legten am Montag gut ein Prozent zu. Deutlich stärker gewannen die Stammaktien, die um 3,3 Prozent stiegen, und die Aktien der Porsche SE, die um 3,5 Prozent kletterten. Anleger sind nach Meinung von Händlern erleichtert, dass die Familienholding den Kauf der Porsche-Aktien durch neue Kredite und nicht - wie zunächst befürchtet - auch durch einen Verkauf von VW-Anteilen stemmen will.

"Wir sind auf Kurs"
Lutz Meschke, Porsche-Finanzvorstand

Transformationen umsetzen

Mit dem aus der Aktienplatzierung erhofften Geldfluss will der bisherige Alleineigentümer Volkswagen seine Transformation zu einem softwarebasierten Mobilitätsanbieter beschleunigen. Dabei setzen die Wolfsburger darauf, dass die Marke Porsche dank ihrer hohen Ertragskraft als Luxusautobauer bei Investoren stark gefragt ist und von der Krise verschont bleibt. "Der Porsche-Börsengang wird mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Erfolg", sagte Arndt Ellinghorst, Autoexperte von Quantco. "Die Strahlkraft der Marke ist enorm und Investoren stehen Schlange."

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Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus RoboMarkets, schrieb in einem Kommentar: "Wegen der Bekanntheit der Marke und der generellen Affinität deutscher Investoren für Autobauer hat der Börsengang trotz der nicht gerade optimalen Rahmenbedingungen gute Chancen auf Erfolg." Porsche sei das Unternehmen, das die Sportwagen baue, die nahezu jedes Kind kenne, sagte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Brokerhaus CMC.

Weil die erwarteten Einnahmen nicht zuletzt in den weiteren Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung fließen sollen, trage der Schritt zur Zukunftsfähigkeit der Standorte bei, hieß es seitens der Vertretung des Betriebsrates. "Somit wäre gewährleistet, dass ein Porsche-Börsengang auch auf unser Ziel einer nachhaltigen Beschäftigungssicherung einzahlt."

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Bei den Investoren spielten Bedenken, dass VW-Chef Blume auch nach dem Börsengang Chef der Porsche AG bleiben soll, nur am Rande eine Rolle. Auch Volkswagen und die Porsche SE sind personell eng miteinander verflochten. Das widerspricht einigen Regeln zur guten Unternehmensführung (Corporate Governance), auf die viele Anleger zunehmend Wert legen. Vier Ankerinvestoren, darunter VW-Großaktionär Katar und der norwegische Staatsfonds, haben sich trotzdem verpflichtet, Porsche-Aktien für bis zu 3,7 Mrd. Euro zu zeichnen. 40 Prozent der Emission sind damit schon gesichert. Um Interessenkonflikte zu vermeiden, haben Porsche und VW Regeln eingeführt, nach denen Blume zum Beispiel an bestimmten Abstimmungen nicht teilnimmt.

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Nach Ansicht von Ellinghorst könnte der Gang von Porsche an die Börse weitere Marken in dem Wolfsburger Konzern ermutigen, dem Beispiel zu folgen. "Sofern der industrielle Zusammenhalt gewahrt wird und der Porsche-IPO erfolgreich ist, gibt es kaum Gründe, warum nicht mehr Marken an die Börse geführt werden könnten", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. "Man könnte sich natürlich vorstellen, auch weitere Teile, zum Beispiel Audi, breiter an der Börse zu platzieren." Denkbar wäre nach Ansicht anderer Experten auch ein Verkauf weiterer Anteile der börsennotierten Lkw-Holding Traton.

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Die Bewertung der Porsche AG liegt in der oberen Hälfte der von Investmentbankern im Vorfeld genannten Spanne von 60 bis 80 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Volkswagen wurde am Montag an der Börse mit fast 88 Milliarden Euro bewertet. Allein das 75-Prozent-Paket, das VW auch nach dem Börsengang an Porsche hält, entspricht damit gut 60 Prozent des gesamten Börsenwertes. Insgesamt könnte der Porsche-Teilverkauf bis zu 19,5 Milliarden in die Kasse von Volkswagen spülen. 49 Prozent des Gesamterlöses - also neun Milliarden Euro oder mehr - sollen im nächsten Jahr an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Rechnerisch ergibt sich eine Sonderdividende von rund 18 Euro je Stamm- und Vorzugsaktie. Beschlossen werden soll sie im Dezember auf einer außerordentlichen Hauptversammlung. Von dem Geldregen würde neben den Familieneigentümern und Katar auch das deutsche Bundesland Niedersachsen profitieren.

Porsche-Chef Oliver Blume hat den angekündigten Börsengang des Sportwagenbauers als einen "historischen Moment für Porsche" bezeichnet. Der geplante Börsengang wäre ein wichtiger Meilenstein für eine höhere Eigenständigkeit von Porsche, sagte Blume. Der Börsengang sei darauf ausgelegt, das volle Potenzial von Porsche freizusetzen.

Blume, der seit September auch Chef des Wolfsburger Volkswagen-Konzerns ist, zu dem auch Porsche zählt, wolle in dieser Rolle daran arbeiten und sicherstellen, dass Synergien in beide Richtungen bestehen bleiben. Sollten dennoch Interessenskonflikte entstehen, werde man eine strikte Trennung vornehmen und der Porsche-Vorstand immer in der Lage sein, unabhängige Entscheidungen zu treffen.

Dr Oliver Blume CEO Porsche AG
Porsche-Chef Oliver Blume: "Ein historischer Moment für Porsche". - © Porsche