Blume selbst kommt aus Niedersachsen und seit mehr als 30 Jahren mit Volkswagen und der Sportwagen-Tochter Porsche verbunden.„Er verspricht so viel, wie er auch einhalten kann“, sagt ein Vorstandskollege.
Seine Linie hat Blume bereits vor einiger Zeit in Vorgesprächen klar gemacht: Aus dem Vorstand soll ein Team werden und das Chaos rund um die Software-Tochter Cariad soll zugig gelöst werden. „Blume soll mit dem gesamten Vorstand die Transformation weiter vorantreiben – mit einer Führungskultur, die den Teamgedanken in den Mittelpunkt stellt“, so Pötsch am Freitag.
Diess stand für eine klare Ausrichtung von Volkswagen auf Elektroautos, und zwar ausschließlich batterieelektrische. Große Stückzahlen bei einheitlicher Technologie sah er als Schlüssel, die Kosten in den Griff zu bekommen und die Profitabilität zu halten. Blume dagegen will die Verbrennerwelt zumindest für die Porsche-Ikone 911er retten, indem er in emissionsärmeren synthetischen Kraftstoff investierte.
DSW-Präsident Hocker erwartet nun, dass auch bei VW eFuels und Brennstoffzelle/Wasserstoff noch eine Chance haben. Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer vermutet dagegen, dass Blume dem von Diess eingeschlagenen Kurs folgen wird. "Synfuels sind eine Nische für Porsche und nicht der Rede wert", erklärte der Chef des Center Automotive Research. Der neue Konzernchef werde an den hohen Investitionen in Batterieautos einschließlich eigener Batteriefabriken festhalten. Dazu gebe es für VW auch keine Alternative, um die Marktführerschaft zu erreichen.
Das schwächelnde, zugleich aber für Volkswagen lebenswichtige China-Geschäft und die Software-Strategie mit der Tochter Cariad als Herzstück sind nach Ansicht der Fachleute die größten Baustellen. Alles zusammen wäre zuviel auf Blumes Schreibtisch. "Spätestens nach dem IPO wird Blume zu hundert Prozent bei VW sein", lautet Dudenhöffers Prognose. Eine Neuausrichtung werde es unter dem neuen VW-Chef bei Cariad geben. Der Plan von Diess, alles zentral zu machen, dürfte überdacht werden. "Die Fehlschläge bei der Einheits-Lösung, die Widerstände bei den einzelnen Marken werden nach meiner Einschätzung zu einem generellen Überdenken führen", ergänzt Dudenhöffer. Software sei Blumes größte und wichtigste Aufgabe, um den Kampf mit den Tech-Giganten aus den USA um digitale Dienste, den Gewinnbringer der Zukunft, zu gewinnen.