Nach den Konflikten der vergangenen Monate soll Oliver Blume Volkswagen wieder in ruhigeres Fahrwasser navigieren und im Management des Konzerns für neuen Teamgeist sorgen. Seine Aufgaben sind vielfältig - und die Erwartungen an Blume groß. Neben dem geplanten Börsengang von Porsche im vierten Quartal müssen Prozesse in der Produktion und auf den wichtigsten Auslandsmärkten geordnet werden. Insbesondere das schwache China-Geschäft macht Volkswagen zu schaffen. Auch die von Diess geführten Alleingänge im Management gilt es zu beenden. Ob Blume den aus aktuell elf Personen bestehenden und damit zu unbeweglichen Vorstand reduzieren wird, ist aktuell noch nicht absehbar. Intern heißt es, er werde sich damit noch Zeit lassen.
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Die wohl größte Baustelle für Oliver Blume wird die VW-eigene Softwareschmiede Cariad bleiben: Missmanagement und "wirres Durcheinander mit schwerwiegenden Folgen" sollen nach Angaben des Handelsblattes herrschen. Aktuell existieren bei Volkswagen zwei parallele Hardware-Software-Schienen, die jeweils weiterentwickelt und gepflegt werden müssen: eine für Volkswagen und eine für die beiden Konzern-Töchter Audi und Porsche. Die Entwicklung und Pflege der beiden Software-Architekturen - intern E1.2 und E2.0 - binden zu viele personelle Ressourcen und sind damit zu teuer. Alleine die gleichzeitige Entwicklung der Fahrerassistenzfunktionen für Volkswagen und die beiden Tochter-Marken kostet den Konzern rund eine halbe Milliarde Euro. Mehrkosten, die Volkswagen gerne einsparen würde. Blume gilt indes als klarer Befürworter von Cariad und Diess Idee, die Software der Fahrzeuge zentral zu einer Marke zusammenzufassen.
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Viel Arbeit erwartet Oliver Blume zudem beim schwächelnden Absatz von Elektromodellen in China. Die ID-Softwarefunktionen reichen den technikbegeisterten Chinesen nicht aus. Diese weichen entsprechend auf chinesische Marken - Nio oder Xpeng - mit leistungsstärkeren Systemen aus. Volkswagen verkauft rund 40 Prozent seiner Fahrzeuge in China. Hier besteht für Volkswagen dringend Handlungsbedarf, möchte man den Anschluss in China nicht verlieren. Bisher war Herbert Diess höchstpersönlich für das China-Geschäft zuständig. "Die Probleme in China gehen auf sein Konto", hört man aus dem Konzern.
Auch in Europa ist die Software der neuen ID-Modelle nicht sonderlich gut bei den Kunden angekommen.