Automotive : Porsche geht an die Börse!

Schafft es Porsche heuer noch an die Börse? Bei Porsche ist man zuversichtlich.

Schafft es Porsche heuer noch an die Börse? Bei Porsche ist man zuversichtlich.

- © Porsche

Volkswagen bereitet den Startschuss für den Börsengang der Konzern-Tochter Porsche vor: lange wurde über einen Börsengang spekuliert, nun steht Volkswagen vor der unmittelbaren Entscheidung: „Am Montag wird es ernst“, hieß es am Wochenende aus dem Unternehmen. Gestern befassten sich Vorstand und Aufsichtsrat des Konzerns mit der Frage, ob sie das Tochterunternehmen Porsche Ende September beziehungsweise Anfang Oktober an die Börse bringen. Mit dem Erlös könnte Porsche unter anderem seine Elektroauto-Strategie finanzieren.

PowerCo: Wie VW auf eigene Batterien und eigene Rohstoffe setzt.

Bereits im Februar hatte Volkswagen erklärt, die Sportwagen-Tochter noch 2022 an die Börse führen zu wollen - exakt am gleichen Tag als Russland in die Ukraine einmarschierte. Volatile Finanzmärkte haben seither Ungewissheit an den Börsenplänen hervorgerufen: Kann VW den Börsengang unter diesen Voraussetzungen realisieren? Porsche gilt als wertvoll. Frühestens Ende September könnte der Gang ans Börsenparkett dann vollzogen werden.

Wert wird noch ermittelt

Porsche-Chef Oliver Blume hat den angekündigten Börsengang des Sportwagenbauers als einen "historischen Moment für Porsche" bezeichnet. Der geplante Börsengang wäre ein wichtiger Meilenstein für eine höhere Eigenständigkeit von Porsche, sagte Blume am Dienstag in der Früh. Der Börsengang sei darauf ausgelegt, das volle Potenzial von Porsche freizusetzen.

Blume, der seit September auch Chef des Wolfsburger Volkswagen-Konzerns ist, zu dem auch Porsche zählt, wolle in dieser Rolle daran arbeiten und sicherstellen, dass Synergien in beide Richtungen bestehen bleiben. Sollten dennoch Interessenskonflikte entstehen, werde man eine strikte Trennung vornehmen und der Porsche-Vorstand immer in der Lage sein, unabhängige Entscheidungen zu treffen.

Hinsichtlich der Bewertung der Vorzugsaktien zum geplanten Handelsstart und des Unternehmens sagte Blume, man befinde sich derzeit auf der Zielgeraden und könne nicht weiter ins Detail gehen, da noch viele Gespräche mit Investoren anstünden. In den nächsten Wochen werde man einen klaren Wert für das Unternehmen definieren.

Auch der Porsche-Betriebsrat begrüßt das Vorhaben. Weil die erwarteten Einnahmen nicht zuletzt in den weiteren Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung fließen sollen, trage der Schritt zur Zukunftsfähigkeit der Standorte bei, hieß es am Dienstag seitens der Vertretung. "Somit wäre gewährleistet, dass ein Porsche-Börsengang auch auf unser Ziel einer nachhaltigen Beschäftigungssicherung einzahlt."

Wie geht der Börsengang von Porsche über die Bühne?

Gestern kamen Volkswagens Vorstand und Aufsichtsrat zusammen, um über den möglichen Börsengang von Porsche zu entscheiden. Dem Aufsichtsrat kommt dabei eine entschiedene Rolle zu, befinden sich doch darin die Eigentümerfamilien des VW-Konzerns. Aufsichtsrat und Vorstand berieten bei diesem Zusammentreffen über den Verkauf von 25 Prozent plus einer Aktie der Stammaktien der Porsche AG an den Großaktionär des Wolfsburger Autokonzerns, die Porsche Automobil Holding SE (PSE). Damit wird der Eigentümerfamilie Porsche-Piëch Einfluss im Unternehmen abgesichert. Zuletzt hörte man aus dem Unternehmen, dass die Eigentümerfamilie seit dem Abgang von Herbert Diess wieder stärker ins Unternehmen drängt.

Die Vorbereitungen für den Börsengang sind so weit fortgeschritten, dass die VW-Spitze dem IPO voraussichtlich die Freigabe erteilen wird.

Bereits in den nächsten Tagen könnte Porsche die „Intention to float“ verkünden - der Startschuss für den Börsengang. Ab diesem Zeitpunkt hat das Unternehmen ungefähr zwei Wochen Zeit, um Investoren zu finden. Daran schließt sich die sogenannte „Book-Building-Phase“, die ebenfalls zwei Wochen dauert. In dieser Zeit wird ein Börsenprospekt mit Preisspannen veröffentlicht, zu denen Porsche-Aktien gezeichnet werden können. Die Aktionäre geben dann eine Rückmeldung, wie viele Aktien sie zu welchem Preis kaufen würden. Nach einigen Wochen setzt das Unternehmen dann gemeinsam mit Banken einen Emissionspreis fest, zu dem die Aktien verkauft werden. Im Regelfall beginnt am darauffolgenden Tag der Handel an den Börsen.

Warum VW den Vorstand verkleinern will und welche Posten wackeln.

In Finanzkreisen geht man für die Porsche AG von einer Bewertung zwischen 60 und 80 Milliarden Euro aus. Aus dem Unternehmen hört man, dass VW die untere Schmerzgrenze mit 60 Milliarden Euro beziffert. Sollte die Bewertung niedriger liegen, wird wohl kein Börsengang realisiert.

Warum geht Porsche überhaupt an die Börse?

Ein erfolgreicher Börsengang der VW-Tochter Porsche ist für das Unternehmen wichtig. Einerseits werden damit an die Finanzmärkte Signale gesendet: Der Porsche-Börsengang wäre der größte Börsengang seit vielen Jahren in Europa und ein Zeichen dafür, dass trotz schlechter Stimmung in der Branche und Ängsten vor einer Rezession infolge des Krieges in der Ukraine an den Finanzmärkten durchaus Hoffnung besteht.

Andererseits ist der Börsengang für die Familien Porsche und Piëch entscheidend: Mit dem IPO gewinnen die Familien intern an Macht, die sie vor über zehn Jahren einbüßen mussten. Damals wollte Porsche Volkswagen zu übernehmen, wurde nach verlorenem Machtkampf aber selbst in den VW-Konzern eingegliedert.

Der Betriebsrat von Volkswagen befürwortet den konkretisierten Fahrplan für einen Börsengang der Konzerntochter Porsche. Weil die erwarteten Einnahmen nicht zuletzt in den weiteren Umbau in Richtung E-Mobilität und Digitalisierung fließen sollen, trage der Schritt zur Zukunftsfähigkeit der Standorte bei, hieß es am Dienstag seitens der Vertretung. "Somit wäre gewährleistet, dass ein Porsche-Börsengang auch auf unser Ziel einer nachhaltigen Beschäftigungssicherung einzahlt."

Positiv bewertet der Betriebsrat, der mit Chefin Daniela Cavallo im VW-Aufsichtsrat vertreten ist, zudem die geplante Sonderdividende für die Aktionäre sowie den vereinbarten Bonus von 2.000 Euro für jeden Beschäftigten im Haustarif und bei der VW Sachsen GmbH. Damit würden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "auch ganz unmittelbar finanziell von einem Börsengang profitieren". Man nehme an, dass diese Zahlungen Anfang 2023 auf den Weg gebracht werden.