Neue Chefin : Patricia Neumann: Siemens als historische Mission
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Diese Frau bedeutet Kulturwandel. Manche sagen sogar: Kulturschock. Das mag allzu drastisch formuliert sein, doch klar ist: Wenn Patricia Neumann am 1. Mai den Job als Vorstandsvorsitzende der Siemens Österreich AG antritt, wird das Unternehmen in eine neue Ära treten.
Das ergebe sich, finden jedenfalls jene, die Neumann näher kennen, allein schon aus ihrer Persönlichkeit, ihren beruflichen Fähigkeiten, dem Umfeld, in dem sie als Managerin sozialisiert wurde und den vielen Stationen, die sie im Laufe ihrer Karriere rein geographisch zurückgelegt hat.
Patricia Neumann: "Treffe heute viel schneller Entscheidungen"
Mit der 51-jährigen folgt auf den bisherigen Österreich-Chef Wolfgang Hesoun, den vielleicht letzten klassischen Manager alter, von Sozialpartnerschaft und Staatsnähe geprägten Schule, eine Frau, die den Großteil ihres Berufslebens beim Weltkonzern IBM zugebracht hat: in Österreich, wo sie unter anderem Geschäftsführerin war, in London, in Mailand, in Stuttgart und auch weltweit unterwegs als Vice President Data, AI & Automation Sales Leader IBM Europe, Middle East and Africa. „Ich habe bei IBM ein Portfolio an faszinierenden Projekten im Spannungsfeld aus Wirtschaft, Innovation und internationaler Ausrichtung gefunden“, fasst sie ihre bisherige Tätigkeit für den Tech-Riesen mit US-Wurzeln zusammen.
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Vieles, was IBM ausmacht, ist dabei zu ihrer zweiten Natur geworden. Zum Beispiel ein Compliance-Verständnis, das selbst in dem engen Korsett, das börsennotierten Unternehmen aufgezwungen ist, immer die strengere von zwei möglichen Lesarten wählt.
Compliance und Kontakte
Ein paar öffentlichkeitswirksame Gläser Rotwein mit einflussreichen Politikern? In jener Welt, aus der die bisherigen österreichischen Siemens-Chefs kamen, war das einer der wichtigen Hebel, die dafür sorgten, dass das Unternehmen gute Geschäfte machte. Für Patricia Neumann hingegen dürfte ein solcher Umtrunk zwar kein No-Go, aber eine gute Gelegenheit sein, darauf hinzuweisen, dass alle Teilnehmer ihre Konsumation natürlich selbst bezahlt haben.
Freilich, von Neumann wird erwartet, dass sie einen guten Teil ihrer Arbeitszeit damit verbringt, Kontakte zu pflegen, mit Politik und potentiellen Kunden Geschäftsmöglichkeiten auszuloten. Schließlich ist das traditionell die Tätigkeit, die von Siemens-Länderchefs (wie auch von IBM-Länderchefs) erwartet wird. Doch die Optik wird eine andere sein als unter ihrem Vorgänger: mehr Distanz, weniger Jovialität, mehr Businessstyle, weniger Männerseilschaft.
Wolfgang Hesoun hat sich jedenfalls stets als ein Mann der guten Beziehungen gesehen, auch wenn er einschränkt: „Politische Kontakte standen nicht im Vordergrund, sondern der Umstand, Teil der österreichischen Wirtschaftscommunity zu sein. Das ragt da und dort in die politische Sphäre hinein, vor allem bei öffentlichen Kunden, von denen Siemens viele hat. Es ist wünschenswert, wenn der Chef von Siemens sich in diesem Umfeld bewegen kann.“
Ob Patricia Neumann das kann, wird sich zeigen. Ihr ureigenstes Feld ist es aber nicht. Zugleich, und das ist die ebenso paradoxe wie doch sehr naheliegende Erkenntnis: Gerade weil sie aus der vordergründig fernen und fremden IBM-Welt kommt, ist Patricia Neumann eine gute Wahl für den Job als Chefin der Siemens AG Österreich.
Wenig feinfühlige Zentrale
Denn was beide Konzerne bei all ihren Unterschieden verbindet, ist die Tatsache, dass in beiden die Länderorganisationen einer sehr strengen Aufsicht von oben unterliegen. Bisweilen agiert die Zentrale dabei auch ohne übertriebene Rücksichtnahme auf die lokalen Begebenheiten. Als IBM zum Beispiel das CEE-Headquarter verlegte, haben die Bosse in den USA das sehr selbständig entschieden – nach einem mehr als flüchtigen Blick auf die Landkarte. Seitdem wird Zentral- und Osteuropa zur Hälfte von Prag aus gemanagt, zur anderen Hälfte aber aus Dubai.
Auch Siemens ist ein Konzern mit einer mächtigen Zentrale und eher untergeordneten Länderorganisationen. Hinzu kommt die spezifische Herausforderung, dass mit den vier Sparten Industrie, Mobilität, Gesundheit und Energie, von denen zwei, nämlich Gesundheit und Energie, inzwischen aus dem Mutterkonzern herausgelöst wurden, weitere unternehmensinterne Machtzentren bestehen. Ihre Interessen stehen traditionell weit über jenen der einzelnen Länder, mögen diese auf dem Papier noch so mächtig sein wie zum Beispiel Österreich, von wo aus 25 Staaten betreut werden: von Albanien bis Usbekistan.
Patricia Neumann dürfte mit dieser Struktur gut zurechtkommen, weil sie von IBM Ähnliches kennt. Zugleich könnte sie aber auch jemand sein, dem es im Rahmen der gegebenen Umstände durchaus gelingen könnte, Österreich aufzuwerten. „Wolfgang Hesoun hat zwar formell auch den CEE-Bereich verantwortet, im Endeffekt hat er sich aber ganz klar als österreichscher Industriekapitän positioniert“, sagt ein Insider.
Das mag auch daran liegen, dass ihm ein gepflegtes Frühstück im Wiener Cafe Imperial stets angenehmer war als ein deftiges Abendessen in Tirana, Belgrad oder gar Duschanbe. Hesoun war Deutsch als Verkehrssprache auch immer lieber als das in Osteuropa in unterschiedlichsten Qualitätsstufen gepflegte Englisch. Außer nach Aserbaidschan, wo er auch wegen persönlicher Freundschaften hinkam, sei Hesoun nicht übermäßig gern gereist, sagt jemand, der ihm während seiner Siemens-Zeit nahe war.
Kommunikativ, sprachaffin, reisefreudig
Neumann ist indessen bekannt sprachaffin und reisefreudig. Was ihr in ihrem neuen Job ebenso zugutekommen dürfte wie ihre moderierende, nach außen stets freundliche Art, die sie auch in unangenehmen Situationen zu bewahren weiß.
Auf rund vierzig Personen konzernintern plus noch einmal so viele in den von Österreich aus betreuten Ländern schätzen Insider jene Gruppe an Menschen, die Neumann nach ihrem Amtsantritt kennenlernen wird müssen, um in den verzweigten Siemens-Netzwerken erfolgreich agieren zu können. Denn, so erzählt ein Länderchef mit langjähriger Siemens-Erfahrung, um ein Geschäft an Land zu ziehen, müsse ein Länderverantwortlicher nicht nur Interessenten davon überzeugen, dass sie mit Siemens kooperieren sollen, sondern er muss auch die Entscheider in der Konzernzentrale dazu bringen, eine Lieferzusage zu unterzeichnen. Es sei ihm mehr als einmal passiert, sagt der Mann, dass für die Konzernleitung die Prioritäten gerade anderswo lagen und er einen deshalb lokal bereits vereinbarten Deal absagen musste.
Siemens selbst kommuniziert allerdings seit einiger Zeit ziemlich aktiv, dass man die Zeiten der Zentralisierung und der Übermacht der einzelnen Fachbereiche längst hinter sich gelassen hätte und die Länderorganisationen heute große Selbständigkeit genießen. „Siemens hat vor einigen Jahren die Entscheidung getroffen, den einzelnen Geschäften deutlich mehr unternehmerische Freiheit unter der starken Marke Siemens zu geben und damit den Fokus auf die jeweiligen Märkte zu schärfen“, sagt Siemens Österreich Sprecherin Johanna Bürger auf eine entsprechende Anfrage des INDUSTRIENMAGAZINS.
Kann die neue Chefin Österreich stärken?
Dem steht allerdings der kolportierte Plan entgegen, nach dem Weggang von Wolfgang Hesoun die Siemens Österreich AG zu einer GmbH umzufirmieren. Das würde eher für eine konzerninterne Schwächung als Stärkung sprechen. „Eine solche Änderung hätte vor allem intern eine Signalwirkung und wäre für die neue Chefin nicht unbedingt eine Hilfe. Aus Kunden- bzw. Geschäftssicht ist es aber völlig egal, ob der Österreich-Zweig nun eine GmbH oder eine AG ist“, sagt ein Insider. Siemens-Sprecherin Johanna Bürger geht nicht von einer Umwandlung aus: „Derzeit gibt es keine Anzeichen für eine Änderung“, erklärt sie. Das Gleiche gelte für eine etwaige Schwächung Österreichs innerhalb des Gesamtkonzerns.
Wie immer die formelle Struktur in Zukunft auch aussehen wird: Zu den vielen Aufgaben, die auf die neue Chefin zukommen, wird auch eine intensive Abstimmung mit der deutschen Konzernzentrale darüber gehören, welche der mehr als zwanzig von Österreich aus betreuten Länder in Zukunft besondere Beachtung verdienen sollen. Einiges spricht dafür, dass darunter auch die Ukraine sein wird.
Für den Unternehmensberater Cornelius Granig, der wie Neumann von IBM kommt und früher das Ukraine-Geschäft der Raiffeisen Bank und auch von Siemens managte, stellt dieses Land jedenfalls ein wichtiges Schwerpunktgebiet dar: „Es geht in der Ukraine nicht nur um den Wiederaufbau nach dem Krieg, sondern generell um die Modernisierung der uralten Infrastruktur. Beispielsweise gibt es 25 Städte, die eine neue Straßenbahn benötigen, die Lokomotiven der Eisenbahn sind durchschnittlich 65 Jahre alt und die Modernisierung der gesamten Eisenbahntechnik ist interessant für die Siemens-Verkehrssparte.“.
Und, so ergänzt er, die Möglichkeiten wären noch viel größer: „Die ukrainische Industrie benötigt eine realistische, europäische Perspektive. Dazu brauchen die meisten Fabriken ein Technologie-Upgrade, um europäischen Normen gerecht zu werden, und um ganz neue Ansätze der Automatisierung und Digitalisierung in der Produktion zu erschließen. Gerade für den Siemens-Konzern eröffnen sich damit riesige, zukünftige Geschäftschancen in seinem Kernsegment.“
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Reale mit digitaler Welt verknüpfen
In Österreich selbst wird Neumann hingegen eine Entwicklung vorantreiben, die bereits seit einiger Zeit im Laufen ist: die Umwandlung des Konzerns von einem klassischen Hardware-Hersteller zu einem Anbieter, der die reale mit der digitalen Welt verknüpft. Software-Lösungen, IoT-Services, dezentrales Energiemanagement oder der Ausbau der industriellen Digitalisierung sind Schwerpunkte, die im Gesamtkonzern schon heute stark mit Österreich verbunden sind, ebenso wie Forschung und Entwicklung.
In der Forschung gilt Österreich als einer der konzerninternen Vorreiter. Viele der Themen, die das Unternehmen derzeit umtreiben, sind in Österreich mit entwickelt worden, so etwa der Siemens Xcelerator, eine offene digitale Business-Plattform für Kunden aus den Bereichen Industrie, Gebäude, Netze und Mobilität. Im Bereich digitale Energiemanagementlösungen ist Österreich ein weltweites konzerninternes Kompetenzzentrum. Auch andere in Österreich entwickelte Projekte genießen in der Siemens-Welt hohes Ansehen wie etwa die Forschungsgemeinschaft ASCR in der Seestadt Aspern, in der es darum geht, Stadtteile thermisch autark zu gestalten.
Wie viel Spielraum bleibt?
Diesen Wandel kann Neumann als Chefin gewiss sehr gut verkörpern: Sie kommt selbst aus dem Tech-Bereich, sie hat bei IBM das Thema intensiv bearbeitet. Dennoch bleibt die Frage offen, wie eigenständig sie in dem ihr so vertrauten Bereich agieren kann. Schließlich hat Siemens-Chef Roland Busch den Umbau des Unternehmens zu einem Digitalkonzern zur absoluten Chefsache erklärt. Da werden Länderverantwortliche vermutlich nicht bei jeder Entscheidung um ihre Meinung gefragt werden. Und wenn, wie Busch fordert, jeder im Unternehmen ein Digitalexperte sein soll, dann ist die Gefahr groß, dass gerade die tatsächlichen Digitalexperten an Einfluss verlieren.
Hinzu kommt: Der Umbau zum Digitalkonzern kommt zwar bei den Shareholdern gut an, hat aber auch eine Dynamik nach sich gezogen, deren Ausgang mehr als ungewiss ist. Denn so begeistert die Investoren von Akquisitionen und Neuerungen im Digitalbereich sind, so sehr drängen sie auch darauf, alles, was nicht unter diesem Überthema subsumiert werden kann, abzustoßen. Und die Definition dessen, was nicht dazu gehört, fällt derzeit eher streng aus.
So urteilen viele Analysten, dass die Abtrennung von Siemens Energy und Siemens Healthineers, also der Energie- und der Gesundheitssparte, nur ein erster Schritt war, dem schon mittelfristig ein Verkauf folgen könnte. Das Endziel wäre ein reiner Technologiekonzern, dem jeglicher Beigeschmack eines Konglomerats alter Schule fehlen würde, findet zum Beispiel die Analystin Vera Diehl von Union Investment.
Für Österreich ist das eine zwiespältige Botschaft: Denn einerseits ist die Siemens Österreich AG in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt, die neue Chefin ist auch als ein Signal zu verstehen, dass diese Orientierung verstärkt werden soll. Andererseits: Wird Siemens tatsächlich von einem Riesen mit vier Megasparten zu einem reinen Tech-Konzern, wird das naturgemäß auch auf die weit verzweigten, oft schwer zu überblickenden Länderstrukturen des Konzerns rückwirken. Österreich kann dabei durchaus an Einfluss gewinnen. Verlieren aber auch. Patricia Neumann wird möglicherweise die Chefin sein, unter deren Ägide sich das entscheiden wird. Eine fast schon historische Mission.
Patricia Neumann: Die Neue
Patricia Neumann hat ihr Studium an der Wirtschaftsuniversität Wien mit einem Master in Business Administration abgeschlossen. 1995 dockte sie in bei IBM an, wo sie in verschiedensten Positionen mehr als zwanzig Jahre tätig war, zuletzt auch als Aufsichtsratsvorsitzende von IBM Österreich, eine Funktion, die an ihren Job als Vice President Data, AI & Automation Sales Leader IBM Europe, Middle East and Africa geknüpft ist. Als Präsidentin der Internetoffensive Österreich engagiert sie sich auch in der Interessensvertretung der heimischen IT-Wirtschaft. Die 51-jährige ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.
Siemens Österreich zählt im Siemens-Konzern zum viertstärksten Länderbündel der Welt. Neben dem heimischen Markt verantwortet Wien das Geschäft in 25 weiteren Ländern: Armenien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Georgien, Israel, Kasachstan, Kirgisistan, Kosovo, Kroatien, Moldawien, Montenegro, Nordmazedonien, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tadschikistan, Tschechische Republik, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn und Usbekistan. In diesem Länderbündel verfügt der Konzern über vierzehn Produktionsstandorte und 32.000 Mitarbeiter. Der Umsatz beläuft sich 6,4 Milliarden Euro ohne Siemens Energy.
Unter der Marke Siemens firmieren heute drei Unternehmen, die Siemens AG, inklusive der Sparte Siemens Mobility, sowie die inzwischen als eigene Unternehmen agierende Siemens Healthineers, die früherer Gesundheitssparte, und Siemens Energy, die frühere Energiesparte. Diese Struktur existiert in allen Ländern der Welt ab, in denen der Konzern tätig ist. Besonders stark investiert wird derzeit in IoT-Services, dezentrales Energiemanagement sowie den Ausbau der industriellen Digitalisierung.
Wie viel Spielraum bleibt?
Diesen Wandel kann Neumann als Chefin gewiss sehr gut verkörpern: Sie kommt selbst aus dem Tech-Bereich, sie hat bei IBM das Thema intensiv bearbeitet. Dennoch bleibt die Frage offen, wie eigenständig sie in dem ihr so vertrauten Bereich agieren kann. Schließlich hat Siemens-Chef Roland Busch den Umbau des Unternehmens zu einem Digitalkonzern zur absoluten Chefsache erklärt. Da werden Länderverantwortliche vermutlich nicht bei jeder Entscheidung um ihre Meinung gefragt werden. Und wenn, wie Busch fordert, jeder im Unternehmen ein Digitalexperte sein soll, dann ist die Gefahr groß, dass gerade die tatsächlichen Digitalexperten an Einfluss verlieren.
Hinzu kommt: Der Umbau zum Digitalkonzern kommt zwar bei den Shareholdern gut an, hat aber auch eine Dynamik nach sich gezogen, deren Ausgang mehr als ungewiss ist. Denn so begeistert die Investoren von Akquisitionen und Neuerungen im Digitalbereich sind, so sehr drängen sie auch darauf, alles, was nicht unter diesem Überthema subsumiert werden kann, abzustoßen. Und die Definition dessen, was nicht dazu gehört, fällt derzeit eher streng aus.
So urteilen viele Analysten, dass die Abtrennung von Siemens Energy und Siemens Healthineers, also der Energie- und der Gesundheitssparte, nur ein erster Schritt war, dem schon mittelfristig ein Verkauf folgen könnte. Das Endziel wäre ein reiner Technologiekonzern, dem jeglicher Beigeschmack eines Konglomerats alter Schule fehlen würde, findet zum Beispiel die Analystin Vera Diehl von Union Investment.
Für Österreich ist das eine zwiespältige Botschaft: Denn einerseits ist die Siemens Österreich AG in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt, die neue Chefin ist auch als ein Signal zu verstehen, dass diese Orientierung verstärkt werden soll. Andererseits: Wird Siemens tatsächlich von einem Riesen mit vier Megasparten zu einem reinen Tech-Konzern, wird das naturgemäß auch auf die weit verzweigten, oft schwer zu überblickenden Länderstrukturen des Konzerns rückwirken. Österreich kann dabei durchaus an Einfluss gewinnen. Verlieren aber auch. Patricia Neumann wird möglicherweise die Chefin sein, unter deren Ägide sich das entscheiden wird. Eine fast schon historische Mission.