Kunststoffhersteller : Greiner-Chef Axel Kühner: "Das Geschäft ist in allen Bereichen anspruchsvoller geworden"
Der oberösterreichische Kunststoff- und Schaumstoffhersteller Greiner konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 ein Plus von 2,5 Prozent und damit einen Umsatz von rund 2,3 Milliarden Euro erwirtschaften. Allerdings sei das Wachstum in allen drei Sparten geringer ausgefallen als ursprünglich erwartet, erklärte Hannes Moser, Finanzvorstand der Greiner AG. "Unter den gegebenen Umständen" sei man jedoch zufrieden, wie Vorstandsvorsitzender Axel Kühner in einer Pressekonferenz mit Finanzvorstand Hannes Moser und dem operativen Vorstand Manfred Stanek am Montag in Linz mitteilte.
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Die Gründe dafür lägen vor allem in externen Faktoren, die das Unternehmen weltweit treffen. Dazu zählen vor allem die hohe Inflation, steigende Energiepreise sowie hohe Transport- und Personalkosten, aber auch geopolitische Unsicherheiten. Die Weitergabe der Preise an die Kunden sei nur begrenzt möglich gewesen.
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"Das Geschäft ist anspruchsvoller geworden"
"Das Geschäft ist in allen Bereichen anspruchsvoller geworden", so Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner AG. Gleichzeitig sei die "Bereitschaft, Kostensteigerungen umzusetzen" bei den Kunden zurückgegangen bei 19,4 Prozent höheren Erzeugerpreisen in den erstern drei Quartalen des letzten Jahres. Dabei wird auf die Wachstumstreiber Nachhaltigkeit, Innovation und Digitalisierung gesetzt.
Stärkste Division im Konzern war Greiner Packaging mit einem Umsatz von 909 Mio. Euro und einem Plus von 17,7 %. Gründe dafür waren unter anderem Mengensteigerungen, aber auch das gestiegene Bewusstsein für hygienische Lebensmittelverpackungen während der Pandemie.
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Neveon, in der zuletzt die ehemals 6 Bereiche des Schaumstoffgeschäfts unter einem Dach zusammengefasst wurden, verzeichnete ein Minus von 0,3% und erwirtschaftete einen Umsatz von 732 Millionen Euro. Die Schaumstoffsparte konnte ihr Niveau dennoch halten, da der Mengenrückgang von 10 bis 15 Prozent durch Preiserhöhungen aufgefangen werden konnte. Auch hier waren die Auswirkungen der Pandemie spürbar: Während der Sperrzeit wurde verstärkt in die eigenen vier Wände investiert und beispielsweise Sofas oder Matratzen gekauft. Dieser Boom ist inzwischen wieder vorbei.
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Der Umsatz der Medizintechniksparte Bio-One blieb mit - 0,4% ebenfalls stabil. Während die erhöhte Nachfrage nach VACUETTE Virus-Stabilisierungsröhrchen - etwa für Gurgeltests - stark zurückging, konnte das Standardgeschäft deutlich zulegen und so einen Gesamtumsatz von 695 Mio. Euro erzielen. Ohne die Röhrchen hätte das Umsatzplus 14 Prozent ausgemacht, so Moser.
Greiners neue Töchter
Zuletzt hat Greiner das Start-up Zeroplast übernommen und verspricht sich davon langfristig neue Chancen im Bereich biobasierter Kunststoffe. Zeroplast mit Sitz im niederösterreichischen Spillern wurde vor acht Jahren gegründet. Das ehemalige Start-up entwickelt Alternativen zu herkömmlichem Kunststoff für den Alltagsgebrauch - etwa für Verpackungen.
Das spritzgussfähige Material ist zu 100 Prozent nachhaltig und kann wiederverwertet werden. Die Serienreife ist nun als nächster Schritt geplant. „Wir sehen uns als Innovator und denken Kunststoff neu, indem wir einzigartige biobasierte Werkstoffe für die industrielle Spritzgussfertigung entwickeln“, sagt Erik I. Lippert, Geschäftsführer der Greiner Zeroplast.
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Eine innovative und nachhaltige Transformation des Unternehmens strebt Greiner nach eigenen Angaben an. So hat sich Greiner zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu werden und hat eigene Klimaziele bei der Science Based Target-Initiative eingereicht. Damit bekennt sich Greiner zu den von der Wissenschaft definierten Zielen, die notwendig sind, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. In Österreich haben 34 Unternehmen ihre Science Based Targets eingereicht. Weltweit sind es 4.016 Unternehmen.
„Unsere Emissionen können wir vor allem dann reduzieren, wenn wir offen für neue Lösungen und Wege sind, um die Produktion effizient und emissionsarm zu gestalten und gleichermaßen die Messung der Emissionen sicherstellen. Zusätzlich ist der Austausch mit Expertinnen und Experten essentiell und wertvoll, um zu dieser Emissionsreduktion zu gelangen“, so Axel Kühner, Vorstandsvorsitzender der Greiner AG.
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Mit der neuen Tochtergesellschaft soll in diesem Zusammenhang ein weiterer Schritt in die richtige Richtung gesetzt werden. Aus diesem Grund wurde der Kauf auch über die zum Unternehmen gehörende Innovationsschmiede Greiner Innoventures abgewickelt.
„Greiner Innoventures beobachtet nicht nur Trends, sondern sucht und identifiziert zukunftsweisende, innovationsträchtige Technologien. Durch die neue Tochtergesellschaft Greiner Zeroplast erhoffen wir uns neue Chancen im Bereich der alternativen Kunststoffe“, so Hannes Möseneder, Managing Director von Greiner Innoventures.
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Weitere Beispiele für jüngste Beteiligungen der hauseigenen Innovationsschmiede Greiner Innoventures sind etwa das Start-up MATR, das Recyclinglösungen für Matratzen in der Hotellerie anbietet, oder das Start-up Hempstatic, das Schallschutzpaneele aus Hanf produziert.
Wachstumsmarkt Nordamerika
2022 gab es mit 169 Mio. Euro, davon 100 Mio. in Österreich, "das größte Investitionsprogramm in der 155-jährigen Geschichte von Greiner". Das Geld dafür kam unter anderem aus einem nachhaltigen Schuldscheindarlehen über 172 Mio. Euro, verbunden unter anderem mit 100 Prozent erneuerbarem Strom bis 2030 und 40 Prozent Frauen in Führungspositionen.
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Heuer sollen rund 130 Millionen Euro investiert werden, kündigte Moser an. Der Ausbau des Standortes Rainbach im Mühlkreis und ein weiteres Sterilisationswerk in Kremsmünster sollen noch heuer starten, wobei in Kremsmünster alle Produkte für den europäischen Markt sterilisiert werden. Rund drei Viertel des Umsatzes erwirtschaftet Greiner in Europa, "dieser Anteil geht peu a peu zurück". Wachstumsmärkte sieht Moser vor allem in Nordamerika. Greiner beschäftigt 11.626 (2021: 11.015) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 2.150 in Österreich.
Neue COO bei Greiner
COO Manfred Stanek präsentierte seine Nachfolgerin Beatrix Praeceptor, die seit 1. Mai die Geschicke bei Greiner Packaging leitet. "Das Kostenthema war in den letzten 12 bis 24 Monaten dominierend", so Stanek, die Nachfrage sinke, auch bei sehr preisgünstigen Produkten. "Wir fokussieren stark auf Innovation und Nachhaltigkeit", so Stanek. Er präsentierte kompostierbare Kapseln, die im heimischen Kompost verwertet werden können, einen Joghurtbecher, der im Müllwagen in Papier und Kunststoff getrennt wird, und die Produktion von "air-up"-Trinkflaschen.
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Im Schaumstoffbereich erwartet er in einem derzeit schwierigen Marktumfeld eine Verbesserung der Nachfragesituation im vierten Quartal. Man schaue sich die Produktivität der Mitarbeiter, das Material, die Logistik und die Instandhaltung an, um die Situation zu verbessern. Der Nachfragerückgang liege - je nach Segment - bei gut 10 Prozent. "Wir nehmen uns einiges vor, um das zu kompensieren", sagte Stanek. Eine schwierige Nachfragesituation herrsche auch bei Bio-One, wo die "lange Wertschöpfungskette durcheinandergebeutelt" worden sei.