Geschäftszahlen : Volkswagen spürt Risiko, Preise und Mängel durch Krieg

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© APA/dpa/Peter Steffen

Der Automobilkonzern Volkswagen hat trotz des Ukraine-Kriegs und stockender Produktion wegen der Corona-Bekämpfung in China zu Jahresbeginn einen Milliardengewinn eingefahren. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sowie vor Sondereinflüssen aus der Dieselaffäre lag im ersten Quartal bei 8,5 Mrd. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag anhand vorläufiger Zahlen in Wolfsburg mitteilte. Vor einem Jahr hatte VW rund 4,8 Mrd. Euro operatives Ergebnis erzielt.

Vor allem profitierte VW neben einer robusten operativen Entwicklung von einem positiven Effekt aus der Neubewertung von Instrumenten, mit denen sich der Konzern gegen Rohstoffpreisschwankungen absichert. Diesen Effekt bezifferte VW auf 3,5 Mrd. Euro.

Der andauernde Krieg in der Ukraine habe erhebliche Auswirkungen auf Wechselkurse und die Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten, so VW. Außerdem seien erste Auswirkungen auf die Lieferketten zu erkennen. Weitere Auswirkungen seien dabei nach wie vor nicht mit hinreichender Sicherheit vorherzusagen. Es bestehe deswegen unverändert das Risiko, dass sich die weitere Entwicklung im Ukraine-Krieg negativ auf die Geschäfte auswirke, etwa wegen Versorgungsengpässen. Auch die weitere Entwicklung der Rohstoffmärkte bleibt VW zufolge nicht vorhersagbar, was wiederum deutliche Effekte auf die Bewertung der Sicherungsgeschäfte haben kann.

Der VW-Konzern bleibt bei seinen Verkäufen wegen fehlender Elektronikchips unter Druck. Auch im März lieferte der Autobauer knapp ein Drittel weniger Fahrzeuge an die Kundschaft aus und knüpfte damit an die schwachen Auftaktmonate an, wie aus den von VW veröffentlichten Zahlen hervorging. Mit 655.800 Pkw und Nutzfahrzeugen kamen die Wolfsburger im ersten Quartal auf fast 1,9 Mio. ausgelieferte Fahrzeuge - das waren 21,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Doch der Chipmangel hat auch eine andere Seite: Volkswagen, doch auch Toyota und andere internationale Autohersteller, haben ungeachtet der Chipkrise im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient. Der operative Gewinn der weltweit 16 größten Autokonzerne kletterte im Jahresvergleich um 168 Prozent auf insgesamt rund 134 Milliarden Euro, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ermittelte.

"Die Top-Autokonzerne haben die Halbleiterkrise im vergangenen Jahr insgesamt bemerkenswert gut gemanagt - der Absatz war zwar bei vielen Unternehmen rückläufig, die Gewinnsituation hat sich hingegen teils hervorragend entwickelt", so Constantin Gall, EY-Experte für den Mobilitätsbereich in Westeuropa.

Der Grund: Die Autobauer haben auf eine bestimmte Taktik gesetzt: die knappen Chips vor allem in vergleichsweise teure Autos einzubauen und gleichzeitig Rabatte einzuschränken.

"Die Margen lagen 2021 auf Rekordniveau", sagte Gall mit Blick auf das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz. Bei der Gewinnmarge schneidet laut EY der US-Elektroautobauer Tesla im Vergleich der Branchenriesen am besten ab. Er erzielte demnach einen Wert von 12,1 Prozent und lag damit knapp vor BMW und Mercedes-Benz, die jeweils 12 Prozent erreichten. (apa/red)