Automotive : VW: Ende der Absatzkrise?

The high-power-charging park with new automotive powerbank in the background is open (from left): Florian Köhler, Project Manager AW Automotive, Ingolf Keller, Energy Officer, Karen Kutzner, Managing Director Finance and Controlling VW Saxony, Lars Thielemann, Head of Planning and Jörg Engelmann, Head of Innovation.

Trotz Absatzkrise: VWs Elektro-Modelle verkaufen sich gut.

- © Volkswagen AG

Der deutsche Volkswagen-Konzern scheint langsam aus der Absatzkrise zu kommen: fehlende Microchips und die harte Corona-Politik in China hatten VW zuletzt starke Absatzeinbußen eingebracht. Europas größte Autogruppe meldete für den Juni - im Vergleich zum Vorjahr - nur mehr ein Minus von 6,3 Prozent bei den weltweiten Absätzen. Ingesamt verkaufte der Autobauer 802.000 Fahrzeuge. Noch im Mai meldete der Konzern ein Minus von 23,5 Prozent - 150.000 Fahrzeuge weniger als im Jahr davor.

Am stärksten war der Absatzrückgang in Osteuropa, wo die Auslieferungen im Mai um 48 Prozent fielen. In Westeuropa setzte Volkswagen um 23 Prozent weniger Fahrzeuge ab als vor einem Jahr. In Nordamerika war das Minus mit 24 Prozent ähnlich hoch. Mit Ausnahme der Luxusautobauer Lamborghini und Bentley verbuchten alle Marken Verkaufsrückgänge. Seit Jahresanfang fielen die Auslieferungen des weltweit zweitgrößten Autokonzerns um gut ein Viertel auf rund 3,1 Millionen Fahrzeuge.

In China, dem für den weltweiten Absatz wichtigsten Einzelmarkt des Unternehmens laufen die Verkäufe nach den harten Lockdowns langsam wieder hoch. Probleme - insbesondere in Europa - hat VW aber noch immer bei der Beschaffung von Halbleitern. Volkswagen rechnet damit, dass sich die Situation im Laufe der zweiten Jahreshälfte stabilisieren dürfte.

Noch Anfang Mai gab Volkswagen bekannt, insbesondere den Chipmangel in der Autoindustrie ohne größere Probleme wegstecken zu können. Der Autobauer verdiente im ersten Quartal trotz hoher Verkaufsrückgänge fast doppelt so viel wie Anfang 2021.

Eigene Batteriefertigung ab 2024 geplant

Volkswagen konnte in der ersten Jahreshälfte vor allem mit seinen E-Fahrzeugen punkten: die Auslieferungen seien um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert auf 217.100 gestiegen, so das Unternehmen. Die Stromer machten einen Verkaufsanteil von 5,6 Prozent aus.

Für den Aufbau einer eigenen Zellfertigung, die in der neuen Konzerntochter PowerCo zusammengefasst werden soll, sucht Volkswagen aktuell nach Finanzinvestoren. "Vom nächsten Jahr an könnten Finanzinvestoren dazukommen", sagt Volkswagen-Finanzvorstand Arno Antlitz dem Handelsblatt. Erste Anfragen potenzieller Investoren gebe es bereits.

Tesla als Vorbild?

Volkswagen-CEO Herbert Diess bezeichnete erst kürzlich den US-Elektroautobauer Tesla als Taktgeber für die Automobilindustrie. In vielen Prozessen sei Tesla deutlich schneller als der Rest der Industrie, so Diess bei einem Automobil-Symposium im deutschen Bochum. "Da kann man sich das eine oder andere abschauen, manches nicht." Tesla habe bisher aufgrund seiner überschaubaren Modellpalette von Skaleneffekten profitiert.

Lesen Sie hier: Wie VW Tesla als Weltmarktführer für E-Fahrzeuge ablösen will.

Mit dem gleichzeitigen Hochlauf der neuen Fabriken in Austin im US-Bundesstaat Texas und in Grünheide bei Berlin stehe der Rivale nun vor einer Bewährungsprobe. Die Abläufe würden dadurch komplexer.

Dennoch: Volkswagen nehme ebenfalls Tempo auf. Nach zwei Werken in China solle im August auch in den USA die Produktion von E-Autos beginnen. "Wir bringen da schon auch Momentum hin", sagte Diess. Das Rennen mit Tesla werde in den nächsten Jahren sicherlich eng, aber der US-Konzern müsse es auch erst einmal schaffen, die beiden komplexen Werke hochzufahren. Er zeigte sich zuversichtlich, dass Volkswagen den Wandel zu einem Mobilitätskonzern schaffen werde.

Gemessen an seiner Größe sei der Konzern ausreichend schnell unterwegs. "Wir müssen natürlich diesem Wettbewerb standhalten, sonst sind die Arbeitsplätze weg - in Wolfsburg und gehen nach Grünheide, wenn Sie so wollen." Deshalb habe Volkswagen beschlossen, mit der Trinity-Fabrik vor den Werkstoren in Wolfsburg ein neues Werk zu bauen.

Volkswagen-CEO Herbert Diess
Volkswagen-CEO Herbert Diess - © Volkswagen AG