CO2-Reduktion in der chemischen Industrie : Wie Henkel in Wien auf Nachhaltigkeit setzt

Henkel-Standort in Wien

Henkel-Werk im dritten Gemeindebezirk der Stadt Wien

- © Henkel

Seit über 135 Jahren gibt es Henkel-Produkte in Österreich. Am Standort Wien ist die Produktion seit 1927 in Betrieb - Mitten in der Stadt, im dicht bebauten dritten Gemeindebezirk. Eine Besonderheit für den deutschen Konzern Henkel mit Sitz in Düsseldorf, die im Laufe der Wiener Produktionsgeschichte zu einigen Besonderheiten geführt hat.

>>> Das sind die größten Industrieunternehmen Österreichs

Im vergangenen Jahr stellte Henkel in Wien rund 200.000 Tonnen Wasch- und Reinigungsmittel her, davon rund 85 Prozent für den Export in 20 Länder, vor allem nach Osteuropa. Weichspüler (Fewa/Silan), Universalwaschmittel (Persil) und Handgeschirrspülmittel (Pril/Pur) machen den Löwenanteil der Markenprodukte aus. Das Zentrallager in Wien-Meidling bietet Platz für 53.000 Paletten. Täglich werden rund 70 LKWs beladen und zu über 500 Kundenstandorten in sechs Ländern verschickt.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

EMAS-Zertifizierung für Henkel in Wien

Der Henkel-Standort in Wien hat heute die Revalidierung der 2018 erstmals erlangten EMAS-Zertifizierung, die für vorbildliches Umweltmanagement steht, erneut bestanden. Bereits im Frühjahr 2023 erhielt Henkel die Auszeichnung „OekoBusiness Wien“ als Unternehmen für seinen Beitrag zum umweltfreundlichen Wirtschaften in Wien.

>>> Lenzing-CEO Sielaff: "Steigern Recycling auf bis zu 50 Prozent"

„EMAS steht für zeitgemäßen Umweltschutz, für Glaubwürdigkeit und Transparenz. Das Henkel-Werk in Wien-Erdberg erfüllt die strengen europäischen Umweltnormen, wie uns das ein unabhängiges Gutachten seitens der Quality Austria Trainings-, Zertifizierungs- und Begutachtungs GmbH wieder bestätigt“, so Christian Weiser, SHE-Manager bei Henkel in Wien.

>>> Das sind Österreichs 10 grünste Fabriken

Die Maßnahmen zur Verbesserung des Umweltmanagementsystems nach ISO 14001, die im Berichtsjahr 2022 am Henkel-Standort gesetzt wurden, konzentrierten sich auf den Bereich Energie. So wurden unter anderem die Produktionsprozesse im Hinblick auf einen effizienteren Energieeinsatz optimiert. Dadurch konnte der Energiebedarf um bis zu drei Prozent gesenkt werden.

Im Rahmen der Weichspüler-Produktion wurde heuer der Warmwasseranteil reduziert

- © Henkel

Nachhaltigkeit bei Henkel

Auch in den Bereichen Abfall und Wasser wurden Einsparungen erzielt. Zu den Maßnahmen, die zur Auszeichnung geführt haben, zählt unter anderem die Umstellung der zentralen Kühlung von der Nutzung von Brunnenwasser auf einen geschlossenen Kreislauf. Dadurch konnte der Wasserverbrauch um rund 39% (gegenüber dem Basisjahr 2010) reduziert werden.

Im Bereich der Abfallwirtschaft konnte der Abfall um 52 Prozent gegenüber dem Wert von 2010 gesenkt werden, indem verstärkt auf Mülltrennung, fachgerechte Entsorgung und die Förderung einer Kreislaufwirtschaft geachtet wurde.

>>> Site Zero: Das ist die weltweit größte Kunststoffsortieranlage

Bereits im März wurde eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes in Betrieb genommen, mit der in Zukunft bis zu fünf Prozent der am Standort benötigten elektrischen Energie erzeugt werden soll. Die Anlage erzeugt rund 60.000 kWh pro Jahr Energie. „Als zweite Maßnahme haben wir den Warmwasseranteil im Rahmen der Weichspüler-Produktion reduziert. Daher sinkt der Energieverbrauch, der für die Produktherstellung aufgewendet werden muss, um rund fünf Prozent,“ erklärt Christian Weiser. Insgesamt konnten der Energiebedarf damit um rund 21 Prozent gegenüber dem Wert von 2010 reduziert werden.

>>> Chemisches Recycling für Kreislaufwirtschaft: es besteht Handlungsbedarf

Auch auf dem Dach des Henkel-Zentrallagers in Wien-Meidling ging Mitte Januar 2023 eine Photovoltaikanlage in Betrieb. Die insgesamt 92 Module erzeugen bis zu 480.000 kWh Strom pro Jahr, was rund einem Drittel des Gesamtbedarfs und einer Einsparung von 250.000 Kilogramm CO2 entspricht.

Jede unserer Neueinführungen muss in puncto Nachhaltigkeit besser sein als das vergleichbare Vorgängerprodukt.
Birgit Rechberger-Krammer, Präsidentin Henkel Österreich

Henkel profitiert von Preiserhöhungen

Der Konsumgüterkonzern hat seinen organischen Umsatz im dritten Quartal gesteigert und hebt deshalb seine Prognose erneut an. Wie der Hersteller von Pritt und Persil mitteilte, rechnet er für das Gesamtjahr nun mit einem organischen Umsatzplus von 3,5 bis 4,5 (bisher: 2,5 bis 4,5) Prozent. Auch beim Ergebnis will Henkel profitabler werden als bisher in Aussicht gestellt: Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie soll nun im Gesamtjahr um 15 bis 25 Prozent steigen.

>>> Preiserhöhungen bei Henkel: "Das hat unsere Gewinnmarge deutlich belastet."

Dabei profitierte Henkel im ersten Quartal erneut von Preiserhöhungen. Zudem kommt der Konzernumbau schneller voran als geplant. Der Umsatz stieg im dritten Quartal organisch um 2,8 Prozent auf rund 5,4 Mrd. Euro. Einschließlich der Effekte aus der Trennung vom Russlandgeschäft ging der Umsatz nominal jedoch um neun Prozent zurück. Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine hatte Henkel den Verkauf der Aktivitäten angekündigt. Organisch legte Henkel vor allem bei Waschmitteln und Haarpflege zu.

"Wir haben auch im dritten Quartal trotz eines weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds unseren Wachstumskurs erfolgreich fortgesetzt", bilanzierte Konzernchef Carsten Knobel. Knobel hatte das kriselnde Kosmetikgeschäft von Henkel mit der Waschmittelsparte zusammengelegt. Mit der neuen Sparte will er den Konzern schlagkräftiger machen - aber auch die Kosten drücken. Von den zunächst bis Ende 2024 angepeilten Nettoeinsparungen von rund 250 Millionen Euro sollen nun bis Ende 2023 bereits mehr als 80 Prozent erreicht werden, erklärte Henkel.

>>> Henkel verkauft Russland-Geschäft an Investoren

Preiserhöhungen sind in der gesamten Konsumgüterbranche ein Treiber für den Umsatz. Auch der Henkel-Rivale Beiersdorf blickt dank eines florierenden Geschäfts mit der Kernmarke Nivea optimistischer auf das Jahr und rechnet mit einem organischen Umsatzplus im niedrigen zweistelligen Prozentbereich.

Henkel-Chef Carsten Knobel: Es besteht großes Interesse an den Geschäftsbereichen in Russland.
Konzernchef Carsten Knobel: "Wir haben auch im dritten Quartal trotz eines weiterhin herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds unseren Wachstumskurs erfolgreich fortgesetzt." - © Henkel

Chemische Industrie in Wien

Die chemische Industrie ist eine Schlüsselindustrie in Österreich und Europa: 96 Prozent der Produktion in der Europäischen Union hängen von ihren Vorprodukten ab. Nahezu alle Wertschöpfungsketten benötigen Stoffe aus der chemischen Industrie. Das gilt vor allem für Green-Deal-Lösungen wie Sonnenkollektoren, Batterien für E-Mobilität, Windräder und Wasserstoff bis hin zur Gebäudedämmung. Kurz: Ohne Chemie kein Green Deal.

>>> PFAS im Trinkwasser? Perfekt gefiltert!

Gleiches gilt für EU-Pharmazeutika und Hochleistungselektronik.In Zeiten großer globaler Herausforderungen sind starke Produktionsstandorte wichtig für den Wohlstand unserer Gesellschaft. Sei es für die Versorgung mit Arznei- und Desinfektionsmitteln, mit chemischen Grundstoffen, mit Wasch- und Reinigungsmitteln oder mit anderen wichtigen Gütern wie Baukunststoffen, Farben, Lacken oder Verpackungen. Das sichert nicht nur die Versorgung Österreichs. Es sichert auch 50.000 hochwertige Arbeitsplätze und Wertschöpfung in Milliardenhöhe.

>>> Boehringer Ingelheim investiert 1,2 Milliarden Euro nicht in Niederösterreich

In knapp 30 Chemieunternehmen arbeiten derzeit mehr als 8.000 Beschäftigte in Wien. 2022 wurde ein Umsatz von rund 2,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Ein wesentlicher Faktor ist die Innovationskraft der chemischen Industrie. 700 Millionen Euro investiert die Branche jährlich in Forschung und Entwicklung. Damit werden bestehende Produkte verbessert, nachhaltige Technologien erforscht und der Produktionsstandort Österreich gesichert.

Andreas Besenböck, Fachverband der chemischen Industrie (FCIO)
Andreas Besenböck, Fachverband der chemischen Industrie (FCIO) - © LinkedIn