Umfrage : Klimawandel und Cyber-Attacken: Davor fürchten sich Österreichs Unternehmen

Sind die österreichischen Klimaziele noch erreichbar?

Hacker-Angriffe, Inflation, Klimawandel: Davor fürchten sich Österreichs Unternehmen

- © maykal - stock.adobe.com

Der Klimawandel wird von jedem zehnten österreichischen Klein- und Mittelbetrieb (KMU) als derzeit größte Bedrohung für das eigene Unternehmen gesehen. Nur eine allgemeine Wirtschaftskrise wird von deutlich mehr Unternehmensvertretern als größte Bedrohung wahrgenommen.

Etwa gleich viele Entscheider in heimischen KMUs sehen Krieg als größtes Problem. Das geht aus einer Umfrage von YouGov hervor, die im Auftrag des Plattformbetreibers Visable unter 217 Unternehmensvertretern durchgeführt wurde.

>>> Konjunktur: EU senkt Wachstumsprognose für Österreich.

Damit rangiert der Klimawandel bei den Unternehmensvertretern als Bedrohung für das Geschäft noch vor Angriffen aus dem Internet. Knapp 70 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die verschiedenen abgefragten Krisenszenarien wie politische Instabilität, Pandemien oder Naturkatastrophen in den nächsten drei Jahren häufiger auftreten als bisher.

Lediglich 10 Prozent der Befragten sehen sich von keiner dieser Entwicklungen bedroht bzw. haben zu dieser Frage keine Angabe gemacht.

Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

70 Prozent der Befragten erwarten, dass die unterschiedlichen abgefragten Krisenszenarien wie politische Instabilität, Pandemien oder Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels in den nächsten Jahren häufiger auftreten werden als bisher.

- © APA/dpa/Christian Charisius

Cyber-Angriffe nehmen zu

Um ganze 201 Prozent sind die Cyber-Angriffe im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Cybersecurity in Österreich 2023“. Sie wurde von KPMG in Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsforum Digitale Wirtschaft des Kompetenzzentrums Sicheres Österreich (KSÖ) durchgeführt.

>>> Cyber Security in der Autoindustrie: warum in der Branche die Gefahr besonders groß ist.

Jedes der 903 im Rahmen der Studie befragten Unternehmen wurde zumindest Opfer einer Phishing-Attacke. Auf den weiteren Plätzen folgen Business E-Mail Compromise und CEO Fraud (88 Prozent), Social Engineering (57 Prozent) und Supply Chain Attacks (39 Prozent).

Dies zeigt vor allem, wie ernst die Lage ist: Jeder zehnte dieser Cyberangriffe (12 Prozent) war von Erfolg gekrönt.„Die damit verbundenen Schäden können enorm sein", sagt Andreas Tomek von KPMG. Denn fast jedes siebte Unternehmen (14 Prozent) musste aufgrund eines Ransomware-Angriffs eine Betriebsunterbrechung von mehr als vier Wochen in Kauf nehmen, bei einem Drittel der Unternehmen waren es immerhin rund eine Woche.

>>> Wie geht es Rosenbauer drei Monate nach dem Cyber-Angriff?

Immer zielgerichteter und komplexer werden auch die Angriffe auf kritische Infrastrukturen. Betroffen von Ransomware-Attacken sind zunehmend Krankenhäuser, Windparks zur Stromerzeugung, Supermärkte und Handelsketten, aber auch IT-Dienstleister.

Um 201 Prozent sind die Cyber-Angriffe im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

- © ttonaorh - stock.adobe.com

Energiekrise, Fachkräftemangel und Co.

Die aktuellen Krisen haben bei der Hälfte der Unternehmen die Bedeutung der Nachhaltigkeit im Unternehmen erhöht. Bei einem Drittel ist sie gleich geblieben, bei elf Prozent gesunken (Rest: keine Angabe). Nur ein Fünftel der Unternehmen hat in den letzten 12 Monaten keine Initiativen im Bereich Umwelt oder Klima auf den Weg gebracht.

>>> Nachhaltigkeit in der Industrie: Wem die Sonne lacht.

Knapp die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass die verschiedenen Krisen seit Jahresbeginn zu Umsatzrückgängen beigetragen haben. Auf der anderen Seite haben aber auch rund 40 Prozent keine Kriseneffekte gespürt oder sogar steigende Umsätze verzeichnet.

Die drei wichtigsten konkreten Probleme, die das Geschäft der Mittelständler belasten, sind die Energiekosten, gefolgt von der Inflation und dem Fachkräftemangel. Von der Politik wünschen sich die Unternehmer vor allem Steuersenkungen (41 Prozent) und eine sicherere Energieversorgung (37 Prozent). Bürokratieabbau und Investitionen in Umweltschutz und Klimaschutz (26 Prozent) folgen auf dem geteilten dritten Platz. "Für viele KMUs stellen die aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen eine enorme Belastungsprobe dar", folgert Peter F. Schmid, CEO von Visable, aus den Daten.

>>> Wie Lenzing seine Klimaziele erreichen will.

Inwieweit die staatlichen Hilfen geholfen haben, die Inflation zu dämpfen, wird sehr unterschiedlich beurteilt. Am häufigsten wurden die Maßnahmen als nicht zielgerichtet und zu kompliziert kritisiert.

Ähnliche Sorgen auch in den Staaten der EU

Auch eine Studie des Beratungsunternehmen PwC unter 1.254 europäischen CEOs in 20 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union - darunter auch Österreich - kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Die Klimakrise ist eine der am schnellsten wachsenden Bedrohungen für die Unternehmen in der Europäischen Union.

>>> So viel kostet der Industrie die Klimaneutralität bis 2050.

Der Klimawandel bereitet 24 Prozent der europäischen CEOs Kopfzerbrechen und rangiert damit auf Platz fünf der größten Sorgen mit Blick auf die kommenden fünf Jahre. Davor rangieren hohe Inflation (30 Prozent), geopolitische Konflikte (30 Prozent), makroökonomische Volatilität (29 Prozent) und Cyberrisiken (28 Prozent).

In Österreich erwartet mehr als ein Viertel (28 Prozent) der befragten CEOs, dass ihr Unternehmen in den nächsten fünf Jahren stark oder sehr stark unter der Klimakrise leiden wird. Sie gehen davon aus, dass die Krise zu erheblichen finanziellen Einbußen führt. Lediglich 9 Prozent sehen sich in den nächsten fünf Jahren kaum von Klimaveränderungen bedroht.

>>> Martin Wagner, Verbund: "Die Energiewende ist schaffbar, wenn wir gemeinsam unterwegs sind."

„Unternehmen erkennen zunehmend, dass Net-Zero-Initiativen auf lange Sicht im Fokus der Unternehmensstrategien stehen müssen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu minimieren und den eigenen wirtschaftlichen Erfolg langfristig zu sichern", sagt Rudolf Krickl, CEO von PwC Österreich.

Neun von zehn österreichischen Unternehmen haben bereits Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes umgesetzt oder arbeiten daran, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Im Vergleich zum Vorjahr (79 Prozent) ist das ein deutlicher Anstieg.

Damit liegt Österreich aktuell sowohl über dem europäischen Durchschnitt (75 Prozent) als auch über dem Durchschnitt des asiatisch-pazifischen Raums (APAC, 70 Prozent) und den USA (59 Prozent).

Innovation schafft Resilienz

Eine neue Studie des AIT Austrian Institute of Technology in Zusammenarbeit mit dem ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung zeigt, dass innovative Unternehmen widerstandsfähiger sind und deutlich weniger von den Folgen einer Wirtschaftskrise betroffen sind als Unternehmen ohne neue Produkte.

Der Grund ist einfach: Mit Hilfe von Innovationen können Unternehmen Umsatzrückgänge bei bestehenden Produkten kompensieren. Diese Möglichkeit haben nicht-innovative Unternehmen nicht. Die Studie untersucht, wie Produktinnovationen Beschäftigung schaffen, und zwar anhand von Unternehmen aus 26 europäischen Ländern im Zeitraum von 1998 bis 2014.

>>> Greiner-Chef Kühner: "Muss die Innoventures vor mir selbst schützen."

Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl Innovatoren als auch Nicht-Innovatoren in allen Phasen des Konjunkturzyklus, ausgenommen der Rezession, Beschäftigung schaffen. In der Rezession zeigen sich die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen: Während die Beschäftigung bei den Nicht-Innovatoren einbricht, ist bei den Innovatoren nur ein geringer Rückgang der Beschäftigung zu verzeichnen. Prof. Bettina Peters: „Der Unterschied zwischen innovativen und nicht-innovativen Unternehmen zeigt sich also vor allem, wenn die Zeiten schlecht werden.“

Studienautorin des ZEW, Prof. Dr. Bettina Peters

- © ZEW