Treibhausgase : So viel kostet der Industrie die Klimaneutralität bis 2050

Industrielandschaft vor Sonnenuntergang

Insbesondere die Stahl-, Papier- und Chemieindustrie brauchen hohe Investitionen

- © mmuenzl - stock.adobe.com

Um ihre CO2-Emissionen bis 2050 auf nahezu Null zu senken, müsste die heimische Industrie bis dahin 10,2 Milliarden Euro investieren, so eine Studie des Kreditversicherers Acredia und der Allianz Trade. In der EU wären dafür rund 210 Milliarden Euro nötig, weltweit sogar 2,7 Billionen Euro.

>>> Energie: Windenergie überholt in Österreich Gaskraftwerke.

"Durch die Investitionen würden die industriellen CO2-Emissionen in der EU um 265 Mega-Tonnen gesenkt, das entspricht 92 Prozent der aktuellen Emissionen", sagte Acredia-Vorstand Michael Kolb. "Um jährlich eine Tonne CO2 zu vermeiden sind Investitionen von rund 790 Euro notwendig."

Nie mehr eine wichtige News aus der Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!
Michael Kolb, Vorstand von Acredia.
Michael Kolb, Vorstand von Acredia - © Martina Draper

Industrie für 1/4 der CO2-Emissionen verantwortlich

Weltweit ist der Industriesektor für etwa ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich, wovon etwa drei Viertel von der Eisen- und Stahlindustrie, der chemischen Industrie und der Produktion von Zement und anderen nichtmetallischen Mineralien verursacht werden.

>>> Donausäge Rumplmayr eröffnete neues Pelletierwerk in Enns.

Eine derart drastische Reduktion der Emissionen bis 2050 wäre vor allem durch verbesserte Prozesse, den Einsatz nachhaltiger Brennstoffe und die Elektrifizierung möglich. "Statt Kohle, Öl und Gas müssen Wasserstoff und Biomasse als Brennstoffe eingesetzt werden und die Wärmeerzeugung muss elektrisch erfolgen, zum Beispiel über industrielle Wärmepumpen", so Kolb. Allein die Hälfte der in der EU benötigten 210 Milliarden Euro entfalle auf die Elektrifizierung. Der Rest verteilt sich zu etwa gleichen Teilen auf die Nutzung von Wasserstoff, innovative Produktionsprozesse und neue Technologien.

>>> Chemisches Recycling für Kreislaufwirtschaft: es besteht Handlungsbedarf.

Von den 10,2 Milliarden Euro Investitionsbedarf in Österreich entfallen laut Acredia 4,5 Milliarden Euro auf die Papier- und Zellstoffindustrie, 3,7 Milliarden Euro auf die Eisen- und Stahlindustrie und eine Milliarde Euro auf die Zementindustrie.

Das Wasserkraftwerk Danzermühl des Papierherstellers Heinzel an der Traun in Laakirchen.

- © YouTube/Heinzel Holding GmbH

Bündel an Maßnahmen auch für die deutsche Industrie

Die deutsche Industrie kann einer Studie zufolge bis 2050 fast klimaneutral arbeiten. Dazu müssten rund 52 Milliarden Euro investiert werden, geht aus einer Studie des Kreditversicherers Allianz Trade hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag vorlag. Den Löwenanteil müssten die Eisen- und Stahlindustrie (16,7 Milliarden Euro), die Zellstoff- und Papierindustrie (16,3 Milliarden Euro) sowie die Chemiebranche (9,51 Milliarden Euro) schultern.

>>> Papier-Industrie: Gefährdet die Bahnpflicht das Recycling?

"Das verarbeitende Gewerbe ist in Deutschland eine wichtige Stellschraube für eine letztlich erfolgreiche Energiewende und die Einhaltung der Klimaziele", sagte Allianz-Trade-Volkswirt Markus Zimmer. "Die Dekarbonisierung hat zwar ihren Preis, könnte der hiesigen Industrie aber zu einer deutlich verbesserten Planungssicherheit verhelfen und zeitgleich den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ebnen."

>>> Erneuerbare Ressourcen in Österreich für dieses Jahr aufgebraucht.

Weltweit ist das verarbeitende Gewerbe den Angaben zufolge derzeit für rund ein Viertel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Fast drei Viertel davon entfallen auf die Eisen- und Stahlindustrie, die chemische Industrie sowie die Herstellung von Zement und anderen nichtmetallischen Mineralien. Mit weltweiten Investitionen von 2,7 Billionen Euro könnte die verarbeitende Industrie bis 2050 deutlich mehr als 90 Prozent der Emissionen vermeiden. Um die verbleibenden CO2-Emissionen abzutrennen und zu speichern, seien weitere Investitionen in Höhe von rund 2,8 Billionen Euro erforderlich, heißt es in der Studie.

>>> Kontinentale-Chef Krenn: "Einstieg in Photovoltaik war goldrichtig."

Nötig sei ein ganzes Bündel von Maßnahmen: Die Energieeffizienz müsse gesteigert werden, statt Kohle, Öl und Gas müssten Wasserstoff und Biomasse als Brennstoffe eingesetzt werden und die Wärmeerzeugung müsse elektrisch erfolgen, etwa durch industrielle Wärmepumpen. Da sich manche Emissionen auch dann nicht vermeiden ließen, müssten zusätzlich Technologien zur Kohlendioxid-Abscheidung und dauerhaften Speicherung eingeführt werden. "Wenn Industrie und Politik die aktuelle Energiekrise als Chance begreifen und jetzt entsprechende Maßnahmen einleiten, stehen die Chancen für eine grüne Industrierevolution sehr gut", so Ökonom Zimmer.

Insbesondere in die Eisen- und Stahlindustrie muss viel Geld investiert werden

- © APA/dpa-Zentralbild/Martin Schutt