Elektromobilität : Baut Samsung ein Batteriewerk für BMW?

Lithium-Batterie in Elektromobilität

Der südkoreanische Batteriehersteller Samsung SDI erwägt den Bau eines Batteriewerks für Elektroautos von BMW

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Der südkoreanische Bildschirm- und Batteriehersteller Samsung SDI will einem Pressebericht zufolge in Ungarn ein Batteriewerk für Elektroautos von BMW errichten. Samsung-Chef Jay Lee habe Überlegungen über einen Ausbau der bestehenden Kooperation im Dezember mit BMW-Chef Oliver Zipse in Südkorea besprochen, berichtete die Zeitung "Chosun Ilbo" am Mittwoch unter Berufung auf ungenannte Quellen.

Zipse habe die Pläne für das Werk wiederum mit Samsung-SDI-Chef Choi Yoon-ho kürzlich in Las Vegas diskutiert. Ein BMW-Sprecher sagte zu den Informationen, man könne Spekulationen nicht kommentieren.

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Die Samsung-SDI-Fabrik könnte dem Bericht zufolge in der Nähe der bestehenden Werke des Unternehmens in dem Land entstehen. Die Investitionen werden demnach auf etwa eine Billion koreanische Won (rund 750 Mio. Euro) geschätzt. Einem Sprecher von Samsung SDI zufolge prüft die Gesellschaft unterschiedliche Wege der Zusammenarbeit mit vielen Autoherstellern.

BMW errichtet derzeit in Debrecen in Ungarn ein neues Produktionswerk für die neue vollelektrische Modellreihe unter dem Namen "Neue Klasse", die ab der Mitte des Jahrzehnts an den Start gehen soll. BMW investiert 2 Mrd. Euro in den Standort, darunter auch rund 500 Mio. Euro für die Montage von Hochvoltbatterien. Batteriezellen selbst stellt BMW nicht her, diese bezieht das Unternehmen vorwiegend vom chinesischen Batteriekonzern CATL.

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Ungarn will wichtiges Zentrum für Elektromobilität werden

Deutsche Autokonzerne und fernöstliche Batteriehersteller bauen Ungarn zu einer Hochburg für Elektromobilität aus - mit satter Hilfe des Staates. Die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban lockt die Firmen mit Staatsgeld an und schickt sich damit an, Ungarn zu einem der weltweit wichtigsten Zentren für die Branche zu machen.

"Kathoden, Anoden, Separatoren, Fertigungsstraßen, die gesamte Wertschöpfungskette der Batterieindustrie ist da", sagt Dirk Wölfer von der deutsch-ungarischen Handelskammer in Budapest. "Das ist ein Fuß in die Tür zu Europa."

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Reuters hat die Daten von 32 Investitionsprojekten untersucht, die in den vergangenen zehn Jahren Geld vom ungarischen Staat erhalten hatten. In 30 Fällen stammten die Unternehmen aus nur drei Ländern - Deuschland, China und Südkorea. Im Schnitt erhielten die Firmen rund 15 Prozent ihrer Investitionen als Zuschuss; davon profitierten unter anderem der Münchner Autobauer BMW oder Mercedes.

Die Subventionspolitik der Regierung in Budapest zusammen mit der Aussicht, Autowerke in der Nachbarschaft von Batteriefabriken anzusiedeln, machen nach Einschätzung einer Vielzahl von Experten Ungarn als Standort attraktiv. Insgesamt flossen allein in den vergangenen sechs Jahren Direktinvestitionen im Gesamtvolumen von mehr als 14 Mrd. Euro nach Ungarn mit seinen knapp zehn Millionen Einwohnern.

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Ein Netzwerk entsteht weit im Osten Ungarns: In Debrecen baut BMW sein Werk für die Elektroautos der "Neuen Klasse", in der unmittelbaren Nachbarschaft entsteht eine Gigafabrik von CATL, dazu Zulieferer von Bremsenherstellern über Kathodenproduzenten bis hin zu Maschinenbauern. Mercedes-Benz rüstet seine Anlage in Kecskemet für den Bau von Elektroautos, die Volkswagen-Tochter Audi betreibt ein Werk in Györ im Westen des Landes. Für Orban kommen die Investitionen gelegen - er steht derzeit mit einer Inflation von mehr als 20 Prozent erheblich unter Druck, Experten sagen zudem zunehmende wirtschaftliche Schwierigkeiten im kommenden Jahr voraus. Dazu kommt der anhaltende Streit mit der EU-Kommission, die wegen mangelnder Fortschritte im Kampf gegen Korruption die Auszahlung von Mitteln in Milliardenhöhe zurückhält.

Ungarns Energiemix als Problem

Und doch birgt die Elektroauto-Offensive auch Risiken für Ungarn. Zum einen ist da die Frage nach der Energie - all die neuen Werke benötigen große Mengen Strom. Weil die Autofirmen sich selbst CO2 Ziele gesetzt haben, muss nach Einschätzung der Experten die Energiewende beschleunigt werden, weg vom derzeit noch vorherrschenden fossilen Strom: 2021 wurde 80 Prozent des Stroms in Ungarn in konventionellen Kraftwerken erzeugt, dazu kamen 14,5 Prozent Atomstrom, wie aus dem statistischen Energie-Jahrbuch des Ölkonzerns BP hervorgeht. Solarenergie steuerte nur 3,6 Prozent zum Strommix bei. Ungarns Außenminister Peter Szijjarto traf sich im November mit Spitzenvertretern von BMW und dem Zulieferer Schaeffler in München, dabei ging es auch um die Frage, wie der Ökostrom-Anteil im Strommix erhöht werden könnte. CATL wiederum will Solarparks zusammen mit örtlichen Partnern bauen.

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Einige Experten verweisen zudem auf den Fachkräftemangel in Ungarn, was insbesondere bei den Batteriefabriken den Kapazitätsaufbau bremsen könnte. Die zuständigen ungarischen Behörden antworten nicht auf eine Reuters-Anfrage zur Autobranche.

Und dann bleibt die Offenheit Ungarns für Investitionen aus China - zu einem Zeitpunkt, zu dem eine zu große wirtschaftliche Abhängigkeit von der Volksrepublik in Brüssel und Berlin mit Sorge gesehen wird, insbesondere bei Zukunftstechnologien. Csaba Kilian vom ungarischen Auto-Branchenverband verweist darauf, dass die Branche derzeit kaum eine andere Wahl hat. "Ich stimme absolut zu, dass die europäischen Hersteller ihre eigenen Quellen haben sollten", sagte er, "aber es ist ein Wettbewerb, und China hat gute Schritte gemacht."

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Trotz der Risiken präsentiert Ungarn den Investoren ein rundes Paket, sagte Alexander Timmer, Partner bei der Beratungsfirma Berylls Strategy Advisors, der mehrere Projekte in Ungarn begleitet hat. "Die Kombination von Kostenvorteilen, staatlichen Subventionen und der Nähe zu den Werken der Autobauer lässt Ungarn zunehmend attraktiv für Batteriehersteller werden."

BMW investiert in ungarisches Werk

BMW stockt seine Investitionen in sein neues Werk im ostungarischen Debrecen deutlich auf. Bis 2025 werden gut 2 Mrd. Euro für die Anlage ausgegeben, teilte der deutsche Autobauer am Freitag mit. Bisher war von mehr als einer Milliarde Euro die Rede. Jährlich sollen rund 150.000 Fahrzeuge vom Band laufen. Das Werk ist damit kleiner als die deutschen Fabriken in Dingolfing, Regensburg, München und Leipzig.

Auf dem Werksgelände entstehe zusätzlich eine Hochvoltbatterie-Fertigung auf einer Fläche von mehr als 140.000 Quadratmetern. Dadurch würden weitere 500 Arbeitsplätze geschaffen. BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic sagte, in Debrecen entstehe das modernste Werk der Welt.

BMW setzt für die Fahrzeuge, die in Debrecen gebaut werden, auf runde Batteriezellen, die direkt in der Karosserie verbaut werden können. Für die Zellen wurden bereits Milliardenaufträge an die chinesischen Batterie-Hersteller CATL und Eve Energy vergeben. Der Autokonzern verspricht sich davon Einsparungen von 50 Prozent; zudem soll die Leistung deutlich höher ausfallen.

BMW Werk Ungarn
So soll das Werk im Ungarischen Debrecen aussehen - © BMW