Elektromobilität : VW: Energiepreise machen Batteriezellfabriken in Europa "praktisch nicht mehr darstellbar"

Mitarbeiter in Salzgitter bei der Begutachtung einer Batteriezelle.

VW-Mitarbeiter in Salzgitter beim Betrachten einer Batteriezelle: Gefährden die hohen Energiekosten weitere Investitionen?

- © Volkswagen

Die Investitionspipelines der Automobilhersteller im Bereich Batteriezellfabriken sind randvoll: Bis 2025 sollte sich die Fertigung von Batteriezellen in Europa auf mehr als 500 Gigwawattstunden vervierfachen - bis 2030 sogar auf 1,5 Terawattstunden (TWh) verzehnfachen, wie eine Studie des Batterieforschers Lukas Weimann, der die Investitionspläne von mehr als 40 Unternehmen weltweit unter die Lupe genommen hat, im Juli ergab. Getrieben wird der Ausbau maßgeblich durch europäische Akteure wie das schwedische Unternehmen Northvolt oder OEMs selbst, wie etwa Volkswagen, BMW oder Mercedes, die zuletzt angekündigt haben, in die Batterizellproduktion einzusteigen.

Doch die anhaltend hohen Energiepreise könnten diese Ausbaupläne konterkarieren. So sieht etwa Volkswagen-Vorstand Thomas Schäfer den Ausbau der Elektromobilität angesichts hoher Energiekosten und fehlender Investitionsanreize in Gefahr. "Wenn es uns nicht gelingt, die Energiepreise in Europa rasch und verlässlich zu senken, sind Investitionen in energieintensive Produktion oder in neue Batteriezellfabriken in der EU praktisch nicht mehr darstellbar", so Schäfer in einem Beitrag auf LinkedIn.

Ein schwerer Schlag vor allem für den Auto-Standort Deutschland. Ein Viertel der vorhergesagten europäischen Produktionskapazitäten von Batteriezellen könnte, so eine Datenanalyse des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe, bis zum Ende des Jahrzehnts von Deutschland abgedeckt werden.

Die Wertschöpfung in diesem Bereich werde anderswo stattfinden. Auch BMW-Chef Oliver Zipse warnte vor einer Abwanderung von Unternehmen. Es sei zu befürchten, dass die stark gestiegenen Energiepreise dazu führten, dass Firmen in Länder außerhalb Europas umzögen. Er bezog sich insbesondere auf die Chemieindustrie. Systemintegratoren wie BMW seien weniger stark gefährdet.

Schäfer, der im Konzernvorstand die Markengruppe Volumen mit VW, Seat und Skoda leitet, mahnte weiter, für die Transformation der Industrie sei die EU mit ihrem Regelwerk nicht gut aufgestellt. Während die USA mit ihrem "Inflation Reduction Act" hochattraktive Anreize für Investitionen in neue Anlagen und Produktion böten, halte die Europäische Union an veralteten und bürokratischen Beihilferegeln fest. Damit würden Regionen statt der Erhalt und die Umwandlung ganzer Industriestandorte gefördert. "Und neue Förderinstrumente wie IPCEI setzen eher auf die langfristige Entwicklung neuer Technologien statt auf den kurzfristigen Hochlauf, Skalierung und Industrialisierung einer Produktion", erklärte Schäfer.