Industrieholding : B&C Gruppe: Hinter den Kulissen des Palais Ephrussi
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Das Ringstraßenpalais Ephrussi ist eine überaus repräsentative Adresse. Dass hier Österreichs zweitgrößte Industriebeteiligungsgesellschaft ihren Sitz hat, erscheint in vielerlei Hinsicht folgerichtig. Unter anderem weil die B&C gern noble Zurückhaltung pflegt, wie sie für den Finanzadel des 19. Jahrhunderts so typisch war. Offensives Streben nach medialer Präsenz ist – abseits von bemerkenswerten Förderinitiativen wie Houska-Preis oder MEGA-Bildungsstiftung – die Sache der B&C nicht.
Was ist 2022 zwischen B&C und Schur Flexibles passiert? Hier ein Rückblick.
Im Hintergrund hat die Mehrheitseigentümerin von Amag, Lenzing und Semperit allerdings gerade in den letzten Jahren eine ganze Reihe von wichtigen strategischen Entscheidungen getroffen. Allein in den bestehenden Amag-Standort Ranshofen ist seit 2012 insgesamt rund eine Milliarde Euro geflossen: Die Investitionen in die Lenzing-Werke in Thailand und Brasilien belaufen sich auf rund zwei Milliarden US-Dollar. Die beiden Werke sind auch deshalb Meilensteine, weil sie den Faserhersteller auf dem Weg zu seinen ambitionierten Klimazielen unterstützen. Die Lenzing Gruppe will ihre Treibhausgasemissionen pro Tonne Produkt bis 2030 um 50 Prozent reduzieren. 2050 soll Klimaneutralität erreicht werden.
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Über die B&C Innovation Investments investiert die B&C außerdem laufend in Technologie-Scale-Ups, um auch auf diesem Weg den Standort Österreich zu stärken. Zehn Unternehmen umfasst das Technologie-Portfolio mittlerweile, 90 Millionen Euro beträgt die Investitionssumme. Auffallend an der B&C ist überdies eine für die österreichische Industrielandschaft ungewohnt hohe Quote an Frauen in den Führungsgremien.
Anfang des Jahres galt es einen weiteren diesbezüglichen Zugang zu vermelden. Die dreißigjährige Niederösterreicherin Julia Reilinger stieg in das Geschäftsleitungsteam der B&C Innovation Investments auf, in der sie ab März neben Thomas Zimpfer und Regina Sturm-Lenhart sie das dritte Mitglied sein wird.
Schur Flexibles: Der Deal ist noch nicht aufgearbeitet
Als sich im Vorjahr der Kauf des Verpackungsherstellers Schur Flexibles zu einem veritablen Flopp auswuchs, gerieten die positiven Beiträge, die B&C als Kernaktionär wichtiger österreichischer Unternehmen leistet, allerdings in der öffentlichen Wahrnehmung in den Hintergrund. Um rund 300 Millionen hat die B&C einen 80-Prozent-Anteil an Schur Flexibles erworben. Doch zum Zeitpunkt der Übernahme war das Unternehmen bestenfalls 25 Millionen wert.
Dass sich beim Schur-Flexibles-Kauf sowohl der Vorstand der B&C-Privatstiftung als auch der Vorstand der für das operative Geschäft zuständigen B&C-Holding täuschen ließen, war für das Renommee des Unternehmens nicht gerade optimal. Wobei fairerweise gesagt werden muss: Zu den Getäuschten zählten auch mehrere namhafte Wirtschaftsprüfer, die die Bilanzen von Schur Flexibles vor dem Kauf durchleuchteten.
Den Vorwurf, die B&C hätte beim Schur-Flexibles-Deal unvorsichtig gehandelt, weist der Vorstand der B&C-Holding Thomas Zimpfer jedenfalls dezidiert zurück: „Wir mussten damals erleben, dass es, aufgrund von mutmaßlichen Compliance-Verstößen des Schur-Flexibles-Managements und signifikanten Unregelmäßigkeiten im Zahlenwerk, eine Destabilisierung gab. Aus einem vermeintlich gesunden Unternehmen wurde plötzlich ein Unternehmen, das eine Rekapitalisierung bzw. eine Restrukturierung benötigte, um fortbestehen zu können.“
Zimpfer verneint auch Spekulationen darüber, dass der für viele unerwartete Rückzug des früheren Palfinger-Managers Herbert Ortner zuerst als Vorstand der B&C-Privatstiftung und dann gegen Ende des Vorjahres als Aufsichtsrat bei Semperit mit der Schur-Flexibles-Causa zu tun haben könnte: „Herbert Ortner hat, noch bevor er zur B&C gekommen ist, angekündigt, beruflich leiser treten zu wollen. Es war daher vereinbart, dass er nur für eine bestimmte Zeit Funktionen übernimmt.“
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Thomas Zimpfer: „Eine wirklich gute Bilanz“
Thomas Zimpfer, Vorstand der B&C-Holding, erklärt, warum 2022 für die Beteiligungsgesellschaft ein gutes Jahr war, kommentiert den Schur-Flexibels-Deal und erklärt, weshalb Österreichs Industrie die B&C braucht.
INDUSTRIEMAGAZIN Das vergangene Jahr war für die B&C nicht gerade einfach: Der missglückte Kauf von Schur Flexibles sorgte für Schlagzeilen, der Verkauf der Semperit-Medizinsparte ging langsamer voran als erwartet. Wie geht es den anderen Beteiligungen?
Thomas Zimpfer: Es stimmt, 2022 war kein einfaches Jahr. Aber nur kurz zur Einordnung: Zu Beginn des Jahres sah es ja noch so aus, als würde nach der Pandemie allmählich Normalität einkehren. Dann waren wir auf einmal mit einem Krieg in Europa konfrontiert. Hinzu kamen eine signifikante Inflation, stark destabilisierte internationale Lieferketten, Verfügbarkeitsungewissheit hinsichtlich Energie und Rohstoffen und ein schwächelndes China. In diesem Umfeld haben sich unsere Beteiligungen gut geschlagen. Die AMAG hatte ein sehr starkes Jahr. Bei Lenzing hatte man sich trotz Corona-Krise entschlossen, zwei signifikante Investitionsschritte in Brasilien und Thailand zu setzen. Diese beiden Werke mit einer Investitionssumme von gesamt rund 2 Milliarden US-Dollar sind mittlerweile erfolgreich errichtet und hochgefahren. Das Unternehmen ist mit seiner Spezialitäten- und ESG-Strategie wettbewerbsseitig sehr gut aufgestellt. Der Verkauf der Medizinsparte von Semperit ist inzwischen unterzeichnet. Insgesamt ist die Bilanz der Unternehmen, an den die B&C Holding beteiligt ist, also wirklich gut. Mit dem Kauf von Schur Flexibles gab es aber auch ein sehr bitteres Kapitel.
Dass die B&C in dieser Causa die geschädigte Partei ist, scheint klar. Dennoch wird oft die Frage gestellt, ob auch auf Ihrer Seite Fehler passierten. Der Rückzug von Herbert Ortner zuerst aus dem Vorstand der B&C-Privatstiftung, dann aus dem Aufsichtsrat von Semperit soll angeblich auch mit dem Schur-Flexibles-Deal zu tun gehabt haben.
Zimpfer: Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich auf diese Frage nicht komplett eingehen kann, unter anderem, weil es ja laufende Verfahren gibt. Zur Person von Herbert Ortner kann ich aber sagen: Herbert Ortner hat, noch bevor er zur B&C gekommen ist, angekündigt, beruflich leiser treten zu wollen. Es war daher vereinbart, dass er nur für eine bestimmte Zeit Funktionen übernimmt. Im Fall von Semperit entschloss er sich nach dem Signing des wichtigen Verkaufes der Medizinsparte dazu, aus der Position im Aufsichtsrat auszuscheiden. Er ist aber weiterhin für die B&C als Aufsichtsratsvorsitzender der AMAG und im Vorstand der neu gegründeten B&C Board AG tätig. Von einem Rückzug kann man also nicht sprechen.
Hat die B&C, die ursprünglich ja eine Holding war, in die die Bank Austria und die Creditanstalt ihre Industrieaktivitäten auslagerten, heute noch eine Berechtigung? Immerhin hat es in der Kurz-Ära massive Bestrebungen gegeben, die Beteiligungen der B&C in die ÖBAG zu überführen.
Zimpfer: Die B&C war ab Ihrer Gründung als Stiftung organisiert und unabhängig. An die angesprochenen Jahre mit ihren Herausforderungen erinnere ich mich gut. Nach meiner Wahrnehmung gab es da einige Gerüchte. Das Resultat dieser Zeit ist, dass die B&C-Gruppe über die damals getätigte Transaktion mit der Unicredit in ihrer Souveränität bestätigt wurde – Langfristigkeit und Unabhängigkeit, diese USPs wurden damals bestätigend abgesichert. Wir trachten danach, die B&C nach klaren wirtschaftlichen Gesichtspunkten mit langfristiger Ausrichtung zu führen und nicht nach politischen, wobei ich nicht nur Parteipolitik meine, sondern auch alle anderen externen Einflussfaktoren. Nach dieser Logik entsenden wir beispielsweise Aufsichtsräte. Nach dieser Logik definieren wir auch unsere Ziele. Diese Unabhängigkeit ist enorm wichtig, um die Hauptaufgabe von B&C erfüllen zu können, die Förderung des Industriestandorts Österreich.
Um es konkret zu machen: Worauf will sich die B&C in diesem Kontext in Zukunft konzentrieren?
Zimpfer: Die Industrie steht für 22 Prozent der heimischen Wertschöpfung, unser Wohlstand hängt daran. Um den Herausforderungen unserer Zeit standhalten zu können, müssen wir – damit meine ich alle Stakeholder der Industrie, von Belegschaftsteams über Vorstände, Aufsichtsräte, Gesellschafter bis hin zu NGOs und jenen, die Rahmenbedingungen definieren – dringend auf ein Agieren mit Vernunft und Weitsicht abzielen. Ohne ein bedachtes Vorgehen wird die Industrie an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und Unternehmen und damit Arbeitsplätze werden verschwinden. Im engeren Sinn ist unser Ziel als B&C, über unsere Gesellschafterbeiträge den Fortbestand unserer Kernbeteiligungen und Tech-Scale-Ups zu unterstützen, kritische Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und Beiträge zu leisten, um die heimische Industrie zu stärken. Investitionstätigkeit ist ebenso wichtig wie zeitgemäße Governance, eigenkapitalgerechtes Performance-Denken oder das Agieren nach ESG-Kriterien.
Die B&C selbst hat in ihrem Management vor allem Juristen und Finanzfachleute. Personen mit ausgeprägtem Industriehintergrund sind selten. Ist das für eine Industrie-Beteiligungsgesellschaft nicht etwas ungewohnt?
Zimpfer: Das ist eine sehr interessante Frage. Ich bin ein Anhänger von Diversität, beispielsweise in der Zusammensetzung von Führungs- und Aufsichtsgremien – Kompetenz, Geschlecht, Alter, Schwerpunkte-Zuteilung im Gremium. Wenn Sie auf das Team der B&C schauen, dann werden Sie diesen komplementierenden Charakter erkennen. Sie haben jetzt explizit nach Industrieexpertise gefragt. Sie zu sichern, ist ein Bestreben von uns. Herbert Ortner, den Sie vorhin genannt haben ist, jemand, der diese Expertise einbringt. Cord Prinzhorn, der seit zwei Jahren an Bord ist, bringt diese Kompetenzen ebenso hervorragend ein. Wir haben ein langfristig eingespieltes Team, das als solches agiert. Viele Kolleginnen und Kollegen sind länger als zehn Jahre an Bord, ich selbst arbeite für die B&C in meinem zwölften Jahr.
Semperit - Ein Unternehmen im Umbruch
Ganz rund scheint es bei Semperit zuletzt aber nicht gelaufen zu sein. Insider weisen jedenfalls darauf hin, dass der Verkauf von Sempermed, der Medizinsparte von Semperit, viel zu lange hinausgezögert wurde. „In der Pandemie machte die Medizinsparte aufgrund der damaligen Situation gute Gewinne, beim Verkauf versäumte man dann jedoch den optimalen Zeitpunkt“, sagt ein Branchenkenner fügt aber hinzu, grundsätzlich sei die Entscheidung, die Medizinsparte abzustoßen und sich auf Industriegummi zu konzentrieren, richtig gewesen.
War das Jahr 2022 bei Semperit durch den schleppenden Verkauf von Sempermed und das Ausscheiden von Herbert Ortner als Aufsichtsrat gekennzeichnet, so sorgte schon im Jahr zuvor der plötzliche Abgang von Martin Füllenbach als Vorstand für Spekulationen. Denn eigentlich wäre Füllenbachs Vertrag noch bis 2023 gelaufen. Einer der gern kolportierten Gründe für Füllenbachs überstürzten Wechsel zum Brennstoffzellenhersteller Solidpower: Die B&C-Gruppe würde als Mehrheitseigentümerin die Vorstände der von ihr kontrollierten Unternehmen an einer recht kurzen Leine halten.
B&C-Holding-Vorstand Zimpfer findet diese Interpretation absolut nicht nachvollziehbar. „Das Aktienrecht regelt die Befugnisse von Vorständen und Aufsichtsräten in börsennotierten Unternehmen sehr genau. Da besteht weder Ansinnen unsererseits noch Platz zu willfährigem Hineinregieren. Ich stelle das in Abrede.“
Tatsächlich besteht sowohl die Spitze der B&C-Privatstiftung als auch jene der B&C-Holding aus Juristen und Finanzexperten, weshalb, abgesehen von rechtlichen Restriktionen, der Wunsch, den industrieerfahrenen Vorständen in das Alltagsgeschäft hineinzugrätschen, wohl gering ausfallen dürfte. Zudem ist die B&C im Moment ohnehin mit langfristigen strategischen Entscheidungen beschäftigt, darunter auch der Suche nach einer personellen Zukunftslösung für die B&C Privatstiftung.
Personalentscheidungen - Wie die Zukunft aussehen könnte
Immerhin haben zwei der Vorstände, der Vorstandsvorsitzende Erich Hampel und sein Kollege Wolfgang Hofer, das siebzigste Lebensjahr bereits überschritten. Die Satzung der Stiftung ist inzwischen dahingehend geändert worden, dass sie weiterhin Vorstände bleiben können, die grundsätzliche Frage nach einer Nachfolge löst das aber nicht. Auch wenn zumindest einem von ihnen, nämlich Wolfgang Hofer, alles andere als Amtsmüdigkeit nachgesagt wird. „Ich glaube, er wird sein Mandat so lange ausüben, solange es irgendwie möglich ist“, sagt ein Insider.
Birgit Noggler, die Dritte in der Führungsriege der Privatstiftung, wäre im Prinzip eine gute Nachfolgerin. Die Finanzexpertin, früher unter anderem bei PwC und Immofinanz, ist 49 und damit einerseits erfahren genug, um den Job zu machen, andererseits jung genug, um mehr als nur eine Übergangslösung zu sein. Einen möglichen Haken hat diese Personalie allerdings schon, so wird jedenfalls aus dem B&C-Umfeld kolportiert: Noggler fühlt sich auch mit ihren jetzigen Aufgaben gut ausgelastet.
Eine Zukunftshoffnung verlor die B&C im November des Vorjahres auf tragische Weise. Mariella Schurz, seit 2012 bei B&C, eine der maßgeblichen Personen hinter dem für die Außenwirkung der B&C wichtigen Houska-Preis und zuletzt Generalsekretärin der Privatstiftung, verstarb im Alter von 48 Jahren völlig unerwartet während eines Brasilien-Aufenthalts.
Cord Prinzhorn - Der neue starke Mann bei B&C?
Bei Diskussionen darum, wer die nächste maßgebliche Person an der Spitze der B&C sein könnte, fällt immer wieder auch der Name von Cord Prinzhorn. Der heute fünfzigjährige Sohn des Großindustriellen Thomas Prinzhorn hat sich im Rahmen des turbulenten Führungswechsels bei Lenzing für die Beteiligungsgesellschaft als ein wichtiger stabilisierender Faktor bewährt.
Prinzhorn, eigentlich Aufsichtsrat bei Lenzing, übernahm damals sehr kurzfristig den verwaisten Vorstandsposten und führte das Unternehmen so lange, bis Technik-Chef Stephan Sielaff geordnet die Nachfolge antreten konnte. Danach wurde Prinzhorn im Aufsichtsrat zum Vorsitzenden.
Dass er willens und auch in der Lage war, von einem Tag auf den anderen aus dem Aufsichtsrat in das Tagesgeschäft zu wechseln, qualifiziert Prinzhorn nun in den Augen vieler für Höheres. Offen bleibt allerdings, welche Ambitionen Prinzhorn selbst hat. Und ob er in dem nicht immer einfachen Machtkonstrukt der B&C seinen Platz finden kann.
Zumindest das Know-how von Prinzhorn will die B&C aber auf jeden Fall nützen, wie übrigens auch jenes von Herbert Ortner. Am 27. September 2022 wurde daher im Palais Ephrussi mit einem Grundkapital von 70.000 Euro die B&C Board AG ins Leben gerufen. Ihre Aufgaben soll unter anderem „die entgeltliche und unentgeltliche Erbringung von Dienstleistungen und Beratungen aller Art für andere Unternehmen, insbesondere für verbundene Unternehmen“ umfassen. Zu den Vorständen der Board AG wurden Herbert Ortner und Cord Prinzhorn bestellt, als dritter Vorstand fungiert Stefan Fida, auch er eine wichtige Konstante im B&C-Universum.
Zukunftsregelung - Wer kann welche Rolle spielen?
Wie Birgit Noggler ist der 1979 geborene in einem Alter, in dem er erfahren genug ist, um Führungsaufgaben übernehmen zu können und zugleich auch noch langfristige Perspektiven zu entwickeln. Von 2017 bis 2018 war Fida bereits im Vorstand der B&C-Privattiftung, schied dann aber aus. Heute vertritt er die B&C im Aufsichtsrat der Lenzing AG und im Vorstand der Semperit AG Holding. Welche Aufgaben er in Zukunft auch übernehmen mag: Auch er wäre ein Kandidat, der über ein profundes juristisches Wissen, aber weniger über konkrete Industrieerfahrung verfügt.
In der Vergangenheit ist die B&C mit Führungskräften, die dieses Profil verkörpern, allerdings recht gut gefahren. Dass sich die B&C dem Einflussbereich ihrer ursprünglichen Gründer, der damaligen Bank Austria und der Creditanstalt, entziehen konnte, geht zu einem großen Teil auf die Rechtsexpertise des Anwalts und Privatstiftungsvorstands Wolfgang Hofer zurück. Auch die erfolgreiche Abwehr von Übernahme-Begehrlichkeiten einer Investorengruppe rund um Michael Tojner kann Hofer auf sein Erfolgskonto verbuchen.
Über den Streit mit Michael Tojner scheint das Gras inzwischen so weit gewachsen zu sein, dass die B&C und Michael Tojner nun sogar miteinander kooperieren, etwa in der Unterstützung der WU Wien. „Es ist offensichtlich, dass es in der Beziehung der B&C zu Michael Tojner unterschiedliche Phasen gab. Heute sind wir in einer Phase, in der es an einer Stelle, wo eine Meinungsschnittmenge besteht, öffentlich kommunizierte Kooperationen samt einer bislang sehr guten Zusammenarbeit gibt“, kommentiert B&C-Holding Vorstand Zimpfer.
Angriff aus der Politik - Wollte die ÖBAG die B&C kassieren?
Doch nicht nur bei der Abwehr von Michael Tojners Übernahme-Angriff, sondern auch in der Ära Sebastian Kurz hat sich die in der B&C versammelte juristische Kompetenz bewährt. Zu dieser Zeit, berichten mit der Causa vertraute Personen, hatte die Regierungsseite bereits Gutachten in der Schublade, die dazu dienen sollten, die Anteile der B&C in die ÖBAG zu überführen. Die dabei formulierte Argumentation lief, grob betrachtet, darauf hinaus, dass die B&C-Privatstiftung aufgrund ihrer Struktur, dem Stiftungszweck, „Förderung des österreichischen Unternehmertums“, nicht nachkommen könne.
Wie stichhaltig diese Argumentation tatsächlich war und wie massiv die Begehrlichkeiten der ÖBAG wirklich ausfielen, lässt sich heute nur noch sehr schwer sagen. Während manche Personen aus dem B&C-Umfeld berichten, nur der Rücktritt von Sebastian Kurz, habe die Beteiligungsgesellschaft vor einer Zerschlagung gerettet, bezweifeln andere, ob es überhaupt ernsthafte Übernahmephantasien gab: „Wenn es so gewesen wäre, dann bin ich überzeugt, dass die Chat-Protokolle von Thomas Schmid auch darüber Auskunft gegeben hätten. Doch davon war nie die Rede, nicht einmal bei der Lesung im Burgtheater“, sagt jemand, der mit B&C-Interna gut vertraut ist.