Kunststoffe : Vorsitzwechsel im Semperit-Aufsichtsrat

Herbert Ortner

Herbert Ortner verlässt Semperit

- © Helene Waldner 2009

Der börsennotierte Gummi- und Kautschukkonzern Semperit hat am Dienstag einen Führungswechsel im Aufsichtsrat verkündet. Herbert Ortner legt seine Funktion als Vorsitzender zurück und scheidet aus dem Kontrollgremium aus, hieß es in einer Aussendung. Interimistisch übernimmt der stellvertretende Vorsitzende Stefan Fida bis zur Hauptversammlung im April 2023. Für den Posten werde Cord Prinzhorn vorgeschlagen, der derzeit den Vorsitz im Lenzing-Aufsichtsrat innehat.

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Vorgeschlagen: Cord Prinzhorn, derzeit bei Lenzing

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Tief in der Verlustzone

Der Gummi- und Kautschukkonzern Semperit ist heuer in den ersten drei Quartalen tief in die Verlustzone gerutscht. Der Unternehmensbereich Industrie warf zwar Gewinne ab, doch der Sektor Medizin (Sempermed) riss mit negativen Ergebnisbeiträgen ein Loch in die Bilanz. Unter dem Strich blieb ein Fehlbetrag in Höhe von 34,6 Mio. Euro, wie das börsennotierte Unternehmen bekanntgab. In der Vorjahresperiode waren noch 224,1 Mio. Euro Gewinn geschrieben worden.

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Die Verkaufserlöse sanken um 10,4 Prozent, von 926,1 auf 829,6 Mio. Euro. Die Umsätze im Sektor Medizin halbierten sich fast von 516,7 auf 271,2 Mio. Euro (minus 47,5 Prozent). Dieser Einbruch konnte durch Zuwächse in anderen Unternehmensbereichen nicht vollkommen wettgemacht werden.

"Im Sektor Industrie ist es uns jedoch auch in dieser Berichtsperiode gelungen, dem schwierigen Marktumfeld und der zunehmend abkühlenden Wirtschaftskonjunktur mit einer starken Performance zu trotzen", betonte CEO Karl Haider. Das untermauere einmal mehr, dass die konsequente Weiterverfolgung der Transformation der Semperit-Gruppe zum Industriegummispezialisten der richtige Weg sei.

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Sempermed war heuer in den ersten drei Quartalen operativ negativ: Der Verlust vor Zinsen und Steuern (EBIT) summierte sich in diesem Bereich auf 75,6 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum war hier noch ein operativer Gewinn von 262,6 Mio. Euro erzielt worden.

In weiterer Folge war auch das konzernweite EBIT heuer zwischen Jänner und September mit 9 Mio. Euro negativ, nach einem operativen Gewinn in Höhe von 290 Mio. Euro in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) schrumpfte um 73,5 Prozent von 324,3 auf 85,9 Mio. Euro.

Sowohl der deutliche Umsatzrückgang im Sektor Medizin als auch steigende Kosten für Materialaufwand inklusive Energie und bezogene Leistungen (plus 17,5 Prozent), Personalaufwand (plus 9,1 Prozent) und sonstige betriebliche Aufwendungen, vor allem Ausgangsfrachten und nicht-produktionsbezogene Energiekosten (plus 19,9 Prozent) hätten das operative Ergebnis belastet, erklärte der Konzern.

Der Personalstand wurde um 4,7 Prozent auf 6.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekürzt. Vor einem Jahr hatte Semperit noch weltweit 7.027 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigt.

Verkauf von Sempermed

Die Semperit AG Holding verkauft ihren Unternehmensbereich Sempermed, das bedeutet das Geschäft mit Operations- und Untersuchungshandschuhen. Die Sparte geht um 115 Mio. Euro an den südostasiatischen Handschuhproduzenten Harps Global Pte. Ltd. mit Sitz in Singapur und Produktion in Malaysia, wie der Konzern bekanntgab. Zunächst nicht mitveräußert werde die Produktion im österreichischen Wimpassing.

Von dem Verkauf ausgenommen sei "zunächst die Produktion von Operationshandschuhen im österreichischen Wimpassing und deren Verpackung im ungarischen Sopron, die für den Erwerber als Auftragsfertigung noch mehrere Jahre fortgeführt werden wird", hieß es in der Aussendung. Für die Transaktion ist noch grünes Licht seitens der zuständigen Behörden nötig. Dieses werde für das zweite Quartal 2023 erwartet.

Semperit gab in diesem Zusammenhang auch einen voraussichtlichen "Wertaufholungsbedarf" in der Größenordnung von etwa 30 bis 35 Mio. Euro für das Vermögen der Sempermed bekannt. Der genaue Betrag werde mit der Veröffentlichung des Jahresergebnisses für 2022 am 22. März 2023 bekanntgegeben.