Milliardeninvestitionen, eine neue E-Plattform, Entwicklung und Produktion vor Ort: Was für den chinesischen Markt wie ein Fortschritt wirkt, ist für den Standort Deutschland ein schleichender Machtverlust. Wolfsburg – einst das Steuerzentrum der Volkswagen-Welt – wird zur Europazentrale. Mit jeder Plattform, die in China entwickelt wird, geht ein Stück Industriekompetenz aus Deutschland verloren.
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Für den Standort Deutschland ist diese Entwicklung ein deutliches Warnsignal. Wenn zentrale Kompetenzen wie Plattformarchitektur, Softwareentwicklung und Fahrzeugdesign nach China verlagert werden, verliert das Mutterland des Konzerns an strategischem Gewicht und Gestaltungshoheit. Was jahrzehntelang als technologische Schaltzentrale galt, droht zur regionalen Außenstelle degradiert zu werden. Wolfsburg könnte vom globalen Taktgeber zur administrativen Zentrale oder gar zur verlängerten Werkbank werden – mit ungewissen Folgen für Tausende Beschäftigte, für Ausbildung und Know-how sowie für die gesamte Zulieferkette im deutschen Mittelstand.
Auch die Innovationskraft steht auf dem Spiel: Wer Schlüsseltechnologien auslagert, verliert nicht nur Kompetenzen, sondern auch Einfluss auf künftige Entwicklungen. Die Gefahr besteht, dass Deutschland nicht mehr als Herkunftsort wegweisender Mobilitätslösungen wahrgenommen wird, sondern als Produktionsstandort im Schatten internationaler Innovationszentren. Gerade in einer Zeit, in der Software, künstliche Intelligenz und Plattformtechnologie über Markterfolg entscheiden, wiegt dieser Bedeutungsverlust schwer. Die Entscheidung, Zukunftsmodelle nicht mehr in Deutschland zu entwickeln, sondern direkt vor Ort in den Zielländern, ist deshalb mehr als ein strategischer Pragmatismus – sie markiert eine tektonische Verschiebung der industriellen Wertschöpfung. Und sie stellt eine grundsätzliche Frage: Welche Rolle soll – und kann – Deutschland in der globalen Autoindustrie der Zukunft noch spielen?