Stahl : Voestalpine: Kräftiges Gewinnplus
Der Linzer Stahlkonzern voestalpine hat seine Gewinne in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres 2022/23 deutlich ausgebaut. Trotz Energiekrise legte das Ergebnis nach Steuern um 24 Prozent auf 864 Mio. Euro zu, wie das Unternehmen heute bekanntgab. Die höheren Energie- und Rohstoffpreise wurden großteils an die Kunden weitergereicht. Das neue Edelstahlwerk in der Steiermark soll demnächst - mit gut einem Jahr coronabedingter Verzögerung - an den Start gehen.
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Allerdings sind damit empfindlich höhere Projektkosten verbunden. "Es wird zu einer möglichen Kostenüberschreitung von bis zu 30 Prozent kommen", umriss Konzernchef Herbert Eibensteiner am Mittwoch in einer Pressekonferenz die deutliche Mehrbelastung. Ursprünglich waren für das Werk in Kapfenberg 350 Mio. Euro budgetiert worden, nun werden es bis zu rund 455 Millionen. "Das Edelstahlwerk ist auch notwendig, um etwa 3.500 Arbeitsplätze in Kapfenberg und auch in Mürzzuschlag langfristig abzusichern", so der CEO. "Der Produktionsstart ist noch in diesem Geschäftsjahr geplant, also bis Ende März", kündigte Eibensteiner an. Die Produktion werde sukzessive hochgefahren und im Laufe des Jahres immer mehr auf das neue Werk übergehen.
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Vor allem die starke Nachfrage in den Produktbereichen Energie, Luftfahrt und Railway Systems stützte das Ergebnis. "In den meisten Geschäftsbereichen ist es uns auch gelungen, die steigenden Rohstoff- und Energiekosten weiterzugeben", berichtete Eibensteiner. "Das sehr gute Ergebnis basiert einmal mehr auf unserer breiten Aufstellung in unterschiedlichen Marktsegmenten und Wirtschaftsregionen", so der Konzernchef.
"Besonders positiv entwickelte sich in den ersten Quartalen der Energiebereich", strich der CEO hervor. Das gelte nicht nur für die Nachfrage nach Öl- und Gasprodukten, sondern auch nach Produkten für die Solarenergie.
"Ebenso hat sich der positive Trend im Bereich Luftfahrt fortgesetzt", so der voestalpine-Chef unter Verweis auf den zunehmende Bedarf an "Single-Aisle"-Flugzeugen für den regionalen Flugverkehr. Der Geschäftsbereich Bahninfrastruktursysteme habe in Europa vom hohen Bedarf an Schienen profitiert. Außerhalb Europas sei die gute Nachfrage nach Weichensystemen weiter aufrechtgeblieben.
Eine sinkende Dynamik zeigten den Unternehmensangaben zufolge hingegen die Bereiche Haushaltsgeräte- und Konsumgüterindustrie sowie die Bauindustrie. Weiters "die für uns interessante Automobilindustrie weiterhin von Lieferengpässen betroffen" gewesen. Es mangelt an Elektronikbauteilen. In Europa hätten sich die Abrufe der Automobilkunden nicht wesentlich erhöht.
Die Lieferkettenschwierigkeiten bleiben wohl auf diesem Niveau bestehen: "Gelöst ist dieses Problem nicht, das bedeutet für den Automotive-Bereich, dass es ähnlich weitergehen wird wie in den vergangenen Quartalen und ich glaube, dass wir so auch in die Planung des nächsten Jahres reingehen werden", sieht Eibensteiner vorerst keine Besserung der Lage.
Außerhalb Europas lief es besser - vor allem in China seien die Rahmenbedingungen "eher vorteilhaft" gewesen. "Nach dem Sommer sahen wir auch in den USA leichte Rückgänge", räumte der Konzernchef ein. Die Entwicklung in den verschiedenen Märkten sei aber doch positiver als angenommen. "Wir werden dort nur eine sehr milde Rezession sehen", erwartet Eibensteiner.
Lage in Europa getrieben vom Krieg in der Ukraine
"Generell ist das Umfeld in Europa sehr stark getrieben von den Folgen des Krieges in der Ukraine, dazu kommen hohe Inflation und die steigenden Energiepreise - das wird uns auch weiter begleiten, es ist wichtig, sich darauf einzustellen", sagte der CEO. "Tatsache ist, dass in den USA und in China die Energiepreise natürlich deutlich niedriger sind." In Europa wäre es seiner Meinung nach "schon sehr wichtig den Strompreis vom Gaspreis zu trennen, um nachhaltig Klarheit bei den Energiekosten zu erreichen".
Das Management hob nun den Ausblick für das gesamte Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende März) etwas an. Der Vorstand rechnet mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 2,5 Mrd. Euro. Im November waren 2,3 bis 2,4 Mrd. Euro in Aussicht gestellt worden.
Ungeachtet des hohen Gewinns hat auch der Stahlkonzern Anspruch auf den staatlichen Energiekostenzuschuss. "So wie die Förderrichtlinien jetzt ausschauen, würde die voestalpine eine Förderung bis zu 2 Mio. Euro beantragen können", sagte der voestalpine-Chef. Die Anträge seien in Bearbeitung. "Bei uns haben sich die Energiepreise vom letzten Geschäftsjahr auf diese ersten drei Quartale verdoppelt und eine Höhe von über 1 Mrd. Euro erreicht", relativierte Eibensteiner die Höhe der staatlichen Gelder. Er rechnet mit einer weiteren Steigerungen der Energiekosten.
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In den ersten neun Monaten des laufenden Fiskaljahres (1. April bis 31. Dezember 2022) erhöhte sich das EBITDA gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 23 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro, die Marge sank allerdings von 14,5 auf 13,8 Prozent. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) erhöhte sich um gut 19 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro, die EBIT-Marge verschlechterte sich jedoch von 9,1 auf 8,4 Prozent. Der Gewinn je Aktie (EPS) stieg um 17 Prozent von 3,81 auf 4,46 Euro.
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Der Verschuldungsgrad (Gearing) hat sich von 46 auf 35,1 Prozent deutlich verbessert. Das Eigenkapital vergrößerte sich von 6,3 auf 7,6 Mrd. Euro. Die voestalpine beschäftigt weltweit rund 50.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Herausforderung der Zukunft
Als große Herausforderung der Zukunft steht bei der Voest nun die Dekarbonisierung der Stahlproduktion an. "Greentec steel ist auf Schiene, im März wird ein wichtiger Meilenstein sein: Der Aufsichtsrat wird für die Investition in je einen Elektrolichtbogenofen in Linz und in Donawitz entscheiden", sagte der Konzernchef.
Die Kosten für den ersten Schritt waren ursprünglich bei 1 Mrd. Euro angesetzt worden. Dabei wird es nicht bleiben. "Wir sind gerade dabei, die Fiskalzahlen zu aktualisieren - es sind natürlich erhebliche Kostensteigerungen in den letzten Jahren passiert, es wird wohl mehr wie eine Milliarde werden, aber die endgültigen Zahlen haben wir noch nicht", so Eibensteiner.
Das Projekt werde 2027 in Betrieb gehen und die ersten "green Stähle" liefern. "Wir werden jetzt im März die Genehmigung beantragen." Im ersten Schritt sollen damit 30 Prozent CO2 eingespart werden. "Rund um 2030 wird es einen zweiten Schritt geben", erklärte der CEO. Bis 2050 will die Voest CO2-neutral produzieren.
"Unterstützungen für so eine Dekarbonisierung sind natürlich wichtig", betonte der Voest-Chef. In Österreich gebe es dafür einen Fonds mit rund 3 Mrd. Euro für die Industrie. Allerdings fehlten noch die dazugehörigen Förderrichtlinien.
In den ersten neun Monaten 2022/23 kletterte der Umsatz des Unternehmens im Vergleich zur Vorjahresperiode "in einem insgesamt herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld" um 29 Prozent auf 13,6 Mrd. Euro.
Hoher Besuch im Stahlwerk
Im Rahmen seines Österreichbesuchs zur Vertiefung der Partnerschaft im Bereich der dualen Lehrlingsausbildung hatte US-Arbeitsminister Marty Walsh Mitte Januar das Voestalpine-Ausbildungszentrum in Linz besichtigt. Wegen einer Corona-Infektion wurde er nicht vom heimischen Amtskollegen Martin Kocher (ÖVP), sondern von Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) begleitet.
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Weltweit bietet der Voestalpine-Konzern 1.400 Lehrlingen 50 Lehrberufe an. In Österreich gebe es aktuell 860 Lehrlinge in 30 Lehrberufen. Man freue sich, dass sich der US-Arbeitsminister persönlich ein Bild von dem Ausbildungsangebot gemacht habe, hieß es in den Presseunterlagen des Stahl- und Technologiekonzerns. Mehr als 90.000 Euro fließen in die Ausbildung jedes Lehrlings", hob CEO Herbert Eibensteiner hervor.
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Anders als in Österreich gebe es in den USA kein bundesweites, einheitliches Ausbildungsprogramm. Die Voestalpine setzte daher an einigen ihrer US-Standorte auf verschiedene Modelle zur innerbetrieblichen Ausbildung von Fachkräften, die auf die österreichische und deutsche Lehrlingsausbildung zurückgehen, führte er weiter aus. Gleichzeitig arbeite man aber auch mit örtlichen Schulen zusammen.
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"Die Ausweitung der dualen Lehrlingsausbildung ist entscheidend für die Schaffung hochwertiger Arbeitsplätze in neuen und aufstrebenden Branchen", unterstrich der demokratische US-Politiker und frühere Gewerkschaftsführer in Linz.
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