Industrie-Fachkräfte : Personalmangel in Schlüsseltechnologien: So viele fehlen in 5 Jahren

Der Fachkräftemangel bedroht die Industrie in Österreich.

"Wer die Technologie beherrscht, bestimmt über die Zukunft", so IV-Präsident Georg Knill.

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Die Industriellenvereinigung (IV) warnt vor einem drastischen Fachkräftemangel in Schlüsseltechnologien. Für den Erhalt des Wohlstandes seien diese Arbeitskräfte wichtig. Ansetzen müsse man bereits in der Volksschule - und letztlich auch mit dem Hinweis, dass Arbeitsplätze in der Technologie der beste Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel seien. "Denn wer die Technologie beherrscht, bestimmt über die Zukunft", so IV-Präsident Georg Knill.

Jedenfalls dürfe es nicht passieren, dass junge Menschen angesichts der hohen Immobilienpreise meinen, es sei ohnehin egal, ob sie sich beruflich voll engagieren oder nicht, weil man damit kein ordentliches Vermögen aufbauen könne, so Knill. Und noch immer liege ein großes Potenzial an weiblichen Fachkräften und älteren Arbeitnehmern brach, das es zu nutzen gelte. Das allein würde aber nicht reichen, denn schon ohne den demografischen Wandel würden bis 2029 weitere 58.000 Stellen im Technologiesektor unbesetzt bleiben. Hinzu kämen in den nächsten zwölf Jahren 461.000 fehlende Arbeitskräfte aufgrund des demografischen Wandels. Dies errechne sich aus der Zahl der Kinder und Jugendlichen, die sich derzeit in Schule und Ausbildung befinden, im Verhältnis zur Zahl derer, die in Rente gehen, wenn die Jungen ins Erwerbsleben eintreten.

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Die Befürchtung, dass die Digitalisierung massiv Arbeitsplätze kosten werde, habe sich jedenfalls nicht bewahrheitet - im Gegenteil. IV-Chefökonom Christian Helmenstein verwies auf den enormen Technologiesprung in der Industrie, der inflationsdämpfend wirke, während dies im Dienstleistungssektor nicht der Fall sei. Er nannte zwei Beispiele: Der Bereich mit der höchsten Produktivitätssteigerung seit den 50er Jahren sei die Postlogistik, am wenigsten habe sich im Bereich der Autoreparaturen getan - was sich auch in den Werkstattpreisen widerspiegele.

"Der Arbeitsmarkt hat sich komplett gedreht."
IV-Präsident Georg Knill

Österreich in Umwelttechnologie nicht gut aufgestellt

Grundsätzlich ist Österreich im europäischen Vergleich bei High-Tech-Jobs gut aufgestellt, vor allem im Maschinenbau und im Umweltbereich - nicht aber in der Umwelttechnologie. Und das sei exemplarisch für das Land - es fehle an der spezifischen Ausbildung, so Helmenstein.

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Und noch auf etwas macht er aufmerksam: Österreich sei "ein Land der Erfinder", werde hierzulande aber unter Wert geschlagen - weil viel für internationale Konzerne geforscht werde, die die daraus resultierenden Patente dann in den Ländern anmelden, in denen sie ihren Sitz haben. "Wenn Sie so wollen, sind wir Nettoexporteure von intellektuellen Assets", sagte Helmenstein am Freitag vor Journalisten. Zu den Schlüsseltechnologien zählen unter anderem die Mikro- und Nanoelektronik, die Nanotechnologie, die Photonik, die industrielle Biotechnologie sowie fortschrittliche Fertigungs- und Werkstofftechnologien.

Steuerliche Erleichterungen wären laut Knill hilfreich, um ältere Arbeitnehmer länger im Arbeitsprozess zu halten. Dass die Unternehmen wenig Interesse hätten, ältere und damit meist teurere Mitarbeiter zu beschäftigen, stimme schon deshalb nicht, weil die Unternehmen dringend Mitarbeiter suchten. In der Industrie seien derzeit 35.000 offene Stellen beim AMS gemeldet, in Wirklichkeit kämen noch einmal so viele offene, aber nicht beim Arbeitsmarktservice gemeldete Stellen dazu. "Der Arbeitsmarkt hat sich komplett gedreht", betonte Knill.

Wichtig wäre es auch, mehr Beschäftigte von Teilzeit in Vollzeit zu bringen, hier wirke sich aber die Steuerbelastung negativ aus - das habe etwa Schweden viel besser gelöst, so der IV-Präsident. (apa/red)