Sparmaßnahmen : Varta in der Krise: Einigung auf Sanierungskonzept
Der zuletzt angeschlagene deutsche Batteriekonzern Varta des österreichischen Investors Michael Tojner hat sich mit den Banken und seinem Mehrheitsaktionär auf eine weitreichende Restrukturierung geeinigt. Damit gilt die geplante Sanierung als gesichert. Die Institute hätten ihre Finanzierung zu geänderten Konditionen bis Ende 2026 verlängert, teilte das Unternehmen mit.
>>> Insolvenzen: Mehr Firmen-Pleiten für 2023 erwartet.
Varta mit Sitz im schwäbischen Ellwangen muss auf Druck der Banken drastisch sparen. Dabei sollen auch Arbeitsplätze abgebaut werden. Vom Großaktionär Montana Tech des österreichischen Investors Michael Tojner erhält Varta über eine Kapitalerhöhung 50 Millionen Euro. Damit sei der kurzfristige Finanzierungsbedarf gedeckt, teilte das Unternehmen mit.
>>> Top 10 Insolvenzen in Österreich: So war 2022, so wird 2023.
Um die Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu prüfen, hatten die Gläubigerbanken ein Sanierungsgutachten verlangt. Die Wirtschaftsprüfer von KPMG kommen darin zu dem Schluss, dass Varta sanierungsfähig sei und "klare Wachstumsperspektiven" habe. Voraussetzung dafür seien aber Kostensenkungen beim Einkauf, bei internen Prozessen und beim Personal sowie eine Verbreiterung der Kundenbasis - und eine schnelle Kapitalspritze. Bei Varta sind 4.700 Mitarbeiter beschäftigt.
So sieht das Sanierungskonzept aus
Nun gehe es darum, Produktions- und Strukturkosten anzupassen und in Wachstumsfelder wie Energiewende und E-Mobilität zu investieren, teilte das Unternehmen am Wochenende mit. Damit würden zentrale Voraussetzungen für eine Stabilisierung und langfristig positive Entwicklung des Unternehmens geschaffen. Dazu gehöre auch die Senkung der Personalkosten. Die zuletzt gebeutelte Varta-Aktie legte am Montag um gut fünf Prozent zu.
>>> Batteriehersteller Varta steht vor Herausforderungen.
Das Restrukturierungskonzept wurde laut Varta auf Basis eines Sanierungsgutachtens der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG erarbeitet. Der darin ermittelte kurzfristige Finanzierungsbedarf sei durch die nun abgeschlossene Kapitalerhöhung gedeckt, hieß es weiter. Mit dieser hatte Varta in der vergangenen Woche brutto rund 51 Millionen Euro erlöst.
>>> B&C Gruppe: Hinter den Kulissen des Palais Ephrussi.
Eine Einigung mit den Banken ist Voraussetzung dafür, dass der Mehrheitseigentümer Tojner (55 Prozent) mit seiner Montana Tech Components 50 Millionen Euro frisches Kapital zuschießen kann. Mit dem Erlös aus dem Verkauf von 4,04 Millionen neuen Aktien an Tojner will Varta "gezielt in wichtige Innovationsfelder" investieren, vor allem in das Geschäft mit Energiespeichern. Der Mindestpreis liegt den Angaben zufolge bei 12,37 Euro. Der tatsächliche Ausgabepreis werde aber nicht wesentlich unter dem Börsenkurs liegen.
Ziel: Stabiler Wachstumskurs
Varta musste im vergangenen Jahr mehrfach seine Prognosen nach unten korrigieren. In Nördlingen (Bayern) sind wegen der sinkenden Nachfrage nach Knopfzellen für Kopfhörer - etwa für die "AirPods" von Apple - seit Dezember rund 500 Beschäftigte in Kurzarbeit. Pläne für den Bau einer neuen Fabrik für Batteriezellen für Elektroautos wurden wegen fehlender Abnahmegarantien gestoppt. "Ziel weiterer Restrukturierungsmaßnahmen ist die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumskurs", hieß es in der Mitteilung vom Montag. Vor allem das Geschäft mit Mikrobatterien, Knopfzellen und Haushaltsbatterien müsse profitabler werden. In diesem Zusammenhang seien auch Personalmaßnahmen geplant, über die nun mit dem Betriebsrat gesprochen werde.
Die derzeit schwierige Wirtschaftslage und die Zurückhaltung der Konsumenten wirken sich negativ auf die Nachfrage nach Kleinbatterien aus. Die Produktion für die in der zweiten Jahreshälfte zu erwartenden Produktneueinführungen ist zwar angelaufen, jedoch in deutlich geringerem Umfang als ursprünglich geplant.
>>> Michael Tojners Montana Tech Componets spürt die Energiekosten.
„Ziel weiterer Restrukturierungsmaßnahmen ist die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumskurs“, hieß es in der Mitteilung vom Montag. Insbesondere das Geschäft mit Mikrobatterien, Knopfzellen und Haushaltsbatterien soll profitabler werden. In diesem Zusammenhang seien auch Personalmaßnahmen geplant, über die nun mit dem Betriebsrat gesprochen werde.
>>> Der Reputation-Report der Industrie: Diese Unternehmen haben den besten Ruf.
"Mit dem vorgestellten Restrukturierungskonzept halten wir die Balance zwischen notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen und der Entwicklung unserer Wachstumspotenziale", sagte der neue Vorstandssprecher Markus Hackstein. Aufsichtsratsvorsitzender Tojner erklärte, die Restrukturierung sei "kein einfacher, aber ein notwendiger Weg, um wieder auf den Erfolgskurs zurückkehren zu können".
Varta-Probleme führen zu Verlusten
Die Probleme beim Batteriehersteller Varta bescherten der Montana Tech Gruppe, die auch den Verpackungshersteller Aluflexpack sowie dem Systemkomponentenhersteller Montana Aerospace umfasst, im letzten Geschäftsjahr Verluste. Die Gruppe des Investors Michael Tojner besteht aus dem Batteriehersteller Varta, dem Verpackungshersteller Aluflexpack sowie dem Systemkomponentenhersteller und Flugzeugzulieferer Montana Aerospace. Die Probleme bei Varta konnten durch die Ergebnisverbesserungen bei Aluflex und Montana Aerospace nur teilweise kompensiert werden.
>>> Montana Aerospace meldet starkes viertes Quartal.
Trotz deutlich gestiegener Umsätze hatte das dritte Quartal 2022 der Montana Tech Gruppe einen massiven Verlust von fast 45 Millionen Euro beschert. Die Abwärtsdynamik drückte auch das Ergebnis für die ersten neun Monate des letzten Jahres mit einem Verlust von 20,8 Mio. Euro tief in die roten Zahlen. Hohe Rohstoff- und Energiepreise sowie Verzögerungen bei Kundenprojekten in der Batteriesparte Varta hätten zu dem Ergebniseinbruch geführt.