Insolvenzen in Österreich: 10 Unternehmen : Top 10 Insolvenzen in Österreich: So war 2022, so wird 2023

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Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die endgültigen Zahlen bei den Firmeninsolvenzen für das Jahr 2022 in Österreich analysiert. Die Gesamtzahl an Firmeninsolvenzen stieg um knapp 60 Prozent auf 4.913 Verfahren. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist dabei um 42,5 Prozent auf ca. 3.000, die Zahl der mangels Vermögen abgewiesenen Verfahren gar um 95,5 Prozent auf 1.951 gestiegen.

Sowohl die Insolvenzpassiva (ca. 2 Mrd. Euro) als auch die betroffenen Arbeitsplätze (ca. 16.000) sind stark angewachsen.

Die pandemiebedingten Zeiten eines geringen Insolvenzgeschehens scheinen also vorbei. „Nach dem Auslaufen der Corona-Hilfsmaßnahmen war mit einer Rückkehr auf das Vorpandemieniveau zu rechnen", sieht Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer von Creditreform, keinen Grund zur Panik. "Nun sind viele Kleinst- und Kleinunternehmen insolvent geworden, die nur durch die staatlichen Hilfen über die Pandemie hinweggerettet wurden. Dass viele dieser Unternehmen schon zuvor Probleme hatten, zeigt die stark ansteigende Zahl an vermögenslosen Abweisungen. Gläubiger erleiden dadurch einen Totalausfall.“

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Die Insolvenzursachen liegen im Kapitalmangel und damit konkret in Problemen bei der Rückzahlung der gestundeten Abgaben und Steuern sowie in der allgemeinen Wirtschaftslage. Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel und vor allem steigende Preise bei Materialien und Vorprodukten führen zu sinkenden oder gar negativen Margen, da die Teuerung nicht immer an den Endverbraucher weitergegeben werden kann. „Zuerst die Lockdowns, dann der Ukraine-Krieg und die Inflation waren einfach für viele Unternehmen zu viel an Polykrisen“, erklärt Weinhofer.

Insolvenzen in Österreich: Insolvenzstatistik 2022.

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Insolvenzen in Österreich im Jahr 2022: Im Jahr 2022 meldeten 4.913 Firmen in Österreich Konkurs an.

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Insolvenzen 2022 in Österreich: Bundesländervergleich und Branchenvergleich

In allen Bundesländern stiegen 2022 die Firmeninsolvenzen im zumindest hohen zweistelligen Prozentbereich. Den stärksten Zuwachs verzeichneten Vorarlberg (+127,5 Prozent), Oberösterreich (+106,9 Prozent) und Tirol (+93,9 Prozent).

Die höchste Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit 17 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Vorarlberg mit weniger als 6 von 1.000 Unternehmen. Österreichweit mussten mehr als 10 von 1.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen.

Absolut betrachtet gab es die meisten Insolvenzen im Handel (862), gefolgt von Unternehmensbezogenen Dienstleistungen (841) und dem Bauwesen (805). Die größte relative Insolvenzbetroffenheit herrschte im Bau mit rund 23 von 1.000 Branchenunternehmen, während in der Industrie lediglich nicht ganz 8 von 1.000 Branchenunternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten mussten.

Laut Creditreform schlägt sich die heimische Wirtschaft (noch) recht gut: niedrige Arbeitslosigkeit, nach wie vor gute Eigenkapitalquoten bei der Mehrzahl der Unternehmen, robuster Export, ein gutes Weihnachtsgeschäft im Handel und Konjunkturprognosen mit einer lediglich leichten Rezession knapp unter der Null-Linie für das 1. Halbjahr 2023. Neben besorgniserregenden Nachrichten wie zuletzt dem Forecast des Internationalen Währungsfonds gebe es auch Hoffnung gebende Indikatoren wie den steigenden Einkaufsmanagerindex (EMI) der deutschen Industrie.

„Den heimischen Unternehmen sei dennoch zur Vorsicht geraten. Steigende Energiekosten und Mieten sowie die hohen Kollektivvertragsabschlüsse gepaart mit einer erwarteten Rezession bilden ein gefährliches toxisches Umfeld", so Weinhofer. "Daher kann leider für das noch junge Jahr 2023 keine Entwarnung bei den Insolvenzen gegeben werden.“ Weinhofer rechnet für 2023 mit rund 6.000 Firmeninsolvenzen.

Statistik der Unternehmensinsolvenzen in den Bundesländern.

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Die meisten Firmenpleiten nach Branchen in Österreich.

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Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen nach Rechtsform in Österreich.

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Die 10 größten Insolvenzen 2022

Top 10 Insolvenzen in Österreich nach Verbindlichkeiten:

  1. Bertsch Energy GmbH & Co KG (Vorarlberg): 138,0 Mio. Euro
  2. Christof Industries Global GmbH (Steiermark): 109,0 Mio. Euro
  3. Christof Industries Austria GmbH (Steiermark): 75,0 Mio. Euro
  4. CPI Immobilien GmbH (Wien): 74,0 Mio. Euro
  5. Polytechnik Luft- und Feuerungstechnik GmbH (Niederösterreich): 69,6 Mio. Euro
  6. Star Inn Hotelbetriebs GmbH (Wien): 43,0 Mio. Euro
  7. NBG Fiber GmbH (Niederösterreich): 37,0 Mio. Euro
  8. Mag. Ernst Ludwig Kreihsler, Verlassenschaft (Niederösterreich): 27,2 Mio. Euro
  9. A. Hausmann GmbH (Steiermark): 26,1 Mio. Euro
  10. Flink Austria GmbH (Wien): 22,4 Mio. Euro

Top 10 Insolvenzen in Österreich nach Arbeitnehmern:

  1. Christof Industries Austria GmbH (Steiermark): 350
  2. Flink Delivery Fahrradboten GmbH (Wien): 252
  3. A. Hausmann GmbH (Steiermark): 250
  4. Ordia Handels Ges.m.b.H. (Wien): 239
  5. Bertsch Energy GmbH & Co KG (Vorarlberg): 165
  6. Flink Austria GmbH (Wien): 162
  7. Vienna Textilservice GmbH (Wien): 142
  8. Burgerista Operations gmbh (Oberösterreich): 130
  9. Small Wärme-, Klima- und Sanitäranlagen GmbH (Oberösterreich): 126
  10. Northland Outdoor Shop GmbH (Steiermark): 113
Christof Industries Austria Graz
Christof Industries Austria in Graz. - © Croce & Wir, Fotostudio BetriebsgmbH & CO KG, Mantscha 160, Graz, Austria

Konkursfälle in Österreich im Jahr 2022: Im Jahr 2022 gab es 9.079 Insolvenzanträge für Einzelpersonen in Österreich.

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Privatinsolvenzen nach Bundeslänern.

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