Mit "Siemens Xcelerator" die reale Welt digital nachbilden : "Siemens Xcelerator": Unternehmen digitaler und schneller machen

Michael Freyny, Siemens Österreich, Alfred Marchler, ZETA GmbH, und Rudolf Loidl, Chefredakteur des Industriemagazins, im Gespräch

Auch Partnerschaften werden von entscheidender Bedeutung sein. Um das industrielle Metaversum zum Leben zu erwecken, ist eine umfassende branchenübergreifende Zusammenarbeit in Bezug auf Standards und Infrastruktur erforderlich.

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Die Vision von „Siemens Xcelerator“: Unternehmen schneller machen

Die Digitalisierung hat das Potential, bis zu 80% aller Produktionsprozesse im Vorfeld zu simulieren. Das ermöglicht eine Einzelbetrachtung und Optimierung jedes Prozesses in einer digitalen Umgebung. "Siemens Xcelerator" zielt darauf ab, Unternehmen dabei zu unterstützen, die reale Welt digital nachzubilden, um Betriebsabläufe effizienter zu gestalten.

Der Vorteil daran: In der digitalen Welt kann jeder Prozess einzeln simuliert und optimiert werden. Die Produktion ist somit losgelöst von einer analogen Schrittkette, in der Design, Engineering usw. nacheinander erfolgen müssen.

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Die Basis dafür bilden Daten. Mit Daten von Maschinen, Sensoren, Tools kann die Realität digital nachgebildet werden. So entsteht ein Abbild der realen Welt, das zum Beispiel mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz neues Wissen generiert, um etwa eine Anlage effizienter zu betreiben.

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„Das ist der Ansatz, den wir mit "Siemens Xcelerator" verfolgen. Schnelligkeit ist aktuell der wichtigste KPI in der Industrie. Unternehmen müssen sich schnell auf neue Situationen und Kundenbedürfnisse einstellen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir helfen ihnen dabei, indem wir sie unterstützen, zunächst in einem digitalen Umfeld alles zu simulieren“, erklärt Michael Freyny, Leiter Digital Industries bei Siemens Österreich die Idee hinter "Siemens Xcelerator".

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Michael Freyny, Leiter Digital Industries bei Siemens Österreich

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Offenes Ökosystem

"Siemens Xcelerator" ist eine offene digitale Geschäftsplattform, die ein reichhaltiges Angebot an IoT-Hardware, Software und Services bietet - von Siemens und zertifizierten Partnern und Anbietern, die mit den angebotenen Siemens-Produkten kompatibel sind. Durch den offenen Austausch und die gemeinsame Entwicklung will Siemens Innovationen vorantreiben und Unternehmen helfen, ihre Geschäftsziele einfacher und schneller zu erreichen.

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„Man muss kein Siemens Kunde sein, um den Marktplatz zu nutzen“, betont Freyny. „Wir bieten unseren Kunden Funktionalitäten, die angepasst und kombiniert werden können. Funktionalitäten, die in einer IoT-Architektur laufen und Geschäftsprobleme lösen.“ Ein Unternehmen erhält nicht einfach nur Technologien, sondern sein Problem wird ihm abgenommen. Von der Beratung über die Konzeption der passenden Lösung bis zu deren Realisierung, ja sogar bis zum Betrieb. Damit wird digitale Transformation zunehmend eine Sache von „plug & play“.

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Die Design Prinzipien des Siemens Xcelerator sorgen dabei für maximale Flexibilität: Für gängige Systeme werden Standardschnittstellen angeboten, für alle anderen sind Programmierumgebungen verfügbar, mit denen die Kunden selbst oder beauftragte Partner, die Schnittstellen zwischen den Systemen schaffen können. Siemens Xcelerator ist außerdem mit der Cloud verbunden und verwendet standardisierte Programmierschnittstellen (APIs).

Mit Daten von Maschinen, Sensoren, Tools kann die Realität digital nachgebildet werden

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Partnernetzwerk wächst – ZETA erster österreichischer "Siemens Xcelerator" Partner

Knapp ein Jahr nach dem Start bieten 70 externe Partner über den "Siemens Xcelerator" rund 91 Applikationen und 333 Produktangebote an. Als erster österreichischer "Siemens Xcelerator"-Partner wurde die ZETA GmbH zertifiziert. „Aus unserer Sicht ist der "Siemens Xcelerator" die treibende Initiative im Bereich Digitalisierung“, sagt Alfred Marchler, Managing Director bei ZETA.

Siemens und ZETA verbindet bereits eine enge Partnerschaft, im Bereich Engineering, Realisierung und Digitalisierung pharmazeutischer Prozessanlagen, die nun mit der Teilnahme an der "Xcelerator"-Plattform weiter ausgebaut wird. Was Marchler an der Kooperation besonders schätzt: „Siemens hört den Partnern zu und entwickelt Lösungen gemeinsam. Wir bei ZETA teilen diese kundenorientiere Sicht- und Denkweise.“

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Vertrauen und Business Ethik spielen eine zentrale Rolle in einem offenen Ökosystem. „Dieses Vertrauen zu leben ist kein einfaches Unterfangen für alle Partner, die in diesem Ökosystem agieren, da auch immer ein „Stück“ von der eigenen IP hergegeben bzw. offengelegt wird“, sagt Marchler. Dennoch überwiegen die Vorteile: Klassische Lieferanten- und Kundenbeziehungen kommen bei komplexen Problemlösungen an ihre Grenzen. Eine hierarchische Beziehung zwischen Kunden und Lieferanten kann insbesondere bei der Entwicklung von digitalen Produkten und Services nicht mehr Schritt halten. „Ein offenes Ökosystem fördert ein gemeinsames, partnerschaftliches Arbeiten auf Augenhöhe. Dies führt zu besseren Lösungen mit einem höheren Kundennutzen“, so Marchler.

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Dem digitalen Wandel, der auch in der Pharmawelt Einzug hält, begegnet ZETA mit ausgefeilten neuen Digitalisierungsstrategien. Die Entwicklung verfahrenstechnischer Prozesse zur Produktion von Wirkstoffen ist hochkomplex. Die dabei entstehenden digitalen Prozessdaten gilt es sinnvoll zu organisieren und zu managen, sodass Anlagenbetreiber diese nutzen können.

ZETA hat in den letzten Jahren einen digitalen Werkzeug- und Methodenkasten entwickelt und den Geschäftsbereich Smart Engineering Services (SES) aufgebaut. Auf Basis der Siemens Software COMOS bietet ZETA neue Smart Engineering Services (SES), die es den unterschiedlichen Projektpartnern ermöglichen, in einer gemeinsamen Softwareumgebung zu arbeiten. Alle Daten können aus dieser Softwareumgebung jederzeit abgerufen, genutzt oder weiterentwickelt werden. Der Kunde wird in den Planungsprozess nahtlos eingebunden und eine effiziente, rasche und reibungslose Verständigung zwischen den beteiligten Unternehmen ist gewährleistet.

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Basierend auf den Bedürfnissen führender Pharmaunternehmen wurde zum Beispiel der Smart Maintenance Navigator (SMN) entwickelt. Dieser sorgt auf mobilen Endgeräten – Tablets, Smartphones oder Wearables – für eine nachhaltige Optimierung des Wartungsprozesses. Als virtueller Assistent verknüpft er relevante Informationen für Wartungsintervalle mit Anlagendaten und führt das Wartungspersonal gezielt durch die Anlage. Instandhaltungstätigkeiten können dadurch effizient durchgeführt werden.

Aus unserer Sicht ist der "Siemens Xcelerator" die treibende Initiative im Bereich Digitalisierung.
Alfred Marchler, Managing Director bei ZETA

Alfred Marchler, Managing Director bei ZETA.

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Nächste Ausbauschritte und Vision

Bislang gibt es im "Siemens Xcelerator" viele Softwaremodule. Im nächsten Schritt wird die Automatisierungstechnik enger an den "Siemens Xcelerator" angebunden. Unter dem Namen Industrial Operations X wird das neue "Xcelerator"-Angebot für die Automatisierung und Produktionssteuerung zusammengefasst. Es umfasst eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen für Industriebetriebe, um Operational Technology (OT) mit integrierter Informationstechnologie (IT) zu kombinieren.

Der Fokus liegt auf der Integration modernster IT-Fähigkeiten und bewährter Methoden aus der Software in die Welt der Automatisierung: Low-Code, Edge, Cloud Computing und Künstliche Intelligenz (KI) werden mit branchenführender Automatisierungstechnologie und digitalen Services kombiniert.

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Dadurch werden Anlagen und Produktionslinien flexibler und modularer, so dass Kunden auf Knopfdruck auf Veränderungen reagieren können und industrielle Abläufe anpassungsfähiger und menschenorientierter werden. Dadurch können Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Ressourcenknappheit sowie instabile Nachfrage- und Lieferketten besser bewältigt werden.

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„In fünf Jahren wollen wir als erste Anlaufstelle für Informationen zu den Produkten und Lösungen, die ein Kunde braucht, ebenso wie in Hinblick auf Beratung und Expertenaustausch rund um die Digitalisierung der industriellen Welt wahrgenommen werden. Kurz gesagt als Ort „Wo ich alles finde“, wenn es darum geht, Probleme in der industriellen Welt zu lösen und die digitale Transformation weiterzutreiben und beschleunigen“, skizziert Freyny die Vision des "Siemens Xcelerator".

Im Rahmen eines INDUSTRIEMAGAZIN Round Tables diskutierten Michael Freyny, Siemens Österreich, und Alfred Marchler, ZETA GmbH, mit Rudolf Loidl, Chefredakteur des Industriemagazins, über die offene digitale Business-Plattform "Siemens Xcelerator".